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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : A. pectoris Therapie



Ich:1-Gott:0
11.06.2014, 14:39
Hey

Wieso nimmt man bei einer stabilen A. Pectoris Thrombozytenfubktionshemmer und nicht Cumarine oder Heparin?

Shizr
11.06.2014, 16:57
Weil du - zumindest habe ich das immer so verstanden - eben vorrangig die Thrombozytenfunktion ausschalten möchtest. Atherosklerotische Plaques (ob nun in den Koronarien oder in peripheren Arterien, vgl. pAVK) ziehen Thombozyten geradezu magisch an. Thrombozyten zeigen ja in vivo ein ausgeprägtes Rudelverhalten, und aus einem werden viele, und plötzlich ist die Arterie zu.

Mit Thrombozytenfunktionshemmern nimmst du das relativ elegant raus, ohne dir besondere Blutungsrisiken einzukaufen.


Cumarine hemmen ja primär die plasmatische Gerinnung, und die ist bei der KHK eigentlich nicht das vorrangige Problem. Kritisch sind die Plaques, die eine Fremdoberfläche darstellen und die Thrombozyten, die gern mit Plaques kuscheln.

Heparin ist lästig, einerseits wegen HIT-Risiko, andererseits natürlich wegen der Anwendung.

Rico
11.06.2014, 17:02
Weil man keine Antikoalation sondern eine Thrombozytenaggregationshemmung möchte.
Im "Hochgeschwindigkeitsflussystem" der Arterien ist die Thrombozytenaktivierung am Plaque das Hauptproblem (man möge es sich vereinfachend als eine Hochgeschwindigkeitskollision eines Thrombozyten mit der rauen Plaqueoberfläche vorstellen).
Die plasmatische Gerinnung, die man mit Cumarinen, Heparin oder DOAKs beeinflusst, spielt da pathophysiologischen keine so große Rolle, das ist eher für das "Niedriggeschwindigkeitssystem" (venös + kleiner Kreislauf) relevant.
Darum gibt man ja auch ASS bei KHK auch wenn gleichzeitig z.B. bei Vorhoflimmern noch Marcumar gegeben werden muss.

edit: zu langsam getippt.... :-sleppy

Absolute Arrhythmie
11.06.2014, 17:02
Ich musste erstmal überlegen was A. pectoris sein soll. Ist das ne gängige Abkürzung? Hab ich so noch nie gehört (im klinischen Alltag). A. ist für mich ne Arterie -.-
Angina pectoris heißt für mich einfach Angina pectoris, Angina, ACS, etc...

Solara
11.06.2014, 17:11
Rico,

Ich dachte, bei langfristig stabilen Verhältnissen der KHK, auch mit Stent, könnte man das ASS absetzen bei gleichzeitiger Marcumartherapie?

Ich:1-Gott:0
11.06.2014, 17:45
Hey. Danke soweit. Gerade lese ich bei thieme.
Anscheinend liegt es eher am höherem Blutungsrisiko bei cumarinen, als am Rest. Wenn die Thrombosegefahr relativ gering ist und das scheint sie bei angina pectoris zu sein, soll man ASS oder Clopidogrel geben.

Rico
11.06.2014, 20:30
Hey. Danke soweit. Gerade lese ich bei thieme.
Anscheinend liegt es eher am höherem Blutungsrisiko bei cumarinen, als am Rest. Wenn die Thrombosegefahr relativ gering ist und das scheint sie bei angina pectoris zu sein, soll man ASS oder Clopidogrel geben.Also am Blutungsrisiko liegt es nur partiell. das ist natürlich unter Marcumar & Co. höher, aber für die KHK bietet ASS den besseren Schutz bei geringerem Blutungsrisiko.
Vor allem mit Thrombosegefahr hat das ganze nix zu tun - Marcumar ist ja kein Medikament zur Thromboseprophylaxe (sondern u.a. zur Therapie einer Thrombose, zur Prophylaxe wäre es mit Kanonen auf Spatzen geschossen).


Ich dachte, bei langfristig stabilen Verhältnissen der KHK, auch mit Stent, könnte man das ASS absetzen bei gleichzeitiger Marcumartherapie?Ja, so steht es in den Leitlinien. Kombination von TAH und VKA nur postinterventionell (Dauer je nach Stent... ist klar) oder nach ACS ohne Intervention.
Bin ja jetzt kein Kardiologe, aber es kann schon Gründe geben das mal zu machen, z.B. bei Re-Stenose / -infarkt kurz nach Beendigung der Tripletherapie wo der Verdacht naheliegt, dass es eben doch die TZA war, der da geschützt hatte.
Problem sind auch die schlecht eingestellten VKA-Patienten, die sind wenn sie subtherapeutisch sind nämlich dann nicht nur kardioembolisch gefährdet, sondern auch von der KHK her.

Und gerade, dass man die TZA im ACS bzw. postinterventionell braucht zeigt ja ihre Bedeutung für den arteriellen Schenkel.


Ich musste erstmal überlegen was A. pectoris sein soll. Ist das ne gängige Abkürzung? Hab ich so noch nie gehört (im klinischen Alltag). A. ist für mich ne Arterie -.-
Angina pectoris heißt für mich einfach Angina pectoris, Angina, ACS, etc...Dachte auch beim Lesen der Überschrift: "Oh, das wird aber eine sehr spezielle angiologische/gefäßchirurgische Frage sein." :-D

Ich:1-Gott:0
11.06.2014, 23:35
Also am Blutungsrisiko liegt es nur partiell. das ist natürlich unter Marcumar & Co. höher, aber für die KHK bietet ASS den besseren Schutz bei geringerem Blutungsrisiko.
Vor allem mit Thrombosegefahr hat das ganze nix zu tun - Marcumar ist ja kein Medikament zur Thromboseprophylaxe (sondern u.a. zur Therapie einer Thrombose, zur Prophylaxe wäre es mit Kanonen auf Spatzen geschossen).

Ja, so steht es in den Leitlinien. Kombination von TAH und VKA nur postinterventionell (Dauer je nach Stent... ist klar) oder nach ACS ohne Intervention.
Bin ja jetzt kein Kardiologe, aber es kann schon Gründe geben das mal zu machen, z.B. bei Re-Stenose / -infarkt kurz nach Beendigung der Tripletherapie wo der Verdacht naheliegt, dass es eben doch die TZA war, der da geschützt hatte.
Problem sind auch die schlecht eingestellten VKA-Patienten, die sind wenn sie subtherapeutisch sind nämlich dann nicht nur kardioembolisch gefährdet, sondern auch von der KHK her.

Und gerade, dass man die TZA im ACS bzw. postinterventionell braucht zeigt ja ihre Bedeutung für den arteriellen Schenkel.

Dachte auch beim Lesen der Überschrift: "Oh, das wird aber eine sehr spezielle angiologische/gefäßchirurgische Frage sein." :-D

Also zur Therapie bei Thrombose habe ich derzeit was von Heparinen gelesen und weniger von Cumarinen. Diese sollen erst danach folgen für glaube ich mind. 3 Monate?
Bei KHK hast du recht, habe ich vorhin auch mal gelesen. :-top

Falls einer der Mods das tun würde, wäre es cool wenn ihr den Titel verbessert. :-D Mein Fehler...

Rico
12.06.2014, 00:15
Also zur Therapie bei Thrombose habe ich derzeit was von Heparinen gelesen und weniger von Cumarinen. Diese sollen erst danach folgen für glaube ich mind. 3 Monate? Cumarine sich die Standardtherapie, nur halt nicht akut weil die halt ein paar Tage brauchen bis sie wirken. Die Zeit überbrückt man mit Heparin.
Auch wenn man die VKAs mal pausieren muss (z.B. perioperativ), nimmt man vorübergehend Heparin.
Das wiederum ist wegen der Applikationsart und v.a. den Nebenwirkungen bei Langzeitanwendung (HIT, Osteoporose, ..) nicht gut als Langzeittherapie geeignet.
Die beiden sind also eher ein Team als Konkurrenten, denn der eine kann nicht so gut ohne den anderen.
Oder man ist ganz modern und nimmt die direkten oralen Antikoagulantien...

Ich:1-Gott:0
12.06.2014, 00:18
Danke Rico

BetterCallSaul
11.08.2014, 19:44
Wichtig ist das 'bridging' mit Heparinen ja nicht nur weil die Cumarine "langsamer" wirken (also noch K-abh. Gerinnungsfaktoren zirkulieren), sondern auch, weil K-abh. Gerinnungshemmer Protein C und S eine kürzere Halbwertszeit haben als der Rest - Folge ohne Heparin: Erhöhte Gerinnungsneigung zu Beginn.

greets