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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fixateur Externe Einsatz



Micha_Tec
25.06.2014, 14:47
Hallo
ich bin dabei einen Fixateur extern zu entwickeln als meine Diplomarbeit (Ingenieur-Medizintechnik) und bräuchte noch ein wenig zusätzliches Wissen über den Einsatz insbesondere im Zusammenhang mit CT oder MRT.

Wann wird im Zusammenhang mit dem Fixateur extern ein CT gemacht oder wäre wünschenswert/notwendig?

Bei welchen Verletzungen wird der Fixateur extern häufig eingesetzt? (Ich habe hier und schon auf anderen Seiten Stichworte wie Polytraumata gefunden, aber leider keine speziellen Körperregionen wie bspw. Fuß, Knie oder Ellenbogen...)

Welche Bewegungen oder Lasten treten auf bei dem Fixateur? (Aufgrund von Reha oder ähnliches. bspw. darf ein Bein voll belastet werden, oder beim Arm etwas getragen?)

Vielen Dank für eure Hilfe
Viele Grüße
Micha

coeur
25.06.2014, 14:53
.....

MissGarfield83
25.06.2014, 15:35
Also ein Fixateur Externe wird bei verschiedensten Indikationen eingesetzt :

1.) Bei Polytraumata, als Erstversorgung von Frakturen - wenn die definitive Frakturversorgung gerade noch nicht durchgeführt werden kann, da der Patient so schwer verletzt ist, dass eine definitive Versorgung zuviel Stress bedeutet
2. ) Der Knochen so schwer verletzt ist, dass er mit konventionellen Maßnahmen nicht mehr versorgt werden kann ( also Platte oder Nagel ) oder eine komplexe Gelenkfraktur vorliegt
3. ) Der Patient einfach zu alt und zu krank ist, als dass sich eine konventionelle Versorgung positiver für den Patienten auswirken würde
4. ) Bei Knocheninfekten wird gerne auf den Fixateur gewechselt ( gerne Ilizarov Ringfixateur )
5. ) Als Disktrationsfixateur bei bestimmten Fehlbildungen um den Knochen zu verlängern ...
6. ) Für Gelenke gibt es einen Bewegungsfixateur.

Fixateure werden an so gut wie allen peripheren Gelenken ( prox. Handwurzeö, Finger, Ellenbogen, Sprunggelenk, selten auch am Knie ) eingesetzt und aufgrund der Einsatzarten ist die CT bildgebung absolut obligat - sie muss durchführbar sein, möglichst ohne Artefakte. Bei Begleitverletzungen z.B. des Knies sollte auch ein MRT möglich sein - wichtig vor allem bei Polytraumata und septischer Chirurgie-

Das Bein oder der Arm ist nicht !!! belastungsstabil - maximal, wenn überhaupt , je nach Art der Verletzung - übungsstabil. Da der Fixateur eigentlich nur in Ausnahmefällen eine definitive Versorgung darstellt, stellt sich da die Frage mit Reha auch selten. Ausnahme ist hier wohl der Bewegungsfixateur, welcher beübt aber nicht belastet werden sollte. Dabei sollte man auch den Bewegungsumfang begrenzen können ...

Wie wäre es wenn du dir das ganze einfach mal in einer unfallchirurgischen Klinik anschaust - ohne Ahnung wofür es verwendet wird und zu wissen welche Bedürfnisse der Praktiker an ein Medizinprodukt stellt dieses zu entwickeln halte ich für unglaublich utopisch ... besonders wenn du einen Fixateur für alle Verletzungsarten/Einsatzarten entwickeln willst. Selbst die großen Herstelelr wie Synthes/Medtronic u.ä. bieten schon für den Einsatz sehr Maßgeschneiderte Systeme - die sich teilweise für bestimmte Einsatzzwecke mit weiteren Sieben erweitern lassen.
Grundkenntnisse der Biomechanik und Biologie des Knochen und der Gelenke sollten zudem mit in die Überlegungen einfließen ...

Micha_Tec
25.06.2014, 19:31
Vielen Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung und Erklärung.

Es stimmt, etwas für alles geht nicht. Ich bin derzeit noch am einarbeiten und es geht vorrangig um die Steifigkeit der Gesamtkonstruktion und andere Bestandteile. Leider habe ich noch keinen Termin mit dem Medizin-Prof, der das initiiert hat. Da ich aber einige grundlegende Fragen geklärt haben wollte, hab ich mich an dieses Forum gewandt. Die Menge an Material die man dazu findet ist riesig und da mein Wissen darüber quasi 0 ist, wusste ich nicht so richtig wo ich ansetzen muss. Deshalb an dieser Stelle danke nochmal. Wenn noch Fragen aufkommen wende ich mich nochmal an euch ;) so schnell ist mir selten geholfen wurden.

Nessiemoo
26.06.2014, 22:03
Ich würde dir zum Einlesen ein Chirurgie-Lehrbuch anraten, z.B Siewert oder Berchthold, oder auch Duale Reihe - die haben einen umfangreichen Unfallchirurgischen Teil, wo man die wichtigsten Indikationen für Versorgung verschiedener Frakturen und auch das ob man jetzt CT macht oder nicht steht da meistens auch drin. :)

MissGarfield83
26.06.2014, 22:51
@nessimo : Buch und Realität sind oft 2 verschiedene Paar Schuhe - in dem Fall wohl leider auch ...

Lava
27.06.2014, 13:12
Bei den Indikationen würde ich noch ergänzen, dass ein Fixateur zum Einsatz kommt bei ausgeprägtem Weichteiltrauma. Dann willst du erstmal den Weichteilen keinen weiteren Schaden zufügen, also stabilisiert man den Knochen von außen. Bei offenen Frakturen wird auch häufig primär ein Fixateur eingesetzt, aber nicht immer :-nix

In der Regel dürfen die Patienten mit Fixateur nicht belasten. Die Pins würden sich auslockern oder sogar ausbrechen.

Ein CT braucht man schon häufig, aber die Indikation dazu ist nicht die Art der Versorgung, sondern die Art der Fraktur. Manchmal braucht man einfach ein dreidimensionales Bild von einer Fraktur, um das weitere Vorgehen zu planen.

MRT mit Fixateur geht meines Erachtens nicht, weil die Pins aus Stahl sind... wäre aber auch manchmal hilfreich, um z.B. bei einer Verletzung am Bein die Bänder am Knie beurteilen zu können, die häufig bei Knochenbrüchen mit verletzt sind.

MissGarfield83
27.06.2014, 13:35
@ lava : Da ist mir doch glatt die Weichteilverletzung durchgegangen. Gibt es nicht MRT fähige Fixateursysteme mit Carbonstäben und nicht magnetischen Pins? Oder hab ich da was falsch verstanden ?

Lava
27.06.2014, 14:49
Carbonstäbe klar, nichtmagnetische Pins bin ich mir nicht sicher. Gibt ja nichts, was es nicht gibt :-D

Hab grad mal gegoogelt. Ja, gibt es. Aber vermutlich teuer ;-)

MissGarfield83
27.06.2014, 21:02
Der Vertreter von Stryker war so stolz auf das Ding ... und ich glaub ich hab sowas bei den Septikern mal gesehen - auch wenn der Standard wohl eher ein Ringfixateur war ...