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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Attraktives Angebot außerhalb der Klinik???



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Makka
30.06.2014, 17:15
Ich bin relativ neu hier im Forum, habe aber während meiner Studiumszeit viel mitgelesen und mir wertvolle Informationen von hier holen können.
Allerdings bräuchte ich jetzt kurz eure Meinung zu etwas, damit ich mich besser entscheiden kann und vielleicht auch die einen oder anderen Argumente dafür oder dagegen, die mir vorher nicht bewusst waren.
Folgendes:
Ich hatte 2 Monate auf einer internist. Klinik eines großen Hauses gearbeitet und es hat mir in keinster Weise gefallen(Arbeitszeit, Kollegen, der Umgang mit Überstunden, Versprechungen wurden nicht eingehalten(nach 2 Wochen schon Dienste schieben) usw.) In der Hoffnung daß es woanders besser ist, habe ich mich woanders beworben, gekündigt und auch schon den Vertrag der neuen Klinik(auch Innere) hier vorliegen.
Mit der Einstellung keine Chance zu haben, es aber zu versuchen, habe ich mich auch bei einem großen pharmazeutischen Unternehmen beworben, allerdings nun auch von dort eine Stellenzusage.
Die Arbeit wäre im Bereich klinischer Studien ohne unterwegs sein zu müssen. Die Bedingungen hören sich für mich erstmal traumhaft an: geregelte 38 Stundenwoche, 13.+14.Monatsgehalt, betriebl. Zusatzvors., Fortbildungskostenübernahme und ein Grundgehalt auf Niveau eines Facharztes im 1.Jahr.
Jetzt stellt sich mir die Frage wo ist dort der Haken? Gleicht sich das Gehalt eines Arztes in der Klinik dem eines Arztes in einem Pharmaunternehmen irgendwann wieder an? Für welche Stelle würdet ihr euch entscheiden?

WackenDoc
30.06.2014, 17:21
Das Problem ist, dass du im Pharmaunternehmen keine Weiterbildung bekommen wirst- und DAS wird früher oder später ein Problem werden.

Makka
30.06.2014, 17:24
Was meinst du genau mit Problem? Falls du Erfahrungen in dem Bereich hast, bitte her damit. Ich möchte keine Fehler begehen, die ich später sehr bereuen würde.

Feuerblick
30.06.2014, 17:28
Naja, du wirst bei einem Pharmaunternehmen keine Facharztweiterbildung bekommen. Wenn du dir vorstellen kannst, dauerhaft diesen Job zu machen - prima. Wenn du aber eigentlich irgendwann mal Facharzt für was auch immer sein möchtest, dann solltest du lieber sehen, dass du eine Weiterbildungsstelle in einer Klinik findest. Klar kannst du jetzt den Pharmajob machen und irgendwann zurück in die Klinik gehen, aber je nachdem, wieviel Erfahrung du bisher außer diesen zwei Monaten Innere hast, könnte das mit der Stellensuche bei länger zurückliegendem Studium und ohne klinische Erfahrung schon etwas schwieriger werden. :-nix

Mano
30.06.2014, 17:29
Wie sieht es mit deinen Perspektiven in dem Pharmaunternehmen aus? Suchen die nur jemand, der als Arzt die Blutabnahmen unterschreibt (etwas überspitzt formuliert) oder bist wärst du dort auch (zumindest perspektisch) an der Planung und Veröffentlichung der Studien beteiligt, so dass du eine wissenschaftliche Reputation aufbaust?
Gehst du davon aus, dass du auch auf Dauer außerhalb der Klinik arbeiten willst oder planst du nach einer gewissen Zeit wieder in die Klinik zu wechseln? Falls letzteres der Fall ist, würde ich mir das gut überlegen - gerade wenn du keine Berufserfahrung in der Klinik hast, wird der Rückweg irgendwann (recht bald) verschlossen sein...

WackenDoc
30.06.2014, 17:36
Das Problem mit dem fehlenden Facharzt ist, dass du völlig selbständig als Arzt nur als Facharzt arbeiten kannst. Du kannst nicht einfach so eine Praxis aufmachen (zumidnest keine Kassenpraxis), du kannst in vielen KV-Bereichen keine KV-Dienste machen, bei Anstellung im Krankenhaus wirst du immer nur unter Aufsicht arbeiten dürfen (zumidnest offiziell, von wegen Facharztstandard), kannst kein Oberarzt werden, viele ARbeitgeber fordern den Facharzttitel, für so Qualifikationen wie Notarzt brauchst du Weiterbildungszeit.
Je länger du was anderes machst, umso schwerer wird es später wieder reinzukommen und sei es nur das Lernen für die Prüfung

Makka
30.06.2014, 17:42
Ich wäre mit vier weiteren Personen in der Zulassung tätig, inwieweit ich bei der Veröffentlichung drauf stehen würde, keine Ahnung, dass werde ich erst sehen wenn man drin steckt, einige Ärzte die dort arbeiten haben ebenfalls keinerlei klinische Erfahrung, arbeiten dort allerdings schon 20 Jahre( ich kann mir aber aktuell nicht vorstellen 20 Jahre das gleiche zu machen und nicht nicht weiterzuentwickeln). Momentan locken mich aber die sehr geregelten Arbeitszeiten, allein wegen den Kindern.
Wielange meint ihr könnte man dort arbeiten, ohne Probleme zu haben zurückzukehren?

Makka
30.06.2014, 17:46
Oder kennt ihr euch aus zwecks Weiterentwicklung als Arzt in einem Pharmaunternehmen. ich muss gestehen, ich habe mich bis jetzt nie damit befasst. Für mich war immer die logische Schlussfolgerung Medizin studieren->Assizeit-> Facharzt sein, aber so tun sich nun völlig neue Gebiete für mich auf....

dmtec
30.06.2014, 17:50
Mache das auch in der Pharmabranche. Das Geld ist super, jede Stunde bezahlt, zwischen 20-50 Stunden/Woche frei verhandelbar, genauso wie die Bezahlung. Aber halt fragwürdig nützliche Weiterbildung (FA Klinische Pharmakologie).

Für mich nur eine temporäre Lösung. Viele die hier arbeiten haben schon einen FA (Innere, Päd, Psych). Den sollte man schon machen. Dann kannst Du dir immernoch in der Pharmaindustrie den Arsch vergolden lassen.

Aber sonst kann ich nur sagen es ist schon ein sehr guter Job.

Makka
30.06.2014, 17:56
Super danke dir, kann ich das irgendwo beantragen mit dem FA für klinische Pharmakologie?

WackenDoc
30.06.2014, 17:59
Teilzeit in ner vernünftigen Klinik- wäre das ne Option?
Ich kenne auch ein paar Kollegen ohne Facharzt- aber die haben zumindest eine (fast)abgeschlossene Weiterbildung und hatten dann keinen Bock mehr und ich eier ja selber mit der Prüfung rum.
Aber immerhin hat es bei mir für nen Notarztschein gereicht und die Prüfung könnte ich jederzeit machen. So ist wenigstens eine Basis da.

Makka
30.06.2014, 18:12
Ja Teilzeit wäre definitiv ne Option, wenn man wirklich Teilzeit arbeiten würde :( Zudem war es mir bisher nicht möglich ne halbe stelle in der inneren zu finden.
Eigentlich hatten sie in der Pharma auch jemanden mit Erfahrungen gesucht, aber konnte durch meine Diss diese Erfahrung in diesem Medikamentenbereich bereits vorzeigen ohne vorher in einem Pharmaunternehmen tätig gewesen zu sein und habe die große Angst dieses gute Angebot auszuschlagen und danach nicht wieder zu bekommen( auf jeden fall nicht mit diesen Bedingungen)
Wenn später die Kinder etwas älter sind( und von den Eltern eh nichts mehr wissen möchten ;) ), da kann man ja dann seine Weiterbildungszeit starten oder nicht? Was haltet ihr davon? Oder wäre dass zu lange raus? Rede hier von 3-4 Jahren.

Relaxometrie
30.06.2014, 18:15
kann ich das irgendwo beantragen mit dem FA für klinische Pharmakologie?
Ich kenne mich mit dem FA für klinische Pharmakologie nicht aus, aber was willst Du beantragen?
Guck Dir doch mal bei der für Dich zuständigen Ärztekammer die Bedingungen für diesen Facharzt an. Vielleicht kann die Arbeit, die Du evtl. in dem Pharmaunternehmen machen wirst, teilweise auf den FA angerechnet werden? Oder kommt dieser Facharzt für Dich gar nicht wirklich in Frage?

Makka
30.06.2014, 18:22
Der FA für klin. Pharma wäre definitiv ne Option :) aber kenne mich zu den Regularien gar nicht aus, werde mich bei der AK mal erkundigen. Danke auf jeden Fall erstmal für diesen Tipp.
Kennt jemand Ärzte die es dennoch geschafft haben später ihre Weiterbildung zu beginnen, also mit großer pause zwischen Studium und Weiterbildungsbeginn in der Klinik?
Die 2 Monate kann ich mir soweit ich weiß auch gar nicht anrechnen lassen....

WackenDoc
30.06.2014, 18:23
Einfach mal in der Weiterbildungsordnung deiner LÄK nachschauen. Beantragen musst du erstmal nichts.
Wäre aber die Frage, ob jemand in der Pharmafirma eine Weiterbildungsermächtigung hat.

Feuerblick
30.06.2014, 19:28
Es gibt immer Leute, die es geschafft haben, nach längerer Zeit zurück in die klinische Arbeit zu kommen, ABER das kannst du nicht generalisieren und ob das in drei oder vier Jahren auch noch klappt, kann dir heute einfach niemand sagen. Und ob in diesem Pharmaunternehmen jemand die Weiterbildungserlaubnis hat (denn nur wenn es so jemanden gibt, kann dir vielleicht irgendwann irgendwas angerechnet werden), würde ich an deiner Stelle einfach mal erfragen. :-nix

Mano
01.07.2014, 09:53
3-4 Jahre ist schon ne lange Zeit denke ich. Aber wenn du dir vorstellen kannst auch langfristig außerhalb einer Klinik zu arbeiten, für die Stelle nicht umziehen musst und direkt anfangen kannst: Warum nicht? Du wirst ja relativ schnell merken ob und welche Perspektiven sich dir in dem Unternehmen bieten (Studienleiter oder auch Richtung Managment). Und wenn du nach 1-2 Jahren merkst, dass es da nichts passendes für dich gibt kannst du dich immer noch wieder in einer Klinik bewerben - ein Jahr setzen ja viele nach dem Studium aus für Doktorarbeit oder Reisen und so. Und an der Uni oder so könnte so eine Stelle in der Forschung ja durchaus auch als Pluspunkt ausgelegt werden. Nur viel länger würde ich mir möglichst keine Zeit lassen - denke das wird dann irgendwann wirklich schwer oder geht nur über Umwege und Kompromisse, wie z.B. klinische Stelle ohne Weiterbildung oder zu schelchten Konditionen und erst anschließend Bewerbung auf eine "gute" Weiterbildungsstelle. Kenne mehrere entfernte Bekannte die so nach längerer (Baby-) Pause wieder den Berufseinstieg geschafft haben. Was ja so schon schwer und nach längerer Klinik-Abstinenz sicher noch viel schwerer ist, ist eine gute Weiterbildungsstelle, vielleicht sogar in Teilzeit am Wunschort zu bekommen. Ärztemangel hin oder her - solche Arbeitgeber können sich auch heute noch meist ihre Leute aussuchen...

Moorhühnchen
01.07.2014, 19:40
Ich sehe ehrlichgesagt nicht so viele Probleme nach längerer Pause wieder Anschluß in einer Klinik zu finden (habe aber auch keine Erfahrung auf diesem Gebiet). Ich glaube, wenn ich die Wahl hätte zwischen einer Klinik von der ich auch nicht weiß, ob es da besser ist als beim alten Arbeitgeber und dem Pharmaunternehmen, welches ja auch erstmal große Versprechen bezüglich Arbeitszeit macht, würde ich in Deiner Situation (Familie) vielleicht doch erstmal die Pharmaoption wählen. Zumal Du ja schreibst, daß Dir die Diss ja Spaß gemacht hat (zumindest lese ich das so raus.)

Ich habe bisher in 4 verschiedenen Abteilungen in verschiedenen Kliniken gearbeitet: irgendwie lief es überall gleich. Die eine Stelle, die dabei noch die besten Bedingungen zu bieten hatte, hat sich im Lauf der Jahre nach "unten" angepaßt: mehr Überstunden, weniger Wertschätzung, immer schlechtere Arbeitsbedingungen. Ich würde zum Pharmaluft schnuppern tendieren. :-)

flavour
04.07.2014, 16:44
habe die große Angst dieses gute Angebot auszuschlagen und danach nicht wieder zu bekommen( auf jeden fall nicht mit diesen Bedingungen)

Warum sollte man einem Berufseinsteiger ohne klinische Erfahrung oder jegliche Zusatzqualifikationen ein besseres Angebot machen als irgendeiner anderen ärztlichen Gruppe?

dmtec
11.09.2014, 15:58
Weil es halt die Bösen sind. Und die zahlen mehr.

Aber mal ernsthaft, mit welchen Gehaltsvorstellungen geht ihr bei der Pharmaindustrie in die Verhandlungen?