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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was halten Ärzte von Psychologen/psy. Psychotherapeuten?



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Snowcake
06.07.2014, 21:35
Hallo Ihr Lieben,

ich will hier mal in persönlichem Interesse eine kleine Umfrage starten.
Ich studiere momentan noch Medizin, bin aber kurz davor zur Psychologie zu wechseln, Gründe dafür sind Interesse an einem forschungsorientierten Studium und natürlich den Inhalten, breites Berufsspektrum, das mich sehr viel mehr anspricht, als der Arztberuf usw.

Ich arbeite schon eine ganze Zeit im medizinischen Bereich und sowohl da als auch an der Uni bekomme ich immer das Gefühl, Mediziner halten von Psychologen bzw. psychologischen Psychotherapeuten so rein gar nichts!?
Sind häufig der Meinung, das Studium sei ein Spaziergang, denken Psychologie bestünde einzig aus dem klinischen Bereich und trauen den Psychos dabei aber kaum Kompetenzen zu.

Sehe ich das falsch oder spiegelt es tatsächlich die allgemeine Meinung wieder?

Wenn ja, warum?

Vielleicht habt Ihr ein paar Meinungen oder Antworten für mich, das wäre prima :-)

ehemaliger User_25062015
06.07.2014, 21:38
Bin zwar noch keine Ärztin, aber ich schreib trotzdem mal was. Ich denke genau das Gegenteil von dem was du über das Psychologie-Studium geschrieben hast. Eben nicht nur das Klinische, nicht nur Psychoanalyse und Co (eben das was mich interessiert). Viel Statistik und Bla, das mich vom Psychologie-Studium entfernt hat.

Coxy-Baby
06.07.2014, 21:44
Naja wenn du breiter aufgestellt sein willst, würde ich dir Medizin nahe legen, damit dürftest du bessere Chancen haben... Psychologen werden halt in manchen Kliniken zum "Test"-Affen degradiert und müssen alle schönen Weiterbildungen selber zahlen....

EVT
07.07.2014, 01:53
Was kann man denn als Psychologe machen, was man als Arzt nicht machen kann?
Ich würde Medizin auf jeden Fall zuende studieren, du kannst Psychologie ja noch nebenbei studieren oder nach dem Studium in Richtung Psychotherapie etc. gehen.

Snowcake
07.07.2014, 11:25
Herzlichen Dank erst mal für Eure bisherigen Antworten.

@EVT: Du hast in nur zwei Sätzen das bestätigt, was ich vermutet habe:-?

"Du kannst Psychologie ja noch nebenbei studieren" (...sind häufig der Meinung, das Studium sei ein Spaziergang")

"Was kann man denn als Psychologe machen, was man nicht als Arzt machen kann?" ("...denken, Psychologie bestünde einzig aus dem klinischen Bereich").

so einiges:

-Lehre und Forschung in der Psychologie
-Personalentwicklung/Human Ressource Management
-Berufswahlberatung
-Unternehmensberatung
-Prävention arbeitsplatzbedingter gesundheitlicher Beeinträchtigungen
-Analyse von Belastungen am Arbeitsplatz und Verbesserung von Arbeitsabläufen in Organisationen und Betrieben
-Schulpsychologischer Dienst
-Beratung bei Lern-/Leistungsschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten in der Schule
-Fort- und Weiterbildungen für Lehrer/-innen
-Beratung von Studierenden
-Meinungsumfragen, Forschung zur subjektiven Wahrnehmung von Produkten und Dienstleistungen, zu Konsumentenurteilen und Kaufverhalten, Motivforschung
-Beurteilung der Fahreignung von Personen
-Rehabilitation und Nachschulung auffälliger Kraftfahrer/-innen
-Sicherheits- und Unfallforschung
-Human Factors (Software Ergonomie etc.)

Und dazu kommen jetzt natürlich noch die Möglichkeiten im klinischen Bereich, sprich Psychotherapie und Neuropsychologie, wo es Überschneidungen mit den Medizinern gibt.
Wobei sich die Psychotherapieausbildung beider in Sachen Dauer, Inhalten, Herangehensweise und Umfang schon deutlich unterscheiden.
Bei den wenigsten Psychiatern liegt der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf Psychotherapie und auch ein Neuropsychologe erfüllt nochmals andere Aufgaben als der Mediziner sie in der Form in seinem Arbeitsalltag wiederfindet.

Relaxometrie
07.07.2014, 13:16
@Snowcake:
Ich würde die Entscheidung, ob Medizin oder Psychologie, nicht von dem abhängig machen, was hier geschrieben wird. Du scheinst auf jeden Fall sehr gut über das Psychologiestudium und die anschließenden Berufsmöglichkeiten informiert zu sein, also steht doch einer eigenen Entscheidung nichts im Weg :-)
Wenn Du keine Probleme mit der -wie ich gehört habe- Statistiklastigkeit des Psychologiestudiums hast, ist doch alles paletti.
Was die Psychotherapieausbildung angeht, so ist die, die Psychologen durchlaufen, sehr viel umfangreicher, als die, die Mediziner (egal, ob fachgebundene Zusatzbezeichnung, oder im Rahmen der Psychiatrie-Ausbildung) erhalten. Wieviel Psychotherapie man für den Facharzt für Psychosomatische Medizin lernt, weiß ich allerdings nicht, fällt mir gerade auf. Lernt man da genau so viel/wenig Psychotherapie, wie für den FA für Psychiatrie?

In einer neurologischen Rehaklinik, in der ich mal gearbeitet habe, habe ich die Arbeit der Neuropsychologen ein wenig kennengelernt und fand das, was die machen, schon spannend. Wenn man Spaß an Gutachten hat, wäre das auch noch eine Verdienstmöglichkeit.

Also....Du musste einfach in Dich gehen (obwohl......"einfach"??? Das ist ganz schön schwer.) und Dich fragen, ob Du halt klinisch-invasiv (je nach Fach in der Medizin) tätig werden möchtest, oder ob Dir das Sprechende der Psychologie mehr liegt.
Oder -wenn Du es nicht zu eilig hast- kannst Du vielleicht auch beides studieren? Und ich sage bewusst nicht, daß Du Psychologie "so nebenbei" studieren sollst. Wenn beides, dann halt nacheinander, oder irgendwie sinnvoll miteinander verzahnt. Obwohl das bei der Verschulung des Medizinstudiums wohl schlecht gleichzeitig zu schaffen ist.

ehemaliger User_11062015
07.07.2014, 13:37
Hi Snowcake,
Ich würde die Entscheidung auch nicht davon abhängig machen, wie andere diese werten.
Manchmal spielen auch schlechte persönliche Erfahrungen mit Psychologen eine Rolle, warum manch einer vielleicht von psychologischer Arbeit nicht so angetan ist.

Mach das was dir zusagt! Habe so das Gefühl, dass du dich im innersten deines Herzens eigentlich eh schon entschieden hast :-)

EVT
07.07.2014, 18:43
Ich habe die gesamte Oberstufe ueber Psychologie nebenbei studiert (nicht an der Fernuni, an einer ganz normalen), ich fand schon, dass das ging. Man muss ja nicht den Anspruch haben, es auch in Regelstudienzeit abzuschliessen. Aber was ich von meinen Freunden hoere, die Vollzeit Psychologie studieren, ueberarbeiten die sich auch nicht.
Je nach deinem Stundenplan in Medizin wirst du da Freiraeume haben, wo du Psychologie machen kannst.
Ich weiss durchaus, dass Psychologie nicht nur aus dem klinischen besteht, aber einige von den Sachen, die du aufgezaehlt hast, kann man auch als Arzt machen, z.B. Kinderarzt.

ehemaliger User_25062015
07.07.2014, 18:47
Ich habe die gesamte Oberstufe ueber Psychologie nebenbei studiert (nicht an der Fernuni, an einer ganz normalen), ich fand schon, dass das ging.

Echt sowas geht? So ganz ohne Abi? Was es nicht alles gibt..

EVT
07.07.2014, 18:49
Klar, man kann alle Faecher nebenbei studieren, nur Medizin nicht, da haben sie Angst vor Klaegern. Die Schule muss einen nur beurlauben und man darf ein Fach nicht komplett verpassen. Ich habe meinen Matheunterricht z.B. auf eine Stunde die Woche gekuerzt. :-))
Es gab welche, die haben fast einen kompletten Bachelor geschafft. Die Scheine werden ganz normal angerechnet nach dem Abi.

Ich haette in der Klinik auch genuegend Zeit gehabt, um das weiterzustudieren, aber an meiner Uni gibt es erst seit kurzem einen Psychologiestudiengang.

ehemaliger User_11062015
07.07.2014, 22:55
voll cool, EVT!
wie bist du da denn darauf gekommen? :-)
hätte mir das vemutlich niemals zugetraut neben der schule.

EVT
07.07.2014, 23:07
Eine Lehrerin hatte mich angesprochen, ob ich nicht Lust drauf haette. Das war damals neu und eine Form der Begabtenfoerderung meiner Schule.
Ich fand es interessant, weil man voellig unverbindlich das machen konnte, was man wollte und dafuer nicht in die Schule musste.

Chris.
07.07.2014, 23:49
@TE: Dein erster post klingt so als wenn du schon weißt, was du willst. Warum interessiert es dich denn was Ärzte/angehende Ärzte über den Studiengang Psychologie denken? Kann dir doch egal sein, wenn es das ist, was du anstrebst.

LasseReinböng
11.07.2014, 21:18
Hallo Ihr Lieben,

ich will hier mal in persönlichem Interesse eine kleine Umfrage starten.
Ich studiere momentan noch Medizin, bin aber kurz davor zur Psychologie zu wechseln, Gründe dafür sind Interesse an einem forschungsorientierten Studium und natürlich den Inhalten, breites Berufsspektrum, das mich sehr viel mehr anspricht, als der Arztberuf usw.

Ich arbeite schon eine ganze Zeit im medizinischen Bereich und sowohl da als auch an der Uni bekomme ich immer das Gefühl, Mediziner halten von Psychologen bzw. psychologischen Psychotherapeuten so rein gar nichts!?
Sind häufig der Meinung, das Studium sei ein Spaziergang, denken Psychologie bestünde einzig aus dem klinischen Bereich und trauen den Psychos dabei aber kaum Kompetenzen zu.

Sehe ich das falsch oder spiegelt es tatsächlich die allgemeine Meinung wieder?

Wenn ja, warum?

Vielleicht habt Ihr ein paar Meinungen oder Antworten für mich, das wäre prima :-)


Die meisten Ärzte sind nun einmal Somatiker und haben für psychiatrische Erkrankungen eher wenig übrig bzw. sind von den psychiatrischen Störungen ihrer Patienten genervt - so mein Eindruck. Wirklich krank ist in erster Linie derjenige mit der Femurfraktur, dem STEMI oder dem Diabetes mellitus aber nicht derjenige mit einer Depression ("Spinnerei"). Diese Kollegen belächeln dann gerne sowohl Psychologen als auch Psychiater, wobei letztere von Somatikern bisweilen nicht immer als vollwertige Ärzte betrachtet werden.

Und Psychiater schauen auf Psychologen herab, weil sie ja bei vielen Bereichen der Krankenversorung außen vor sind, nur ein Teil des Gebietes der Psychiatrie abdecken können.
Letztlich steht hinter dem Phänomen sicherlich auch das Prinzip Aufwertung der eigenen Person durch Abwertung anderer.

Jemine
11.07.2014, 21:49
Ich kenne das Phänomen andersherum auch, mein Chef zum Beispiel (u.a. psychologischer Psychotherapeut) hält mal so gaaaaar nichts von Ärzten, die es sich herausnehmen, mit der Schmalspurausbildung Patienten psychotherapeutisch zu behandeln :-wow

Ich finde es schlimm, wenn Ärzte eine solche Meinung haben, wie Lasse sie in seinem Post beschreibt... Hoffe, dass sich diese Ansichten nach und nach verbessern. Auch wenn ich im Studium bei meinen Kommilitonen auch oft den Eindruck habe, dass sie diese veraltete Einstellung mitbringen.

epeline
14.07.2014, 16:13
Also ich mag die Leute von der Psychofraktion. Wir haben mit denen eng zusammen und ich bin froh, dass es sie gibt!
Ich wünsche mir da oft selbst eine fundierte Ausbildung und überlege, während der Weiterbildung sogar ein Fremdjahr in der Psychiatrie einzulegen. Bearbeite auch aktuell auch viele psychiatrisch angehauchte Fälle hier (schlimm genug, dass es die gibt).
Krass abwertende Meinungen wie du sie beschreibst, habe ich auch noch nie erlebt. :-nix

Absolute Arrhythmie
14.07.2014, 16:27
Psychologie ist ein super spannendes Studium und Psychiatrie ist <3 :-) studier einfach beides!

Snowcake
14.07.2014, 18:18
Psychologie ist ein super spannendes Studium und Psychiatrie ist <3 :-) studier einfach beides!

...wenn das mal so einfach wäre :-?
Vielen lieben Dank für eure Antworten :-)

Absolute Arrhythmie
14.07.2014, 19:31
Ich liebäugel schon damit, meinen B.SC. irgendwann noch fertig zu machen ;-)

Rico
17.07.2014, 23:10
...wenn das mal so einfach wäre Ich hatte zwei im Semester, die das parallel studiert haben. Nach 14 Semestern hatten die beide Abschlüsse.