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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : wir sind keine "kleinen Ärzte"



Minoo
08.07.2014, 19:01
Moinsen,
was mich immer wieder aufregt ist der Wandel eines Apothekers hin zu "kleinen" Ärzten. Das sind wir nicht und wollen wir auch nicht sein:-meinung Wozu also müssen auch wir Leitlinien lernen? Sollen wir den Kunden in der Apotheke etwa auffordern sich auszuziehen, um zu schauen, was ihm fehlt? Dazu bitten wir dann den Rest der Kunden sich umzudrehen oder aus der Apotheke zu gehen. Blöd sollte es regnen, aber so will es eben der Gesetzgeber.
Das ist jetzt sehr überspitzt, aber bringt gerade meinen Ärger auf den Punkt, Wir lernen so viel über Lagerung, Herstellung und Abgabe,die ganze Technologie und auch Pharmakologie, aber das reicht dann auch. Warum wird immer wieder versucht aus Apothekern noch nen kleinen Mediziner zu machen:-dagegen

Coxy-Baby
08.07.2014, 19:42
Könntest du das an einem Beispiel demonstrieren?

Zeolith
08.07.2014, 19:42
Moinsen,
was mich immer wieder aufregt ist der Wandel eines Apothekers hin zu "kleinen" Ärzten. Das sind wir nicht und wollen wir auch nicht sein

Stimmt, ich finde Apotheker sind eher kleine BWLer. Ich empfinde den Trend eher anders, weg von der Naturwissenschaft hin zum Kaufmännischen. Es wird immer schwerer "echte Medizin" und Beratung zu bekommen, mir geht es mehr als nur auf den Nerv unaufgefordert "alternative und sooo schonende" Homöopathie, Bachblüten, Antroposophie etc. angeboten zu bekommen. Diese Form der "Beratung" hat sich in den letzten Jahren derart vermehrt und das sicher nicht (immer) aus Überzeugung heraus, sondern aus dem Wissen das man damit sehr viel Geld verdient.

Näää, ich bin froh, dass ich mich am Scheideweg Pharmazie-Medizin für letzteres entscheiden habe.

Kackbratze
08.07.2014, 19:52
Könntest du das an einem Beispiel demonstrieren?

Die Idee, dass in ca. 5 Jahren Apotheker eine eingehende Beratung auch per GöÄ (GöA) abrechnen wollen und sich selber Rezepte ausstellen wollen...

miss p
08.07.2014, 20:16
Stimmt, ich finde Apotheker sind eher kleine BWLer.
im pharmaziestudium gibt es NULL veranstaltungen zu kaufmännischen themen, ich habe dafür die freiwilligen noweda seminare besucht, die neben dem fachwissen auch ein buffet nach einem anstrengenden labortag geboten haben ;-)

klar muss man als selbstständiger apotheker ans geld denken, aber tun das die ärzte nicht auch mit ihren igel leistungen?

Zeolith
08.07.2014, 20:46
miss p, natürlich gebe ich dir da recht, Wirtschaflichkeit ist für beide Berufsstände ein Muss.

Aber es gibt einen Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeit und Gier. Und letztere habe ich sehr oft zu spüren bekommen.
Ich kann einfach dem Anfangspost nicht recht geben, ich habe 6 Jahre als PTA in der Apotheke gearbeitet und diese Tendenz nie gesehen. Wenn eine ausführliche Beratung, dann bitte nur mit entsprechenden Zusatzverkauf. Ich erinnere mit Grauen an die monatlichen Personalgespräche und das man doch bitte mehr verkaufen soll. :-((

Minoo
09.07.2014, 21:02
im pharmaziestudium gibt es NULL veranstaltungen zu kaufmännischen themen, ich habe dafür die freiwilligen noweda seminare besucht, die neben dem fachwissen auch ein buffet nach einem anstrengenden labortag geboten haben ;-)

Jap, stimme ich total zu. Den Part darf man sich dann nämlich auch noch selbst aneignen. Ich denke, dass die Dikussion um Wirtschaftlichkeit auf der einen und Heilauftrag auf der anderen Seite ein altbekanntes Dilemma ist. Das trifft aber nicht nur Apotheker! Wie viele Ärtzte gibt es inzwischen, die nur noch Privatpatienten behandeln? Ich finde es persönlich auch nicht richtig, dem Kunden in der Apotheke etwas "anzudrehen", aber das habe ich selbst auch noch nicht erlebt. Ohne hier die Diskussion um Homöopathie anzuheißen, der Verkauf von Glubulis stellt den Patienten einfach oft schnell und ohne Nebenwirkungen zufrieden (ja zwar auch ohne bzw. nur mit Placebowirkung) doch damit verhindern wir doch auch, dass er vermutlich zum falschen Wirkststoff greift, der für ihn nur ein Risiko darstellt. Die Leute kommen eben in die Apoteheke, weil sie etwas gegen ihre Missempfindungen haben wollen. Die WOLLEN mit einer Packung und nicht mit leeren Händen wieder herauskommen.
Natürlich ist es auch die Aufgabe des Apothekers die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen und wenn diese erreicht sind, den Besuch beim Arzt zu empfehlen. Da hört unser Aufgabenbereich nämlich auf. Dafür kann uns doch nicht vorgworfen werde, dass wir Medikamente verkaufen...sorry, aber das ist unser Job und dazu sind Apotheken auch da.

luckyluc
09.07.2014, 21:17
Ich denke, dass die Dikussion um Wirtschaftlichkeit auf der einen und Heilauftrag auf der anderen Seite ein altbekanntes Dilemma ist. Das trifft aber nicht nur Apotheker! Wie viele Ärtzte gibt es inzwischen, die nur noch Privatpatienten behandeln?

:-dafür Mich nervt es tierisch, wenn der Apotheker nur als der geldgierige BWLer und die Ärzte als halbgötter in weiß gesehen werden. Das verfehlt so einiges und zeugt von großer Unkenntnis gegenüber dem Apothekerberuf.

EVT
09.07.2014, 23:05
Ich faende es gut, wenn Apotheker alle Medikamente der Patienten auf Interaktionen untersuchen wuerden. Es wird bestimmt schon gemacht, in diesem Bereich passt das ja auch gut.

Phosphorsalzperle
10.07.2014, 16:42
Ich faende es gut, wenn Apotheker alle Medikamente der Patienten auf Interaktionen untersuchen wuerden. Es wird bestimmt schon gemacht, in diesem Bereich passt das ja auch gut.

Ja sollte gemacht werden. Meistens wird ohnehin mit einer Software gearbeitet, die das schon fast automatisch macht. Hilfen gibt es aber sonst anhand vieler Datenbanken genug. Leider, sind da viele Apotheker schlampig. Oder eben der Kunde will nicht lange warten. Wie auch schon im vorherigen Post anklingt, das bedarf oft großes Fingerspitzengefühl. Daher ist es ratsam Kundenkarteien anzulegen, was aber auch nicht jeder Kunde will.

luckyluc
11.07.2014, 20:13
neben geldgierigen BWLern und scheinheiligen Heilern sind wir aber auch noch Zeitschriftenverkäufer, nein besser Schenker. Schließlich gibts nur bei uns ne gratis Renter-Bravo;-)
Ich finde unser Berufbild kann sich sehen lassen:-top

StuartProwerFaktor
15.07.2014, 09:01
Die Idee, dass in ca. 5 Jahren Apotheker eine eingehende Beratung auch per GöÄ (GöA) abrechnen wollen und sich selber Rezepte ausstellen wollen...

Keine Sorge, dass wird nicht kommen. Umso länger du dich mit der ABDA als Interessensvertretung der Apotheker beschäftigst, umso eher wirst du merken, dass diese gut im Luftschlösser bauen ist. Diese Idee ist weder politisch umsetzbar, noch mit den Ärzten machbar (die mit Sicherheit nicht begeistert sind) noch mit Teilen der Kollegenschaft die dies gar nicht leisten KANN.
Und es ist auch richtig, Apotheker sind keine Ärzte .. nicht mal kleine. Dies leistet das Pharmaziestudium auch schlichtweg nicht.

miss p
16.07.2014, 20:05
aber zumindest ein medikationsmanagment sollte den apothekern zugeteilt werden - die ärtze wissen ja meist nicht, was der kollege verordnet hat und die antwort " die kleinen weißen pillen" ist meistens auch nicht hilfreich und könnte in der apotheke zumindest theoretisch mit der gelben liste gelöst werden ;-)

Lissminder
16.07.2014, 21:06
Noweda-Seminar habe ich auch schon hinter mir. Das war aber nach dem 1. Stex. Davon weiß ich nun so gut wie nischts mehr. Dann gibts noch einen Kurs zum pharmazeutischen Recht, der aber so viel bringt wie ein Nachschlag bei Wikipedia und das wars. Dann kriegt man (hoffentlich) im PJ noch die wichtigsten Basics vermittelt, bevor es dann heißt Geld verdienen, wirtschaften und zwar nicht in die Insolvenz. Birngt man sich eben noch mal etwas BWL neben einer 40 Stunden-Woche bei. Ich habe wirklich Resepekt vor all denen, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben. Dazu gehört noch eine Menge eigene Wissensaneignung. Auch da ist unser Studium nicht gerade State of the Art. Dafür kann ich dann nach 4 jahren sämtliceh Kunden die Strukturformeln ihrer Wirkstoffe aufzeichen. Hallo? Warum interessiert das bloß niemand? ;)