Berechtigte Gründe für das Aufsuchen einer Notaufnahme

[Gummiente]

Hallo!
Man hört ja viel von überlasteten Notaufnahmen, bzw. generell Krankenhauskapazitäten.
Genauso wie das Rufen des Rettungsdienstes wegen jeder Kleinigkeiten.
Mich würde mal interessieren, bei welchen Beschwerden das Aufsuchen der Notaufnahme (u.U. auch per RTW) gerechtfertigt ist.

Dazu mal einige Fallbeispiele:

- Person ist umgekippt (bekannte Sinusbradykardie, (noch) kein HSM)

- Person hat seit 5 Tagen schubweise Fieber, Schmerzen beim Atmen, ab und zu Atemnot, Kopfschmerzen

- Person mit bekannter erosiver H.p.-Gastritis, welche mit Tripple-Therapie behandelt wurde, bricht Blut, hat leichte Bauchschmerzen, aber ansonsten wohlauf und kann noch selber laufen

- Person ist vom Baum gefallen (~3m) und hat Schmerzen sowie multiple Schnitt-und Schürfwunden an Extremitäten und eine Beule am Kopf, leichte Bewusstseinstrübung

- Person hat starkes Nasenbluten und starken Schwindel

- Baby fällt vom Sofa (30cm), keine Verletzungen sichtbar, nicht bewusstlos

- Patient ohne Vorerkrankung mit auffälligem EKG beim Hausarzt (T-negativierung, descendierende ST-strecke), typische Erkältungssymptome wie Fieber, Kopfschmerzen), ansonsten keine Beschwerden

- Baby/Kleinkind seit 2 Tagen mit Fieber (~39°C)

- Knieschmerzen durch Trauma vor 2 Tagen, jetzt dickes Knie

- Person knallt gegen die Tischkante --> Platzwunde ca. 2cm

- Person mit bek. Epilepsie hat einen Krampfanfall, nach 2 min vorbei

- betrunkene Person, hat mehrmals gebrochen

- Person beim Volleyball, bekommt einen Ball ins Gesicht, taumelt und sackt bewusstlos zu Boden, wacht nach etwa 2min mit Kopfschmerzen und Übelkeit auf, sowie Erinnerungsverlust an das Geschehene

- Person mit Husten,Schnupfen, Halsschmerzen


Bei welcher dieser Beispiele ist das Aufsuchen der Notaufnahme gerechtfertigt/ zwingend notwendig, bzw. bei welchen ist ein Transport mittels RTW indiziert?

Wie dringlich würde man diese Fälle abarbeiten, wenn z.B. diese innerhalb von 30 Minuten in etwa zeitgeich eintreffen?
Damit meine ich, wer direkt einem Arzt vorgestellt wird, welcher eine Einschätzung macht.

[Rico]

Ich versteh jetzt nicht, wo das hinführen soll. :-nix

Zum einen hängt es davon ab, was ich für eine Infrastruktur im Hause und rundrum habe, sprich bin ich eine Notfallambulanz oder eine stationäre Notaufnahme, und v.a. gibt es einen hausärztlichen Notdienst oder eine Notfallpraxis wo ich die Leute hinschicken könnte. Zum andren sind die Beispiele irgendwie wild gemischt durch die Fachrichtungen, da fällt es auch schwer zu priorisieren. Der eine braucht halt nen Chirurgen, der andere einen Internisten, etc...

[mary-09]

Ich verstehe irgendwie den Sinn deiner Fragerei nicht wirklich. Notaufnahme ja/nein? Im Prinzip haben alle deine geschilderten Fälle das Recht, sich in einer Notaufnahme vorzustellen und ärztlich angesehen zu werden. Abarbeiten tut man die Patienten halt so schnell wie man eben ist, nachdem sie schonmal auf die verschiedenen Fachabteilungen zugeordnet wurden und ob man sich jetzt zuerst deine 2cm Platzwunde oder das dicke Knie anguckt...so what???
Das sind doch alles individuelle Situationen, die man nicht mal eben so pauschalisieren kann nach dem Motto: Husten, Schnupfen, Halsschmerzen hat grundsätlich nie was in der Notaufnahme verloren oder Platzwunden transportiere ich prinzipiell nicht im RTW?!?!!?

edit: Rico war schneller ;)

[anignu]

wollt es wieder löschen...

[smanpodg]

Selbst die seit zwanzig Minuten verschnupfte Oma mit "AZ"-Verschlechterung hat das Recht, in die Notaufnahme zu kommen :) Und das tun die auch. Zwanzig nach vier Uhr früh... Oder mit einmaliger Diarrhoe...
Nennt man Angebotsheuristik...

[Solara]

Gummiente,

was meinst DU denn zu deinen Fällen, schreibe doch bitte mal deine Einschätzung dazu!

[Nessiemoo]

Ich finde ja wirklich interessant hier mitzulesen, aber ich würde es noch interessanter finden zu wissen wem diese Meinung gehört... Gummiente, wer bist du? Arzt, Student, Pfleger?

[DrSkywalker]

Jeder, der das Gefühl hat es geht nicht ohne und er braucht akute Hilfe hat einen berechtigten Grund in die Notaufnahme zu kommen. Immer. Aber das wurde hier schon X-mal ausgeführt. Der arme Assi im NA-Dienst muss da durch, auch wenn`s nervt.

[Rico]

Jeder, der das Gefühl hat es geht nicht ohne und er braucht akute Hilfe hat einen berechtigten Grund in die Notaufnahme zu kommen. Immer. Aber das wurde hier schon X-mal ausgeführt. Der arme Assi im NA-Dienst muss da durch, auch wenn`s nervt.Na ganz so einfach ist es eben nicht. Kommt auf die Infrastruktur an. "Meine" Notaufnahme ist eine stationäre Notaufnahme, d.h. ich nehme nur Patienten mit stationärem Aufnahmegrund an, bzw. solche, bei denen man einen stationären Aufnahmegrund ausschließen muss. Alles andere schick ich zum hausärztlichen Notdienst.
Aus den obigen Beispielen hätte ich z.B. den Schnupfen nach kurzer Schilderung über den Tresen an den HÄND verwiesen, ...

[Pupskopf]

Jeder, der das Gefühl hat es geht nicht ohne und er braucht akute Hilfe hat einen berechtigten Grund in die Notaufnahme zu kommen. Immer. Aber das wurde hier schon X-mal ausgeführt. Der arme Assi im NA-Dienst muss da durch, auch wenn`s nervt.

Ich mach' keine Dienste, das braucht man nicht für den Facharzt.

[Coxy-Baby]

Ich mach' keine Dienste, das braucht man nicht für den Facharzt.

Ähm schön, aber es gibt ja auch Notaufnahmen mit Schichtdienst....

[Absolute Arrhythmie]

Ich mach' keine Dienste, das braucht man nicht für den Facharzt.
Was sagt Schwester Dörte dazu? :-))

[Pupskopf]

Ähm schön, aber es gibt ja auch Notaufnahmen mit Schichtdienst....

Na klar, träum weiter, welcher Arzt arbeitet denn bitte Nachts? Wer ist denn so krank und muss Nachts zum Arzt, da passiert doch eh nichts.

[gnuff]

Na klar, träum weiter, welcher Arzt arbeitet denn bitte Nachts? Wer ist denn so krank und muss Nachts zum Arzt, da passiert doch eh nichts.
Isser nicht niedlich...?

[Kackbratze]

...und dabei schlau genug, sich selber als Fake zu outen...

[Matzexc1]

...und dabei schlau genug, sich selber als Fake zu outen...
*gefaelltmir*

[Peter_1]

@Gummiente, Deine Fragen lassen sich nicht beantworten und sind auch praktisch irrelevant, warum? 1. man muss den Patienten selber sehen, oder zumindest selber befragen um sich ein Bild machen zu können, eine Fallschilderung in 2 Sätzen im Internet ist dazu nicht geeignet. 2. Die Patienten bestimmen ob sie in die NA kommen und dann sind sie halt erst mal da, manche kann man nach 1-2 Fragen weg schicken (und versuchen generell zu erklären, dass es einen KV Notdienst gibt, auch wenn das oft nichts fruchtet), manche muss man sich ansehen/untersuchen auch wenn die Beschwerden erst mal harmlos erscheinen. Bei vielen entscheidet sich erst nach Basisuntersuchung und ggfs. Labor, dass es unnötig ist sie aufzunehmen. Ich frage mich auch welches Ziel Deine Fragen eigentlich haben (da gab es ja schon mal die Frage nach der Indikation eines Krankentransportes).

[John Silver]

Ich beantworte spaßeshalber mal die Fragen.

1. Wenn eine Person bewußtlos wird, aus welchem Grund auch immer, ist eine sofortige Vorstellung in der Notaufnahme nicht nur gerechtfertigt, sondern auch sehr ratsam. Gilt auch für den Handballer, der einen Ball gegen den Kopf bekommt.

2. Fieber, Schmerzen beim Atmen und sonstige Symptome einer Atemwegsinfektion, zumal sie seit 5 Tagen bestehen, sind nur sehr selten eine ausreichende Rechtfertigung für die Vorstellung in der Notaufnahme. In den 5 Tagen hat man mehr als genug Zeit, um zum Hausarzt zu gehen; ist die Person dafür zu dumm oder zu faul, soll sie eben zum ärztlichen Notdienst. Erst wenn der Hausarzt oder der ÄND die Person in die ZNA einweist, ist es ok.

3. Eine massive Blutung, z.B. Bluterbrechen oder unstillbares Nasenbluten, ist immer ein guter Grund für die sofortige Vorstellung in einer Notaufnahme.

4. Ein Sturz aus 3 m Höhe ist nicht nur eine Indikation zur Vorstellung in der Notaufnahme; insbesondere der veränderte Bewußtseinszustand als Zusatz zum Sturz ist eine zwingende Indikation für eine Einlieferung mit Notarzt als Schockraum.

5. Prinzipiell ist ein Sturz aus weniger als 50 cm Höhe für ein Baby ungefährlich, die Wahrscheinlichkeit einer schwerwiegenden Verletzung ist praktisch Null. Die Vorstellung erfolgt erfahrungsgemäß trotzdem, vorzugsweise mit RTW. Indiziert ist es nicht, aber die Eltern haben einen Riesenschiss.

6. Ein auffälliges EKG ist ohne entsprechende Symptomatik eine Indikation zur elektiven Abklärung bei einem niedergelassenen Kardiologen, nicht in einer Notaufnahme.

7. Fieber von 39 Grad ist, insbesondere über einen längeren Zeitraum, bei einem Säugling ernst zu nehmen; zwei Tage sind jedoch genug Zeit für einen Gang zum Kinderarzt, sonst zum kinderärztlichen Notdienst.

8. Dickes Knie und Platzwunde dürfen in die ZNA.

9. Krampfanfall ist so schwierig zu entscheiden. Im Zweifelsfall gerechtfertigt.

10. Besoffene Idioten sollen in die heimische Toilette kotzen, und die Notaufnahme verschonen.

11. Husten, Schnupfen und Halsschmerzen sind banale Symptome, die keiner Behandlung bedürfen. Nicht mal die Vorstellung beim Hausarzt ist indiziert, allenfalls für eine offizielle Krankmeldung. In einer Notaufnahme hat man mit solchen Beschwerden nichts zu suchen.

................

Meine persönlichen Lieblingspatienten in der ZNA sind eher solche:

1. Rückenschmerzen aller Art seit mindestens einer Woche ohne neurologische Ausfälle, vorzugsweise Einlieferung mit RTW, aber bisher maximal sporadisch NSAR genommen, sonst nichts gemacht.

2. Bauchschmerzen seit Wochen oder Monaten, und jetzt, um Mitternacht am Samstag, will man diese abklären.

3. Freitag-Abend-Patienten, mit einem seit Wochen bestehenden Problem, bei dem der Hausarzt ganz plötzlich merkt, dass er nicht weiterkommt, und deshalb mal schnell vor dem Wochenende einweist.

4. Inkompetente Einweisungsdiagnosen aller Art, wie "akuter arterieller Verschluss" bei gut tastbaren Fußpulsen.

Mein Favorit bisher war ein junger Mann mit erstgradigem Sonnenbrand an den Schultern. Hat mir mit einer Klage gedroht, als ich ihm nahelegte, seinen debilen Astralkörper gefälligst aus der Notaufnahme zu bewegen.

[anignu]

Boah, ich kann diese "Freude" auf solche Lieblingspatienten nur zu gut verstehen... Kennen wir die nicht alle?

Und wenn dann noch so Kommentare kommen wie "aber beim Orthopäden bekomm ich immer so schlecht einen Termin", oder "nächste Woche hab ich einen Termin für ein MRT der Wirbelsäule aber ich hab ja JETZT Schmerzen" (seit 4 Wochen...).
Das Fiese: genau bei so einer Patientin (4 Wochen Kreuzschmerzen, kein Trauma, keine Neurologie, kommt Samstag um 3 Uhr nachts und war bisher noch nicht beim Orthopäden) hat ein Kollege mal aufgrund wirklich schlechter Bedingungen (auch Fett schwächt Röntgenstrahlen) eine LWK-Fraktur übersehen. Und natürlich kam dann ein Schreiben vom Anwalt...

Und dass Freitag nachmittag gefürchtet ist, ist auch klar. Da sind diese plötzlich über Nacht aufgetretenen riesigen trockenen Fersennekrosen (ohne Infekt natürlich) die mal schnell vorm Wochenende in die Notaufnahme müssen.

Ansonsten glaub ich ist allen klar: was seit mehr als 5 Tagen besteht und sich nicht dramatisch verschlechtert hat (beide Bedingungen!), hat kein Recht als allererstes in der Notaufnahme zu landen. Das gehört zunächst von irgendeinem niedergelassenen Arzt angeschaut und der entscheidet obs in die Notaufnahme muss oder nicht. Eben meistens nicht.

Ansonsten gibt es ja auch Methoden wie "therapeutisches Warten" oder "therapeutische stationäre Aufnahme". Wobei meistens die falschen Leute gehen. Junge Kerle mit Platzwunden die genäht werden müssen nach ner Viertelstunde Wartezeit z.B.

[Matzexc1]

Samstag Abend:
Patient kommt mit einer wunderschönen Hummerusschaftfraktur in die NA. Nach dem Verletzungsmuster gefragt sagt er:
Ich bin am Dienstag,als ich die neue Lampe aufhängen wollte,von der Leiter gefallen.
Frage an ihn: Warum kommen sie erst jetzt?
Er:Ich hab gedacht das geht wieder weg