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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blutbildkontrolle unter Clexane



WackenDoc
12.07.2014, 13:25
Ich hab mal ne Frage wie ihr das mit den Blutbildkontrollen unter Clexanetherapie handhabt.
Die Hauptindikationen bei uns für Clexane sind Z.n. Bänderriß des OSG und Z.n. Knie-OPs.

Bisher war es bei uns üblich 1x/Woche das BB zu kontrollieren solange die Therapie lief (wenn überhaupt jemand dran gedacht hat).

Die Leitlinie sagt ja (wenn ich die richtig verstanden hab), dass das größte HIT-Risiko zwischen dem 5. und 15. Tag der Therapie liegt und man 2x/Woche kontrollieren soll.

Also am Anfang ein Blutbild, damit man einen Ausgangswert hat, dann nach ca. einer Woche, dann 2x/Woche bis zum 15. Tag?
Setzt jemand von euch das so um?

Peter_1
16.07.2014, 19:42
Also am Anfang ein Blutbild, damit man einen Ausgangswert hat, dann nach ca. einer Woche, dann 2x/Woche bis zum 15. Tag?
Setzt jemand von euch das so um?

Gefühlt setzen das ca. 90% der Kollegen (zumindest im ambulanten Bereich) nicht um, einschliesslich mir selber an die Nase greif :(

Eilika
17.07.2014, 09:08
Bei mir wurde postoperativ (6 Wochen Teilbelastung waren geplant, wurden dann 7) genau EINMAL vor Entlassung (nach 5 Tagen) das Blutbild auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin kontrolliert...

Fr.Pelz
17.07.2014, 16:18
Bei uns ist die Hauptindikation auch die perioperative Thromboseprophxylaxe, allerdings kontrollieren wir postop eh häufiger das BB und ggf CRP, Leberwerte etc und haben so auch die Thrombose im Blick.

Ich bin ja unter Clexane-Dauertherapie in der Schwangerschaft wegen F-V-Leiden und meine Gyn meinte, sie müsse alle 2 Wochen das BB kontrollieren. Ich weiß allerdings nicht, woher sie diese Erkenntnis hat, eine HIT könnte sich ja gut auch dazwischen ereignen. (Ich wollte immer den Gerinnungsspezi dazu befragen, bin aber nicht dazu gekommen.)

Rico
17.07.2014, 16:33
Die Kontrollen sind ja fast ein Feigenblatt. Wenn man Glück hat erwischt man den Moment wenn die Thrombos runtergehen und es noch nicht klinisch manifest ist. Kann natürlich auch am Tag nach der Kontrolle auftreten. Dann hat man wenigstens mal kontrolliert und man steht vor dem Kadi besser da.
Wir machen stationär eh dauernd aus irgendwelchen Gründen BEs, da fällt auch ein-, zweimal die Woche ein BB ab, wobei das ja oft entbehrlich wäre, weil die HIT ja eh erst ab Tag 10 auftritt und da die Leute in der Regel schon daheim sind. Und draußen einmal pro Woche zum HA tingeln wegen sowas... werden nicht viele machen.

Ein Grund mehr lieber gleich wann immer möglich Fondaparinux zu nehmen. Grad bei Thrombophlebitis seit der Callisto-Studie mein Mittel der Wahl, außerdem bei allen Thrombosen bei denen Clexane wegen Gewichts >100kg nicht mehr von der Zulassung gedeckt ist. Und ist wegen der einmal täglichen Gabe nichtmal arg teurer und für den Patienten angenehmer.

WackenDoc
17.07.2014, 17:51
Ah, es tut sich ja doch was im Thread.
Bei unseren Patienten ist das ja noch komplizierter zum Arzt zu kommen- wir sind ja nicht unbedingt am Wohnort des Patienten.
Aber wenn man eh nur zwischen 5. und 15. Tag testen soll, hält sich der Aufwand ja in Grenzen. Plus das eine Mal vor der Therapie.
Ich fand es nur merkwürdig nach dem 15. Tag nicht mehr zu testen.

Die meisten unserer Patienten brauchen die Thromboseprophylaxe eh nur 2-6 Wochen.

Healix
17.07.2014, 19:28
Bei uns ist die Hauptindikation auch die perioperative Thromboseprophxylaxe, allerdings kontrollieren wir postop eh häufiger das BB und ggf CRP, Leberwerte etc und haben so auch die Thrombose im Blick.

Ich bin ja unter Clexane-Dauertherapie in der Schwangerschaft wegen F-V-Leiden und meine Gyn meinte, sie müsse alle 2 Wochen das BB kontrollieren. Ich weiß allerdings nicht, woher sie diese Erkenntnis hat, eine HIT könnte sich ja gut auch dazwischen ereignen. (Ich wollte immer den Gerinnungsspezi dazu befragen, bin aber nicht dazu gekommen.)

Interessant - da gibts ja auch keine wirklich gute Evidenz bei. Bist du homozygot oder heterozygot (um mal persönlich zu werden ;)? Prophylaktische Dosis? Sind ja im Prinzip Einzelfallentscheidungen...

Fr.Pelz
17.07.2014, 21:20
Heterozygot und ja- prophylaktische Dosis. Empfohlen von der Gerinnungssprechstunde als Einzelfallentscheidung bzw "Kann-Entscheidung", eigentlich nur bis zur 12 SSW, dann wieder Kontrolle, die konnte ich nicht wahrnehmen, war dann aber aufgrund des BV und der Ansage zur Schonung ja schon relativ immobil und nehme es jetzt weiter bei Bettruhe bis postpartal.

Christoph_A
18.07.2014, 09:01
Naja, ne HIT II ist ja nun keine sehr häufig auftretende Komplikation, deswegen gleich auf Fondaparinux, welches ja durchaus nicht nur teurer ist, sondern auch eine größere allergene Potenz besitzt, umzustellen, halte ich persönlich für etwas übertrieben, Callisto Studie hin oder her.
Wir haben ja Clexane im Dauereinsatz bei unseren Vorhofflimmerern und hab in 10 Jahren Medizin vielleicht 10 Fälle mit ner HIT II gesehen. Ich empfehle eine Thrombokontrolle nach ca. 15 Tagen und dann is auch gut, warum Deine Gyn alle 2 Wochen Dein Labor kontrollieren will, kann ich nicht ganz nachvollziehen @ Fr. Pelz.
P.s.: Thrombosen kriegen bei mir mittlerweile alle DOAKs. Dann spart man sich das Heparingespritze sowieso.

Rico
18.07.2014, 09:45
@ Preis:
Zumindest bei der therapeutischen Dosierung (7,5 Fonda vs. 0,8 Clex) stimmt das so nicht:
Vom Fondaparinux kostet laut Roter Liste der N3-Pack mit 20 Fertigspritzen 372€, vom Clexane der N3-Pack mit 24 Fertigspritzen zwar nur 234€, also auf den ersten Blick günstiger..... aaaaber:
Clexane muss man ja zweimal geben, Arixtra nur einmal, sprich mit den 24 Spritzen kommt man nur 12 Tage aus, pro Tag verspritzt man 19,50€ - Arixtra kostet pro Spritze und Tag 18,60€! :-notify Ist nicht die Welt, aber zumindest teuer ist es nicht.
Und bei der Prophylaxe-Dosis (2,5 Fonda vs. 0,4 Clex) ist der Unterschied mit 5,95€ vs. 5,26€ bei jeweils einmal täglicher Gabe überschaubar.

@ Allergie
Der Aspekt ist mir neu und zumindest anhand der Fachinformation nicht nachvollziehbar:
Da wird bei Fonda das Risiko für eine allergische Reaktion als selten (≥ 1/10.000 bis <1/1.000), bzw. die Anaphylaxie als sehr selten (<1/10.000) angegeben, bei Clexane hingegen als häufig (≥ 1/100 bis <1/10), bzw. die Anaphylaxie als selten (≥ 1/10.000 bis <1/1.000).
Hast Du da andere Zahlen?

Christoph_A
18.07.2014, 10:13
Wie gesagt, Vollantikoagulation mit Clexane mach ich seit DOAK Einführung eh nicht mehr.
Fondaparinux haben wir damals bei mehreren Patienten wegen allergischer Reaktion abgesetzt, bei Heparin hab ich noch nie eine Allergie gesehen. Subjektiv, völlig klar, aber bei der Menge Patienten, die von uns Heparinspritzen bekommen haben, meineserachtens durchaus nicht unrelevant.
Hast Du eigentlich die aktuellen Leitlinien bezüglich Fondaparinux im Kopf, dachte immer, das wär keine Ia Indikation, aber da bin ich mir jetzt nicht sicher.
P.s.: Deine Rechnung geht aber auch so nicht ganz auf, weil bei welcher Vollantikoagulation spritzt Du länger als 12 Tage Heparin? Meist hat man, selbst bei good old Marcumar, nach 4-5 Tagen spätestens den therapeutischen Bereich erreicht, also 234 gegen 372 Euro aufgerechnet sind sehr wohl billiger in meinen Augen. Alles eine Frage der Betrachtung.

Rico
18.07.2014, 11:46
Wie gesagt, Vollantikoagulation mit Clexane mach ich seit DOAK Einführung eh nicht mehr.Was aber auch nicht wirklich kosteneffektiv ist, DOAKs liegen ja preislich im Bereich der LMW-Heparine, fernab von Marcumar.


Hast Du eigentlich die aktuellen Leitlinien bezüglich Fondaparinux im Kopf, dachte immer, das wär keine Ia Indikation, aber da bin ich mir jetzt nicht sicher.Kommt auf die Indikation an, die orthopädischen hab ich nicht im Kopf. Bei der Thrombophlebitis hat mich wie gesagt Callisto überzeugt, ne echte Leitlinie gibt es da ja nicht, nur ein S1-Gedöns von 1998, Dekaden vor Callisto.
Bei der TBVT nehm ich es ja auch nur (wie oben geschrieben) wenn Clexane nicht geht, z.B. bei Körpergewicht >100kg. Da bin ich auch großzügig und fange nicht mit irgendwelchen Xa-Kontrollen an. Clex bleibt erste Wahl. Aber bei Problemchrn wechsele ich ohne Trennungsschmerz auf Fondaparinux.


P.s.: Deine Rechnung geht aber auch so nicht ganz auf, weil bei welcher Vollantikoagulation spritzt Du länger als 12 Tage Heparin? Meist hat man, selbst bei good old Marcumar, nach 4-5 Tagen spätestens den therapeutischen Bereich erreicht, also 234 gegen 372 Euro aufgerechnet sind sehr wohl billiger in meinen Augen. Alles eine Frage der Betrachtung.Kannst es ja mal mit dem N1-Pack rechnen, da wird wenn man sich die Preise so anschaut vom Verhältnis her nicht viel anderes rauskommen.

Christoph_A
18.07.2014, 12:34
Naja, dafür muß sich Patient für DOAKs nicht in die Plauze pieksen.
Ansonsten geh ich mit Dir weitgehend d´accord, hab aber irgendein Positionspapier der DGK im Kopf, das auch bei Thrombophlebitiden mittlerweile ne AK über 3 Monate empfiehlt.
Auch beim N1 Pack ist der Preisunterschied gegeben, letzten Endes kann man, denke ich, beide Entscheidungen vertreten, ich mag Arixtra halt nicht besonders, vielleicht sträub ich mich deswegen etwas dagegen, Du magst es gern, was solls.
Wichtig ist, daß überhaupt eine suffiziente AK durchgeführt wird, ich denke, auf diesen Nenner können wir uns beide einigen.

Edit: Gibt ne AWMF Leitlinie vom Januar 2013, hab die grade ausgegraben:
Eine oberflächliche Thrombophlebitis sollte in Abhängigkeit von Ausdehnung und Lokalisation mitAntikoagulantien behandelt werden. Bei transfaszialem Wachstum soll wie bei einer tiefen
Venenthrombose vorgegangen werden. Die Dauer der Therapie sollte sich nach der klinischen
Situation richten.

Bei Annäherung des Thrombus an eine Mündungsregion sollte mit einer Heparinisierung begonnen
werden. Die Empfehlungen reichen von prophylaktischen bis therapeutischen Dosierungen über
mindestens 4 Wochen.
Eine therapeutische Dosierung kann unter dem Aspekt der sicheren Wirkung bei
geringer Blutungsrate bevorzugt werden; die überlappende Einleitung der oralen Antikoagulation ist
möglich [40]. Auf jeden Fall sollte bis zum völligen Abklingen der Symptome, in der Regel über 3 Monate,
eine Kompressionsbehandlung erfolgen.

PrinzessinAmygdala
04.10.2014, 20:51
Interessantes Thema, wo ich doch durch eine Sprunggelenksfraktur auch im Moment täglich Clexane spritzen muss. Bei mir hat postOP überhaupt noch niemand mein Blut kontrolliert :D