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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auswahlverfahren reformieren - nur wie?



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Athene.*
12.07.2014, 14:23
Moin moin,

Wie euch allen ja bekannt ist, braucht man, um ins Humanmedizinstudium zu kommen, eine
DN jenseits der 1,4. Für viele,- inklusive mir - , bedeutet das, erstmal zu warten und die Wartezeit durch FSJ, Ausbildung etc. zu füllen.
Nun ist es so, dass das Auswahlverfahren inklusive AdH in enormer Kritik steht,
weil es ab einer gewissen DN nicht mehr möglich ist, im AdH eine Chance zu haben,
und die Abiturienten immer besser werden, man kann ja mittlerweile von einer regelrechten
'Noteninflation' sprechen.

Alles schön und gut, es lässt sich feststellen, dass die zentrale Problematik des steigenden NCs und sintflutartigen Bewerbungsansturm auf die Plätze auf facettenreichen, weiteren Unterproblemen basiert (Zentralabitur, Doppeljahrgänge etc.), darauf will ich auch gar nicht hinaus.

Mich würde mal interessieren, wie man tatsächlich das Auswahlverfahren realistisch reformieren könnte. Viele klagen, wie schlecht das Auswahlsystem ist, aber einen konkreten Lösungsansatz, wie man "die Richtigen" auswählt, fällt auch niemandem ein.

Vielleicht kommen hier ja einige interessante Ansätze zustande. :)

Matzexc1
12.07.2014, 14:29
-Krankenpflegepraktikum vor dem Studium machen lassen.
-Bewerbungsgespräch und Motivationsschreiben.
-TMS und/oder Ham-Nat verpflichtend machen.
-stärkere Bewertung von beruflicher Vorerfahrung.

*milkakuh*
12.07.2014, 14:38
Auswahl nach:
60% Abinote (mit Länderquote)
40% Wartezeit (ein Wartesemester gibt es nur für jedes Semester mit gültiger Bewerbung)

Gesocks
12.07.2014, 14:38
- Abiturbestenquote einstampfen und zugehörige Plätze vorrangig über AdH verteilen lassen.
- Hochschulen völlige Autonomie bei den AdHs gewähren, insbesondere hinsichtlich der Berücksichtigung der Abiturnote.

Matzexc1
12.07.2014, 14:40
Auswahl nach:
60% Abinote (mit Länderquote)
40% Wartezeit (ein Wartesemester gibt es nur für jedes Semester mit gültiger Bewerbung)
:-dafür
Die Abibestenquote verdanken wir übrigens Frau Schavan.

Gesocks
12.07.2014, 14:42
Hä? Du willst doch lauter notenunabhängige Kriterien stärken:

-Krankenpflegepraktikum vor dem Studium machen lassen.
-Bewerbungsgespräch und Motivationsschreiben.
-TMS und/oder Ham-Nat verpflichtend machen.
-stärkere Bewertung von beruflicher Vorerfahrung.

Matzexc1
12.07.2014, 14:46
Das sind die die mir als erstes einfielen.

Athene.*
12.07.2014, 14:47
Krankenpflegepraktikum verpflichtend zu machen vor Studienbeginn und gerade die stärkere Bewertung von beruflicher Vorerfahrung finde ich auch sehr gut, da diese Menschen sich auch tatsächlich mit den Arbeitsbedingungen im Krankenhaus befassen und mit der harten Realität des Ärztedaseins konfrontiert werden.
Ich persönlich finde, dass genau die Menschen es auch sind, die trotz den miesen Bedingungen trotzdem gerne Ärzte im Krankenhaus werden wollen, die dann auch tatsächlich in den Beruf einsteifen, anstatt in die Pharmaindustrie/Forschung etc abwandern, weil sie ja genau wissen, worauf sie sich einlassen und nicht erst im Alltag merken, dass das ganze nichts für sie ist -> Stichwort Ärztemangel
Klar, das trifft nicht auf alle zu, aber ich hab schon einige PJler erlebt,
die dann während des Arbeitens im Krankenhaus ihr blaues Wunder erlebt haben.

Bewerbungsgespräche und Motivationsschreiben finde ich zwar auch gut, aber leider schlecht zu realisieren, da dies die Hochschulen eine Menge Geld kostet.

An die Quoten habe ich noch gar nicht gedacht. Aber ist es nicht so, dass es gesetztlich geregelt ist, eine Abiturientenbestenquote haben zu müssen?

Matzexc1
12.07.2014, 14:49
An die Quoten habe ich noch gar nicht gedacht. Aber ist es nicht so, dass es gesetztlich geregelt ist, eine Abiturientenbestenquote haben zu müssen?

Das haben wir Annette Schavan zu verdanken.Die hat durchgesetzt,dass es so geändert wurde.

Aber du hast recht:Politiker ändern nur dann was wenn es ihnen nützt,wobei ich nicht weiß was Schavan damit bezweckt hat.

*milkakuh*
12.07.2014, 14:56
Ein Auswahlverfahren kann nie objektiv sein. Meiner Meinung bringt das ganze AdH daher nichts.

Im Gegenteil, für mich richtet das AdH sogar einen volkswirtschaftlichen Schaden an. Es werden Leute in Berufen ausgebildet, die in diesem nie arbeiten wollen und daher dann später auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Die Ausbildung pro Kopf wird teurer für den Staat, da erstens Ausbildungen oft bezuschusst werden und zweitens derjenige mit Ausbildung mind. 3 Jahre weniger als Arzt arbeitet (=geringere Steuereinnahmen).

Die starke Bonierung von Ausbildungen im AdH führt letzendlich dazu, dass jemand ohne Ausbildung quasi kaum noch eine Chance auf einen Platz hat. Daher machen dann auch Leute mit einem sehr guten Abitur eine Berufsausbildung um überhaupt eine Chance zu haben. Das führt letzendlich dazu, dass die Leute mit einem guten Abi wieder keine Chance haben und die Rangliste im Prinzip nach 3 Jahren wieder fast genau so aussieht wie wenn man vor 3 Jahren nach der Abiturnote ausgewählt hätte. :-meinung

Daher glaube ich, dass es sinnvoll wäre auf die finanziell günstigsten Auswahlmitte (=Abiturnote + Wartezeit) zurückzugreifen. Ich bin mir sicher, dass so NC und Wartezeit sinken würden und das Auswahlverfahren für alle durchsichtiger wäre.

Matzexc1
12.07.2014, 14:59
An meiner Krankenpflegeschule sind die für jeden Abiturienten dankbar gewesen.Zitat: Sie heben das Kursniveau

Außerdem kenne ich mehrere Kollegen die nach der Ausbildung nicht mehr in die Medizin wollten.

ehemaliger User_11062015
12.07.2014, 15:11
aber das sind denke ich die wenigsten.
Wenn für mich Ausland keine Option dargetellt hätte, wäre ich zutiefst verzweifelt gewesen, wenn ich eine Ausbildung anfangen hätte müssen für einen Job, den ich eigentlich nicht machen will.

Stimme Milka voll und ganz zu.

Fände es auch gut, wenn sich die Wartezeit mehr an den Abischnitt angleichen würde. dass nach jedem WS 0,1 abgezogen wird zum Beispiel. Dann müsste jemand mit 1,9; 2,0 weniger lange warten als jemand mit 4,0.

Gesocks
12.07.2014, 15:32
Ein Auswahlverfahren kann nie objektiv sein. Meiner Meinung bringt das ganze AdH daher nichts.

Im Gegenteil, für mich richtet das AdH sogar einen volkswirtschaftlichen Schaden an. Es werden Leute in Berufen ausgebildet, die in diesem nie arbeiten wollen und daher dann später auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Die Ausbildung pro Kopf wird teurer für den Staat, da erstens Ausbildungen oft bezuschusst werden und zweitens derjenige mit Ausbildung mind. 3 Jahre weniger als Arzt arbeitet (=geringere Steuereinnahmen). [...]
Inwiefern nicht objektiv? Ein vernünftig konzipiertes Auswahlverfahren kann mindestens genauso objektiv sein wie die Abiturnote, die derzeit sowieso wird und auch bei völliger Autonomie der Hochschulen nach wie vor berücksichtigt werden kann. Den Zusammenhang "Adh - nicht im Beruf Arbeiten wollen" kann ich so gar nicht nachvollziehen; gerade das festzustellen ist die alleinstehende Abiturnote doch ein denkbar schlechterer Parameter. Und der postulierte volkswirtschaftliche Schaden durch Ausbildungen vorm Studium entsteht grundsätzlich doch während der Wartezeit viel eher als grundsätzlich in AdHs, in denen Ausbildungen ja überhaupt nicht unbedingt boniert werden.
Zu allen Punkten verweise ich mal auf zahlreiche Privathochschulen, die (teilweise seit jeher) ziemlich gediegene Auswahlverfahren durchführen.

davo
12.07.2014, 15:39
Die Noteninflation bzw. die steigende DN ist für mich kein Problem per se - denn es ist ja egal ob ich mit 1,6 als 7.250stbester gerade noch reinkomme, oder ob ich mit 1,2 als 7.250stbester gerade noch reinkomme.

Die Bonierung von Berufsausbildungen sehe ich SEHR kritisch, da man so sehr viele Leute in Ausbildungen hat die sie eigentlich gar nicht nutzen wollen - ökonomisch kompletter Irrsinn. Ich muss allerdings auch zugeben dass die derzeitige Wartezeitquote, obwohl sie für mich selbst ein großer Segen war, ziemlich kritikwürdig ist.

Geniale Lösung hab ich jetzt keine - grundsätzlich denke ich dass eine Kombination von DN und TMS/HAM-Nat am fairsten wäre, da die erfolgreiche Teilnahme an solchen Tests kombiniert mit einer guten DN sicher viel über Fleiß und Zielstrebigkeit aussagt, und Fleiß und Zielstrebigkeit scheinen eigentlich am stärksten über Erfolg und Misserfolg zu entscheiden. Bei uns in Gießen haben nach zwei Semestern erst 1-2% aufgegeben, und nur sehr wenige weitere sind ernsthaft gefährdet. Die allermeisten die reinkommen sind also IMHO fit fürs Studium.

Coxy-Baby
12.07.2014, 15:47
Ich finde das aktuelle Vergabeverfahren eigentlich durchdacht und gut funktionierend.

Absolute Arrhythmie
12.07.2014, 16:11
Ich finde das aktuelle Vergabeverfahren eigentlich durchdacht und gut funktionierend.
Entspricht meiner Meinung, kann man durchaus so lassen.

Pupskopf
12.07.2014, 16:14
Männerquote von 50%; die Frauen aus meinem Semester die nach dem Examen eine Vollzeittätigkeit in einer Klinik angetreten haben kann man an einer Hand abzählen.

wolkenkranich6
12.07.2014, 16:18
Die Abiturbestenquote sollte mMn abgeschafft werden, dafür sollten mehr Plätze im AdH zustande kommen. Jemand der 1,1 hat und in Tübingen studieren will der kommt über die Bestenquote vermutlich nicht rein und muss für das AdH den TMS schreiben. 1,0er Abiturienten in allen Ehren, aber ich finde das auch diese mehr geprüft werden müssen, vorallem der TMS ist dafür eine gute Lösung...der war auch eine Zeit lang verpflichtend sofern ich mich erinnere.

Nun zur Wartequote. Ich will niemanden angreifen, aber ich finde die Wartezeitquote schwachsinnig. Die Qualifikation fürs Studium verbessert sich durchs Warten eher nicht und in der Wartezeitquote hat man auch die höchste Abbrecherquote. Zudem ist es wirtschaftlich auch nicht gerade rentabel wenn eine Person 7 Jahre lang aufs Medizinstudium wartet. Mir ist das ganze aber auch suspekt weil ich es in keinem anderen Land gesehen habe.


Ich fände auch ein Zulassungssystem wie in der UK sinnvoller, also auch mit Personal Statement, dann kann man auch ausserschulisches Engagement unterstützend in die Bewerbung einbringen. Dazu noch ein Test und das Verfahren wäre für viele härter, aber gibt auch mehr Leuten eine Chance.

Coxy-Baby
12.07.2014, 16:23
Quatsch, was sagt bitte sehr ein Motivationsschreiben aus? Oder ein Interview? Oder ein Pflegeprakiktum, oder ausserschulisches Engagement? Da bestimmt ein gesülzter Brief und selbstverkäuferisches Geschleime über das weitere Leben das kanns ja auch nicht sein. Zum Thema abbrechen bei Wartezeitlern, gibts da belastbare aktuelle Zahlen zu den einzelnen Quoten?

wolkenkranich6
12.07.2014, 16:24
Männerquote von 50%; die Frauen aus meinem Semester die nach dem Examen eine Vollzeittätigkeit in einer Klinik angetreten haben kann man an einer Hand abzählen.

Frauen haben aber nunmal durchschnittlich gesehen die besseren Abiturergebnisse und kommen so auch eher ins Studium. Einem Mann, der schlechtere Qualifikationen als eine Frau hat einen Studienplatz bevorzugt zu geben ist unlogisch.

Außerdem lasse ich mich doch nicht durch eine Quote einschränken, weil wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben in der ich angeblich weniger Recht auf einen Studienplatz habe da ich die theoretische Möglichkeit zur Reproduktion habe.