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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Praktikanten im Rettungsdienst



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tami...san
26.07.2014, 13:09
Was dürfen bei euch Praktikanten (mindestens 18 Jahre, abgeschlossene Sanitätsausbildung) im Regelrettungsdienst so machen?
Habt ihr da bei den ersten Schichten Vorgespräche wo ihr klare Grenzen setzt?
Oder evtl. auch einen Aufgabenkatalog der bearbeitet werden sollte?
Inwieweit sollte die Eigeninitiative bei der Assistenz sein von Praktikanten?

Würde gerne mal eure Erfahrungen hören.

Kackbratze
26.07.2014, 13:56
Hast Du kein Telephon um bei deinem Rettungsdienst vor Ort mal anzurufen?

tami...san
26.07.2014, 14:12
Ich weiß wie die Anforderungen bei unserem KV sind. Ich habe gefragt wie es bei euch so ist, da es ja überall unterschiedlich gehandhabt wird, manche sind lockerer, manche strenger. Was ist für euch wichtig, wenn ihr Praktikanten mitnehmt, worauf sollen die sich am besten konzentrieren?

Gersig
26.07.2014, 14:14
Was ist für euch wichtig, wenn ihr Praktikanten mitnehmt, worauf sollen die sich am besten konzentrieren?

Do's:
Saubere Kleidung, Respekt vor dem Patienten, insgesamt eher zurückhalten.

Don'ts:
Nach Kippe riechen, "kenn ich, weiß ich, hab ich schon", Kompetenzillusion.

tami...san
26.07.2014, 14:21
Danke Gersig, das ist wenigstens eine anständige Antwort.

Gersig
26.07.2014, 14:26
Danke Gersig, das ist wenigstens eine anständige Antwort. Im Endeffekt ist das aber auch kein Hexenwert, sondern normaler gesunder Menschenverstand.

Je besser du dich ins Team integrierst, umso länger wird die Leine.

Kackbratze
26.07.2014, 14:43
Zum Thema "gesunder Menschenverstand" noch am Rande:
weder Gersig noch ich haben deine Eingangsfrage richtig beantwortet. Wenn Du oberhalb deiner Kompetenzgrenze arbeiten möchtest, such dir einen Rettungsdienst im Ausland.
Zu dem Thema gab es hier auch schonmal einen Thread.

tami...san
26.07.2014, 15:01
Das es zum Thema Praktikanten schon einen Thread gegeben hat, habe ich gerade gelesen, der wesentlich hilfreicher ist. Dabei geht es nämlich auch um die möglichen Einstufungen. Danke trotzdem für deinen netten Hinweis mit dem Rettungsdienst im Ausland. Damit hat sich dieser Beitrag auch schon erledigt.

WackenDoc
26.07.2014, 17:32
Die Frage ist z.B. Was für ein Praktikant? Also Praktikum mit welchem Ziel? Was meinst du mit abgeschlossener Sanitätsausbildung?

tami...san
26.07.2014, 18:51
Abgeschlossener San A und B
Ein Praktikant der als ehrenamtlicher Helfer eingearbeitet werden soll. Erst 100 Std. KTW dann nach gewisser Reife auf den RTW drauf als dritte Person.

nie
26.07.2014, 19:43
Sowas gibts bei uns nicht. Praktikum auf dem RTW machen bei nur Leute, die ihre Pflichtpraktika für den RS/RA machen müssen. Und die werden eben nach und nach gemäß ihres Lernzielkatalog eingearbeitet.

Gersig
27.07.2014, 10:53
Abgeschlossener San A und BDas sind bessere Erste-Hilfe-Kurse. In diesem Fall würde ich den Praktikanten nichts neuralgisches machen lassen.

WackenDoc
27.07.2014, 11:13
Wir haben solche Praktikanten auch nicht.

Was würde ich so einen Praktikanten machen lassen:
Gründliche Einweisung in den RTW- wo ist was, wie bekomme ich die Teile raus, wie wieder rein. So dass der Praktikant mal auf Ansage was holen kann ohne ewig suchen zu müssen oder was kaputt zu machen.
Durchaus mal unter Aufsicht machen lassen- glaub mir, auch Notärzte scheitern durchaus daran den Defi bzw. das Monitoring aus der Halterung und wieder rein zu bekommen.
Gründliche Einweisung in das Monitoring. Durchführung der Funktionsüberprüfungen. Anwendung an nicht-kritischen Patienten unter Aufsicht.
Und von da aus kann man mal schauen.

Gersig
27.07.2014, 12:12
An Geräte dürften Praktikanten nur dann ran, wenn sie eine MPG-Einweisung haben.

Foxtrott
28.07.2014, 12:05
Bei uns fahren öfters mal Praktikanten mit, die meisten sind ausgebildete San-Helfer aus den benachbarten Ortsvereinen oder häufig auch FSJ-Bewerber, die als "Probe" zwei Tage mitfahren sollen/können/müssen/dürfen.

Die Praktikanten beobachten zunächst, können jedoch unter Anleitung (bei nicht kritischen Patienten, versteht sich), auch mal Maßnahmen wie BZ-Messung, EKG kleben und natürlich Blutdruck-Messung selber durchführen.
Darüber hinaus natürlich auch Tätigkeiten wie sie meine Vorposter bisher beschrieben haben (Trage holen, O² holen etc.)

tami...san
28.07.2014, 18:53
Nja ich denke das es sicherlich sinnvoll ist gleich am Schichtbeginn einfach zu besprechen was deren ihrer Meinung nach am wichtigsten ist. Diese Praktikanten-Hasser habe ich im derzeitigen Pflegepraktikum auch (ein Drittel), und jeder Praktikant der gewisse medizinische Kenntnisse hat würde sich wünschen gleich dies und das zu können. Da ist es wichtig mit Beispielen zu argumentieren was man beim peripher venösen Zugang evtl. Alles an Komplikationen haben kann. So schreckt man die Praktikanten besser ab als blöd angeredet zu werden.

Gersig
28.07.2014, 22:33
Praktikantenhasser haben meist schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe im OP fast jede Woche neue RD-Praktikanten. Bei manchen wäre ich froh, wenn sie nicht kämen, wenn man die 112 anruft :-meinung

Thunderstorm
28.07.2014, 23:46
Also, ich muss da jetzt auch mal etwas dazu schreiben:
Ich bilde seit vielen Jahren Praktikanten aller Ausbildungsstufen im Rettungsdienst aus.

Ich erwarte von den Praktikanten, dass sie pünktlich da sind, ein ordentliches Auftreten haben, sich zu benehmen wissen und motiviert sind, viel zu lernen.
Wichtig ist auch, dass ich mich darauf verlassen kann, dass er bzw. sie, sofern es mal gefährlich oder unschön wird, genau das macht, was die Besatzung ihm/ihr sagt (schließlich haben wir die Verantwortung).

Ich bespreche gleich zu Beginn mit dem Praktikanten, was seine Ziele sind, was er meint, dass er schon kann, für was er schon Unterschriften im Ausbildungsheft hat (und es trotzdem nochmal besprechen möchte, denn Unterschrift heißt nicht zwingend, dass man etwas wirklich kann ;-)) und was er er lernen möchte.
Ich erwarte von keinem Praktikanten, dass er die Dinge schon kann, denn dann würde er die Ausbildung nicht machen ;-) doofe Fragen gibt es nicht; aber wenn ich einen Praktikanten länger dabei habe, erwarte ich natürlich schon, dass er auch mal nach der Schicht Dinge nachliest.

Ich nehme mir, sofern das einsatztechnisch möglich ist, gleich zu Beginn der Schicht Zeit, den Praktikanten (sofern noch nicht geschehen) ausführlich den RTW + das Equipement zu zeigen; wichtig ist mir hier, dass er lernt, was es in der Wundertüte RTW versteckt ist, wie es heißt, wofür es da ist und wie man es rein und raus kriegt ;-)
Zudem bespreche ich die wichtigsten Basics; gerade hier kann man eine sehr gute Grundlage für professionelles Arbeiten legen! Meist werden in den RD-Schulen die Basics wie Puls-, RR- u. BZ-Messen, Pulsoxy interpretieren, EKG-kleben, Infusion herrichten, Verbände, Schienen, Samsplint, Vakuumbett, Stifneck, Trage etc. nur unzureichend erklärt - die Begründung ist meist: "das lernt ihr ja eh im Praktikum"... :-(; aber gerade hier kann man so vieles falsch machen und eine gute Ausbildung (inkl. der Anatomie und Physiologie die dahinter steht) ist Gold wert!
Das mit den MPG-Einweisungen ist meist auch ein recht großes Problem, weil die meisten Praktikanten diese bis zu den RTW-Schichten nicht haben und es den Schulen auch oft egal ist :-kotz
Invasive Dinge kommen bei mir aber für Praktikanten nicht in die Tüte (abgesehen von RAiPs), weil einfach die Rechtslage schon für uns RA gelinde gesagt sehr schwierig ist. Ich weiß sehr genau, dass gerade diese Dinge sehr reizvoll sind, aber dafür ist das KH-Praktikum bzw. die RA- bzw. Notfallsanitäter-Ausbildung da ;-) sollte ein NA mit vor Ort sein und er den Praktikanten unter seine Fittiche nehmen, ist das natürlich etwas anderes und wird selbstverständlich unterstützt!
Sofern es die Zeit zulässt, wird auch jeder Einsatz nachbesprochen.
No go´s für Praktikanten sind: kenne ich schon, habe ich schon gesehen und muss ich mir nicht nochmal angucken (ich sag nur "RTW-Checken") und ich will heute aber unbedingt invasive Maßnahme xyz machen...; genauso wenig werden medizinische Entscheidungen vor dem Pat. besprochen.
Die Praktikanten sollten aber eines immer noch bedenken: die wenigsten Mitarbeiter im Rettungsdienst bekommen Geld für das Ausbilden (ich jedenfalls nicht - auch nicht als LRA); ich tue das, weil ich ebenfalls meistens eine sehr gute, engagierte Ausbildung bekommen habe und es für selbstverständlich halte (und es mir außerdem großen Spaß macht)! Aber viele Kollegen sind es inzwischen leid, dass sie zusätzlich zum normalen, meist schlecht bezahlten Alltagsgeschäft, auch noch kostenlos die praktische Ausbildung der Praktikanten übernehmen sollen :( nicht auszubilden ist zwar auch keine Lösung, aber ich kann den Frust der Kollegen durchaus nachvollziehen!

tami...san
29.07.2014, 07:50
Also, ich muss da jetzt auch mal etwas dazu schreiben:
Ich bilde seit vielen Jahren Praktikanten aller Ausbildungsstufen im Rettungsdienst aus.

Ich erwarte von den Praktikanten, dass sie pünktlich da sind, ein ordentliches Auftreten haben, sich zu benehmen wissen und motiviert sind, viel zu lernen.
Wichtig ist auch, dass ich mich darauf verlassen kann, dass er bzw. sie, sofern es mal gefährlich oder unschön wird, genau das macht, was die Besatzung ihm/ihr sagt (schließlich haben wir die Verantwortung).

Ich bespreche gleich zu Beginn mit dem Praktikanten, was seine Ziele sind, was er meint, dass er schon kann, für was er schon Unterschriften im Ausbildungsheft hat (und es trotzdem nochmal besprechen möchte, denn Unterschrift heißt nicht zwingend, dass man etwas wirklich kann ;-)) und was er er lernen möchte.
Ich erwarte von keinem Praktikanten, dass er die Dinge schon kann, denn dann würde er die Ausbildung nicht machen ;-) doofe Fragen gibt es nicht; aber wenn ich einen Praktikanten länger dabei habe, erwarte ich natürlich schon, dass er auch mal nach der Schicht Dinge nachliest.

Ich nehme mir, sofern das einsatztechnisch möglich ist, gleich zu Beginn der Schicht Zeit, den Praktikanten (sofern noch nicht geschehen) ausführlich den RTW + das Equipement zu zeigen; wichtig ist mir hier, dass er lernt, was es in der Wundertüte RTW versteckt ist, wie es heißt, wofür es da ist und wie man es rein und raus kriegt ;-)
Zudem bespreche ich die wichtigsten Basics; gerade hier kann man eine sehr gute Grundlage für professionelles Arbeiten legen! Meist werden in den RD-Schulen die Basics wie Puls-, RR- u. BZ-Messen, Pulsoxy interpretieren, EKG-kleben, Infusion herrichten, Verbände, Schienen, Samsplint, Vakuumbett, Stifneck, Trage etc. nur unzureichend erklärt - die Begründung ist meist: "das lernt ihr ja eh im Praktikum"... :-(; aber gerade hier kann man so vieles falsch machen und eine gute Ausbildung (inkl. der Anatomie und Physiologie die dahinter steht) ist Gold wert!
Das mit den MPG-Einweisungen ist meist auch ein recht großes Problem, weil die meisten Praktikanten diese bis zu den RTW-Schichten nicht haben und es den Schulen auch oft egal ist :-kotz
Invasive Dinge kommen bei mir aber für Praktikanten nicht in die Tüte (abgesehen von RAiPs), weil einfach die Rechtslage schon für uns RA gelinde gesagt sehr schwierig ist. Ich weiß sehr genau, dass gerade diese Dinge sehr reizvoll sind, aber dafür ist das KH-Praktikum bzw. die RA- bzw. Notfallsanitäter-Ausbildung da ;-) sollte ein NA mit vor Ort sein und er den Praktikanten unter seine Fittiche nehmen, ist das natürlich etwas anderes und wird selbstverständlich unterstützt!
Sofern es die Zeit zulässt, wird auch jeder Einsatz nachbesprochen.
No go´s für Praktikanten sind: kenne ich schon, habe ich schon gesehen und muss ich mir nicht nochmal angucken (ich sag nur "RTW-Checken") und ich will heute aber unbedingt invasive Maßnahme xyz machen...; genauso wenig werden medizinische Entscheidungen vor dem Pat. besprochen.
Die Praktikanten sollten aber eines immer noch bedenken: die wenigsten Mitarbeiter im Rettungsdienst bekommen Geld für das Ausbilden (ich jedenfalls nicht - auch nicht als LRA); ich tue das, weil ich ebenfalls meistens eine sehr gute, engagierte Ausbildung bekommen habe und es für selbstverständlich halte (und es mir außerdem großen Spaß macht)! Aber viele Kollegen sind es inzwischen leid, dass sie zusätzlich zum normalen, meist schlecht bezahlten Alltagsgeschäft, auch noch kostenlos die praktische Ausbildung der Praktikanten übernehmen sollen :( nicht auszubilden ist zwar auch keine Lösung, aber ich kann den Frust der Kollegen durchaus nachvollziehen!

Also ich bin überrascht und teilweise froh das es noch Menschen gibt die ihre Schützlinge unterstützen. Also zählst du Infusionen vorbereiten auch zu den Basics? Bin so wie es aussieht nur in die Hände von unmotivierten Kollegen gekommen. Teilweise hatte ich mir immer gewünscht das Freundschaften entstehen und das wurde immer falsch aufgefasst.

Thunderstorm
29.07.2014, 14:18
@ tami...san
Ich zahle Infusion herrichten durchaus zu den Basics - wenn auch nicht zu den ersten ;-) allerdings kontrolliere ich da natürlich genau nach, ob auch alles richtig gemacht wurde (System entlüften) etc.
Ich denke, man sollte erstmal die grundlegenden Dinge in Theorie und Praxis lernen; wenn das geschafft ist, gehts eine Stufe weiter etc.; nichts ist schlimmer, als! nur ganz schnell die Unterschriften voll bekommen zu wollen, damit man die Prüfung machen kann.
Ein Beispiel: Blutdruck messen - da sagen immer alle, ja das kann ich! Wenn man dann aber genauer fragt, dann gucken einen die Praktikanten an, als würde man vom Mond kommen...; Fragen wären hier z.B. welche Position sollte die Person einnehmen bzw. wie wirkt sich das aus, warum ist es wichtig, dass der Arm möglichst unbekleidet sein sollte, warum ist die Größe der Manschette wichtig, was passiert, wenn die Manschette zu locker sitzt, wo genau kommt das Stethoskop hin, d.h. was genau hört man, warum sollte man zumindest initial auskultatorisch und bds. messen...
Und da merke ich dann auch, wer sich schon Gedanken, die z.T. über das Schulwissen hinaus gehen, gemacht hat oder nicht; hier trennt sich dann auch ganz schnell die Spreu vom Weizen - d.h. man merkt, wer wirklich Interesse hat (und das sind meistens diejenigen, die später Medizin studieren wollen) und wer das nur mal eben macht, weil es cool ist.
An dieser Stelle empfehle ich auch immer die ML-Physiohefte, einfach weil die 1000x besser und verständlicher sind als das MKK oder irgendwelche zusammenfassenden RD-Machtwerke.
Also einfach immer mit viel Interesse auf die Leute zugehen, viel nachfragen und auch zeigen, dass man Sachen aus den letzten Schichten nachgelesen / gelernt hat.
Und ganz wichtig ist auch, dass man gerade bei den praktischen Sachen immer sofort sagt, wenn etwas nicht klappt (z.B. Puls, RR messen o.ä.); ich muss mit diesen Werten weiterarbeiten und die Situation für den Patienten einschätzen. Wenn mir da der Praktikant was vorlügt, weil es ihm peinlich ist, dass er das nicht hinbekommen hat, kann das ganz böse nach hinten losgehen.
Freundschaften haben sich in den vielen Jahren eher wenige ergeben, aber das ist auch verständlich, denn die Praktikanten sind meistens nur wenige Schichten mit dabei.