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ninakatharina
31.07.2014, 13:11
Liebe Forengemeinde ;)

Ich beginne morgen (...jippieh Freitag... ;) ) als absolute Newbie auf der Inneren. In meiner Klinik sind immer Studenten auf Station - Famulanten, Blockpraktikanten, PJ-ler...d.h. ich werde von Anfang an für die Studis verantwortlich sein. Gerade am Anfang werde ich sicherlich recht viel mit "mir selbst", sprich mit der Strukturierung meiner Arbeit und den Patienten zutun haben und natürlich würde ich gern diagnostische Prozeduren erstmal selbst lernen, von Blutabnehmen und Braunülen jetzt mal abgesehen. ;) Es ist mir aber wichtig, dass die Studis sich nicht als bloße Blutabnahmedienstleister fühlen sondern ich möchte dass sie zufrieden sind und was lernen. Lange Rede, kurzer Sinn:

An die Ärzte: Wie organisiert ihr euch diesbezüglich, welche Aufgaben gebt ihr ab, wie sorgt ihr dafür, dass kein Leerlauf/ Langeweile bei den Studenten entsteht?

An die Studenten: Was wünscht ihr euch bei einem Praktikum von den Verantwortlichen?

Bin schon gespannt auf Eure Antworten!

Muriel
31.07.2014, 13:35
Das allerwichtigste für einen Studenten ist, dass der Assistent selber weiß, was er tut. Und das wirst Du erst einmal eine Zeit lang nicht. Ist gar nicht doof gemeint, aber du wirst, wie du schon selber erkannt hast, erst einmal mit dir selber beschäftigt sein, musst dich zurechtfinden, in die Arztrolle hereinfinden müssen (der Sprung vom PJ sollte nicht unterschätzt werden) und selber einen Plan bekommen. Kein Student wird dir doof kommen, wenn du ihm sagst, du seist selber Frischling ohne allzu viel Ahnung, er solle sich lieber an jemand anderen erst einmal wenden. Aber wenn du selber Teaching erhältst, ist es nett, den Studi mitzunehmen.

Reflex
31.07.2014, 14:03
Ich frag die Studenten immer, was sie sich von ihrem Praktikum versprechen und was sie schon gemacht haben bzw können und binde sie dann entsprechend ihres Wissens, Fähigkeiten und Persönlichkeitsstruktur mit ein. Ein unsicherer Anfänger fällt es einfacher erst einmal nur mit zu laufen und Mäuschen zu spielen und Basics zu lernen, während ein interessierter selbständiger eifriger Pj ler gerne schon einmal mit selbständigen Aufgaben betreut werden mag und gefordert werden möchte. Zeitabsitzer und Verpisser dagegen erhalten nach mehren frustranen Chancen eher keine sonderliche Aufmerksamkeit.

Wenn man aber selber noch Anfänger in einer neuen Rolle ist, sollte man sich vielleicht erstmal auf sich selber konzentrieren, bevor man an andere denkt und das auch ggf. kommunizieren.

Rico
31.07.2014, 14:43
Da hat Muriel völlig recht! Schau zu, dass DU rumkommst und verkünstele Dich nicht damit, jedem Wochenpraktikanten jede Woche das EKG beibringen zu wollen.
Du bist auch nicht der Entertainer oder Lückenfüller für die Studenten, der Stationsbetrieb ist nicht auf studentische Bedürfnisse zugeschnitten, da entstehen zwangsläufig Pausen, die musst Du aber nicht füllen. Die können auch mal nen Kaffee trinken gehen oder sonstwas machen, wenn Du grad keine Zeit hast.

Ansonsten würde ich schauen, dass die PJler gut integriert sind und bescheid wissen, dann können die unter dem Strich mehr Arbeit abnehmen als sie machen (und im Idealfallnoch die anderen Studenten verwalten).

PJler: Aufnahmen (Besprechung mit Dir ist dann quasi Teaching für beide;-)), Blutentnahmen, Zugänge. Wenn es auf der Station so "Standardpatienten" (zur Coro oder so) gibt, bei dem die Briefe immer gleich sind, dann kann es sich lohnen, sie ins Briefschreiben einzulernen. Punktionen oder sonstiges invasives Gedöns musst Du erst selber lernen, bevor Du welche abgibst - wenn Du den PJlern trotzdem was "bieten" willst, weil sie sich gut machen und Dir viel helfen, kannst Du ja mal bei erfahrenen Kollegen der Nachbarstationen fragen, ob sie bei denen mal was punktieren dürfen. "Eigene" Patienten für Pjs find ich grundsätzlich nicht so dolle, als Anfänger würd ich das auf keinen Fall machen.

Famulanten: Wenn fit dann im Prinzip wie PJ: Aufnahmen, BE/Zugang, sonst ggf. Abschieben in die Funktionen erwägen (Win-Win-Situation: Famu freut sich, dass er was tolles sehen darf, Arzt, dass er nicht auf Station im Weg steht). :-))

Wochenpraktikanten: Fernhalten, keine Arbeit machen!!! In der Regel wenig motivierte und kaum einsetzbare Leute in einem Pflichtpraktikum. Allenfalls BEs machen lassen, dürfen auch gerne bei der Visite mitlaufen, verstehen aber in der Regel kaum was. Am einfachsten ist denen einen Aufnahmebogen in die Hand zu drücken und sie bereits stationäre Patienten zur Übung aufnehmen zu lassen (auch hier Win-Win: Die sind beschäftigt, die Patienten haben Abwechslung im tristen Stationsalltag und die Qualität der Aufnahme ist wurst, weil ja nur ne Übung.) Idealerweise besprechen die danach die Aufnahme nicht mit Dir sondern mit dem PJler, so hast Du keine Arbeit, das Niveau, das der durchschnittliche Wochenpraktikant mitbringt ist in der Regel (bezogen auf die fachspezifischen Anforderungen einer Uniklinikinneren) so niedrig, dass ein PJler, der schon ein paar Wochen auf Station ist, ihm ausreichend neues beibringen kann, und der PJ lernt beim erklären vielleicht auch noch was.
Ansonsten auch hier Abschieben in Sono/Endo/HKL erwägen, wenn Dir gar nix einfällt, dann sollen die der Pflege beim EKG-Kleben zuschauen, das ist ein wichtiger Skill, den kaum einer beherrscht.
Bin ich froh, dass die Wochenpraktikanten bei uns nicht mehr auf Station kommen, sondern in Seminargruppen mit Trockenübungen bespasst werden, IMO das bessere Konzept sich der Inneren zu nähren und auch mit deutlich weniger Frustration für beiden Seiten verbunden.

Ach, und Freitags um 13 Uhr alle heimschicken und in Ruhe aufräumen...

Wenn Du es später mal ganz toll machen willst, dann lohnt es sich, interessante Befunde wie BGAs, EKGs zu kopieren und in einen Ordner abzuheften, den kann man dann bei Bedarf rausziehen und die Leute knobeln lassen.

ehemaliger User_11062015
31.07.2014, 18:24
Wochenpraktikanten: Fernhalten, keine Arbeit machen!!! In der Regel wenig motivierte und kaum einsetzbare Leute in einem Pflichtpraktikum. Allenfalls BEs machen lassen, dürfen auch gerne bei der Visite mitlaufen, verstehen aber in der Regel kaum was.


das ist der wohl grauenhafteste Beitrag, den ich je gelesen habe.. Ich hoffe, ich bin wirklich nur zu hohl, um den Sarkasmus, falls vorhanden, hier rauszulesen, denn das geht ja mal sowas von gar nicht.
Kein wunder, dass die ''Pflichtpraktikanten'' immer weniger Lust auf klinische Praktika haben, bei so einer ''Betreuung''.
Ich habs zwar nur von hörensagen mitbekommen, aber die Legende besagt, dass es Studenten gibt, die sich auf die Praktika richtig freuen und was lernen wollen.
Puh, wenn meine PJ Arbeit mal aus Briefe diktieren bestehen sollte, weiß ich ja wer mein Mentor ist oO.
Hoffe wirklich, dass es noch Jung-Ärzte gibt, die den Studierenden noch etwas zeigen wollen und sie gut betreuen.

Habe mich eig seit dem 1. Semester auf die Klinik gefreut, aber wenn ich mit sowas rechnen darf.. bleib ich wohl doch lieber im 3. Semester..

Coxy-Baby
31.07.2014, 18:38
Rhachis erstmal fertig werden und dann selber besser machen! Am Anfang muss man als Jungassi erstmal eins machen und das ist selbst überleben! Und der Grossteil der Blockpraktikanten ist nicht motiviert und das merkt man auch.....

Kandra
31.07.2014, 18:41
Wochenpraktikanten: Fernhalten, keine Arbeit machen!!! In der Regel wenig motivierte und kaum einsetzbare Leute in einem Pflichtpraktikum. Allenfalls BEs machen lassen, dürfen auch gerne bei der Visite mitlaufen, verstehen aber in der Regel kaum was. Am einfachsten ist denen einen Aufnahmebogen in die Hand zu drücken und sie bereits stationäre Patienten zur Übung aufnehmen zu lassen (auch hier Win-Win: Die sind beschäftigt, die Patienten haben Abwechslung im tristen Stationsalltag und die Qualität der Aufnahme ist wurst, weil ja nur ne Übung.) Idealerweise besprechen die danach die Aufnahme nicht mit Dir sondern mit dem PJler, so hast Du keine Arbeit, das Niveau, das der durchschnittliche Wochenpraktikant mitbringt ist in der Regel (bezogen auf die fachspezifischen Anforderungen einer Uniklinikinneren) so niedrig, dass ein PJler, der schon ein paar Wochen auf Station ist, ihm ausreichend neues beibringen kann, und der PJ lernt beim erklären vielleicht auch noch was.
Ansonsten auch hier Abschieben in Sono/Endo/HKL erwägen, wenn Dir gar nix einfällt, dann sollen die der Pflege beim EKG-Kleben zuschauen, das ist ein wichtiger Skill, den kaum einer beherrscht.
Bin ich froh, dass die Wochenpraktikanten bei uns nicht mehr auf Station kommen, sondern in Seminargruppen mit Trockenübungen bespasst werden, IMO das bessere Konzept sich der Inneren zu nähren und auch mit deutlich weniger Frustration für beiden Seiten verbunden.


Ich habe bisher von deinen Einträgen immer viel gehalten, aber das geht garnicht, sry. Ich hatte hier nen ellenlangen Text, aber eigentlich läuft alles auf eines heraus: Wenn du keine Studenten magst, geh nicht an ne Uniklinik.
Ich habe mir für meine beiden anstehenden Wochen Blockpraktikum Fächer rausgesucht, die mich interessieren (so wie 95% meiner Kommilitonen) und ich bete, dass mir dort kein Exemplar wie du über den Weg läuft, sondern Leute die sich erinnern, wie es war als Student und die willens sind, mich für ihr Fach zu begeistern.

@ Coxy weil ich deinen Eintrag grad seh:
Wenn der Assistent gerade selbst seinen ersten Tag auf Station hat, dann sage ich überhaupt nichts. Dann ist das ein Organisationsverschulden seitens der Klinik. Aber Rico ist meines Wissens nach alles, aber kein Jungassi mehr. Und deswegen geht das, was er geschrieben hat, überhaupt nicht.

ehemaliger User_11062015
31.07.2014, 18:52
Ich habe bisher von deinen Einträgen immer viel gehalten, aber das geht garnicht, sry. Ich hatte hier nen ellenlangen Text, aber eigentlich läuft alles auf eines heraus: Wenn du keine Studenten magst, geh nicht an ne Uniklinik.

@ Coxy weil ich deinen Eintrag grad seh:
Wenn der Assistent gerade selbst seinen ersten Tag auf Station hat, dann sage ich überhaupt nichts. Dann ist das ein Organisationsverschulden seitens der Klinik. Aber Rico ist meines Wissens nach alles, aber kein Jungassi mehr. Und deswegen geht das, was er geschrieben hat, überhaupt nicht.

:-meinung

@ Coxy
Kann mich Kandra nur voll und ganz anschließen.
Dass ein Assistenzarzt im ersten jahr nicht die Zeit und Motivation hat, sich neben sich selbst um Studenten zu kümmern, ist für mich absolut nachvollziehbar. Aber ich verstehe nicht, wie jemand, der in seiner Ausbildung schon weiter fortgeschritten ist,den Praktikanten nur mit so wenig Geringschätzung und Motivation zu lehren begegnen kann. (gerade in einem Uniklinuikum...)Und da rätselt man nun stundenlang darüber, warum die praktische Lehre in Deutschland so viel Kritik erntet...

Coxy-Baby
31.07.2014, 19:00
Es ging in diesem Thread ja um Berufsanfänger, ansonsten kann ich Rico im großen und ganzen nur zustimmen, bei Blockpraktikanten gucken, ob die Interesse haben, ansonsten gibts das Notprogramm mit BE und Aufnahmen schrubben, ein Grossteil der Studenten ist halt nicht motiviert (kann ich mit Leben) und ich hab gerade 1 Semester lang im 2 Wochentakt jeweils 3 Studenten bespasst, dass ist einfach nur anstrengend, wenn man von Studenten am Ende des 4. Jahres auf die Frage "Was tun bei Asystolie?" Die Antowrt "Defibrillation" bekommt...., wie gesagt selber erstmal Arzt spielen und dann besser machen...

Solara
31.07.2014, 19:02
das ist der wohl grauenhafteste Beitrag, den ich je gelesen habe.. Ich hoffe, ich bin wirklich nur zu hohl, um den Sarkasmus, falls vorhanden, hier rauszulesen, denn das geht ja mal sowas von gar nicht.
Kein wunder, dass die ''Pflichtpraktikanten'' immer weniger Lust auf klinische Praktika haben, bei so einer ''Betreuung''.
Ich habs zwar nur von hörensagen mitbekommen, aber die Legende besagt, dass es Studenten gibt, die sich auf die Praktika richtig freuen und was lernen wollen.
Puh, wenn meine PJ Arbeit mal aus Briefe diktieren bestehen sollte, weiß ich ja wer mein Mentor ist oO.
Hoffe wirklich, dass es noch Jung-Ärzte gibt, die den Studierenden noch etwas zeigen wollen und sie gut betreuen.

Habe mich eig seit dem 1. Semester auf die Klinik gefreut, aber wenn ich mit sowas rechnen darf.. bleib ich wohl doch lieber im 3. Semester..

Du hast schon gelesen dass NinaK. absoluter Anfänger im Job?
Und soll sich massiv engagieren für Wochenpraktikanten, die jede Woche wechseln und keine Hilfe sind?
Welchen Sinn siehste du darin?

N. hat erst mal ganz was anderes zu tun als sich um diese Leute zu kümmern, sie hat ihren Job zu machen. Vor allem sich da erstmal reinzufinden.

Briefe schreiben ist übrigens sehr sinnvoll - Hauptbestandteil der Arbeit, lernst es schon im Studium, tust dir im Job nicht mehr so schwer.

Und zum Abschluss:
bei absolut unmotiverten Praktikanten sinkt auch bei mir die Lust etwas zu unterrichten gegen Null.
Und es gibt solche Leute, die auch bei der x-ten Erklärung wirklich wieder die selben Fragen stellen.

ehemaliger User_11062015
31.07.2014, 19:04
Solara lies bitte meinen zweiten Beitrag.
Ich habe mich nicht auf NinaK bezogen, sondern auf Rico, der wohl etwas weiter ist in seiner Ausbildung, so wie ich das mitbekommen habe.

Absolute Arrhythmie
31.07.2014, 19:11
Rhachis, ne ganz ernst gemeinte Frage: hast du schon mal "leute" (Schüler, Studenten, Azubis, etc) angeleitet?
Also ich hab das vier Jahre lang gemacht, und das was Rico schreibt, trifft leider auf viele Leute aller Ausbildungen zu. Da ist es manchmal vergebene Mühe sich zu engagieren, so traurig dass auch ist. Ich find übrigens nichts schlimmes daran, wenn jmd höheren Ausbildungsstand es jmd mit niedrigerem unter seine Fittiche nimmt, also zB ein PJler einen block Praktikanten, ein pflegeschüler im zweiten Jahr einen fsjler, etc. Das ist nunmal Alltag

ehemaliger User_11062015
31.07.2014, 19:18
Rhachis, ne ganz ernst gemeinte Frage: hast du schon mal "leute" (Schüler, Studenten, Azubis, etc) angeleitet?

ja. Nicht aber in der Klinik. Mir macht anleiten/unterrichten Spaß.

Mal eine ernstgemeinte Gegenfrage an dich AA:
Du beginnst deine erste famulatur, was erwartest du dir davon, als jemand mit viel Interesse und Engagement?

Absolute Arrhythmie
31.07.2014, 19:29
Naja, da ich ja schon ne Ausbildung im Krankenhaus hinter mit hab, erwarte ich nicht viel. Man muss sich holen was man braucht, man kann nicht erwarten ans Händchen genommen zu werden und alles gezeigt zu bekommen, auch wenn viele jüngere Studenten vielleicht genau das brauchen würden. Das ist aber im Klinik-Alltag nicht immer möglich, und Lehre liegt auch nicht jedem und macht nicht jedem Spaß.

Ich hab immer gerne auszubildende angeleitet, leider gibt es da wirklich Exemplare, wo einem alles vergeht, weil sie so faul, dumm und desinteressiert sind. Und wenn ich mit manche (!) Kommilitonen so ansehe kann ich mir gut vorstellen, dass Rico nicht unrecht hat.

In was für einem Kontext hast du denn unterrichtet? Mich interessiert da, ob es sich vielleicht um besonders interessierte/motivierte Leute gehandelt hat, oder ob du es vielleicht nicht lang gemacht hast, den mit normalen azubis verliert man über kurz oder lang an Enthusiasmus :-(

Rico
31.07.2014, 19:52
Ich habe bisher von deinen Einträgen immer viel gehalten, aber das geht garnicht, sry. Ich hatte hier nen ellenlangen Text, aber eigentlich läuft alles auf eines heraus: Wenn du keine Studenten magst, geh nicht an ne Uniklinik.
Ich habe mir für meine beiden anstehenden Wochen Blockpraktikum Fächer rausgesucht, die mich interessieren (so wie 95% meiner Kommilitonen) und ich bete, dass mir dort kein Exemplar wie du über den Weg läuft, sondern Leute die sich erinnern, wie es war als Student und die willens sind, mich für ihr Fach zu begeistern.

@ Coxy weil ich deinen Eintrag grad seh:
Wenn der Assistent gerade selbst seinen ersten Tag auf Station hat, dann sage ich überhaupt nichts. Dann ist das ein Organisationsverschulden seitens der Klinik. Aber Rico ist meines Wissens nach alles, aber kein Jungassi mehr. Und deswegen geht das, was er geschrieben hat, überhaupt nicht.Okay, scheinbar gibt es etwas Erklärungsbedarf. :-)

Ich bin in der Tat kein Jungassi, aber das war ein Tipp für einen solchen. Das kann nämlich durchaus schlechtes Karma machen, wenn man Studenten hat, die man unterhalten muss/soll, aber es nicht kann. Die Wochenpraktikanten sind dabei besonders problematisch weil IMO das ganze Konzept eines Wochenpraktikums für die Innere Mist ist.
Jede Woche steht ein neues Grüppchen aus Station und soll "die Innere Medizin" lernen. Leider ist das ganze eine Uniklinik und da gibt es keine allgemeine Innere mit den üblichen 12 Krankheitsbildern der Feld-, Wald- und Wieseninneren, sondern da liegt eine ganze Station wahlweise voll mit knochenmarkstrasplantierten AML-Patienten in Siebtlienientherapie im Rahmen von Studien, ausgebrannten COPDlern mit 20 Komorbiditäten oder NYHA VI - Patienten mit 5-Gefäß-KHK und CRT-ICD. vielleicht versteckt sich irgendwo mal ein Harnwegsinfekt oder eine Pneumonie, aber insgesamt ist das ein maximal ungünstiger Einstieg in die Innere Medizin. Da steht dann ein (von mir aus auch engagierter) Student, der nicht weiß was ne AML ist, was Ciprofloxacin, Cotrimoxazol, Aciclovir und Diflucan sind und dem soll man jetzt erklären, was man da wieso in der Aplasie (was'n das?) tut. Hoffnungslos, das ist ein halbstündiger Vortrag, das sprengt jeden Rahmen. Und nach 5 Tagen steht der nächste da.
Das ist aber nicht die Schuld des Studenten (und auch nicht des Arzts), sondern des bescheuerten Konzepts des Wochenpraktikums. Deshalb wurde das bei uns auch in dieser Form abgeschafft und die Studenten kriegen jetzt in Seminarform Dummy-Patienten mit überschaubaren Einsteigerkrankheitsbildern wie Pneumonie, Herzinfarkt, Thrombose... ohne tausend Nebenerkrankungen die Innere näher gebracht. Das hat dazu geführt, dass das Blockpraktikum Innere in der Evaluation der Studenten vom letzten auf den ersten Platz der Lehrveranstaltungen gehüpft ist.

Wer diesen Luxus nicht hat, der muss eben was anderes machen, daher meine Tipps - zu denen ich auch stehe:
1. Lass die Leute was üben, was sie brauchen, ne internistische Aufnahme zum Beispiel, das braucht man spätestens im PJ und im Stex. Ein EKG kleben zu können ist auch kein Schaden, das war durchaus ernstgemeint.
2. Lass sie was interessantes anschauen, wenn Du auf Station nix bieten kannst. Ne Endoskopie, ne Sono, whatever. Die operativen Fächer schicken ihre Wochenpraktikanten in den OP und das ist okay, wieso dann nicht auch den "OP der Inneren" vorführen - Innere ist ja nicht nur Stationsarbeit!

edit:
Puh, wenn meine PJ Arbeit mal aus Briefe diktieren bestehen sollte, weiß ich ja wer mein Mentor ist oO.
Hoffe wirklich, dass es noch Jung-Ärzte gibt, die den Studierenden noch etwas zeigen wollen und sie gut betreuen. Dazu noch zwei Cent:
Arztbriefe schreiben ist eine ärztliche Tätigkeit (die auch nicht an das Hilfpersonal deligiert werden kann wie Codieren oder Blutabnehmen) und das zu lernen ist Teil der ärztlichen Ausbildung aka Medizinstudium.

Wann möchtest Du es denn lernen wenn nicht im PJ?

"Och, das lern ich dann im Beruf wenn ich es brauche...":-sleppy
Dann kann man das PJ auch streichen, Anamnese, körperliche Untersuchung, BE... kann man ja alles noch später lernen...

Nessiemoo
31.07.2014, 20:16
Hm, ich habe ja schon ein paar Famulaturen hinter sich...Ich denke ich bin eigentlich eine ziemlich motivierte Studentin, und hatte auch öfters sehr junge Ärzte als meine Betreuer.

Was man erwartet (also bei Famulaturen) ist:

1) Das der Arzt sich trotz allem doch etwas Zeit nimmt. Es muss nicht viel sein, aber so viel wie man kann. Als Minimum, dass meine Existenz wahrgenommen und respektiert wird (ist leider nicht immer so)
2) Dassdie Ärzte ehrlich sind. Wenn die junge Ärztin, die seit 2 Wochen selber arbetet etwas nicht weiss oder selber üben will, das auch sagt, und mich nicht wegschickt mit "geh doch selber nachgucken" oder etwas schlimmerem.
3) Das man mitgenommen wird. Am Anfang, wenn man keine Ahnung über Stationsarbeit hat, ist auch zugucken bei einer Aufnahme, oder bei einer Aufklärung, oder auch bei Angehörigengespräch eigentlich sehr informativ.
4) Aber nach ein paar mal zugucken ist es doch schön was selber praktisches zu machen. Es ist immer nett, wenn auch angeboten wird zuzuschauen, und das man nicht gezwungen wird irgendetwas zu machen was man noch nicht traut.

Also Sachen wie Blutentnahmen und Viggos kann man sehr gut zwischen allen aufteilen, Famulant kriegt 1-2, PJler 2-3 und die Ärzte machen entweder den Rest/die die Studenten nicht schaffen.

Und sonst, wofür man eigentlich (fast) immer zeit hat, ist eben Studenten irgendetwas vormachen lassen. ZB bei einer Aufnahme schon mal die Anamnese und KU, bei Sono auch mal schon mal Schallen. Ich sage dann den Patienten auch immer, dass danach kommt nochmal der Arzt und stellt evtl noch mal dieselben Fragen usw. Den größten Lerneffekt hat man, wenn man dann die Befunde dem Arzt nochmal mitteilt, diskutiert, evtl kurz das weitere Procedere bespricht, und der Arzt dann eben nochmal selber draufguckt. Am Anfang soll man es komplett nochmal selber machen und je nach Fähigkeiten von Famulant/PJ kann man ja danach gucken inwiefern man was nachkontrollieren muss.

Joa, bei Blockpraktikum muss ich ja auch fast Rico zustimmen. Am Anfang hat man keine Ahnung und was am meisten bringt ist eben zuschauen - und mituntersuchen. das ist eigentlich das tollste- wenn irgendwo eine auffällige KU ist, sei es Rasseln oder Herzgeräusch oder Schwellung, Studenten da hinschicken. :) Und sonst kenne ich von Uniklinik das teilweise der PJler die Famulanten rumführt und die Famulanten die Blockpraktikanten. ist vielleicht suboptimal, ja, aber in der Realität besser als im Arztzimmer rumzuhocken.

:)

Solara
31.07.2014, 20:28
Nessie,
das halte ich für ganz normal, was du da beschreibst.
Allerdings gibt es leider genügend vollkommen uninteressierte Leute, denen du x-fach was erklärst und sie wissen nix, wenn wir das wieder besprechen, halten es auch nicht für nötig, vielleicht zuhause nochmal was nachzulesen.
Und setzen sich in die Ecke obwohl alle anderen arbeiten.
Sind allerdings keine Wochenpraktikanten sondern Famulanten.

Und leider ist dann da auch bei mir die Lust irgendwann gegen null, da zu Teachen, wenn nichts zurückkommt. Allerdings wird einem Angst und Bange, was da zum Teil an ärztlichem Nachwuchs nachkommt.

Aktuell haben wir aber mit unseren Famus und PJlern Glück, die sind alle interessiert, da macht Lehre in Theorie und Praxis Spaß!

denkstdu
31.07.2014, 20:28
Also ich habe mein Blockpraktikum Innere auch gehasst. Ich habe den Sinn nicht verstanden von völlig überfüllten Gruppen und den Crashkurs einer Spezialisierung in einer Woche. Aber naja tut nichts zur Sache. Ich war damals froh, wenn ich relativ schnell wieder gehen konnte.
Und im PJ habe ich auch Briefe schreiben und diktieren gelernt und ich war ab dem ersten Arbeitstag froh darüber, dass ich es schon paar mal gemacht habe. Sprich PJler das Briefe schreiben/diktieren zu lernen/zeigen finde ich eine sinnvolle Sache.

ninakatharina
31.07.2014, 20:45
Vielen Dank für eure Antworten und die Diskussion, das ist Klasse :)


Hier sind die Praktikanten nicht eine Woche sondern ein paar Wochen an einem einzigen Wochentag von früh bis mittags da -nun, das macht es auch nicht besser... ;) an meiner Heimatuni waren wir 6 Wochen jeden Morgen zum Blutabnehmen+ Visite auf der Inneren und hatten zusätzlich Dummiekurse, das fand ich eigentlich super so.

Ich werd mich am Anfang auf mich und meine Patienten konzentrieren und hoffe, dass sich meine Kolleginnen verstärkt um die aktuell 2 PJler, 2 Famus und einen Praktikanten kümmern. Ansich habe ich aber Lust auf Lehre und möchte es gern besser machen, als ich es selbst im PJ (15 - 20 Blutentnahmen in der Früh, später Braunülen und noch mehr Blutentnahmen, deswegen oft noch nichtmal Visite geschweige denn was anderes gelernt...) erlebt habe.

Solara
31.07.2014, 20:50
Ja, aber erst kuckst du auf dich. Und nur auf dich, den Rest dürfen die Kollegen machen.
Erstmal musst du dich in den Job reinfinden und den bewältigen, immerhin bist du in erster Linie für die Patienten verantwortlich und nicht für die Praktikanten.