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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage an die Assis in der Gyn



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macduck
07.08.2014, 11:28
Guten Tag,

meine Frage mag für einen Vorklinik Grünschnabel merkwürdig sein, aber wegen meinem persönlichen Problem versuche ich es so. Ich bin derzeit mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert und ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, sie abbrechen zu lassen. Neben den offiziellen Beratungsdingen habe ich jetzt eine Freundin gefragt, die schon ihre Famulator in der Gyn hinter sich hat, wie es bei uns auf der Gyn so abläuft in diesen Fragen. Sie erschrak und sagte, ich dürfe auf keinen Fall dahin, weil viele Assistenzärzte Patientinnen regelrecht verachten würden, welche einen Abbruch durchführen lassen und warnte mich davor, da hinzugehen, weil ich diese später in meinem Studium auch wieder begegnen würde. Aber ich verstehe das jetzt nicht. Es ist in Deutschland doch niemand dazu verpflichtet, einen Abbruch durchzuführen, man entscheidet sich ja auf freiwilliger Basis da mitzuwirken. Wie kommt es dann, dass angeblich Ärzte, welche es durchführen, absolut nicht dahinter stehen können? Sollte man tatsächlich da von der eigenen Gyn die Finger weg lassen und nach anderen Eingriffsorten recherchieren?

wischmopp
07.08.2014, 12:51
Ich kann nur aus dem Gyn-PJ berichten:

Es gab dort keinen Assistenten, der gerne einen Abbruch durchgeführt hat. Wie sollte man das auch "gerne" tun? Aber irgendjemand muss es eben tun, von "freiwillig" kann keine Rede sein.

Es wurde das Nötigste getan, aber auch nicht mehr. Primen mussten die Patientinnen selbst.
"Verachten" wie Deine Freundin meint klingt hart, aber trifft es m.E.n. ganz gut.

Ich würde auch nicht an Deine Uni gehen. Ich würde einen solchen Eingriff jedoch grundsätzlich niemals in Erwägung ziehen, aber das war nicht Deine Frage...

Fr.Pelz
07.08.2014, 15:04
Kann nur von meiner Freundin in der Gyn berichten, sie hat auch ein großes Problem mit Abtreibungen. Der AG kann einen zwar nicht formell dazu zwingen, aber es gibt nunmal OP-Kataloge und ohne diesen häufigen "kleinen" Eingriff dauert es halt länger, bis man den voll hat...

Ich würde es auch nicht an deiner Uni machen lassen, wer weiß, vielleicht willst du da auch irgendwann mal Karriere machen und dann gräbt das jemand aus, der dir nicht wohlgesonnen ist.

(Ich persönlich würde es sowieso auch nie machen lassen.)

Eilika
07.08.2014, 15:58
Aus Erfahrung kann ich nur von meinen Famulaturen berichten, wo es halt zum Teil schon einfach dazu gehört. Würde aber wohl auch eher nicht an meiner Uni gehen. Wobei man da als Patient ja wohl kaum dem Professor begegnet, der einen dann vielleicht prüft, sondern eher den Assistenten, die ja dann meist mit der Lehre nicht sooo viel zu tun haben. Muss ja aber für diese OP auch keine Uniklinik sein, oder? Für einen medikamentösen Abbruch ist es zu spät, nehme ich an?
Und die persönliche Ansicht anderer User tut hier irgendwie nichts zur Sache und ist meiner Meinung nach fehl am Platz...

altalena
07.08.2014, 16:11
Und die persönliche Ansicht anderer User tut hier irgendwie nichts zur Sache und ist meiner Meinung nach fehl am Platz...

Danke, das sehe ich genauso.

Evil
07.08.2014, 16:41
Wenn man in einem öffentlichen Internetforum fragen zu kontrovers diskutierten Themen stellt, ist die Meinungsäußerung von anderen Usern meiner Ansicht nach völlig ok, solang es keine Anfeindungen oder echte Kritik gibt. Von Meinungsaustausch lebt ein Forum.
:-meinung

Miss
07.08.2014, 17:17
Also bei uns in der Gyn, bin selbst ja auf der anderen Seite des Tuches tätig, wird niemand *verachtet*. Falls das jemand tun sollte, ist er eher ein Einzelfall. Das ist doch eine rein persönliche Entscheidung :-meinung

Z.T. fragen wir uns beim 5.Abbruch schon, ob man nicht grundsätzlich einfach mal eine Schwangerschaft vermeiden oder verhindern sollte (z.B. Verhütung?). Da werden von Seiten der Gynnies auch mal Gespräche geführt. Denn mehrfache Abbrüche machen ja einfach die Gebärmutter auch nicht besser, wenn wirklich mal geplant schwanger zu sein angestrebt wird.

Das mit der Verhütung meinte ich i.ü. nicht auf Dich bezogen, liebe TE, sondern bei erwähnten mehrfachen ungewollten Schwangerschaften.
Ich persönlich würde es vielleicht auch eher irgendwo machen, wo man später eher nicht in Verlegenheit kommt, jemandem wiederzubegegnen.

wischmopp
07.08.2014, 18:25
Wenn man in einem öffentlichen Internetforum fragen zu kontrovers diskutierten Themen stellt, ist die Meinungsäußerung von anderen Usern meiner Ansicht nach völlig ok, solang es keine Anfeindungen oder echte Kritik gibt. Von Meinungsaustausch lebt ein Forum.
:-meinung

Danke.

Mein Beitrag ohne meine persönliche Ansicht wäre m.A.n. zu "lapidar" rübergekommen. Und das ist das Thema einfach nicht. Und es war mir ein Bedürfnis, das auszudrücken, nachdem ich Gyn-PJ hatte. Und mehr schreibe ich dazu bewusst nicht, weil das hier wirklich fehl am Platz wäre.

altalena
07.08.2014, 18:39
Ich arbeite auf der Gyn in nem konfessionellen Haus, d.h. bei uns werden ohnehin keine Interruptiones durchgeführt. Ich würde es aber sehr unprofessionell finden, wenn die Ärzte einen dann wirklich so ablehnend behandeln. :-nix

Zu der Frage, ob in der eigenen Uni oder nicht, schließ ich mich der Mehrheit an, also lieber den Eingriff woanders durchführen lassen, viell. landet man ja beim Gyn-BP dann bei der Assistenzärztin/-arzt, der den Eingriff durchgeführt hat. Wär sicher nicht so pralle.

wischmopp
07.08.2014, 18:53
Ich arbeite auf der Gyn in nem konfessionellen Haus, d.h. bei uns werden ohnehin keine Interruptiones durchgeführt. Ich würde es aber sehr unprofessionell finden, wenn die Ärzte einen dann wirklich so ablehnend behandeln. :-nix



Wenn Du als Arzt quasi gezwungen wirst, diese durchzuführen, finde ich nicht, dass man dann auch noch auf "alles ist gut" machen muss.... zumal Du ja anscheinend noch keine erlebt hast.... Auch ein Arzt hat das Recht auf eine persönliche Einstellung!

EVT
07.08.2014, 19:07
Ja aber die muss man doch nicht nach aussen tragen? Das kann man sich denken, alles andere finde ich unprofessionell. Man wird nie alles gut finden, was die Medizin an sich macht oder einzelne Leute, seien es Patienten oder Kollegen.

Ich glaube nicht, dass eine 20jaehrige sich diese Entscheidung leicht macht... Das duerfte fuer jeden eine bloede Situation sein.
Gut, wenn man jetzt quasi Stammgast im KH ist, geht es diesen Leuten da wohl anders. Aber jeder hat eine andere Einstellung zu diesen Themen, das muss man respektieren.

Ich wuerde spaeter auch lieber keine Abtreibungen machen, aber wenn es sein muss.. Sonst gehen sie woanders hin, wo womoeglich schlechter gearbeitet wird.
Man kann versuchen eine vernuenftige Beratung vorher zu machen, aber da darf man auch nicht in eine bestimmte Richtung draengen.

Und bevor das wieder losgeht: Ja ich habe schon welche miterlebt, auch natuerliche Fehlgeburten, kein Herzschlag mehr auf dem Ultraschall.. Alles bloed, aber gehoert zum Beruf.

murkel
07.08.2014, 20:18
Kein Arzt wird gezwungen, eine Interruptio gegen seinen Willen durchzuführen. Auch im OP-Katalog ist die Interruptio nicht als einzelner Eingriff mit bestimmten Fallzahlen aufgeführt, sondern ist zusammengefasst unter den "kleinen Eingriffen", wo z.B. auch Hysteroskopien und Kürettagen aufgrund von Blutungsstörungen und Fehlgeburten dazugehören. Wir hatten damals auch eine Assistenzärztin, die keine Abbrüche durchführen wollte. War kein Problem.
Irgendjemand wegen seiner Entscheidung verachtet, habe ich nicht. Viele machen sich die Entscheidung nicht einfach. Und oftmals konnte ich die Beweggründe, die zur Interruptio geführt haben, nachvollziehen. Auch wenn ich vielleicht einen anderen Weg gegangen wäre. Aber man kennt die Frauen einfach zu wenig, kennt die sozialen Hintergründe einfach nicht gut genug, um jemand "zu verachten". So dass ich eine derartige Reaktion einfach unprofessionell finde.
Meine Meinung habe ich mal durchblicken lassen, wenn jemand auch zum wiederholten Male nicht verstanden hat, was Verhütung heißt und einen Schwangerschaftsabbruch als preiswerte Variante der Verhütung sieht. Da haben wir uns in der Klinik irgendwann geweigert, den Eingriff durchzuführen (war jedoch nicht die Mehrheit).
Für mich wäre das kein Thema, wenn ich jemanden beruflich wieder treffen würde, der sich vielleicht Jahre vorher mal wegen eines Abbruches bei mir vorgestellt hätte. Aber da es Leute gibt, die nicht trennen können zwischen dem, was jemand mal privat getan hat und was er später mal beruflich macht, ist es vielleicht einfacher, eine Klinik / Praxis zu wählen, mit der man später nix mehr zu tun hat.

EVT
07.08.2014, 20:25
Die Beratung/Aufklaerung muss immer jemand anderes machen oder? Dann kann man das ja schonmal machen und nicht die Abtreibung an sich. Aber wenn man auch da nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg halten kann, sollte man das auch besser nicht machen.

Man glaubt gar nicht, wie viele Frauen in jungen Jahren eine Abtreibung hatten, sieht man ja in der Anamnese.

macduck
07.08.2014, 20:39
Hallo, danke für die teils hilfreichen Antworten. Ja, so hat sie es mir erklärt, dass es Assistenzärzte die, die ganz sauer sind, wenn sie den Eingriff durchführen. Ich wusste das nicht, bin ja noch jung und naiv und dachte immer, so was macht man nur "freiwillig". Zu den persönlichen Standpunkten: Ja, für mich ist es in Ordnung, also hier hat ja niemand versucht, mit zu bekehren und eine Äußerung, dass man es selbst nie machen würde, halte ich für in Ordnung, so lange das mir nicht aufgezwungen wird. Über die sachlichen Fragen zu meiner Lebenssituation und den moralischen Standpunkt habe ich mir selbst schon genug Fragen gestellt. Ich sehe es auf meine Weise, verstehe aber absolut, wenn jemand es für sich persönlich anders sieht und das auch sagt, also ich fand es jetzt OK.

Skalpella
07.08.2014, 20:58
Mal abgesehen von den Assistenzärzten in der gynäkologischen Abteilung der Uni: Viel schlimmer finde ich die Möglichkeit, dass auch Kommilitonen im Blockpraktikum (auch wenn anderes Fachsemester) dort anwesend sein könnten. Die Uni ist ein Dorf! Die Wahrscheinlichkeit jemandem wieder über den Weg zu laufen, ist nicht allzu gering.
Wenn es keinen medizinischen Grund für die Uniklinik gibt, unter keinen Umständen dort den Eingriff durchführen lassen!

Fr.Pelz
07.08.2014, 21:13
(...) einen Schwangerschaftsabbruch als preiswerte Variante der Verhütung (...)
Muss der nicht selbst bezahlt werden und kostet ein paar 100 Euro?

Im professionellen Kontext würde ich ich natürlich auch meine Meinung höchstens auf Nachfrage äußern. Fände es auch unprofesssionell so etwas wie "Verachtung" zu zeigen.

macduck
07.08.2014, 21:14
Muss der nicht selbst bezahlt werden und kostet ein paar 100 Euro?


Ne, unter einer Grenze von etwa 1000 Euro/Monat wird er von der Kasse übernommen. Bafög-Bescheid vorzeigen und nach einer Minute hat man die Kostenübernahme, eigentlich erschreckend einfach.

murkel
07.08.2014, 21:59
Die Beratung/Aufklaerung muss immer jemand anderes machen oder? Dann kann man das ja schonmal machen und nicht die Abtreibung an sich.
Für die Beratung gibt es richtig anerkannte Beratungsstellen, die dann auch die Beratungsscheine ausstellen, die man beim Eingriff vorlegen muss. Das kann nicht mal eben der Assistenzarzt machen, der den Eingriff nicht durchführen möchte.
Auch in der Praxis jetzt versuch ich die Frauen relativ objektiv zu beraten (sie müssen trotzdem noch zur Beratungsstelle). Am Ende lebt die Frau allein mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung: entweder mit einem Kind oder mit dem Wissen, eine Schwangerschaft beendet zu haben (womit einige auch massive Probleme haben).

EVT
07.08.2014, 22:07
Beim Block wurde mir das so mit der Beratung gesagt, vielleicht meinten die auch die Aufklaerung? Auf jeden Fall musste es ein anderer Arzt sein.
Vielleicht ist das auch in jedem Bundesland anders? Ich weiss, dass die meisten zu pro familia oder so gehen.

murkel
07.08.2014, 22:14
das ist richtig. Beratung und Eingriff müssen von verschiedenen Personen durchgeführt werden. Aufklärung und Eingriff kann von der gleichen Person durchgeführt werden. Bei der Aufklärung berätst du ja nicht, sondern sollst den Ablauf des Eingriffs und mögliche Komplikationen erläutern.