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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Checkliste Niederlassung



Gallilei
14.08.2014, 15:01
Hallo,
da ich mir gerade Gedanken um eine evtl. Niederlassung nach meinem FA (Pädiatrie) mache, bisher diesbezüglich aber noch relativ planlos bin und es wahrscheinlich mehrere Kollegen geben wird, die sich mit ähnlichen Gedanken tragen, fände ich es sehr praktisch, hier einen Thread zu haben, in dem die Kollegen, die diesen Schritt schon gegangen sind, ihre Überlegungen bzw. Planungsschritte mal erläutern könnten. Ich kann mir vorstellen, dass ich an sehr vieles überhaupt nicht denken würde, was es zu beachten gibt.
Was mir einfällt:
Gebiet eingrenzen, in dem man die Praxis haben möchte (KV-Bezirk)
grundlegende Frage Gemeinschaftspraxis, Praxisgemeinschaft oder Alleinkämpfer klären?
KV-Sitz-Ausschreibungen beobachten
Finanzierungskonzept (macht ein Banktermin ohne konkretes Objekt überhaupt Sinn?)

Wäre toll, wenn hier noch Anregungen v.a. von denen, die's selber gemacht haben, hinkommen. Danke Euch :-)

Evil
14.08.2014, 16:05
Wenn Du noch nicht weißt, wo und in welcher Form (allein oder zu mehreren) Du Dich niederlassen willst, machen konkretere Gedanken wenig Sinn. Hast Du denn überhaupt schonmal längere Zeit in einer Praxis gearbeitet, um das für Dich herauszufinden?

alexamd
14.08.2014, 17:14
Für einen ersten Überblick find ich www.lass-dich-nieder.de ganz gut.

Peter_1
14.08.2014, 19:27
Schliesse mich Evil an, es kann nicht schaden mal eine Weile ambulant gearbeitet zu haben. Stationäre und ambulante Medizin sind einfach zwei unterschiedliche Welten.
Bei mir war es so:
Aus bestehendem Job im Krankenhaus habe ich mich in aller Ruhe nach Praxen umgesehen (Annoncen Ärzteblatt, KV Börse), folgendes war mir wichtig:
-guter Patientenstamm mit bis zu letzt normal arbeitendem Abgeber (sonst hat sich schon die Hälfte des Patientenstammes andersweitig orientiert)
-Räumlichkeiten ohne großen Renovierungsbedarf mit genug Platz barrierefrei und behindertengerecht
-Parkplätze in der Nähe
-EDV die nicht komplett auszutauschen ist
-Einnahmenüberschussrechnung der letzten 3 Jahre geben lassen und mit eigenem Steuerberater durchsprechen
-fairen Preis für beide aushandeln (auch ein sich zu billig abgespeist fühlender Abgeber ist insgesamt ungünstig, man ist auf das Wohlwollen angewiesen, damit Werbung für den "Neuen" gemacht wird und nicht das Gegenteil)

Erst nach diesen Schritten bin ich zur Bank gegangen (mit den Einnahmenüberschussrechnungen des Vorgängers, hatte übrigens keinen Pfennig Eigenkapital), habe dort einen klassischen Kredit mit Sondertilgungsrecht aufgenommen und habe mich nicht auf die initial angebotene endständige Tilgung mittels kapitalbildender Lebensversicherung eingelassen.

Einzel/Gemeinschaft: ist wirklich gut zu überlegen!
Vorteile Gemeinschaft:
flexiblere Vertretung und Arbeitszeiten, guter kollegialer Austausch, effizientere Kostenstruktur.
Nachteile Gemeinschaft:
Konfliktpotential vorhanden, ich kenne erheblich viele Gemeinschaften die mit Anwalt und großem Knall geendet sind, teils sind Freundschaften zerbrochen.

Vorteile Einzepraxis:
man kann wirklich alles selber so regeln wie man möchte, man ist einzig und allein verantwortlich für Erfolg/Misserfolg.
Nachteile Einzelpraxis:
man arbeitet halt als einzelner Arzt, es gibt keinen sofortigen kollegialen Austausch (aber bei guter Nachbarschaft durchaus telefonisch, per mail, oder bei den reglemässigen QZtreffen), tendentiell ist die Kostenstruktur ungünstiger (Geräte, Personal etc.), man ist nicht so flexibel was die Arbeitszeiten angeht.

Bei mir ist alles gut gegangen, Arbeit macht Spass, Patientenstamm konnte gesteigert werden, Kredit mittlerweile komplett und vorzeitig zurück gezahlt werden.

Gallilei
18.08.2014, 20:27
Danke für Eure Beiträge und entschuldigt bitte die späte Antwort.

Wenn Du noch nicht weißt, wo und in welcher Form (allein oder zu mehreren) Du Dich niederlassen willst, machen konkretere Gedanken wenig Sinn. Hast Du denn überhaupt schonmal längere Zeit in einer Praxis gearbeitet, um das für Dich herauszufinden?
Ich hatte die Vorstellung, dass es durchaus Sinn machen könnte, mir im Vorfeld Gedanken zu machen insbesondere auch finanzieller Natur, um dann überhaupt zu wissen, wonach zu suchen/streben überhaupt Sinn macht. Ich sehe das ähnlich wie bei einer Hausfinanzierung: Ich gehe erst mit entsprechenden Unterlagen zu einer Bank, lasse mich dort beraten und weiß, was ich an Kredit aufnehmen könnte, und weiß dann, dass evtl. nur das Reihenmittelhaus und eben nicht das freistehende EFH möglich sind. Ist das hier so gar nicht vergleichbar?
Ich habe mehrfach bisher hospitiert in verschiedenen Praxen und werde wohl Ende des Jahres für die letzten WB-Monate ein eine Praxis wechseln.

@Peter: Vielen Dank für diesen detaillierten Überblick! Gerade die Frage nach einer Gemeinschaftspraxis ist für mich eine sehr essentielle. Vom Arbeitsmodell, sowohl was Vertreungsmöglichkeiten etc anbelangt als auch und v.a. was den fachlichen Austausch angeht, würde ich diese eigentlich immer bevorzugen. Aber ich sehe durchaus das Problem der unterschiedlichen Betrachtungsweisen, sei es finanziell oder sonstwie.

Evil
19.08.2014, 13:07
Bei den aktuell niedrigen Zinsen und wenn Deine Bank nicht völlig bescheuert und die zu kaufende Praxis/der Kassensitz nicht total verratzt sind, brauchst Du Dir um Finanzierungsmöglichkeiten wenig Sorgen zu machen. Wichtiger ist, was Du willst.

Wenn Du Dir ein Haus kaufst, kannst Du genauso auf die Nase fallen, wenn zwar die Finanzierung stimmt, aber die Nachbarn des freistehenden EFH Dir den Krieg erklären ;-)

Gallilei
28.08.2014, 17:28
Jaja, die Nachbarsgeschichte kenne ich von meinen Eltern nur zu gut... Ich habe im September länger Urlaub und mir für die Zeit eine Woche zur Hospitation in einer Praxis "gebucht" in der ich dann im Anschluss evtl den Rest meiner Wohnung machen werde. Wenn das dann alles so läuft wie erhofft, wird das dann auch mein langfristiges Ziel. Danke für Eure Anregungen

lala
10.11.2014, 20:03
Noch ein Tip (falls nicht bekannt): die KV bietet eine ganz gute Beratung zum Thema Niederlassung (auch bzgl ganz allgemeiner Überlegungen ganz am Anfang wie bei dir!) an - einfach mal nachfragen, kostet nichts. Und Broschüren zum Thema gibt`s da auch gratis zu all diesen Themen :-)