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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Privatärztliche Nebentätigkeiten



dmtec
15.08.2014, 20:37
Ich bin neulich auf die Seite "DrEd" aus Großbritannien gestoßen, dort werden ja allerlei Medikamente angeboten gegen Geld natürlich. Rechtlich OK, weil man in England wohl den Patient nicht gesehen haben muss um ein Rezept auszustellen, welches dann an eine deutsche Apotheke gefaxt wird.

Wie ist das eigentlich als deutscher approbierter Arzt (Ohne Facharzt und ohne Niederlassung) . Kann ich eigentlich ohne Einschränkungen Patienten behandeln und Rezepte ausstellen?

Nun ist es klar, dass es sich hauptsächlich um Sachen handelt, die der Patient sowieso privat zahlen müsste, sonst würde man ja zu einem Kollegen mit Kassenzulassung gehen. Es würde sich also um sowas wie Verhütungsmittel, Pille danach, Geschlechtskrankheiten+Antibiotika handeln. Oder der Tourist mit Angina Tonsillaris oder Ausschlag dem eine zügige Behandlung ohne Wartezeit das Geld wert ist.

Die Therapiefreiheit erlaubt es mir doch selbst zu entscheiden was ich am Patienten mache. Wenn ich z.b. einer bekannten die Pille verschreibe, muss ich nicht zwingend ein Blutbild vorher abnehmen, sondern kann auch so rezeptieren und eine Rechnung nach GOÄ stellen.

Ist das so legal? Ich wundere mich warum nicht viele Ärzte nebenher so Geld verdienen und für Gelegenheitstätigkeiten eine normale Privatrechnung stellen.
Soweit ich weiss muss ich in Deutschland den Patienten zumindest telefonisch beraten haben. Oder muss man den Patienten zwingend gesehen haben?
Man könnte jetzt den Gedanken weiter spinnen, - Telefonhotline, Smartphone-App mit Photofunktion zum Einscannen des Ausschlags z.B: , Internetauftritt "Zweite Meinung" ... ärztliche Beratung per Paypal ;)

Freue mich über weitere Informationen! Wer hat schonmal über sowas nachgedacht?

Rico
15.08.2014, 20:50
Ich glaub, eines der Hauptprobleme Deines Dienstmodells ist die Dokumentationspflicht. Du musst ja auch privatärztlich alles mögliche dokumentieren, müsstest also quasi für jeden Patienten ein Karteikärtchen führen, das wiederum unter bestimmten Bedingungen gelagert werden muss (abschließbarer Schrank mit bestimmten Sicherheitsanforderungen, Brandschutz, ...), EDV muss gegen Hacking geschützt sein... Bis Du die Vorgaben erfüllst hat Du vermutlich ne halbe Praxis in Deinem Wohnzimmer stehen.
Dann gibt es ja noch den Facharztstandard - auch wenn du noch keiner bist, musst Du doch so behandeln wie es ein Facharzt täte und da gehört nach gegenwärtigem Stand ja auch eine körperliche Untersuchung zur Befunderhebung für die Diagnose dazu. Im Fälle einer Rechtsstreitigkeit wird es also schwierig werden, entsprechend hoch wäre auch die dafür fällige Versicherung.
Und dann noch die Frage der Wirtschaftlichkeit: Wer zur Hölle soll in so einen Laden kommen? Pille verschreiben kann der Gynäkokologe doch super...

dmtec
15.08.2014, 21:01
Danke für deine Antwort!

Dokumentationspflicht stelle ich mir nicht so schwierig vor. Liegt verschlüsselt in der Cloud. Eigene Praxisräume hätte ich sowieso nicht, ich habe eher in die Richtung Telemedizin gedacht. Also Befunderhebung telefonisch oder per Hausbesuch. Im Hotel, Hostel. So wie es der "Privatärztliche Notdienst" ja auch macht.
Werbung darf man ja auch nur eingeschränkt machen. Aber darf man. Diskretion steht an erster Stelle.

Das mit dem Facharztstandard würde mich näher interessieren. Wer mal beim Hausarzt famuliert hat weiss ja wie "gründlich" da Medizin betrieben wird ;)
Dass man mit den "richtigen" Ärzten konkurriert ist klar, daher rede ich ja auch nur von Nebenverdiensten, für Leute denen es egal ist ob sie 10EUR Praxisgebühr bezahlen oder 10,72EUR GOÄ Ziffer 1
Ich arbeite jetzt schon nebenher im Onlinemedizinbereich und berate Patienten mit ihren Vorbefunden gegen geringe Gebühr/Spenden. Das könnte man eben noch ausweiten aber ohne eben den rechtlich vertretbaren Rahmen zu verlassen.

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15.08.2014, 21:19
Geld scheint nicht zu stinken...

Coxy-Baby
15.08.2014, 21:22
@TE Bist du echt? Mal eben Patientendaten in der Cloud? Fernberatung innerhalb Deutschlands? Du bist wie lange Arzt? Was für ne praxisgebühr?

Solara
15.08.2014, 21:29
@TE Bist du echt? Mal eben Patientendaten in der Cloud? Fernberatung innerhalb Deutschlands? Du bist wie lange Arzt? Was für ne praxisgebühr?

Wohl ganz frisch approbiert vom FrühjahrsHEX.
Welche Praxisgebühr allerdings meint entzieht sich meiner Kenntnis.
Hoffe mal, er hat ne super Versicherung bei oben beschriebenen Vorgehen.

Rico
15.08.2014, 22:53
Dokumentationspflicht stelle ich mir nicht so schwierig vor. Liegt verschlüsselt in der Cloud.Ist es aber. Du kannst ja nicht einfach ne Word-Datei anlegen. Da gibt es gewisse Anforderungen, z.B. dass nachträgliche Änderungen nachvollziehbar sein müssen, sprich Du musst eine Software nutzen, die es Dir erwiesenermaßen unmöglich macht, nicht-dokumentierte Änderungen an Deinen Aufzeichnungen vorzunehmen. Das sind in der Regel nur die gängigen Praxisverwaltungssysteme... und die sind nicht ganz billig.

Datenspeicherung in der Cloud... oha... Du musst sicherstellen, dass die Daten sicher sind, auch wenn man sie extern auslagert, bleibt die Verantwortung immer bei Dir.



Das mit dem Facharztstandard würde mich näher interessieren. Wer mal beim Hausarzt famuliert hat weiss ja wie "gründlich" da Medizin betrieben wird ;)Schlüpfriger Grund.
Außerdem hilft es gar nix, wenn es irgendwo jemanden gibt, der (fraglich) noch schlechter behandelt oder dokumentiert, der verliert seinen Prozess dann halt auch...

Kackbratze
15.08.2014, 22:55
Versuchst Du die deutsche Tochterfirma von DrEd zu gründen?

Brutus
16.08.2014, 07:45
Dokumentationspflicht stelle ich mir nicht so schwierig vor. Liegt verschlüsselt in der Cloud. Eigene Praxisräume hätte ich sowieso nicht, ich habe eher in die Richtung Telemedizin gedacht. Also Befunderhebung telefonisch oder per Hausbesuch. Im Hotel, Hostel. So wie es der "Privatärztliche Notdienst" ja auch macht.
Wie war das? Keine Diagnose durch Telefon und Unterhose!


Das mit dem Facharztstandard würde mich näher interessieren. Wer mal beim Hausarzt famuliert hat weiss ja wie "gründlich" da Medizin betrieben wird ;)
Mag ja sein, dass der Hausarzt noch schlechter ist... AAAABER: ER ist Facharzt! Und damit hat er die Berechtigung alle Patienten EIGENVERANTWORTLICH zu behandeln.


Dass man mit den "richtigen" Ärzten konkurriert ist klar, daher rede ich ja auch nur von Nebenverdiensten, für Leute denen es egal ist ob sie 10EUR Praxisgebühr bezahlen oder 10,72EUR GOÄ Ziffer 1
Eieiei. Selbst ich, als damals noch als Honorarschlampe, heute im Krankenhaus angestellt, habe mitbekommen, dass es die Praxiseintrittsgebühr nicht mehr gibt...


Ich arbeite jetzt schon nebenher im Onlinemedizinbereich und berate Hypochonder mit ihren Vorbefunden gegen Geld. Das könnte man eben noch ausweiten aber ohne eben den rechtlich vertretbaren Rahmen zu verlassen.
Was sagt eigentlich die zuständige ÄK dazu? :-nix

Anne1970
16.08.2014, 07:53
kaum glaublich!

Evil
16.08.2014, 09:12
Hmmm dmtec, Deine Äußerungen lassen nicht gerade auf profunden Überblick schließen, daher mein Rat: lass es lieber.

Es wird sich für Dich mangels Kundschaft nicht lohnen, Du begibst Dich juristisch auf nicht nur dünnes Eis sondern eher Bruchharsch (Dokumentationsmängel, fehlende Facharztqualifikation, fehlende Haftpflichtversicherung), Du hast fachlich schlicht zuwenig Ahnung (siehe Äußerung über Hausärzte), und im Haftungsfall kann und wird vom Approbationsentzug bis zur Komplettinsolvenz alles passieren, von dem Du Dich wirtschaftlich nie wieder erholen wirst.
Mal ganz abgesehen davon, daß Du damit leben musst, wenn Du wirklich für den Schaden eines Menschen verantwortlich bist.

DrEd ist ein Konzern, der hat ein breiteres Kreuz und läßt sich nicht durch Ethik behindern, damit kannst Du als Start-Up nicht mithalten.

][truba][
17.08.2014, 05:25
Ich war beim Hausarzt und verstehe deine Aussage diesbezüglich nicht? (Aber die passt zum Rest vom Thread?)

anignu
17.08.2014, 12:21
Bzgl. Hausärzte würde ich mal sagen: ja, sie untersuchen vielleicht nicht so viel. Aber das machen sie ja nur deswegen weil sie wissen nach was sie suchen müssen und wo die Stolperfallen sind. Dafür gibts ja die jahrelange Erfahrung und das fundierte Wissen. Oder z.B. bei den Dermatologen. Die schauen einmal kurz drauf wissen was los ist und brauchen sonst nicht viel zu tun. Für mich ist das immer wieder beeindruckend.
Ich mein wer den klassischen Bauchschmerzpatienten in der Notaufnahme kennt wo alleine schon die Anamnese lang dauert, dann Labor und ein Sono gemacht wird und man im Kopf die ganzen Differentialdiagnosen durchgeht weiß was ich meine. Und da bin ich froh dass ich einen Hintergrund hab den ich anrufen kann, dann die ganze apparative Diagnostik usw.

Für mich gibts bei dem Modell einfach das Problem dass ich, wie in der Notaufnahme, noch keinen Vorfilter sehe. Patienten in einem Hotel behandeln ohne die diagnostischen Möglichkeiten fände ich Wahnsinn. Vor allem weil da ja auch Bauchpatienten lauern können. Und wenn komplizierte Patienten kommen, was dann? Mit dem Notarzt einweisen? Obwohl, einweisen ohne Kassenzulassung geht ja nicht.

Ich muss sagen: ich find das Modell irgendwo zwischen mutig, selbstüberschätzend und leichtsinnig angesiedelt. Wahrscheinlich alles drei. Das alles aber rein aus fachlicher Sicht. Über dieses Dokumentationszeug würd ich mir erst Gedanken machen, wenn ich es fachlich stemmen könnte.

Kackbratze
17.08.2014, 13:13
Ich find die Idee total geil. Allein schon die SponArtikel dazu, dann noch ein paar Esoteriker und geldsparwillige Politiker.

Am Ende gibts noch die riesen Kampagne der Bild, warum diese Form von Telemedizin total toll ist.

Bis zum ersten Toten.

Dann geht der shitstorm los, SpOn, Bild und Co sind ganz auf der Seite der Kläger und wir im KH und in den Praxen sind endlich dieses Internet los.

dmtec
19.08.2014, 20:43
Huch, In der Tat hatte ich völlig verdrängt dass es die Praxisgebühr nicht mehr gibt.

Danke für euren Input. Ich habe natürlich nicht wirklich vor irgendwelche Leute zu behandeln, es war ein Gedankenspiel da ich mich eben auch gewundert habe wie es Dr-Ed und Konsorten denn machen. Gegen bezahlte Dienstleistung als Berater oder im Bereich der Telemedizin (ohne Behandlungsverantwortung) ist dennoch meiner Meinung nach nichts einzuwenden.

Die Äußerung bzgl. Hausärzte war natürlich nicht für voll zu nehmen, natürlich haben Hausärzte ihre Daseinsberechtigung und stehen außer Konkurrenz.

Mich hätte rein informativ durchaus interessiert wie genau solche Behandlungen ohne Facharztstandard geregelt sind. Es gab ja mal einen interessanten Artikel von der ÄK BaWü über "Behandlungen im Freundeskreis".

Letzendlich ist der Aufwand und das Risiko natürlich auch das Geld nicht wert. Man muss aber nicht immer den Teufel an die Wand malen.

WackenDoc
19.08.2014, 20:55
Man muss den Teufel nicht an die Wand malen?

Ich erzähl, die mal wie man z.B. durch das einfache Ausstellen von Pillenrezepten in Teufels Küche kommen kann.

Also früher war es so, dass wir Truppenärzte die Pillenrezepte auf Kulanzbasis für die weiblichen Soldaten ausgestellt haben. Inzwischen macht das kaum noch jemand.
Das Problem ist, dass ich versichert bin, was meine Tätigkeiten für meinen Arbeitgeber angeht. Aber nicht, für das was außerhalb ist. Das Ausstellen eine Pillenrezeptes fällt nicht unter die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung und von demher hat mein Arbeitgeber auch rein gar nichts damit zu tun, wenn etwas schief läuft.
Das hat ein Kollege dann mal festgestellt, als eine Soldatin ihn verklagt hatte (weiss aber nicht mehr, was das Problem war- Thrombose oder Schwangerschaft glaub ich)
Ich muss mit meiner privaten Arzthaftpflichtversicherung gerade stehen, wenn etwas schief läuft. Dazu muss ich dann dokumentiert haben, dass ich die Indikation richtig gestellt habe, dass keine Kontraindikationen vorliegen, dass ich die Patientin über die Tücken der Einnahme und Nebenwirkungen aufgeklärt habe.
Dadurch dass unser Standesrecht ja vorgibt, dass wir keine ärztliche Leistung ohne Gegenleistung erbringen dürfen (Kurzfassung), müsste ich der Soldatin die Ausstellung des Rezeptes in Rechnung stellen, das evtl. auch versteuern, als Nebentätigkeit beantragen und auch noch einen Teil des Geldes an die Bundeswehr abgeben, weil ich das ja während der Dienstzeit und unter Nutzung dienstlicher Mittel (Räumlichkeiten z.B.) tue.
Ein riesiger Aufwand. Klar könnte ich das weiter auf Kulanz machen- aber warum sollte ich. Damit hab ich nur Risiko und keinen Nutzen.
Also überlassen die meisten Truppenärzte das den Frauenärzten. Notfalls müssen die Patientinnen mit dem verhandeln, wie viel Geld der dafür sehen will.

FirebirdUSA
20.08.2014, 10:47
Es gibt im Berufsrecht eine Niederlassungspflicht, d.h. wenn du privatärztlich tätig werden willst musst du eine Praxis aufmachen! Im geringen Umfang ist z.B. das Ausstellen von Rezepten auch ohne Niederlassung möglich. Nur werden deine Privatpatienten Probleme mit ihrer Versicherung bekommen. Die sind zu einer Erstattung der Rechnung nämlich nur verpflichtet wenn du niedergelassen tätig bist. Das kannst du alles in dem von dier zitierten PDF der Ärztekammer BW nachlesen.

"Teleradiologisch" beratende Tätigkeit gegen Geld kann tatsächlich auch ein berufsrechtliches Problem darstellen, wenn die Ärztekammer der Meinung ist es handelt sich um eine ärztliche Tätigkeit. Auch hier wäre ich sehr vorsichtig und würde mich vorher von der Ärztekammer oder einem entsprechenden Fachjuristen beraten lassen.