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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Marburger Bund - Austritt?



Lea1983
17.08.2014, 12:54
Hallo zusammen,

kennt sich hier jemand gut mit dem Marburger Bund aus? Oder anders gefragt: Ist jemand von Euch mal Mitglied im MB gewesen und dann ausgetreten?

Ich spiele nämlich mit dem Gedanken nach fast 10 Jahren aus dem MB auszutreten. Bin damals als Studentin irgendwie reingerutscht, fands damals auch ganz praktisch, dass man als Student über den MB an eine kostenlose Berufshaftpflicht gekommen ist.
Aber mittlerweile bin ich gegenüber der Mitgliedschaft im MB doch eher kritisch eingestellt.
Ich will auch gar keine politisch-moralische Diskussion lostreten, wie sinnvoll eine Mitgliedschaft in einer Interessenvertretung/Gewerkschaft ist.
Mich würde nur interessieren, ob ein Austreten aus dem MB an irgendwelche zB beruflichen Konsequenzen gekoppelt ist...?

Noch einen schönen Restsonntag und allen Diensthabenden 'nen Ruhigen.

Lea

WackenDoc
17.08.2014, 13:11
Was soll das denn für berufliche Auswirkungen haben?

Ggf. musst du eine eigene Berufshaftpflichtversicheurng abschließen wenn deine aktuelle über den MB läuft- aber da mal prüfen was dein Arbeitgeber an Versicherungen für dich abgeschlossen hat und ob du zusätzlich noch eine brauchst.
Manche Versicherungen haben auch vergünstigte Tarife für MB-Mitglieder- müsstest mal schauen, ob du so einen Tarif hast.

anignu
18.08.2014, 09:41
Berufliche Konsequenzen? Teilweise

Ich bin Mitglied weil die für meine Bezahlung kämpfen (und die ist gar nicht so schlecht) und ich glaub ich einmal im halben Jahr die juristische Beratung in Anspruch nehme. Im Zweifel würden die glaub ich auch die Anwälte für Auseinandersetzungen stellen. Und dann eben die Berufshaftpflicht. Also bis auf das hat es glaub ich keine Konsequenzen.

Reflex
18.08.2014, 11:21
Ich bin vorletztes Jahr ausgetreten, weil den Kosten/Nutzen Faktor nicht so recht sah. Konsequenz bislang keine. Da ich bislang eh für überwiegend kirchliche Träger tätig bin und für Rechtsfragen im Arbeitsbereich ich einen Ehemann habe, der schon als Personaler tätig war und zahlreiche befreudete Juristen, lohnt sich für mich eine Mitgliedschaft nur bedingt. Hinzu kommt, dass inzwischen Rechtsberatungen im Rahmen von Erstberatungen eh schon kostengünstig zu haben sind und dass, was ich bereits an Beiträgen bezahlt habe, hätte auch kleinere Arbeitsrechtliche Prozesskosten locker abgedeckt.

Lea1983
21.08.2014, 12:22
@Reflex: Genau das ist auch mein Problem. Der Kosten/Nutzen-Faktor. Natürlich finde auch ich eine ärztliche Interessenvertretung richtig und wichtig.
Aber für 210€ im Jahr? Das muss man bei geschätzt 110.000 Mitgliedern mal hochrechnen... Mir kann keiner erzählen, dass man für die Zeitung, die Rechtsberatung und die Verhandlungen, die der MB mit den Klinikskonzernen führt, so viel Geld braucht.
Und eine Rechtsschutzversicherung bekommt man schon für gut 160€ im Jahr, und da sind dann alle Bereiche abgedeckt, nicht bloß der Berufs-Rechtsschutz...
Nicht falsch verstehen: Wie gesagt, natürlich halte auch ich eine eigenständige Gewerkschaft für Mediziner für sinnvoll, aber frage ich mich (genauso wie übrigens bei der Ärztekammer auch), was mit dem Geld passiert.

Ulle
21.08.2014, 14:17
Müsste es nicht irgendwo einen Rechenschaftsbericht geben? Zahlt nicht der Marburger Bund eine Art Streikgeld? Meine ich zumindest, auch wenn es wohl eher symbolisch als ein wirklicher Lohnersatz ist. Dafür braucht es dann aber eben Rücklagen, aber wenn es dann tatsächlich mal zu einem Streik kommt und man 50€ pro Tag bekommt, sind die Jahreseinnahmen des MB ziemlich fix weg. Seminarangebote etc. gibt es auch, die nutzen aber vermutlich die wenigsten. Insgesamt sind 210€ auch eher ein geringer Betrag gegenüber den Sätzen anderer Gewerkschaften, allerdings gibt es da halt ein richtiges Streikgeld.

Für mich ist das klar eine Prinzipiensache - wenn viele austreten, wird es noch teurer, bis die ganze Vertretung zusammenbricht und entsprechend verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen. Wenn man den Eindruck hat, dass sich da Leute bereichern, kann man ja auch Transparenz einfordern bzw. sich im MB engagieren, um eine solche Transparenz zu schaffen. Ein Austritt ist gegenüber den organisierten Ärzten unsolidarisch. Ich würde lieber aus der Ärztekammer austreten. Viel lieber.

Shizr
21.08.2014, 14:35
Aber für 210€ im Jahr? Das muss man bei geschätzt 110.000 Mitgliedern mal hochrechnen... Mir kann keiner erzählen, dass man für die Zeitung, die Rechtsberatung und die Verhandlungen, die der MB mit den Klinikskonzernen führt, so viel Geld braucht.
Hab mal hochgerechnet. 23 Millionen Euro pro Jahr.
Ist natürlich eine ekelhafte Milchmädchenrechnung, aber ehrlich gesagt finde ich das gar nicht viel. (Für einen Assistenzarzt im ersten Jahr nach TV-Ä dürfte das btw irgendwo im Rahmen von < 1% des Jahresnettoeinkommens liegen.)


Rechne mal die reinen laufenden Kosten (Geschäftsstellen, Angestellte), dann so Sachen wie Rechtsberatung und Prozessvertretung (beides sicherlich nicht billig), berufspolitisches Engagement, Tarifverhandlungen, Aktionen in eigener Sache (demnächst dann z.B. die Verfassungsbeschwerde gegen den Tarifzwang, die ja auch ein oder zwei Euro kosten wird)... wie ist das eigentlich mit der Streikkasse? Hat der MB sowas? Muss doch eigentlich... dann kostet das auch reichlich Asche.
Und dann kommen anschließend noch die ganzen bunten Smarties oben drauf, nämlich die diversen Gruppenverträge. Und man kann die Kohle als Gewerkschaftsbeitrag von der Steuer absetzen.

long story short: Ich bin der Ansicht, dass der MB sein Geld durchaus wert ist.
(btw, so wie ich das sehe, sind es sogar nur 198€, wenn man den MB per Lastschrift einziehen lässt.)


Im Vergleich ist der MB übrigens relativ günstig. Die IG Metall nimmt Beiträge von 1% des Jahresbruttoeinkommens.

GOMER
21.08.2014, 14:55
Die IG Metall ist eine Gewerkschaft, mit sehr viel politischem Einfluss und viel Lobby, insbesondere in der SPD. Der MB ist lediglich ein weiterer Berufsverband, der sich vor einigen Jahren hervorgetan hat, weil man einen charismatischen Vorsitzenden hatte, und es geschafft hat die Ärzte aus der Tarifunion auszugliedern (was ja jetzt wieder auf der Kippe steht).

LostSoul
21.08.2014, 17:50
Bei uns sind es 180 € (Bayern). Und ich kann es von der Steuer absetzen, ist also am Ende gar nicht viel (~100 € glaub ich). Verglichen mit dem, was sie für unser Gehalt schon erreicht haben. Das Geld zahle ich gern und vor allem freiwillig. Die Ärztekammer und der ärztliche Kreisverband langen da gieriger zu, die Beiträge sind verpflichtend und da weiß ich noch weniger, was die mit unserem Geld anstellen (außer massenweise Zwangszeitung mit 80% Anzeigen zu drucken und zu versenden - bin ich froh, dass ich den Sch...wachsinn endlich abbestellen konnte).

anignu
21.08.2014, 18:22
@GOMER: ja und nein. Der Marburger Bund ist inzwischen zu DER Gewerkschaft für Ärzte geworden und meiner Meinung nach haben die auch einiges an politischem Einfluß und Lobby. Und die Ausgliederung aus dem ver.di-Tarifvertrag war doch genial. Und jetzt kämpfen die drum, dass es weiterhin einen eigenen Ärztetarifvertrag gibt.

Shizr
22.08.2014, 18:30
Der MB ist lediglich ein weiterer Berufsverband
Sorry, aber das ist Unsinn. Der Marburger Bund mag eine "Spartengewerkschaft" sein, die nicht - wie bspw. IG Metall - alle Beschäftigten einer bestimmten Branche vertritt, aber ohne jeden Zweifel erfüllt der Marburger Bund jedes Kriterium, das für das label "Gewerkschaft" gefordert ist. (Laut Duden ist eine "Gewerkschaft" eine "Organisation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer [einer bestimmten Berufsgruppe] zur Durchsetzung ihrer [sozialen] Interessen". Willst du ernsthaft bestreiten, dass das für den MB zutrifft?)



Die Tarifunion wird wiederkommen, da kann man wohl relativ sicher sein (die Arbeitgeber machen all ihren Einfluss geltend, weil sie die lästigen "Kleingewerkschaften" loswerden wollen, weil die ihnen zu viel Macht haben), aber sie wird auch wieder gehen. Das BVerfG wird jedes Gesetz, das eine Tarifeinheit vorschreibt, wegen der eklatanten Verfassungswidrigkeit in der Luft zerreißen.

GOMER
22.08.2014, 23:38
Wo ist dann der Einfluss auf die Legislative? Den haben Gewerkschaften nämlich für gewöhnlich. In Berlin kümmert es aber keinen, was die Mitglieder des MB sagen. Das ist bei DGB Gewerkschaften anders.

Rico
23.08.2014, 11:02
Wo ist dann der Einfluss auf die Legislative? Den haben Gewerkschaften nämlich für gewöhnlich. In Berlin kümmert es aber keinen, was die Mitglieder des MB sagen. Das ist bei DGB Gewerkschaften anders.Was ist z.B. mit der Abschaffung des AiP? Der Änderung der Approbationsordnung?
Außerdem hätte der Gesetzgeber die Kleingewerkschaften - dem Wunsch der so einflussreichen Großgewerkschaften entsprechend - verbieten können, hat er aber nicht (ich weiß, grad läuft wieder ein Versuch, aber ich bin zuversichtlich).