PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stationsarbeit auf der urologischen Station.....



Seiten : [1] 2

*milkakuh*
20.08.2014, 21:55
Heute ist ein ganz normaler Wochentag auf einer urologischen Station einer Uniklinik, in der ihr als Assistenzarzt in der Urologie (2. WB) arbeitet. Aktuell seid ihr lediglich für die Betreuung der Station verantwortlich. Gerade als ihr mitten in der Privatvisite steckt kommt eure Schwester an und sagt, dass es dem Herrn Müller nicht gut gehe und er doch mal nach ihm schauen soll. Die Ehefrau sei auch schon ganz besorgt und möchte dringend einen Arzt sprechen. Ihr seid ein wenig genervt, weil die Ehefrau immer sehr überbersorgt ist und mehrmals täglich einen Arzt sprechen will - irgendwann wollt ihr ja schließlich auch mal euren wolverdienten Feierabend haben es ist ja schließlich schon 16 Uhr....:-nix

Was macht ihr? Was wollt ihr wissen?

Vorweg noch: Bitte seht mir nach, wenn ich nicht alle Fragen beantworte kann, da ich noch keine Ärztin sondern lediglich Gesundheits- und Krankenpflegerin und Medizinstudentin im 3. Semester bin. Ich gebe aber mein bestes! :-)

Hoppla-Daisy
20.08.2014, 22:09
*hibbel* endlich mal was Urologisches :-love *drauf stürz*

Also, warum isser denn überhaupt stationär? Wurde er operiert? Wenn ja, was? Soll was operiert werden?

Dann möchte ich natürlich auch noch wissen, was "es geht ihm nicht gut" im Detail heißt. So'n paar Symptome wären schon nicht schlecht ;-). Hat er nen blutigen Urin? Hat er Schmerzen? Oder vielleicht beides? :-))
Flankenschmerzen? Suprapubische Schmerzen? Fieber? Katheter liegt schon? (was ja auf ner urologischen Station nix Ungewöhnliches ist :-)))

Und wenn wir gerade dabei sind. Ein aktuelles Labor gibt es doch bestimmt auch, oder?

*milkakuh*
20.08.2014, 22:26
*hibbel* endlich mal was Urologisches :-love *drauf stürz*
Na dann wollen wir doch mal loslegen! *ärmel hochkrempel*


Also, warum isser denn überhaupt stationär? Wurde er operiert? Wenn ja, was? Soll was operiert werden?
Der Patient ist seit ca. 2 Wochen stationär auf eurer Station. Bereits vor einigen Jahren hat euer Patient aufgrund eines Urothelkarzinoms eine Neoblase bekommen. Jetzt erfolgte eine Konversion in ein Conduit. Seit der Operation ist euer Patient immer wieder verwirrt, sodass er einige Nächte auf der Wachstation verbringen musste. Ein weiteres Problem ist der Stuhlgang, so richtig will der Darm nicht in den Gang kommen....:-( Im Verlauf des stationären Aufenthaltes kommt es auch zu rezidivierende Erbrechen...

Gerade heute wurde euer Patient noch CT-gesteuert punktiert, da vorher sonographisch ein Serom im kleinen Becken festgestellt wurde.



Dann möchte ich natürlich auch noch wissen, was "es geht ihm nicht gut" im Detail heißt. So'n paar Symptome wären schon nicht schlecht ;-). Hat er nen blutigen Urin? Hat er Schmerzen? Oder vielleicht beides? :-))
Flankenschmerzen? Suprapubische Schmerzen? Fieber? Katheter liegt schon? (was ja auf ner urologischen Station nix Ungewöhnliches ist :-)))
So dann mal von vorne. Der Urin ist klar und in einen Beutel abgeleitet. Der Patient gibt an eigentlich keine Schmerzen zu haben (aber ist halt auch etwas verwirrt...). Flankenschmerzen? Hmm ne, eher nicht, so ganz gut lässt sich das aber auch nicht beurteilen...
Fieber hat unser Patient nicht, höchstens etwas subfebril (37,5°C gemessen im Ohr). Aber kaltschweißig ist er irgendwie trotzdem......



Und wenn wir gerade dabei sind. Ein aktuelles Labor gibt es doch bestimmt auch, oder?

Das aktuellste Labor welches wir haben ist von heute morgen:
Krea 1,1 mg/dl (<1,2)
Hst 36 mg/dl (17-43)
Na 143 mmol/l (130-150)
K 3,4 mmol/l (3,5-4,8)
CRP 4,6 mg/dl (<0,5)
PTT 30 sec(24-35)
Quick 87 % (>70)
INR 1,1 (<1,3)
Leuko 12,6 Tsd/ul (4,0-10,0)
Ery 3,5 /pl (4,4-5,9)
Hb 11 g/dl (13,0 - 18,0)
Hk 32 % (40-52)
MCV 92 fl (80-94)
MCH 31 pg (26-34)
MCHC 34 g/dl (31-35)
Thr 311 Tsd/ul (150-450)

Hoppla-Daisy
20.08.2014, 22:53
Aaaaah, Stichwort Übelkeit, Erbrechen, Stuhlgang :-))

Aber erstmal eins nach dem anderen. Da ich ja nun in erster Linie mal urologisch denke, schau ich mir zunächst sonographisch an, was da los sein könnte. Wie sehen die Nieren aus? Ektasien? Wär jetzt auch nicht soooooo ungewöhnlich und könnte auf ne Implantationsenge Harnleiter->Conduit hinweisen. Wenn ich gerade dabei bin, halte ich natürlich auch mal den Schallkopf auf den Bauch. Gibt's vielleicht Hinweise auf nen gut gefüllten Magen?

Natürlich bekommt der gute Herr VOR Perkussion (okay, auch vor dem Sono :-))) mal ein Stethoskop auf den Bauch gesetzt. Was hör ich denn da? Ich mein, dass ein Darm nach so ner Aktion nicht wieder so schnell in Gang kommen will und zicktig reagiert, wär ja jetzt nicht soooooo überraschend. Gehen denn Winde ab? Was bekommt er an Medikamenten? Irgendwelche Opiate dürften schon dabei sein ;-).

Ach ja, und wurde eigentlich ein Serom oder ein Urinom abpunktiert? ;-)

Und wat sacht die BGA venös? Isser azidotisch?

*milkakuh*
20.08.2014, 23:00
Aber erstmal eins nach dem anderen. Da ich ja nun in erster Linie mal urologisch denke, schau ich mir zunächst sonographisch an, was da los sein könnte. Wie sehen die Nieren aus? Ektasien? Wär jetzt auch nicht soooooo ungewöhnlich und könnte auf ne Implantationsenge Harnleiter->Conduit hinweisen.
Sonographisch ist an den Nieren überhaupt nichts auffällig. Das sieht alles schick aus. :-love


Wurde eigentlich ein Serom oder ein Urinom abpunktiert? ;-)
Wir gehen aktuell von einem Serom aus, aber das mikrobiologische Ergebnis steht natürlich erst noch aus...:-? Bisher ist allerdings etwa 500 ml quitschgelbe, klare Flüssigkeit in den Drainagebeutel geflossen.


Natürlich bekommt der gute Herr VOR Perkussion (okay, auch vor dem Sono :-))) mal ein Stethoskop auf den Bauch gesetzt. Was hör ich denn da? Ich mein, dass ein Darm nach so ner Aktion nicht wieder so schnell in Gang kommen will und zicktig reagiert, wär ja jetzt nicht soooooo überraschend. Gehen denn Winde ab? Was bekommt er an Medikamenten? Irgendwelche Opiate dürften schon dabei sein ;-).
Die Schwester erzählt euch, dass er gerade mehrmals flüssig abgeführt hat und sie das ganze Bett neu beziehen musste...Seit Tagen läuft auch schon ein Neostigmin-Perfusor auf Stufe 2. Der Bauch ist weich, Darmgeräusche sind mit dem Stethoskop zu hören. Opiate sind nicht in der Medikation dabei soweit ich weiß (kann ich aber leider nicht 100%ig sagen).


Und wat sacht die BGA venös? Isser azidotisch?
Venöse BGA? Für sowas haben wir jetzt keine Zeit! Dem Patienten geht es augenscheinlich wirklich nicht gut..

Hoppla-Daisy
20.08.2014, 23:11
RR? Puls? Sättigung? Pupillen? Sabbert er? Schnauft er wie ein Walross nach Luft?

Ach ja, und den Neostigmin-Perfusor schalten wir JETZT mal ab! Peristaltik scheinen wir ja mehr als genug zu haben. Und irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, als wär das ein Neo ein bißchen überdosiert :-D. Na, wenn da mal nicht noch ne cholinerge Krise ins Haus steht.... huch, oder haben wir sie schon? ;-)

Na, dann mal her mit nem EKG!

Und ich möchte sicherheitshalber trotzdem auch mal Krea aus der Drainage bestimmt haben! Für ne BGA ist auch IMMER Zeit. Und wenn jetzt keine gemacht werden kann, dann ist doch bestimmt eine post-OP da. Vielleicht auch eine von gestern? ;-)

Im Geiste füll ich ja schon die Anforderung im Orbis für ein CT aus.....warte aber erstmal ab, ob die andere, o. g. Baustelle sich nicht durch aggressives Bereithalten von Atropinsulfat bedroht fühlt (und gehe real jetzt ins Bett und harre der Dinge, die ich morgen (?) hier lesen werde :-)))

*milkakuh*
20.08.2014, 23:18
RR? Puls? Sättigung?
RR 90/60 mmHg, Puls 96, Sättigung 85%


Und ich möchte sofort Krea aus der Drainage bestimmt haben! Für ne BGA ist auch IMMER Zeit. Und wenn jetzt keine gemacht werden kann, dann ist doch bestimmt eine post-OP da. Vielleicht auch eine von gestern? ;-)
Krea aus der Drainage kann gerade leider nicht bestimmt werden. Mit einer BGA kann ich leider auch nicht dienen...:-oopss


Ach ja, und den Neostigmin-Perfusor schalten wir mal ab! Peristaltik scheinen wir ja mehr als genug zu haben ;-).
Ei ei, Chefin. Den Neostigmin-Perfusor schalten wir ab. Die Schwester fragt, ob sie jetzt was anderes anhängen soll?!



Im Geiste füll ich ja schon die Anforderung im Orbis für ein CT aus..... (und gehe real jetzt ins Bett und harre der Dinge, die ich morgen (?) hier lesen werde :-)))
Ich gehe auch ins Bett! :-) Über die CT-Anforderung kannst du dir ja dann heute Nacht Gedanken machen. :-))

Vielleicht hat ja auch noch jemand anderes Lust ein bisschen Urologe zu spielen? :-)

Hoppla-Daisy
20.08.2014, 23:26
Ich schmeiß dann mal leise flötend Atropinsulfat in den Raum.... ;-) (und eile jetzt ECHT ins Bett!)

(soooooo urologisch ist das gar nicht :-)))

EDIT: Himmel, ich werd schon ganz wuschig. Noch mehr Neo wollte ich ihm nun wirklich nicht geben ;-). Und ich will TROTZDEM ne BGA :-D :-D :-D

*milkakuh*
20.08.2014, 23:35
EDIT: Himmel, ich werd schon ganz wuschig. Noch mehr Neo wollte ich ihm nun wirklich nicht geben ;-)

Ich war schon ganz verwirrt! :-)) Also morgen früh geht's hier weiter.
Edit: Ich kann mir keine BGA aus den Rippen schneiden. :-)) Du kannst ein notfallmäßiges Labor haben wenn du magst.


Ich nehme sehr gerne noch weitere Vorschläge entgegen!

mary-09
21.08.2014, 10:42
die Sättigung ist unschön. erstmal O2 anhängen...wirds dadurch besser? Und wie Daisy schon fragte: Wie gehts ihm atemtechnisch/wie atmet er so (abgesehen von der 85er Sättigung)?

*milkakuh*
21.08.2014, 10:46
die Sättigung ist unschön. erstmal O2 anhängen...wirds dadurch besser? Und wie Daisy schon fragte: Wie gehts ihm atemtechnisch/wie atmet er so (abgesehen von der 85er Sättigung)?

Hmm irgendwie hat Daisy den Beitrag nachträglich editiert. Ich bin mir sicher, dass sie erst nicht danach gefragt hatte. Also er gib an keine Atembeschwerden zu haben. Wir können jetzt auch bis auf die Sättigung keine Auffälligkeit in der Atmung feststellen. Da wir auch auf Normalstation sind haben wir keine bessere Möglichkeit zum Monitoring. Ok, unser Patient bekommt Sauerstoff: Unter 8l über die Sauerstoffbrille steigt die Sättigung zumindest mal auf 89%....und jetzt? :-nix

mary-09
21.08.2014, 10:58
Ok, aber Daisys andere Fragen würden mich natürlich auch noch interessieren: Pupillen eng? Hypersalivation?
Können wir da auf Station jetzt auf die Schnelle ein vernünftiges EKG schreiben? Ansonsten würd ich auf Normalstation zum Monitoring wohl mal den Defi dranbasteln, den sollte es ja geben und so haben wir wenigstens schonmal einen kontinuierlichen Blick auf EKG, Sättigung etc. und verlegen müssen wir ihn wohl auch in absehbarer Zeit..kann also nicht schaden.

mainzer
21.08.2014, 10:59
Der Patient ist seit ca. 2 Wochen stationär auf eurer Station.

mittlere verweildauer überschritten....sorry; musste sein :-)



Venöse BGA? Für sowas haben wir jetzt keine Zeit! Dem Patienten geht es augenscheinlich wirklich nicht gut..

deswegen machen wir auch am besten eine ARTERIELLE...*jemanden auf die ICU scheuch*



Krea 1,1 mg/dl (<1,2)
Hst 36 mg/dl (17-43)
Na 143 mmol/l (130-150)
K 3,4 mmol/l (3,5-4,8)
CRP 4,6 mg/dl (<0,5)
PTT 30 sec(24-35)
Quick 87 % (>70)
INR 1,1 (<1,3)
Leuko 12,6 Tsd/ul (4,0-10,0)
Ery 3,5 /pl (4,4-5,9)
Hb 11 g/dl (13,0 - 18,0)
Hk 32 % (40-52)
MCV 92 fl (80-94)
MCH 31 pg (26-34)
MCHC 34 g/dl (31-35)
Thr 311 Tsd/ul (150-450)

find ich jetzt völlig unspannend um ehrlich zu sein...
formal hat er bei von mir jetzt mal aufgrund der 85%-igen spO2 angenommenen tachypnoe in verbindung mit der tachykardie (<90/min) und der leukozytose (>12.000) ein SIRS; WENN er denn auch Fieber hat (?)

ansonten um das nochmal organzentriert zusammenzufassen:
a/b: komprommitierte Oxygenierung; SpO2 85% ohne, respektive 89% MIT sauerstoff...ich gehe mal von einem arteriellen paO2 von 50 (?) aus
c: grenzwertig hypoton; bedarfstachykardie
d: anscheinend nicht orientiert
e: ...


procedere:
@a: arterielle bga; feststellen ob oxygenierungs- oder ventilationsstörung (letztere könnte für das d-problem ja auch ursächlich sein)
@b: hoch-dosis-sauerstoff-therapie
@c: sono vena cava: wenn kollaptisch (was ich mal stark annehme) volumengabe bei vermutetem SIRS
@d: könnte n post-op. delir sein oder aber einer septischen encephalopathie geschuldet...sollte durch o.g. maßnahmen im verlauf besser werden

ich hätte gern ein röntgen-thorax; besser wäre natürlich ein ct-thorax, bei dem man auch gleichzeitig das abdomen mitfährt

ansonsten nochmal die frage nach fieber? dann hätten wir nämlich die SIRS-kriterien erfüllt.
und ich würde auf jeden fall 2x2 (also insgesamt 4 fläschchen) blutkulturen abnehmen, evtl. trachealsekret gewinnen und mir anschließend kritisch die bereits vorhandene antibiose ansehen und zunächst blind eskalieren; resistenzgerecht umstellen kann man ja später immer noch. zu denken wäre bei 2-wöchigem krankenhausaufenthalt (*kopfschüttel*) vor allem an eine abdeckung der typischen krankenhauskeime...

so; das von mir auf die schnelle...achja...auf die überwachung/ICU würd ich ihn auch mitnehmen :-D

*milkakuh*
21.08.2014, 11:17
Ok, aber Daisys andere Fragen würden mich natürlich auch noch interessieren: Pupillen eng? Hypersalivation?
Können wir da auf Station jetzt auf die Schnelle ein vernünftiges EKG schreiben? Ansonsten würd ich auf Normalstation zum Monitoring wohl mal den Defi dranbasteln, den sollte es ja geben und so haben wir wenigstens schonmal einen kontinuierlichen Blick auf EKG, Sättigung etc.
Die Fragen kamen auch erst nachträglich dazu. Die Pupillen sind normal groß aber unser Patient öffnet die Augen nur auf Aufforderung, er hat sie nur halb geöffnet. Eine Hypersalivation haben wir nicht aber unser Patient ist nach wie vor blass und kaltschweißig.

Auf der Station haben wir kein EKG-Gerät. Das müssten wir erst auf der Überwachungsstation holen und wüde uns Zeit kosten. Defi haben wir auch nicht auf Normalstation, dafür müssten wir das Reanimationsteam rufen oder das Gerät von der Überwachungsstation holen. Die Schwester fragt euch, ob wir nicht lieber gleich verlegen wollen? Schließlich hat sie ja noch 15 andere Patienten um die sie sich kümmern muss...


deswegen machen wir auch am besten eine ARTERIELLE...*jemanden auf die ICU scheuch*
Mit ner arteriellen BGA kann ich wirklich nicht dienen. Wir könnten aber nochmal notfallmäßig ein Labor abnehmen?!


find ich jetzt völlig unspannend um ehrlich zu sein...
formal hat er bei von mir jetzt mal aufgrund der 85%-igen spO2 angenommenen tachypnoe in verbindung mit der tachykardie (<90/min) und der leukozytose (>12.000) ein SIRS; WENN er denn auch Fieber hat (?)

Also ihr fragt die Schwester nochmal ob der Patient wirklich kein Fiber hat. Direkt nach der Übergabe hatte sie schon Temperatur gemessen, da ihr der Patient schon nicht gefallen hat, da war die Temperatur bei 37,7°C jetzt bei erneuter Messung eine Stunde später bei 37,5°C.


ansonten um das nochmal organzentriert zusammenzufassen:
a/b: komprommitierte Oxygenierung; SpO2 85% ohne, respektive 89% MIT sauerstoff...ich gehe mal von einem arteriellen paO2 von 50 (?) aus
c: grenzwertig hypoton; bedarfstachykardie
d: anscheinend nicht orientiert
e: ...

procedere:
@a: arterielle bga; feststellen ob oxygenierungs- oder ventilationsstörung (letztere könnte für das d-problem ja auch ursächlich sein)
@b: hoch-dosis-sauerstoff-therapie
@c: sono vena cava: wenn kollaptisch (was ich mal stark annehme) volumengabe bei vermutetem SIRS
@d: könnte n post-op. delir sein oder aber einer septischen encephalopathie geschuldet...sollte durch o.g. maßnahmen im verlauf besser werden
@a: die arterielle BGA bekommst du nicht auf Normalstation
@b: sauerstoff läuft
@c: wollen wir das nicht lieber einer anderen Fachrichtung überlassen? :-))



ich hätte gern ein röntgen-thorax; besser wäre natürlich ein ct-thorax, bei dem man auch gleichzeitig das abdomen mitfährt
Okay, dann melde doch mal ein CT-Thorax + Abdomen an. Was schreibst du auf den Anforderungsschein? Wie dringend soll denn das CT gemacht werden?



ansonsten nochmal die frage nach fieber? dann hätten wir nämlich die SIRS-kriterien erfüllt.
und ich würde auf jeden fall 2x2 (also insgesamt 4 fläschchen) blutkulturen abnehmen, evtl. trachealsekret gewinnen und mir anschließend kritisch die bereits vorhandene antibiose ansehen und zunächst blind eskalieren; resistenzgerecht umstellen kann man ja später immer noch. zu denken wäre bei 2-wöchigem krankenhausaufenthalt (*kopfschüttel*) vor allem an eine abdeckung der typischen krankenhauskeime...
Unser Patient hat kein Fieber. Blutkulturen können wir abnehmen aber bis wir ein Ergebnis haben kann das ja eine Weile dauern...Eine Antibiose bekommt unser Patient schon: Unacid 3g 3x täglich intravenös.



so; das von mir auf die schnelle...achja...auf die überwachung/ICU würd ich ihn auch mitnehmen :-D
Alles klar, wir verlegen! Die Überwachungsstation haben wir telefonisch schon informiert. Sollen wir den Sauerstoff mitnehmen oder schaffen wir es 50m ohne?

mainzer
21.08.2014, 11:25
Mit ner arteriellen BGA kann ich wirklich nicht dienen. Wir könnten aber nochmal notfallmäßig ein Labor abnehmen?!

einverstanden



Okay, dann melde doch mal ein CT-Thorax + Abdomen an. Was schreibst du auf den Anforderungsschein? Wie dringend soll denn das CT gemacht werden?

halte mich da an die grundsätze unserer ICU...wir sind eine JETZT-station! also JETZT :-)
für den netten radiologen dokumentieren wir: V.a. Pneumonie, V.a. Anastomoseninsuffizienz



Eine Antibiose bekommt unser Patient schon: Unacid 3g 3x täglich intravenös.

würde ich eskalieren auf Imipenem und Linezolid
ersteres ist gut gewebegängig und deckt auch die darmkeime ab; letzteres die problemkeime im krankenhaus..




Alles klar, wir verlegen! Die Überwachungsstation haben wir telefonisch schon informiert. Sollen wir den Sauerstoff mitnehmen oder schaffen wir es 50m ohne?

mitnehmen..

*milkakuh*
21.08.2014, 11:32
Wir sind jetzt auf der Überwachungsstation angekommen. Das Monitoring zeigt weiterhin einen niedrigen Blutdruck um die 90/60 (mittlerweile aber unter deutlicher Volumengabe!), eine Tachykardie, Tachypnoe und Dyspnoe. Die Sauerstoffsättigung ist mittlerweile unter Sauerstoffzufuhr bei 84%.

Edit: Unser Notfalllabor ist da..
Krea 1,3 mg/dl (<1,2)
eGFR 53 ml/min (90-160)
Na 143 mmol/l (130-150)
K 4,1 mmol/l (3,5-4,8)
CRP 5,0 mg/dl (<0,5)
Leuko 19,5 Tsd/ul (4,0-10,0)
Ery 3,9 /pl (4,4-5,9)
Hb 11,9 g/dl ( 13,0-18,0)
Hk 36 % (40-52)
MCV 92 fl (80-94)
MCH 30 pg (26-34)
MCHC 33 g/dl (31-35)
Thr 406 Tsd/ul (150-450)

Würde jemand etwas anderes auf die CT-Anforderung schreiben? ;-) Was sind eure Verdachtsdiagnosen?

mainzer
21.08.2014, 11:42
die müssen alle grad arbeiten und können nix draufschreiben :-P

@leukos...geht doch :-)

Brutus
21.08.2014, 16:59
Wow, das ging mir jetzt aber zu schnell!
Was sagt denn die Sättigung, wenn wir sie mal auf einen anderen Finger basteln?
Wenn die nämlich sukzessive abfällt, je länger sie auf einem Finger ist, die Extremitäten dazu schön kalt und weiß daherkommen, dann würde ich spontan als erstes mal einen Liter Ringer anhängen! Dann wäre die Sättigung nämlich ein Ausdruck der mit dem Volumenmangels einhergenden Minderperfusion der Extremitäten. Wenn man sicher gehen möchte, dann macht man vorher einen ap-Thorax, um eine Stauung auszuschließen. Und dann gib ihm...
ICH als Stationsarzt ITS wäre etwas angepi$$t, wenn mir ein exsikkierter Patient zur Volumentherapie auf die Station geschoben wird, nur weil da "oben" seit 2 Wochen niemand auf den Patienten guckt und niemand Nachschub an H2O bringt... :-nix
Gut, wenn er eh runter in die Radiologie muss, dann bitte einmal CT-Thorax/Abdomen, Z.n. IC, ZVK, jetzt resp. Insuff, Darmatonie. Verlaufskontrolle, Pneumonie? Pneu? ZVK-Lage? Anastomoseninsuff? freie Luft?

Und ich hätte auch gerne eine arterielle BGA. So schwer ist die nicht, kann ich auch auf der Peripherie, zur Not mit ner Butterfly... :D

mainzer
21.08.2014, 17:06
Und ich hätte auch gerne eine arterielle BGA. So schwer ist die nicht, kann ich auch auf der Peripherie, zur Not mit ner Butterfly... :D

hehe ;-)...meine rede :-D

*milkakuh*
21.08.2014, 21:45
Was sagt denn die Sättigung, wenn wir sie mal auf einen anderen Finger basteln?
Wenn die nämlich sukzessive abfällt, je länger sie auf einem Finger ist, die Extremitäten dazu schön kalt und weiß daherkommen, dann würde ich spontan als erstes mal einen Liter Ringer anhängen! Dann wäre die Sättigung nämlich ein Ausdruck der mit dem Volumenmangels einhergenden Minderperfusion der Extremitäten. Wenn man sicher gehen möchte, dann macht man vorher einen ap-Thorax, um eine Stauung auszuschließen. Und dann gib ihm...
ICH als Stationsarzt ITS wäre etwas angepi$$t, wenn mir ein exsikkierter Patient zur Volumentherapie auf die Station geschoben wird, nur weil da "oben" seit 2 Wochen niemand auf den Patienten guckt und niemand Nachschub an H2O bringt... :-nix
Die Sättigung bleibt auf der Wachstation unter Sauerstoffzufuhr bei 85% egal wie man es dreht und wendet und an welchen Finger man den Clip steckt...Ringer-Acetat läuft schon und zwar zwei 1l-Beutel parallel. Interessiert sich eigentlich jemand für die Zugangswege, die wir aktuell zur Verfügung haben? Der Blutdruck ändert sich jedenfalls auch durch Volumengabe und Schocklage nicht signifikant.



Gut, wenn er eh runter in die Radiologie muss, dann bitte einmal CT-Thorax/Abdomen, Z.n. IC, ZVK, jetzt resp. Insuff, Darmatonie. Verlaufskontrolle, Pneumonie? Pneu? ZVK-Lage? Anastomoseninsuff? freie Luft?
Alles klar, wir geben die Anmeldung für das CT so ein, nur den ZVK lassen wir weg, den hat der Patient nämlich gar nicht...:-wow. Sollen wir das ganze denn als Notfall melden? Und sollten wir beim CT-Abdomen nicht noch die Drainagenalage (im Pelvis minor) erwähnen?



Und ich hätte auch gerne eine arterielle BGA. So schwer ist die nicht, kann ich auch auf der Peripherie, zur Not mit ner Butterfly... :D
Jetzt ist aber gut! Ihr bekommt keine arterielle BGA! :-)) Aber wollt ihr vielleicht noch irgendwelche Laborwerte haben?!