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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Wartestelle" bis zur Wunschstelle? Moral/Chef-Stress



ralle
23.08.2014, 11:32
Hallo zusammen,
ich habe folgendes Problem:
Nach nettem Bewerbungsgespräch bei meiner Wunschstelle war natürlich nichts frei, aber mit der (ziemlich glaubhaften) Aussage ich würde vom Chef angerufen werden, sobald ne Stelle frei wird.
Da ich frisch nach dem Examen bin, muss ich nunmal aber irgendwann dann doch mal ans Geldverdienen gehen.
Der Chef der Wunschstelle hatte mir selber vorgeschlagen, dass ich ja ggf auch erstmal woanders anfangen könne und dann zu ihm wechsle sobald er mich anruft.

Damit tun sich ja nun 2 Problem aus meiner Sicht auf:
1. Moralisch find Ichs eigentlich nicht so geil unter Umständen nach 1-2 Monaten schon wieder zu kündigen.
2. und noch viel gravierender: Ich hab in ähnlichen Beiträgen gelesen, dass man sich damit auch selbst ein Stück weit die Suppe versalzen könne. (Chefs telefonieren untereinander). (Anderes Fach, anderes Haus, gleiche Stadt)

Ich würde mir ggf. die Wartestelle so aussuchen, dass ich in dem Fachgebiet eig nicht unbedingt meinen FA machen will, aber dass es mir für mein persönliches Spektrum schon was bringt. (so von wegen: "n bisle Innere schadet nie"). Anrechnung auf Weiterbildung ist mir ansich egal. Es war vom Wunschstellen-Chef ziemlich glaubhaft dass ich weniger als 6 Monate warten müsste.

Meine Frage also:
Moralisch: Ja, schmeckt mir eigentlich garnicht der Gedanke, aber ich weiß irgendwie auch nicht was ich sonst machen soll und am Ende ist es ja "mein Leben"…bla.

Wie seht ihr das berufliche problem? Inwiefern kann mir der alte Chef da wirklich irgendwie schaden? Also in das Fach zurück würde ich zu 99% eh nicht wollen.

Danke :)

WackenDoc
23.08.2014, 11:38
Vorsicht: Wenn das nur 1-2 Monate wären bis die Stelle frei wird, würde der Chef das jetzt schon wissen und könnte dich zu einem festen Termin einstellen.
Und wer sagt dass in 6 Monaten was frei ist? Wie kommt er darauf?

Geh also erst einmal davon aus, dass es mit der Wunschstelle nichts wird. Und Skrupel, dass du evtl schon nach kurzer Zeit wieder kündigst, brauchst du auch nicht haben.

Kackbratze
23.08.2014, 12:39
Entweder es ist in absehbarer Zeit was frei, dann hättest Du den Vertrag oder er weiss es selber nicht, dann wirst Du gerade verar$cht.

Matzexc1
23.08.2014, 12:42
Entweder es ist in absehbarer Zeit was frei, dann hättest Du den Vertrag oder er weiss es selber nicht, dann wirst Du gerade verar$cht.
:-dafür

Relaxometrie
23.08.2014, 12:49
aber mit der (ziemlich glaubhaften) Aussage ich würde vom Chef angerufen werden, sobald ne Stelle frei wird.
Chefärzte sind inzwischen Sklaven der Verwaltung. Und gleichzeitig Jasager, denn sonst würden sie sich so manches nicht bieten lassen.
Man kann einem Chef von dem, was er im Vorstellungsgespräch sagt, nichts glauben. Ein Vorstellungsgespräch dient dem Chef zu nichts anderem, als der Personalrekrutierung. Da lügen die Chefs teilweise, daß sich die Balken biegen.
Fazit: mache Dein eigenes Ding, bewirb Dich an einem anderen Haus und nimm keine Rücksicht auf den eventuell mal kommenden Anruf. Wenn er kommt, kannst Du neu entscheiden. Wenn er nicht kommt, ist es nicht schlimm, denn Du wartest ja hoffentlich nicht darauf.

Eiko1986
23.08.2014, 17:35
willkommen in der Arbeitswelt, hier zählt nur das, was man schriftlich hat.

ralle
23.08.2014, 17:48
Das sind auf jedenfall interessante Infos! Danke dafür schonmal. Stellenbegin war tatsächlich noch etwas in der Zukunft (Januar 2015). Ich hatte mich da einfach schon sehr früh beworben, weil Wunschstellen und so. Ich bin vermutlich trotzdem naiv wenn ich dem Chef glaube, aber nen Assistenzarzt aus der Abteilung hatte mir im Vorfeld auch bestätigt, dass der Chef eigentlich n recht ehrlicher ist (aber who knows). Die Annahme, dass was Frei wird kam daher, da laut Chef einige der AA kurz vorm FA stehen und dann vll gehen würden. (Klar auch hier keine Garantie)
Vielen Dank auf jedenfall für die Antworten!

Relaxometrie
23.08.2014, 19:29
@ralle:
Ich wollte Dich nicht völlig entmutigen. Vielleicht stellen wir hier im Thread Deinen potentiellen Chef auch zu schlecht dar. Seine Aussage, daß wohl einige Kollegen gehen werden, wenn sie die Facharztprüfung bestanden haben, ist wahrscheinlich sogar richtig.
Dennoch ist bei dem, was Chefärzte in Vorstellngsgesprächen versprechen, äußerste Vorsicht angesagt. Bzw. tut man sich selbst einen Gefallen, wenn man die positiv klingenden Dinge entweder nicht glaubt, oder zumindest im Rahmen einer Hospitation mal bei den Assistenzärzten hinterfragt.
Ich habe schon extreme Diskrepanzen zwischen den Chefaussagen (also des Chefs Wunschdenken) und den Aussagen der Assistenten (also der Wahrheit) erlebt :-keks

Thomas24
24.08.2014, 14:15
Eben, zwar kann sich in der Binnenstruktur einer Klinik (vor allem wenn es größere Abteilungen an Maximalversorgern/ Unikliniken sind), immer wieder kurzfristig was ändern durch Schwangerschaften/ Elternzeiten/ Weggang von Frisch- Fachärzten etc., aber das heisst nicht, dass man sich auf mündliche Absprachen von vor einigen Monaten berufen kann. Im Zweifel erinnert sich der durchschnittliche deutsche CA zwar an das, was er gesagt hat- diese Erinnerung kann sich aber deutlich von dem unterscheiden, wie du das Gespräch und die Zusagen in Erinnerung hast oder verstanden haben wolltest...*ähem*;-) Da wird gerne mal aus einer: "Klar, Sie können in sechs Monaten hier anfangen, wird bestimmt kurzfristig was frei" zu: "Ok, hier ist kurzfristig eine Teilzeit Elternzeitvertretung auf 25 h Teilzeitbasis zu haben. Haben Sie noch Interesse?" bishin zu: "Wir hätten hier eine befristete Halbjahresstelle für ein DFG gefördertes Forschungsprojekt, aber wenn die Förderung durch ist, rutschen ganz sicher Sie auf eine reguläre Hausstelle- versprochen!" (obwohl intern in den Leitungsrunden schon klar war, dass die DRG Zahlen evtl. eher einen Personalabbau im Assistentenbereich im nächsten hindeuten werden). Alles schon gesehen- und den Leuten wird das dann auch noch als Riesenchance verkauft*gefaelltmirnicht* Im Zweifel seinen eigenen Kopf benutzen und lieber mal einen Assistenten zur Seite nehmen und ausfragen...

Kackbratze
24.08.2014, 18:08
Januar 2015 endet der Vertrag mit dem Facharzttitel des Kollegen.
Was passiert, wenn der Kollege sich nicht anmeldet?
Was passiert, wenn der Kollege danach seinen Vertrag verlängert, weil er keine passende Stelle woanders findet?
Was passiert, wenn die Stelle danach gekürzt/gestrichen wird?

Selbst wenn der Chef es in seiner Sicht gut meint, gibt es mindestens 3 Variablen, die das Ganze zu unsicher machen.

zyna
03.09.2014, 18:40
Ich würde mich auch auf keinen Fall auf diese Aussage verlassen.
Ich hatte mehrere Bewerbungsgespräche, wo mir der Chef total nett und ehrlich vorkam. Immer mit der Aussage, er meldet sich garantiert. Und bei 90% war das nicht der Fall.
Wenn du die Stelle wirklich willst, musst du unbedingt in regelmäßigen Abständen anrufen und den Chef "nerven", damit du nicht in Vergessenheit gerätst. Und selbst dann hast du noch lange keine Garantie, dass du wirklich irgendwann eingestellt wirst.

GrünerTee
03.09.2014, 20:05
habe keine moralische Bedenken, die haben die Chefs hier auch nicht!