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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zukunftsperspektive als Pädiater



scharlach
24.08.2014, 20:32
Hi!
Ich bin zurzeit in meinem 1. Weiterbildungsjahr in der Päd. an einer mittelgroßen, deutschen Kinderklinik. Ich arbeite gerne mit Kinder und die Arbeit macht (mit Ausnahme von Hammerdiensten) Spaß. Ich hatte mit den Gedanken gespielt irgendwann mich niederzulassen. Allerdings habe ich durch die Arbeit in der Notfallambulanz, denke ich mal, ein ziemlich guten Einblick bekommen, was mich später erwarten würde und ich kann mich irgendwie damit nicht anfreunden später die meiste Zeit nur Fieber, Husten und Durchfall zu behandeln. Auf der anderen Seite will ich auch nicht den Rest meines Lebens in der Klinik arbeiten. So jetzt meine Frage...gibt es noch weitere Optionen? Und kann man die Arbeit in der Notfallambulanz mit der eines Niedergelassenen vergleichen (Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen mal außen vor)?
Ich bin zurzeit richtig am grübeln und würde mich für jede hilfreiche Antwort freuen...
grüße

annekii
25.08.2014, 12:39
Hallo,

ich bin am Ende der WB-Zeit Päd. und warte gerade auf den Termin zur Prüfung. Ich habe neben 4 Jahren Klinik auch 1 Jahr in der Praxis gearbeitet. Es ist durchaus vergleichbar, was man in der Ambulanz tut und was in der Praxis einen erwartet, aber es gibt doch einige gravierende Unterschiede.
Erstens kommen sie in die Praxis wegen noch geringerer Probleme :) Da wird einem jeder Pickel und so gezeigt. Sie kommen vor allem sofort, wenn sie krank sind, weil die Eltern auch bei 38,3°C und ein bisschen Schnupfen ja bereits einen Kindkrankschein brauchen. Klar passiert das auch in der Ambulanz, aber der Kinderarzt ist gerade dafür halt auch da. Der Hausarzt der Kinder, der für jede Frage und jedes Wehwehchen aufgesucht wird. Mir persönlich macht das in der Praxis gar nichts aus, vielleicht habe ich mal gegrübelt, warum die Menschen so wenig über den Körper wissen, dass sie wegen eines einzelnen nicht infizierten Mückenstiches kamen, aber ansonsten fand ich das ok. In der Ambulanz fand ich das nervig, weil ich in der Regel genug anderes zu tun habe, als mich mit Nichtnotfällen zu beschäftigen.

Ein weiterer Unterschied ist, dass man in der Praxis die Patienten wieder sieht. D.h. man kann sich bei Unsicherheit bezüglich AB-Gabe oder was auch immer die Patienten am nächsten Tag wiederbestellen und den Verlauf beobachten und ggf. eben nur begleiten und AB sparen. Wie oft habe ich mich in der Ambulanz schon gefragt, ob das mit meiner Therapie so geworden ist oder ob ich daneben lag. Nichts weltbewegendes, aber es ist halt blöd, wenn man es dann immer wieder macht. Nur als Bsp.: Cetirizin geben bei V.a. allergische Konjunktivitis nach 2 verschiedenen AB-AT, die das Kind zum AT-Hasser gemacht haben. Da wüsste ich gerne, ob es stimmte und werde es nie erfahren. In der Praxis sind es halt die eigenen und sie kommen immer wieder.

Vorsorge und Us nehmen einen großen Teil der Arbeit ein, welche mir persönlich viel Spaß machen, also die Us vor allem. Denn das ist auch eben bei jedem Kind anders.


Alternativen ohne Dienste? An einigen Stellen sind SPZ-Stellen ohne Dienste. Das hätte ich gerne gemacht, seit ich in meiner Päd-Famulatur auf der Neuropädiatrie war. Aber das passt mir jetzt mit einer eigenen behinderten Tochter nicht mehr.

Ansonsten fällt mir nur noch Amtsarzt ein, was je nach Größe des Aufgabengebietes sicher auch ganz spannend sein kann. Achja, und MDK.

Ich fand früher auch Uniklinik mit Spezialsprechstunde spannend, also die normale Stationsarbeit plus mehrere Tage die chronisch kranken Kinder des eigenes Spezialgebietes.

LG
Annekii

scharlach
25.08.2014, 21:43
hey annekii,
danke für die ausführliche Antwort!
Bei uns ist das leider auch so, dass die wegen jeden Pickelchen oder Fieber-seit-dem-Morgen zu unserer Ambulanz rennen. Ich weiss nicht ob ich später noch die Geduld für sowas hab...bin mir deshalb nicht sicher ob ich mit Pädiatrie weitermachen soll.
Wie ist denn so das Verhältnis Vorsorgetermine/U's und "Laufkundschaft"
lg

annekii
26.08.2014, 09:43
Hallo scharlach,

ja, bei uns kommen sie auch in die Ambulanz wegen jedem bisschen, aber in der Praxis ist es noch viel mehr und sie sind dort aber auch richtig. Wer sonst sollte sich das anschauen, wenn man selbst null Ahnung hat?

Hmm, Verhältnis, schwierig zu sagen. Es könnte zeitlich hälftig sein, aber von den Zahlen dann natürlich mehr Akuttermine, weil die kürzer sind.

Was könntest du dir denn sonst außer Pädiatrie vorstellen?

LG
Annekii

Nessiemoo
26.08.2014, 20:22
Hm, denkt ihr eigentlich, dass die Zukunftsperspektiven der Pädiatern auch stark von fallenden Geburtszahlen beeinflusst werden? Das macht mir momentan irgendwie am meisten Sorgen - wenige Geburten, weniger Kinder, immer weniger Pädiaterstellen...?

Gallilei
28.08.2014, 17:53
Hallo Scharlach,
Ich mache mir gerade ähnliche Gedanken, allerdings mit dem Unterschied, dass ich mir sehr sicher bin mit der Fachwahl. Ich schwanke nur zwischen der Wahl zwischen Klinik auf Dauer und Praxis. Mein Ziel war immer die Niederlassung und ich glaube, dass das immer noch so ist, allerdings habe ich bisher noch nicht in der Praxis gearbeitet, so dass sich das jetzt erst bei dem geplanten Versuch zeigen wird. Meine Problem mit der Praxisarbeit sind dabei Interessanterweise nicht die eher gesunden Kinder, ganz im Gegenteil. Das reizt mich eher. Denn ich bin noch nie der Typ für die "interessanten Fälle" gewesen, sprich ich brauche nicht immer hochspannende komplexe Kolibris, mir gefällt hauptsächlich die persönliche Arbeit mit Kindern und Eltern. Und genau das macht ja auch die Praxis aus. Da kann das ein noch so banaler Infekt sein. Die Unselbständigkeit mancher Eltern finde ich allerdings in der Tat desöfteren erstaunlich und zugegebenermaßen anstrengend ;-)