PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Multiple Medikamentenunverträglichkeit



roxolana
26.08.2014, 20:26
Patientin mittleren Alters gibt an, verschiedenste Medikamente nicht zu vertragen, darunter einige orale Antidiabetika und auch kurzwirksames Insulin (langwirksames wird hingegen vertragen). Die Symptome variieren von Medikament zu Medikament: Es gibt mal Magenkrämpfe, mal Muskelschmerzen, mal Schwächegefühl und Schwindel, aber keine Hauterscheinungen. Daneben vermuten wir eine psychische Belastung, eventuell Trauma in der Vorgeschichte, worüber die Pat. aber das Gespräch abblockt. Jetzt ist die Frage: Hat jemand eine Idee für eine somatische Ursache dieser Unverträglichkeiten und hat jemand schon mal einen ähnlichen Patienten gehabt oder sollte man eher in der psychosomatische Richtung weiterforschen?

Sebastian1
26.08.2014, 20:44
Bei der Frage fehlt mir der Kontext. Wegen welcher BEschwerden ist die Dame denn da? Muss ich ihr zwangsläufig diese Medikamente geben oder will sie das abgeklärt wissen? Sucht sie grade Hilfe in psychosomatischer oder psychiatrischer Fachrichtung?
Es gibt Unverträglichkeiten, es gibt eingebildete Unverträglichkeiten und vermutlich gibt es auch Leute, die "Unverträglichkeiten" als Ausdruck einer weitergehenden psychischen Problematik vorweisen....aber ohne etwas mehr Zusammenhang tut man sich schwer, die Beschwerden einzuordnen, zumal das alles "kann alles und kann nix sein"-Beschwerden sind. "Schwindel" allein reicht ja von Hysterie bis Hirntumor....

Rico
26.08.2014, 20:45
Also keine objektivierbaren Beschwerden? CK bei Muskelschmerzen? Und es werden generell alle (>10 auf dem Markt befindlichen) schnellwirksamen Insuline einschließlich Altinsulin (!!!) nicht vertragen? Aber das langwirksame geht? Das sind dann schon dolle Zufälle, von daher klingt das schon etwas nach Psychosomatik - auch wenn man sich die einzelnen Medis und ihre jeweiligen vermuteten UAWs sicher im Detail mal genauer anschauen muss. Evt. auch ein pharmakologisches Konsil, die finden manchmal ulkige Sachen wie irgend ein Enzym, das im Abbauweg aller fraglichen Medis vorkommt. Wenn man sowas ausgeschlossen hat, dann hat man auch bessere Argumente der Patientin gegenüber die psychosomatische Schiene zu befahren.
Ein Placeboversuch bzw. Blindversuch kann mit Einverständnis der Patientin (!) da helfen, falls sie im Gespräch nix hilfreichen beizutragen hat.

roxolana
26.08.2014, 20:58
Ok, etwas konkreter:

Pat. ist wegen wiederholt hyperglykäm entgleistem Diabetes stationär aufgenommen. Sie hat sämtliche oralen Antidiabetika abgesetzt wegen Unverträglichkeit und fährt jetzt nur auf langwirksamem Insulin, mit entsprechend katastrophalen BZ-Werten. In den vorherigen stationären Aufenthalten (in anderen Kliniken) wurde versucht, sie auf Schnellwirksames (Actrapid) einzustellen, was fehlschlug wegen der oben genannten unspezifischen Symptomatik mit Schwindel etc. Andere Schnellwirksame wurden noch nicht ausprobiert. Die Muskelschmerzen hatte sie von einem oralen Antidiabetikum (Sitagliptin), da liegt keine CK aus dem Zeitraum vor. Psychiatrisch ist sie nicht behandelt, wobei sie angedeutet hat, dass da wohl irgendwann was gelaufen sei mit für sie unzufriedenstellendem Ergebnis. Mehr war aus ihr bezüglich der Psyche nicht rauszubekommen.

Pharmakologisches Konsil ist ne gute Idee. Ihre Mutter habe wohl ähnliche Probleme mit Medikamenten, hat sie berichtet.

Evil
27.08.2014, 13:11
Klingt sehr nach supranasaler Medikamentenunverträglichkeit.

WackenDoc
27.08.2014, 17:08
Kann es sein, dass ein Teil der Nebenwirkungen schlicht die Wirkung ist?

Wenn sie z.B. an sehr hohe BZ-Werte gewöhnt ist und Altinsulin den BZ nun mal etwas schneller senkt, kann es sein, dass sie da etwas empfindlich drauf reagiert und deswegen den Schwindel, Schwäche etc. bekommt.
Wenn sie eh stationär ist, könnte man es einfach drauf ankommen lassen- schauen ob die Beschwerden tolerabel sind und dann einfach engmaschig überwachen (BZ, RR, Puls etc.) und ernsthafte Nebenwirkungen auszuschließen und evtl. auhc die Patientin zu beruhigen.

Das mit dem Schwindel und Schlappheit bei Annäherung an Normalwerte sehen wir z.B. auch sehr häufig bei Blutdruckpatienten in der Einstellungsphase.
Ansonsten hört sich das wirklich nach einem supranasalem Problem an.

roxolana
30.08.2014, 22:49
Zwischenstand: Im Sono zeigte sich eine Pankreas-RF und wir warten auf den Histo-Befund. C-Peptid ist kaum stimulierbar, sodass bis auf Metformin und SGLT-2-Hemmer eh keine oralen Antidiabetika mehr übrig bleiben. Wir wollen es nochmal mit Metformin und Normalinsulin unter Überwachung versuchen.

Fr.Pelz
31.08.2014, 06:20
Zwischenstand: Im Sono zeigte sich eine Pankreas-RF
Dann hat die ´Medikamentenunverträglichkeit´ immerhin zu der Diagnostik einer vermutlich therapiebedürftigen Erkrankung geführt. Und dass ihr Diabetes zusätzlich schwer einstellbar ist, macht jetzt auch Sinn.