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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Assistenzarzt Psychosomatik



Thialy
30.08.2014, 19:59
Hallöle! Ich interessiere mich für die Facharztausbildung Psychosomatik und Psychotherapie und würde mich freuen, von anderen Assis zu hören, wie so ihre Erfahrungen in diesem Bereich sind. Wie integriert sich die Weiterbildung "Psychotherapie" im klinischen Alltag, was ist sinnvoll im Inneren Jahr? Ist es prinzipiell möglich, dieses Jahr beim Allgemeinmediziner/Hausarzt ambulant zu absolvieren? Viele Kollegen sind in ihren Praxen ja ebenfalls psychotherapeutisch tätig. Vorausgesetzt natürlich, die entsprechende Weiterbildungsbefignis ist vorhanden. Oder ist es lerntechnisch besser, sich voll in die Klinik zu stürzen? Innere Medizin lässt sich ja schlecht in einem Jahr erfassen, deshalb finde ich es schwierig, hier einen Schwerpunkt zu setzen. Womit habt ihr begonnen? Innere (sicher gut als Basis), Psychosomatik (und damit auch mit der langwierigen Therapieausbildung) oder Psychiatrie? Ich stelle mir vor, dass sich letzteres in vielen Häusern "mitabsolvieren" lässt. Was findet ihr generell schwierig oder spannend, auch im Umgang mit Patienten. Bin gespannt auf eure Antworten.

EKT
02.09.2014, 15:40
Psychosomatik? Warum nicht das Original, d. h. Psychiatrie? Keine Lust auf richtige Arbeit? (:eek: sorry für die Provokation)

Die Psychosomatiker, die mir bisher über den Weg gelaufen sind, sind Quatschtüten mit heißer Luft ohne wirkliche Ahnung von Somatik und vor allem ohne blassen Schimmer von Psychopharmakotherapie!
Leider findet sich da auch kaum Relevantes zur Psychotherapie - dies lernt man nmM auch nicht in Facharztweiterbildungen, sondern auf eigene Initiative. Die sogenannte Psychosomatik ist ein deutsches Sondermodell, im Rest der Welt gehört sie selbstverständlich in das Gebiet der Psychiatrie (die im Übrigen viel "somatischer" denkt und arbeitet als die Psychosomatik).

AIE-75
02.09.2014, 17:05
Mal provokant zurück gefragt: warum gibt es im somatischen Bereich X verschiedene Fachbereiche (mit zum Teil großen Überschneidungen), aber für die sehr komplexe Psyche soll es nur einen geben?
Nur weil andere Länder es anders handhaben, heißt es doch nicht, dass die Differenzierung hier in Deutschland schlecht sei?

Und selbstverständlich bedeutet Psychosomatik richtige Arbeit (wobei man da noch definieren müsste, was "richtige" Arbeit in dem Zusammenhang bedeutet), nur in einem anderen Bereich der psychischen/ psychiatrischen Erkrankungen. Man kann das breite Spektrum dieser Erkrankungen ebensowenig in einen Topf werfen ergo von einem Facharzt behandeln lassen, wie man es in der Somatik machen würde. Niereninsuffizienz ist eben nicht das selbe wie wie ein Apoplex, so wie PTBS nicht das selbe wie schwere Psychose ist.

EKT, wieviele Psychosomatiker sind dir über den Weg gelaufen, dass Du meinst eine solch fundierte Meinung zu haben? Und obendrein alle über einen Kamm scherst?

Thialy, zur Weiterbildung kann ich Dir leider nichts berichten, bin aber auf weitere sachdienliche Antworten gespannt. Ich finde den Fachbereich so wie Du spannend und bin der Meinung, dass er eine Zukunft hat. Vor allem, wenn man mal in Richtung der Psychoneuroimmunologie/- endokrinologie- Forschung schielt.

EKT
02.09.2014, 19:46
EKT, wieviele Psychosomatiker sind dir über den Weg gelaufen

Sehr viele. Und vor allem ist mir deren berufspolitisches Interesse bekannt, nämlich Kohle zu machen mit "Psychotherapie" für Leichtkranke. Sobald sie sehen, jemand ist anstrengend und komplex krank (und das gerade in dem Bereich, den sie sich eigentlich unter den Nagel reißen wollen), wird er abgeschoben zu den Psychiatern (wo er leider dann auch oft nicht gut versorgt ist, da sie kaum Zeit haben und nicht entsprechend entlohnt werden, nämlich mit 35 Euro pro Quartal, während die "Psychosomatiker" mit ihrer "Psychotherapie" auf über 80 Euro pro Stunde kommen.

ninakatharina
05.09.2014, 06:00
Hi! Ich habe in beiden Fächern praktika gemacht und finde dass beide ihre Berechtigungen haben und dass beide super spannend sind. Das hilft dir wahrscheinlich jetzt auch nicht weiter... ;) in beiden Richtungen habe ich übrigens sehr schwer kranke Menschen gesehen. Mit entsprechend hohem Leidensdruck..
Der psychiater betreibt tendenziell schon mehr pharmakorherapie, in vielen Fällen (psychose, ...) gehts halt auch nicht anders. Die facharztausbildung der PSO beinhaltet dafür ein Vielfaches mehr an psychotherapiestunden, einfach mal in der Weiterbildungsordnung nachlesen. Ich stand im PJ vor diesen überlegungen und hab mich damit sehr schwer getan. War auch auf dem deutschen psychosomatik-kongress, dort wurde mir von erfahrenen Kollegen gesagt, dass man besser erst die Innere absolviert..das kam mir ganz gelegen in meiner Unentschlossenheit :)

Ich arbeite jetzt auf der Inneren, was ich halt auch super spannend finde, und werde dann vielleicht irgendwann nochmal überlegen, oder auch nicht... :) wir kooperieren hier recht oft mit der Psychosomatik, die Krankheitsbilder sind hier recht stringent getrennt. Die PSOs sind recht viel im konsiliardienst unterwegs.
Ein Vorteil von beiden fächern, egal ob bzgl familienplanung oder Forschung: Man kommt mehr oder minder pünktlich raus (mein liebster macht psy und ist zZt so im schnitt 2h vor mir daheim..). Kleines zusatz-schmankerl bei Pso: Zumindest hier Dienste komplett in rufbereitschaft :)

Thialy
10.09.2014, 13:57
Hi, danke für eure Antworten. Ich glaube, die Diskussion Psychiatrie vs. Psychosomatik wurde hier schon an anderer Stelle geführt. Jeder mag da seine Meinung haben, die ist für mich allerdings nicht so interessant, da ich ebenfalls finde, dass beide Fächer ihre absolute Berechtigung haben. Mir geht es eher darum, wie man die Facharztausbildung sinnvoll gestaltet. Vielleicht mag sich dazu noch jemand äußern. Ich denke auch, dass Innere als Basis gut geeignet ist, gleichzeitig würde ich gern möglichst schnell mit der Therapieausbildung beginnen.