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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unterschiede VF, VT, pVT, pEA ?



Heidelberg01
03.09.2014, 17:58
Servus Leute,

ich bin Gesundheits- und Krankenpflege Azubi und immer sehr interessiert wenn es um medizinische Themen geht. Könntet ihr mir vielleicht in einem Satz die folgenden Unterschiede erläutern?

ventrikuläre Fibrillation
ventrikuläre Tachykardie
pulslose ventrikuläre Tachykardie
pulslose elektronische Aktivität

Was wäre eine mögliche Reihenfolge?

VT, pVT, VF, pEA?

Besteht bei der VF ein Auswurf? Wie hoch ist der Auswurf bei der VT und wie lange hält diese an bevor sie in eine VF oder pVT übergeht?

Wäre super wenn ihr mir das relativ simple und für dumme erklären könnten. :-D

WackenDoc
03.09.2014, 22:02
Ventrikuläre Fibrillation ist das Kammerflimmern. Dabei hat man keinen Auswurf mehr- also funktioniert die Pumpe nicht mehr und es kommt kein Sauerstoff im Körper an. Macht man nichts dagegen oder die Therapie ist erfolglos, stirbt der Patient.

Ventrikuläre Tachykardie: Dabei schlägt das Herz per Definition mit mehr als 100/min. Dabei liegt das Problem im Ventrikel (im EKG erkennbar an breiten QRS-Komplexen)- im Gegensatz zu den supraventrikulären Tachykardien (schmale QRS-Komplexe). Damit kann ein Patient erstmal leben- üblicherweise hat der Patient damit einen Auswurf und damit einen Kreislauf. Das Ganze kann von alleine wieder aufhören. Auf Dauer ist das aber abhängig von Frequenz, Alter des Patienten und sonstigen Erkrankungen nicht gesund.
Ursachen gibt es viele- da müsste man weiter unterscheiden, was genau das Problem ist.

Pulslose ventrikuläre Tachykardie- an sich das gleiche wie bei der ventrikulären Tachykardie, nur dass der Patient keinen Puls hat. Die Frage wäre warum und wo er keinen Puls hat. So ein Patient kann auch reanimationspflichtig sein.
So wirklich üblich ist dieser Ausdruck aber nicht.

Pulslose elektrische Aktivität: Die Elektrik ist noch da, das Herz pumpt aber nicht- dafür gibt es verschiedene Ursachen. Auch so ein Patient ist reanimationspflichtig.

Coxy-Baby
03.09.2014, 22:05
Naja PVT ist ja defiwürdig, eine VT ist ja auch kein homogenes Bild, manche gucken einen mit 140 fragend an was man will und der nächste mit 150 rollt mit den Augen und braucht auch Strom....so als kleine Ergänzung.

Heidelberg01
04.09.2014, 06:54
Ist eine nicht dauerhafte VT für eine Kardioversion indiziert?

Nat-
04.09.2014, 08:15
nsVTs = non-sustained VTs = nicht anhaltende VTs haben sich in der Regel von selbst erledigt bevor der Patient beim Defi (oder umgekehrt ;) ) angekommen ist.

Christoph_A
04.09.2014, 08:50
Naja, grade slow VTs sind ja oft auch bei Defiträgern ein Problem. Was hilfts, wenn Du ne VT Zone ab 140/min hast, wenn der Patient gemütlich, und dank Amiodaronmarinade weitestgehend symptomfrei, auf ner 130er Frequenz rumjuckelt und die nicht terminiert wird, während der Ventrikel langsam der Tachymopathie zum Opfer fällt.
Generell ist man allerdings die letzten Jahre dazu übergegangen, daß man die Detektionsintervalle der Defis, gerade im langsamen VT Bereich eher verlängert, d.h. mehr auf eine Selbstterminierung in einem gewissen Intervall als auf einen Schock/Überstimulation zu setzen.
Was man sich prinzipiell merken sollte, insbesondere als nicht Kardiologe, ist ein ganz einfaches Bild: Jede breitkomplextachykardie ist bis zum Beweis des Gegenteils als ventrikuläre Tachykardie zu betrachten und sollte auch zügig terminiert werden. Die Feinaufdröselung kann man bei stabilisiertem Patienten ja danach mit dem Kardiologen seiner Wahl treffen.
Und für die Terminierung gilt: Wenn druckinstabil => blitzdingsen, wenn druckstabil und bekannt nicht zu mieser Ventrikel => ruhig mal die medikamentöse Konversion mit Gilurytmal unter INTENSIVMEDIZINISCHER Kontrolle versuchen.

Coxy-Baby
04.09.2014, 10:39
slow VTs

Bitte nicht dieses Wort ;-) hat mir meinen letzten Nachtschlaf ruiniert...... stabile 150/min und mit den Augen gerollt....

Heidelberg01
04.09.2014, 16:11
Ventrikuläre Fibrillation ist das Kammerflimmern. Dabei hat man keinen Auswurf mehr- also funktioniert die Pumpe nicht mehr und es kommt kein Sauerstoff im Körper an. Macht man nichts dagegen oder die Therapie ist erfolglos, stirbt der Patient.

Ventrikuläre Tachykardie: Dabei schlägt das Herz per Definition mit mehr als 100/min. Dabei liegt das Problem im Ventrikel (im EKG erkennbar an breiten QRS-Komplexen)- im Gegensatz zu den supraventrikulären Tachykardien (schmale QRS-Komplexe). Damit kann ein Patient erstmal leben- üblicherweise hat der Patient damit einen Auswurf und damit einen Kreislauf. Das Ganze kann von alleine wieder aufhören. Auf Dauer ist das aber abhängig von Frequenz, Alter des Patienten und sonstigen Erkrankungen nicht gesund.
Ursachen gibt es viele- da müsste man weiter unterscheiden, was genau das Problem ist.

Pulslose ventrikuläre Tachykardie- an sich das gleiche wie bei der ventrikulären Tachykardie, nur dass der Patient keinen Puls hat. Die Frage wäre warum und wo er keinen Puls hat. So ein Patient kann auch reanimationspflichtig sein.
So wirklich üblich ist dieser Ausdruck aber nicht.

Pulslose elektrische Aktivität: Die Elektrik ist noch da, das Herz pumpt aber nicht- dafür gibt es verschiedene Ursachen. Auch so ein Patient ist reanimationspflichtig.

Also halte ich mal grob, theoretisch und laienverständlich fest:


VF/Kammerflimmern: unkoordinierte Muskelaktionen vorhanden, praktisch "großes Durcheinander" -> kein Auswurf vorhanden, kein Puls, Schock - und reanimationspflichtig.

VT/Kammertachycardie: zu schnelle Muskelaktionen der Herzkammern(?), Auswurf und Puls vorhanden, kann bei nicht-Behandlung in eine pVT oder VF übergehen. Therapie: elektrische Kardioversion(?)

pVT/Kammerflattern(alternativer Name?): zu schnelle/häufige Muskelaktionen der Herzkammern, kein Auswurf und Puls vorhanden, Schock und reanimationspflichtig.

PEA/EMD/elektromechanische Entkoppelung: elektrische Impulse sind vorhanden, Muskelzellen reagieren darauf aber nicht -> CPR, keine Defibrillation


Bitte korrigiert mich, danke vorab. :)

DennisB
04.09.2014, 19:59
Das sieht richtig aus.
Die VT kann aber auch medikamentös (Amiodaron/Ajmalin) therapiert werden.
Es gilt u.a. der Grundsatz: Je instabiler, desto Strom. ;)

WackenDoc
04.09.2014, 20:19
Fast- ein Kammerflattern ist als ventrikuläre Tachykardie definiert, aber nicht jede VT ist ein Kammerflattern.
Es besteht die Gefahr des Übergangs in ein Kammerflimmern.

Beim Kammerflattern kann man in der Regel wegen der hohen Frequenz und der eingeschränkten Auswurfleistung keinen Puls tasten.

Bei der Einteilung der Rhythmusstörungen kann man sich an folgendes Schema halten:
Patient stabil oder instabil
Tachykard oder bradykard
Breitkomplex oder schmalkomplex
Regelmäßig oder unregelmäßig
P-Wellen vorhanden
Wenn ja Verhältnis von P-Wellen zu QRS-Komplexen
Und daraus ergibt sich dann die Frage: Sofortiger Handlungsbedarf oder nicht- vor allem aus der ersten Frage.

Heidelberg01
06.09.2014, 15:26
Danke euch! :)

Heidelberg01
07.12.2014, 21:21
Könnte mir jemand in diesem Zusammenhang kurz und knackig erklären wie unter einer Reanimation bei Asystolie ein Spontankreislauf ensteht?

Rico
07.12.2014, 21:49
Indem man das Supra und den Sauerstoff bis zum Herzen pumpt und sie dort ihre Arbeit machen.

Heidelberg01
07.12.2014, 22:04
Ist es tatsächlich so einfach? Bisken' Adrenalin/o2 und die Pumpe fängt wieder an? :D

Rico
07.12.2014, 22:07
Oder halt auch nicht... Asystolie als primärer Rhythmus bei einer Rea ist ja nicht der beste Start und geht ja oft auch nicht gut aus.

EKG-Junkie
08.04.2017, 13:59
Hallo, ich habe zum gleichem Thema auch noch ne Frage :
( Ich bin RS und muss demnächst einen Vortrag über die Ventrikuläre Tachykardie halten)

Zur Einteilung : Arten der "klassischen VT" sind doch:

Monomorph vs. Polymorph
Pulslos vs. Mit tastbarem Puls
Anhaltend vs. Nicht anhaltend


Andere Kammertachykardien:

Kammerflattern, Kammerflimmern, Torsade de Pointes

Soweit richtig ?
Jetzt meine Frage:

1. Ist Kammerflattern = pVT ?? :-? Und wenn nein, wo liegt der Unterschied ?
2. Was ist der Unterschied zwischen monomorph und polymorph ? Klar, jeder Komplex sieht anders aus, hängt das am Ursprung ? Also z.B. Bei der monomorphen 1 Stelle im Ventrikel und bei der polymorphen mehrere Stellen ?

Danke im Vorraus und ein schönes Wochenende !

Heidelberg01
08.04.2017, 14:23
Jetzt meine Frage:

1. Ist Kammerflattern = pVT ?? :-? Und wenn nein, wo liegt der Unterschied ?
2. Was ist der Unterschied zwischen monomorph und polymorph ? Klar, jeder Komplex sieht anders aus, hängt das am Ursprung ? Also z.B. Bei der monomorphen 1 Stelle im Ventrikel und bei der polymorphen mehrere Stellen ?

Danke im Vorraus und ein schönes Wochenende !

Zu 1.)
Die Kammertachycardie lässt sich grundsätzlich in Ventrikuläre Tachycardie <150/Min, Kammerflattern ~150-250/Min und Kammerflimmern >250/Min einteilen. Wobei die Werte je nach Lehrbuch unterschiedlich sind. Therapiert wird die pVT, das Kammerflattern und Flimmern im Notfall gleich. Mit CPR, Strom und Amiodaron.

Ich hoffe das ist fachlich so korrekt. Ansonsten bitte ich um Korrektur. :-)

WackenDoc
08.04.2017, 14:28
Zur reinen Beschreibung kann man das schon so einteilen.

Aber die Aufzählung sind nicht "andere Kammertachykardien" sondern sie werden durch die Einteilung beschrieben.

Die Formen sind VT- mit oder ohne Puls, Kammerflattern, Kammerflimmern, Torsades-des-points.
Torsades des pointes sind per Definition polymorph. Also die QRS-komplexe (oder was davon übrig ist) sehen unterschiedlich aus. monomorph- sie sehen immer gleich aus.

Edit: PEA ist eigentlich alles mit Elektrik im EKG (außer Kammerflimmern), aber keinem Auswurf.