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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : lieber Tote statt Ebola-Medikamente?



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EKT
30.09.2014, 12:17
Ich hoffe, das meinst du nicht so, wie es sich liest?:-nix

Kackbratze
30.09.2014, 12:45
Das Ganze ist natürlich überspitzt, insgesamt bleibe ich aber bei meiner Meinung, dass man die Landstriche meiden sollte, die sich absolut ausserhalb jeder Kontrolle bewegen.
Sollen bewaffnete Soldaten vor den Kliniken stehen?

Was soll denn dann der Mob denken?

Kranke, die lt. "Dorfschamanen" entweder nicht krank sind oder durch die Weissen krank gemacht wurden, werden verschleppt und dann von Bewaffneten bewacht.
Spätestens dann gibt es neben Ebola auch noch Bürgerkrieg.

Zur Zeit ist doch das Konzept, dass kein Konzept existiert, genau wie WackenDoc es angegeben hat.
Hier mal eine neue Klinik, da mal ein paar Hilfsgüter. Dann Wunderheilung per Impfstoff, der die gleichen Chancen wie eine Spontanheilung hat, wenn man die genauen Zahlen anschaut.

Es gibt genug Landstriche, die der WHO und allen anderen Hilfsorganisationen offen gegenüberstehen. Wenn man dort erstmal beweisen kann, dass man tatsächlich hilft und diese Seuche eindämmen kann, wird der "wütende Mob" (mir fällt kein anderes Wort ein) merken, dass die Anpeitscher Unrecht haben.
Dafür muss aber auch ein festes Konzept und ein gutes Management vorliegen. Aktuell wird rigoros mit Ausgangssperren und Gewalt, zusammen mit Willkür und martialischem Auftreten, eher Unsicherheit geschürt. Die Kliniken werden als Sterbeorte gesehen. Bedingt auch durch die fehlende Ausrüstung.

Wenn man die Bilder sieht, wenn Überlebende Aufklärungsarbeit leisten, sind die zu 99% in den Dörfern unterwegs. Immerhin da, wo man noch Einzelne erreichen kann. In den Slums, wo bisher auch die meisten Übergriffe gegen Helfer und Kliniken dokumentiert sind, hat man aktuell keine reelle Chance.
Solange aber Ressourcen dort verschenkt und blockiert werden, kann man im ländlichen Bereich nicht die Erfolge erzielen, die notwendig sind, damit in den Städten das Vertrauen in die Hilfsmaßnahmen wächst.

Shizr
30.09.2014, 13:30
Das Ganze ist natürlich überspitzt, insgesamt bleibe ich aber bei meiner Meinung, dass man die Landstriche meiden sollte, die sich absolut ausserhalb jeder Kontrolle bewegen.
Sollen bewaffnete Soldaten vor den Kliniken stehen?

Was soll denn dann der Mob denken?

Kranke, die lt. "Dorfschamanen" entweder nicht krank sind oder durch die Weissen krank gemacht wurden, werden verschleppt und dann von Bewaffneten bewacht.
Spätestens dann gibt es neben Ebola auch noch Bürgerkrieg.
Sehe ich genauso.

Das Problem ist hier doch wirklich vielschichtig.

Oberflächlich ist es simpel. Epidemie mit einem tödlichen Erreger der Gefahrenklasse Vier, da weiß man doch, was man zu tun hat. Im Krankheitsfall bzw. bei Verdacht wird isoliert, Verstorbene werden verbrannt, die Infektionskette wird relativ schnell unterbrochen. Wenn man einen Impfstoff hätte, würde man auch riegelungsimpfen.

Es gibt in den afrikanischen Ländern aber das Problem, dass die Strukturen, die wir kennen und gewohnt sind, entweder nicht existieren oder nicht zureichend funktionieren. Hinzu kommt, dass das Wissen fehlt. Ein normaler westeuropäischer Bürger weiß - auch ohne medizinische Ausbildung - ganz grob in etwa, was ein Virus ist. In Westafrika kann man das in dieser Form nicht voraussetzen.

Da herrschen häufig wirklich noch ganz abstrakte Krankheitskonzepte vor, weil die Leute es einfach nicht besser wissen.


Und jetzt kommen Fremde, auch noch Weiße, in ihren merkwürdigen Anzügen und nehmen die Kranken mit. Die man normalerweise im Familienverband gepflegt hat. Und die Kranken sterben dann. Extrem häufig, Ebola ist halt eine kleine miese Drecksratte. Und die Verstorbenen darf man nicht mal so bestatten, wie man das schon immer gemacht hat, man kann nicht mal richtig trauern, weil die Leichname verbrannt werden.

Und in dieser Situation erzählt dir jemand, dass die Fremden die Afrikaner absichtlich krank machen, um ihre Organe zu verkaufen.

Das ist jetzt nicht sooo unplausibel. Ich mein, warum sonst würden sie die Leichen verbrennen? Doch nur, um die Spuren zu verwischen. Der Asche sieht man schließlich nicht an, dass alle Organe entnommen wurden, um sie reichen, dekadenten Europäern zu verkaufen.


Ich hab neulich ein interessantes Interview gelesen, ich glaube, es war mit jemandem von "Ärzte ohne Grenzen", der auch gerade in die Dörfer geht (wenn ich's wiederfinde, stell ich's hier rein). Und der hat halt explizit betont, wie wichtig es ist, überhaupt erst mal Vertrauen aufzubauen.
Und eben nicht mit dem Rammbock die Tür aufzubrechen und mit Waffengewalt die Kranken rauszuholen, damit auch alles seine schöne Ordnung hat.

Man muss - auch wenn's gerade in dieser Situation schwer fällt - die Leute da abholen, wo sie stehen.
Jetzt radikale Maßnahmen zu ergreifen, erbittert nur die Leute vor Ort. Und macht es bei der nächsten Epidemie (und die wird kommen, da bin ich leider relativ sicher) noch unmöglicher, weil die Leute dann erst recht nicht mit den Fremden kooperieren wollen. Und es gefährdet die Helfer.


Wenn die Einheimischen aber die Zeit hatten, Vertrauen zu den ausländischen Helfern aufzubauen, Geschichten zu hören von Leuten, die das Glück hatten, diese miese kleine Made zu überleben... dann schafft man eine Grundlage, auf der man arbeiten kann.


Diese Epidemie wird nicht in ein paar Tagen, nicht in ein paar Wochen eingegrenzt sein. Harsche Zwangsmaßnahmen helfen nicht. Eher im Gegenteil.
Und wenn ausländische Ärzte kommen mit Soldaten als "Begleitschutz"... sehr, sehr vertrauensbildend.

McDübel
30.09.2014, 14:09
Ich hab neulich ein interessantes Interview gelesen, ich glaube, es war mit jemandem von "Ärzte ohne Grenzen", der auch gerade in die Dörfer geht (wenn ich's wiederfinde, stell ich's hier rein).

Ich hatte dieses Interview hier vor ein paar Tagen gelesen und fand es ebenfalls sehr lesenswert: "Manchmal braucht es ein paar Tote" (http://www.zeit.de/2014/37/ebola-aerzte-ohne-grenzen-westafrika)

Lissminder
30.09.2014, 14:12
Und der hat halt explizit betont, wie wichtig es ist, überhaupt erst mal Vertrauen aufzubauen.
Und eben nicht mit dem Rammbock die Tür aufzubrechen und mit Waffengewalt die Kranken rauszuholen, damit auch alles seine schöne Ordnung hat.

Man muss - auch wenn's gerade in dieser Situation schwer fällt - die Leute da abholen, wo sie stehen.
Jetzt radikale Maßnahmen zu ergreifen, erbittert nur die Leute vor Ort. Und macht es bei der nächsten Epidemie (und die wird kommen, da bin ich leider relativ sicher) noch unmöglicher, weil die Leute dann erst recht nicht mit den Fremden kooperieren wollen. Und es gefährdet die Helfer.

Diese Epidemie wird nicht in ein paar Tagen, nicht in ein paar Wochen eingegrenzt sein. Harsche Zwangsmaßnahmen helfen nicht. Eher im Gegenteil.
Und wenn ausländische Ärzte kommen mit Soldaten als "Begleitschutz"... sehr, sehr vertrauensbildend.
Hallo,
ich finde du fasst das Thema hier ganz gut zusammen und bringst auf den Punkt wie eine Lösung aussehen könnte. Sie setzt eben noch viele, viele Schritte vor der rein medizinischen Versorgung an. Das ist für uns Westeuropäer auf den ersten Block schwer nachzuvollziehen.
Aber wie du schon sagst, müssen erstmal die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen auch helfen können. Natürlich hat das auch zur Folge, dass der Einzelne in Afrika evt. keine Rettung und Hilfe erfährt, aber letztendlich ist nur Stabilität in die Katastrophe zu bringen, wenn die breiten Massen aufgeklärt werden.
Diese Maßnahmen dauern natürlich ihre Zeit, aber auf lange Sicht schützen und helfen sie viel mehr, nämlich auch bei einer nächsten Epidemie.

Minoo
30.09.2014, 18:37
Was ist eigentlich mit "Apotheker ohne Grenzen", sind die auch in den Krisenregionen vor Ort? Man bekommt von der Organisation immer nur sehr wenig mit, dabei wäre ihre Hilfe gerade jetzt sehr gefragt. Weiß darüber jemand mehr?

Phosphorsalzperle
01.10.2014, 07:37
"Wir sind nicht Afrika" ...Okay okay. Ebola habt ihr nun trotzdem. Irgendwie war es doch klar, dass auch in den US auf kurz oder lang ein Ebolafall auftreten wird.
Wirklich überrascht hat mich die Meldung daher heute morgen nicht. Nun bin ich gespannt, ob sie tatsächlich Herr über den Virus werden können. Ein einzelner Fall in Texas wird wohl kaum ein Problem darstellen, aber was ist z.B mit den anderen Fluggästen, die können sich evt schon angesteckt haben.
Dann zeigt mal USA ..."wer ihr seid"

Kackbratze
01.10.2014, 07:45
Im Gegensatz zu Europa hat die CDC weitreichende Rechte in so einem Fall.
Zumindest theoretisch sind sie besser in der Lage einer solchen Epidemie Herr zu werden als wir Europäer.
Bis wir uns via Brüssel und Straßbourg koordiniert haben, ist mindestens ein Landstrich entvölkert und 2 Länder in der Anarchie versunken...

Phosphorsalzperle
01.10.2014, 08:18
Bis wir uns via Brüssel und Straßbourg koordiniert haben, ist mindestens ein Landstrich entvölkert und 2 Länder in der Anarchie versunken...

das klingt ziemlich erschreckend. Ich hoffe, soweit wird es nicht kommen. Ich kann nicht wirklich einschätzen wie gefährlich nun so ein einzelner aufgetretener Ebolfall wirklich ist. Laut dem Radiokommentar, den ich heute früh gehört habe und bei dem sogar ein Sprecher der CDC interviewt wurde, schien sich die USA nun keine größeren Sorgen zu machen. Wobei ich mich gefragt habe, ob das berechtigt ist oder einfach nur von Überheblichkeit zeugt ?! Ich denke es gilt abzuwarten, ob es bei dem einen Fall bleibt.

Kackbratze
01.10.2014, 08:25
Ruhe bewahren ist am Anfang das wichtigste. Die Schweinegrippe-Panik in Deutschland, zusammen mit der Impf-Panik danach war doch beschreibend für unser Land.
Selbst wenn es eine Heilung/Präventionsmaßnahme gäbe, hier ruinieren hier nicht Dorfschamanen den Informationsfluß, hier machen das facebook-User...

Hanno04
01.10.2014, 09:05
Ein einzelner Fall in Texas wird wohl kaum ein Problem darstellen, aber was ist z.B mit den anderen Fluggästen, die können sich evt schon angesteckt haben.
Dann zeigt mal USA ..."wer ihr seid"
da der patient wohl erst nach dem flug erkrankt ist, kann eine ansteckung der anderen fluggäste wohl ausgeschlossen werden. trotzdem bleibt aber ein risiko, weil er danach sicher auch zu anderen personen kontakt hatte. mich würde es auch nicht wundern, wenn noch einig weitere fälle in den nächsten tagen durch die presse gehen.
*gefaelltmir* facebook sollte mehr zur verantwortung gezogen werden, das mal ganz ebolaunabhängig

Minoo
01.10.2014, 13:05
Es handelt sich außerdem nicht um die erste Ebola-Behandlung in den USA: Es gab schon fünf andere Patienten, die sich in Westafrika mit dem Virus infiziert hatten und dann zur Behandlung in die USA eingeflogen wurden. Nur eben mit dem Unterschied, dass ihnen zuvor in Afrika die Krankheit diagnostiziert wurde. Nun ist es ja so, dass der Patient erst nachdem er schon in den USA gelandet war an dem Virus erkrankte. Daher sollen jetzt auch alle Menschen mit denen er nach seiner Ankunft Kontakt hatte identifiziert werden. Solche Maßnahmen zeigen für mich schon, dass ein Land wie die USA dem gewappnet ist.

StuartProwerFaktor
03.10.2014, 21:05
Mal was zur bösen Pharmaindustrie;

Das hört sich zwar immer ganz altklug an ("die böse Pharmaindustrie"), aber man darf nicht vergessen, dass eine Aktiengesellschaft auch gewissen Gesetzen unterliegt, die das ökonomisch (!) sinnlose Geldverschleudern zT sogar unter Strafe stellen. Und bisher ist das Erfoschen von Krankheiten die entweder a) sehr selten sind oder b) in wirtschaftlich schwachen Regionen vorherschen ökonomischer Unsinn - bei Ebola mag sich das jetzt vielleicht ändern. Und solche Gesetze macht letztlich der Staat, genau wie der Staat letztlich die Möglichkeit hätte über universitäre / öffentlich Forschung solche Felder angemessen zu besetzen.

WackenDoc
03.10.2014, 21:14
Übrigens: In einem der betroffenen Länder steht im Hafen ein ganzer Container mit Hilfsgütern, der nicht rein kann, weil das Land Zollgebühren verlangt, die keiner zahlen will.

Phosphorsalzperle
07.10.2014, 15:00
Na und in Spanien sehen wir gerade wie schnell es eben auch in einem westlichen Land unter besten Sicherheitsvorkehrungen zu einer Ansteckung kommen kann. So langsam frage ich mich auch, ob die ganze Ebola-Hysterie durch die Medien zu sehr getriggert wird oder ob tatsächlich gravierende Sicherheitsmaßnahmen nicht getroffen werden, wie z.B. die Einreise aus den Ebola-Ländern zu verbieten. Aber da sieht Obama anscheinend keinen Grund für oder lässt sich beängstigend viel Zeit.

Minoo
08.10.2014, 09:23
Was mich in diesem Zusammenhang interessiert, ist die Qualität der Diagnostik. Ich denke dazu wird hauptsächlich die PCR eingesetzt oder gibt es auch andere Test-Kits, die auf anderen Methoden beruhen?
Die PCR ist an sich doch ein sehr zuverlässiges Verfahren, warum kann es dann sein, dass einer wie Duncan nach dreimaliger medizinischer Untersuchung ( er war Ebola-negativ!) von Liberia nach Brüssel reisen konnte?
Da sind meiner Meinung nach fatale Schwächen in der Diagnostik.

Lissminder
08.10.2014, 10:34
dass einer wie Duncan nach dreimaliger medizinischer Untersuchung ( er war Ebola-negativ!) von Liberia nach Brüssel reisen konnte?


fragt sich was das für drei Methoden waren. Ich glaube kaum , dass sie dreimal eine PCR gemacht haben. Die Diagnostik kostet ja einiges. Wahrscheinlich haben sie einfach das Blut auf Antikörper untersucht und das fiel negativ aus, weil er sich im Frühstadium der Infektion befand und oder die Antikörperlast nicht ausreichte, der Test nicht empfindlich genug war, Fehlerquellen gibt es genügend.
Die PCR ist eine der empfindlichsten Methoden, da hast du schon recht. Vorteil ist hier heben auch, dass er nicht auf Antikörpern beruht.
Aber gerade bei den Detektionsmethoden ist die PCR anfällig . Keine Ahnung wie das genau bei dem Ebola virus gemacht wird. Vielleicht per Gelelektrophorse? Ich glaube dabei wird sogar real-Time PCR gemacht, um auch zu quantifizieren.

Phosphorsalzperle
10.10.2014, 13:24
Roche entwickelt doch gerade ein neues PCR Test-Kit für Ebola, vielleicht funktioniert das dann besser als die anderen.
PCR an sich ist natürlich eine sehr genaue Methode, aber eben auch sehr Fehleranfällig. Mich wundert es nicht, wenn ich an unsere Gelelektrophoresen aus Biochemie denke, dass sie dreimal ein falschpositives Ergebnis bei Duncan hatten :-))
ich finde diesen Artikel ganz gut, falls du mehr zu dem Testkit wissen willst.
https://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/root,did=174756.html

Nurbanu
10.10.2014, 20:41
dass sie dreimal ein falschpositives Ergebnis bei Duncan hatten :-))


Ist das nicht der Schwarzamerikaner, der mittlerweile verstorben ist? Falsch positiv kann es da nicht gewesen sein.

Phosphorsalzperle
13.10.2014, 11:30
Ist das nicht der Schwarzamerikaner, der mittlerweile verstorben ist? Falsch positiv kann es da nicht gewesen sein.

ja genau, der ist das. Äh ne stimmt, meinte dass der Test negativ war, obwohl er infiziert war...wie sagt man dann? falsch negativ :)