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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : lieber Tote statt Ebola-Medikamente?



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luckyluc
12.09.2014, 10:35
Hi zusammen,

wie steht ihr zu den dramatischen Ausmaßen der Ebola-Epidemie? In Liberia ist nun schon die nationale Existenz bedroht. Ich kann das einfach nicht glauben.Schon von Beginn war klar, dass die Ausmaße schlimm sind und die Hilfe bereits zu spät, aber darf so etwas in unseren modernen Welt noch passieren? Es gibt zwar wirksame Medikamente, aber sie kommen nicht bei den MENSCHEN an, jedenfalls nicht in den notwendigen Mengen. Wieso?Hat der Westen einfach viel zu spät und falsch reagiert?
Ich finde das unfassbar. Daran sieht man mal wieder, dass wir ganz schön hilflos sind gegen die unsichtbarsten und kleinsten Tiere.

Kandra
12.09.2014, 10:52
Wo gibt es denn wirksame Medikmente? Nur weil die Medikamente bei Affen funktionieren, müssen sie das beim Menschen noch lange nicht. Von den Menschen die bisher mit den experimentellen Wirkstoffen behandelt wurden, haben meines Wissens um die 50% überlebt, was aber auch ziemlich genau der Überlebensrate aller Infizierten entspricht. Daraus kann man jetzt nicht wirklich auf eine Wirksamkeit der Medikamente schließen, man kann es höchstens annehmen, dass sie einen positiven Effekt hatten.
Was sich der Westen vielleicht vorwerfen kann, ist das man Ebola in den letzten Jahren vielleicht nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die es eventuell verdient. Wobei auch das imo relativ zu sehen ist, denn den 2000(?) Ebolatoten in den letzten Monaten stehen die 1000en Malaria- und sonstwas-Toten gegenüber, die da unten täglich sterben. Das die Pharmafirmen da in den letzten Jahren nur halbherzig dran geforscht haben, kann man ihnen eigentlich auch nur bedingt vorwerfen, immerhin kostet die Entwicklung eines Medikaments wirklich viel Geld und das holt man, so hart es klingt, mit ein paar Hundert Toten alle paar Jahre einfach nicht rein. Da sehe ich eher den Staat und die staatlichen Forschungseinrichtungen in der Pflicht.
Das hier der Ausbruch von der westlichen Welt schlicht und ergreifend verschlafen wurde, steht auf einem anderen Blatt und wird schwer wieder gut zu machen sein. Wobei die Bedingungen in den Ländern auch einfach sehr ungünstig sind. Mißtrauen und Aberglauben kann man einfach sehr schwer überwinden.

Kackbratze
12.09.2014, 13:14
Daran sieht man mal wieder, dass wir ganz schön hilflos sind gegen die unsichtbarsten und kleinsten Tiere.

Und für diese Erkenntnis brauchst Du den medialen Hype um Ebola?
Willkommen im Leben.

Es beginnt mit Läusen, geht weiter über Influenza und endet beim Fuchsbandwurm...aber Ebola hat, war ja auch jetzt schonmal in der Bild, in der Prioritätenliste sofort auf der 1 zu sein. Schweinegrippe oder H1N1 irgendjemand? Das musste auch sofort auf die 1 in der Forschung. Dann war es das, dann wurde bei uns auch der totale Antihype zum Impfstoff ausgerufen.
Wir sind hier in Europa nicht einen Deut besser, was Aberglaube und bull$hit bei Krankheits- oder Therapiehypes anbetrifft. Nur weil es auf Farcebook oder der Fernsehzeitung geschrieben wird, heisst das nicht, dass dadurch der Aberglaube besser wird.

Lissminder
12.09.2014, 15:16
Das die Pharmafirmen da in den letzten Jahren nur halbherzig dran geforscht haben, kann man ihnen eigentlich auch nur bedingt vorwerfen, immerhin kostet die Entwicklung eines Medikaments wirklich viel Geld und das holt man, so hart es klingt, mit ein paar Hundert Toten alle paar Jahre einfach nicht rein. Da sehe ich eher den Staat und die staatlichen Forschungseinrichtungen in der Pflicht.

das sehe ich nicht ganz so, auch wenn ich das ewige Rumgehacke auf die Pharmaindustrie keineswegs unterstütze, finde ich hier den Vorwurf gerechtfertigt. Die Medikamente gegen Ebola waren bereits gut erforscht und man wusste, dass sie sicherlich auch durch die klinischen studien kommen würden. Das wurde aber einfach nicht vorangetrieben, da an dem Gewinn gezweifelt wurde. Studien sind immer teuer. Es geht hier aber um Gewinnoptimierung. Auch mit einem Ebola- Mittel lässt sich Geld verdienen, aber nicht so viel wie mit einem wahren Blockbuster.
Hier ging einfach Geld-Gier vor Menschenleben. Für mich ist das nicht akzeptabel.

Miss_H
12.09.2014, 16:14
Daran sieht man mal wieder, dass wir ganz schön hilflos sind gegen die unsichtbarsten und kleinsten Tiere.

Egal ob du Zahn-, Tier- oder Humanmediziner bist: Seit wann sind Viren Tiere?
Und ansonsten enthält dein Text auch viel Unsinn. Ich kann mich da nur Kandra anschließen.


das sehe ich nicht ganz so, auch wenn ich das ewige Rumgehacke auf die Pharmaindustrie keineswegs unterstütze, finde ich hier den Vorwurf gerechtfertigt. [...] Hier ging einfach Geld-Gier vor Menschenleben. Für mich ist das nicht akzeptabel.

Willkommen im Kapitalismus. Man kann ein Unternehmen nicht dazu zwingen etwas zu erforschen...

luckyluc
13.09.2014, 13:56
ist mir schon klar, dass Viren in dem Sinne keine Tierchen sind. Nehmt's doch einfach ein wenig lockerer, es ging mir nur darum zu sagen, dass das Kleine/ Unsichtbare einfach oft extrem gefährlich für den Menschen sein kann

Minoo
19.09.2014, 14:40
viel bedenklicher finde ich gerade die maßlos übertriebenen Reisewarnung nach Afrika. Da wird vor Ländern gewarnt, die gar nicht in der Gefahrenzone liegen. Was so ein touristischer Einbruch für diese Ländern bedeutet, können wir uns glaube ich gar nicht vorstellen. Es brauch dann erstmal eine ganze Weile bis sie den "Ruf des verseuchten Landes" wieder losgeworden sind.

Hanno04
19.09.2014, 14:58
ich würde aber auch gerade nicht nach afrika reisen, ganz ehrlich. klar muss man da regional differenzieren, aber es ist eben acuh aufgabe vom auswärtigen amt; reiseveranstalter zu warnen. stell dir doch bitte das geschrei vor, sollte ein deutscher tourist mit ebola wiederkommen. :-wow

McDübel
20.09.2014, 12:44
Wobei die Bedingungen in den Ländern auch einfach sehr ungünstig sind. Mißtrauen und Aberglauben kann man einfach sehr schwer überwinden.

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.epidemie-acht-tote-bei-angriff-auf-ebola-aufklaerungsteam.0eb4c5df-4d77-4f6b-95ab-1ce8be22ca25.html

Minoo
20.09.2014, 15:11
erschreckend der Artikel. Da läuft noch so EINIGES schief. Mir wird bei solchen Nachrichten immer wieder bewusst, in was für einem hohen Standard wir leben. Und trotzdem wird sich laufend über unser Gesundheitssystem beschwert- ja auch zu Recht, aber im Gegensatz zu solchen Umständen das nächste mal beim nervigen Zeittotschlagen im Wartezimmer daran denken.

McDübel
22.09.2014, 08:53
http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEKCN0HH0OJ20140922

Würdest Du gehen, WackenDoc?

Minoo
22.09.2014, 14:40
eine Frage ans Gewissen. Ich wüsste es auch nicht. Respekt vor allen, die es machen, aber ich hätte da meine Bedenken, geb ich zu. Ein Glück gibt es da auch mutigere Leute als ich. Vielleicht sind die Risiken bei so einem Einsatz aber auch abschätzbarer und kontrollierbarer als ich mir das gerade vorstelle. ES wäre auf jeden Fall von vielen Faktoren abhängig.
die Bezahlung ist sicher nicht schlecht, ich denke für viele ist das mitunter ein Argument.

WackenDoc
26.09.2014, 19:17
@McDübel: Nein, unter den aktuellen Bedingungen würde ich nicht gehen.
Ich sehe da nämlich nicht wirklich den Sinn drin. Mal davon abgesehen, dass es offenbar noch kein schlüssiges Konzept gibt.

Phosphorsalzperle
27.09.2014, 13:00
Ich sehe da nämlich nicht wirklich den Sinn drin. Mal davon abgesehen, dass es offenbar noch kein schlüssiges Konzept gibt.
Und worin siehst du Sinn? Ich will mir nicht anmaßen die Lage dort beurteilen zu können, aber ich denke, dass ohne Unterstützung aus dem Westen die Katastrophe nicht zu lösen ist. Ich bin wirklich gespannt, wann der Virus wieder unter Kontrolle gebracht werden kann.

WackenDoc
27.09.2014, 13:50
Ganz sicher wird das Problem nicht durch eine 300-Bettenstation des DRK (bzw. internationaler Hilfe) gelöst.
Die Ursache liegt ja nur bedingt in der Krankheit an sich- mal davon abgesehen, dass es bisher noch keine Heilung für Ebola gibt- sondern vor allem in den kulturellen Gegebenheiten vor Ort.

Von der Tötung von Helfern hast du gehört? Auch davon, dass Patienten aus den Krankenstationen befreit werden? Wer hindert denn einen wütenden Mob daran, die Krankenstation des DRK zu stürmen um ihre Angehörigen zu "befreien"?

Die Voraussetzungen für so eine Krankenstation passen ganz einfach nicht.

Wie man das ganze eindämmen kann:
-Grenzen schließen
- Ausgangssperren
- Aufklärung

Im zweiten Schritt
- Schutzmaßnahmen (Handschuhe, Mundschutz, Kittel) für Angehörige
- Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser, versorgungsgütern (das im Zusammenspiel mit Ausgangssperren)

Im dritten schritt
- medizinische Hilfe

Kackbratze
27.09.2014, 14:43
Iiih, ein Konzept.
Aufbauhilfe für Afrika hat seit Jahrzehnten kein Konzept. Warum dann jetzt damit anfangen?

Lissminder
29.09.2014, 15:13
Ich glaube wir können uns hier gar nicht vorstellen, was die derzeitige Situation für das Land und seine Menschen bedeutet. Natürlich ist es katastrophal, dass Helfer angegriffen werden und die Hilfe nicht überall so angenommen wird, wie wir es gerne hätte und es am sinnvollsten wäre. Aber ich denke wir müssen auch die Menschen vor Ohrt und ihre Situation verstehen.

Relaxometrie
29.09.2014, 17:07
Aber ich denke wir müssen auch die Menschen vor Ohrt und ihre Situation verstehen.
Öfters mal ein offenes Ohr zu haben, ist nie verkehrt. scnr

Minoo
29.09.2014, 18:48
Außerdem wissen wir immer nur soviel, wie die Medien uns verraten. Die Ebola-Epidemie steht auch einfach mitten im medialen Fokus. Eine schlechte medizinische Versorgung und nicht ausreichend getestete Arzneimittel sind keine absolute Neuheit:-meinung

Kackbratze
29.09.2014, 19:25
Aber ich denke wir müssen auch die Menschen vor Ohrt und ihre Situation verstehen.

Das stimmt. Wir müssen Verständnis zeigen, dass sie sich nicht helfen lassen wollen, dass sie lieber Pfleger und Krankenhäuser angreifen und weiterhin sich falsch verhalten.
Interessanterweise wird man in Deutschland wegen Körperverletzung verurteilt, wenn man einem Menschen "hilft" obwohl der die medizinische Hilfe mehrfach und bei vollem Bewusstsein abgelehnt hat. Aber in Afrika sollen wir das weiterhin machen?

Wenn ein Landstrich Hilfe will, gerne. Solange der Mob zusammen mit dem Unwissen regiert, haben wir da nichts verloren. Wem sollen wir denn helfen, wenn sie keine Hilfe wollen?
Wir können 1a bei allen amerikanischen Hilfsaktionen beobachten, wo das hinführt....Lybien, Iraq, Syrien. Da wurde auch Leuten geholfen, die entweder nicht unsere Hilfe wollten oder denen die Hilfe nix gebracht hat ausser Chaos.