PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : RTW: "Blutspucken" beim Kind



Seiten : [1] 2 3

Blaulichtgurke
13.09.2014, 18:15
Folgenden Einatz, erst letzte Woche gehabt :) :
Ihr sitzt gemütlich bei Kaffee und Kuchen in eurer Rettungswache und tratscht mit den Kollegen des anderen RTW über die letzten Einsätze. Dann um 9:15 Uhr geht euer Melder los, Einsatzstichwort: Kind mit Blutspucken. Ort ist die städtische Gesamtschule in eurem Wachbezirk.
Unglücklicherweise ist gerade jetzt die große Pause, sodass ihr beim Parken des RTW von massenhaft Schülern begafft werdet. Ein Lehrer winkt euch zu sich und führt euch in einen Klassenraum im 1. Stock. Davor und teilweise darin steht die aufgebrachte Schulklasse von denen ihr nur: oha, krass, scheiße etc. hört.
Als ihr euch durch die Meute "gschoben" habt, seht ihr zwei Lehrer sowie die Schulleiterin neben einem Mädchen, dass weinend auf dem Boden sitzt, hocken.
Ihr T-Shirt ist an der Oberseite blutverschmiert, sie hat die Arme vor dem Bauch verschränkt und sitzt leicht nach vorne gekrümmt.
Aus dem Mund seht ihr zwei Blutspuren, die den Hals runter bis zum T-Shirt laufen.
Los gehts ;)

coeur
13.09.2014, 18:31
Wer weint, atmet - das ist doch schonmal was. :) Einer von uns begibt sich mal zu der Kleinen auf Augenhöhe und versucht sie ein bisschen zu beruhigen. Wie alt ist das Mädchen ungefähr? Fällt uns schon etwas auf, wenn wir sie uns anschauen - Zyanose o.ä.? Vielleicht kann man ihr selbst ein paar Infos entlocken und sie schonmal grob untersuchen: In Hals und Ohren einmal reinleuchten, mal auf die Lunge horchen und den Bauch abtasten. Der andere von uns könnte die Lehre befragen, ob das Mädchen aus heiterem Himmel Blut gespuckt hat oder irgendwas vorgefallen ist. Ansonsten Vorgehen wie bei Erwachsenen inkl. O2 und Zugang, denke ich, oder?

Soweit mein laienhafter Vorschlag :-)

Blaulichtgurke
13.09.2014, 18:37
Schwierig :) Sie lässt sich nicht beruhigen, und auch nicht untersuchen. Wirkt extrem verängstigt. Laut Lehrer ist sie 16 Jahre alt, hat im Unterricht gegessen und plötzlich einen Schwall Blut gebrochen, welcher vor unserem Eintreffen schon weggewischt worden ist, aber "dunkelrot" gewesen wäre.

][truba][
13.09.2014, 18:39
Mich würden kurz die Vitalparameter interessieren und würde sie mal ausfragen ob sie vorher Bauchschmerzen oder andere Beschwerden hatte. Wie schauen die Schleimhäute aus?

Blaulichtgurke
13.09.2014, 18:43
Sie wimmert weiterhin vor sich hin und gibt auch keine Antworten... beim Versuch, ihr die RR-Manschette um den Arm zu legen, zieht sie den Arm sofort reflexartig zurück und umklammert krampfhaft den Bauch.
Achja: Laut Aussage ihrer Freundin leidet das Mädchen an Iatrophobie...

][truba][
13.09.2014, 18:51
Mh, dann vlt. mal in Erfahrung bringen ob es einen Schulsani gibt, der den RR und die Frequenz messen kann, wenn es absolut nicht von "Profis" zu machen ist. Ansonsten dürfte sie sich ja wenigstens den O2 Sensor aufsetzen lassen, oder?

Vlt. könnte die Freundin mal die Vermittlerin spielen damit wir etwas mehr Erfahren? Übelkeit? Schmerzen? Erkrankungen? Medikamente?

Eltern oder Bezugsperson zu erreichen?

Blaulichtgurke
13.09.2014, 18:59
Schulsanitätsdienst gibt es nicht, die Eltern sind ebenso nicht erreichbar. Tja, den O2-Sensor hat sie sofort wieder abgeworfen...
Ihre Freundin erzählt uns, dass sie vor kurzem eine Magenschleimhautentzündung hatte. Kurz bevor sie Blut erbrach, murmelte sie was von dollen Bauchschmerzen und dass ihr übel sei.

war ne schwierige Situation...

Feuerblick
13.09.2014, 19:30
Das Mädel ist 16 Jahre alt? Dann gibts jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder die sanfte Tour, die bisher nichts gebracht hat oder einmal Tacheles, d.h. klare Ansage, dass wir ihr nur helfen können, wenn sie uns mal wenigstens die wichtigsten Untersuchungen machen lässt und aufhört, sich wie ein Kleinkind zu verhalten. Bei nem Kleinkind akzeptiere ich Angst vor Weißkitteln gerne, bei der 16jährigen, die gerade Blut von sich gegeben hat, erwarte ich ein gewisses Maß an Einsichtsfähigkeit angesichts nicht-invasiver Dinge wie RR- und O2-Messung... :-nix

Blaulichtgurke
13.09.2014, 19:55
Das Mädel ist 16 Jahre alt? Dann gibts jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder die sanfte Tour, die bisher nichts gebracht hat oder einmal Tacheles, d.h. klare Ansage, dass wir ihr nur helfen können, wenn sie uns mal wenigstens die wichtigsten Untersuchungen machen lässt und aufhört, sich wie ein Kleinkind zu verhalten. Bei nem Kleinkind akzeptiere ich Angst vor Weißkitteln gerne, bei der 16jährigen, die gerade Blut von sich gegeben hat, erwarte ich ein gewisses Maß an Einsichtsfähigkeit angesichts nicht-invasiver Dinge wie RR- und O2-Messung... :-nix

Naja mir brauchst du das nicht zu sagen, vor dem Problem stand ich vor einer Woche auch.
Gewisse Phobien kannst du aber auch nicht auf ein bestimmtes Alter festlegen, gibt welche die kriegen richtige Panikattacken wenn sie Spinnen sehen.

Aber egal: Jetzt wird Tacheles geredet, was ebenfalls an ihr abprallt. Und nun?
Willst du unverrichteter Dinge fahren und das "Kleinkind" vor Ort lassen? Oder was folgt als nächstes?

Kandra
13.09.2014, 20:15
Zuerst sei gesagt, meine Rettungsdiensterfahrung beschränkt sich auf einmal mitfahren bei ner Freundin. Vergebt mir wenn ich Blödsinn schreibe ;)

Kann man sie vielleicht wenigstens dazu bewegen, sich in den RTW zu setzen/sich setzen zu lassen? Da sie Blut erbrochen hat und anscheinend ja weiterhin blutet, würde ich vorsichtshalber mal einen Notarzt nachfordern, falls sie nochmal erbricht und Probleme mit dem Atmen bekommt. Ausser das Krankenhaus ist in <5 Minuten zu erreichen, dann würde ich sie vielleicht einfach hinbringen und dort weitersehen.
Ist sie zyanotisch? Die Lippen und Finger kann man ja auch ohne anfassen sehen.

Blaulichtgurke
13.09.2014, 20:21
Nun, sie weigert sich komplett irgendwas "medizinisches" an sich machen zu lassen, genauso wenig mit euch mitzugehen. Kurz darauf erbricht sie wieder einen Schwall kaffeesatzartiges Blut, teilweise mit dunkelroten Frischblutschlieren. Die Menge schätzt ihr auf etwa 100-150ml.
Bisher ist keine Zyanose erkennbar.
Notarzt nachfordern ist ne Option. Euch steht sowohl der "normale" NA zur Verfügung als auch der Kindernotarzt, beide Ärzte haben gleich lange Anfahrtszeiten, da am selben Krankenhaus stationiert.
Welcher darfs denn sein?

Kandra
13.09.2014, 20:25
Bei ner 16jährigen tuts der normale Notarzt würde ich sagen.

Blaulichtgurke
13.09.2014, 20:46
Bei ner 16jährigen tuts der normale Notarzt würde ich sagen.

Okay. Bei uns kam der Kindernotarzt (Dienstvorschrift: Pat <18 ---> Kindernotarzt).
Aber zunächst einmal ist es egal welcher Akademiker gerade zu uns kommt.

Miss_H
13.09.2014, 21:30
Ich verstehe gerade nicht wieso hier fast jeder wissen will, ob die Patientin zyanotisch ist. Das würde ja bedeuten, dass ihr Blut schlecht oxygeniert ist. Sie hat aber ja kein Problem mit den Atemwegen, sondern verliert wenn dann akut Blut.
Wir warten also auf den Arzt und hoffen, dass er bessere Überredungskünste hat. Außerdem versuchen wir nochmal die Sauerstoffsättigung und die Blutdruckmanschette durch ihre Freundin anlegen zu lassen. Wir schicken außerdem alle anderen Personen (außer Lehrer + Freundin) aus dem Raum. Außerdem versuchen wir nochmal die Nummer der Eltern in Erfahrung zu bringen. Was sagt der Arzt?

WackenDoc
13.09.2014, 21:37
Wenn sie helles Blut erbrochen hat, wird es wohl oxygeniert gewesen sein und mit der Atmung hat sie offenbar keine Probleme.

Also Notarzt je nach örtlichem Protokoll nachfordern (also Kinder-NA oder normaler).
Einer versucht mit der Patientin zu sprechen- versuchen wir es mal mit großer roter Jacke ausziehen und über irgendwas nicht-medizinisches sprechen.
Was hat sie denn gegessen? Was war Thema im Unterricht? Hobbys?

Die Freundin bleibt dabei, alle anderen gehen raus. Einer der Lehrer kann weiter versuchen die Eltern zu erreichen.

Alle anderen von uns halten sich im Hintergrund und bereiten Zugang und Infusion plus Monitoring vor.
Haben wir Dormicum dabei? Evtl. sogar nen MAD- je nach dem wie sich die Lage entwickelt wird der Doc das evtl. haben wollen.
Können wir direkt mit dem Not-Schamanen Verbindung aufnehmen und ihn bezüglich der Phobie vorwarnen?

Weiss man warum sie so Angst hat?

Blaulichtgurke
13.09.2014, 21:40
Ich verstehe gerade nicht wieso hier fast jeder wissen will, ob die Patientin zyanotisch ist. Das würde ja bedeuten, dass ihr Blut schlecht oxygeniert ist. Sie hat aber ja kein Problem mit den Atemwegen, sondern verliert wenn dann akut Blut.
Wir warten also auf den Arzt und hoffen, dass er bessere Überredungskünste hat. Außerdem versuchen wir nochmal die Sauerstoffsättigung und die Blutdruckmanschette durch ihre Freundin anlegen zu lassen. Wir schicken außerdem alle anderen Personen (außer Lehrer + Freundin) aus dem Raum. Außerdem versuchen wir nochmal die Nummer der Eltern in Erfahrung zu bringen. Was sagt der Arzt?


Wir haben es ebenfalls versucht, dass ihre Freundin "vermittelt", leider vergeblich. Leute sind schon von Anfang an weggeschickt, ich mag Schaulustige bzw solche Zuschauer gar nicht :)

Die Nummern der Eltern sind bekannt, leider gehen sie nicht ans Handy.... wird durch die Lehrer immer wieder versucht. Erwachsenen-NEF erreicht uns in 12 Minuten. Was nun? Welche Verdachtsdiagnose hast du?

WackenDoc
13.09.2014, 21:51
Also das ist wirklich Blut bzw. kaffeesatzartiges Erbrechen? Ganz sicher nichts, was sie gegessen hat.

Was mir noch einfällt: Bekommen wir kurzfristig ihren behandelnden Arzt an´s Telefon? Kann der uns weitere Infos geben?

Achso- das mit dem MAD revidiere ich- funzt bei ner phobischen 16-jährigen eh nicht. Wenn dann würde ich es i.m. versuchen.

Blaulichtgurke
13.09.2014, 22:12
Also das ist wirklich Blut bzw. kaffeesatzartiges Erbrechen? Ganz sicher nichts, was sie gegessen hat.

Was mir noch einfällt: Bekommen wir kurzfristig ihren behandelnden Arzt an´s Telefon? Kann der uns weitere Infos geben?

Achso- das mit dem MAD revidiere ich- funzt bei ner phobischen 16-jährigen eh nicht. Wenn dann würde ich es i.m. versuchen.


Es war hundertprozentig Blut, wir haben es ja selbst gesehen. Passt auch zu der Vorgeschichte mit der Gastritis.
Den Arzt bekommen wir leider nicht ans Tele (daran haben wir in der Situation auch nicht gedacht).

Der nächste Ansatz mit der i.m. Injektion ist schonmal gut :)
möchtest du ihr gegen ihren willen was verabreichen?

WackenDoc
13.09.2014, 22:18
Also Eltern erreichen wir nicht, da lassen können wir sie nicht, wir können auch schlecht so lange warten, bis der Blutverlust so groß ist, dass sie sich nicht mehr wehren kann und freiwillig kann/will sie nicht.

Wenn wir es nicht schaffen, sie innerhalb kurzer Zeit zum Mitfahren zu bewegen, dann haben wir kaum eine Wahl.
Wie viel wiegt sie grob?

Blaulichtgurke
13.09.2014, 22:24
Gute Nachricht vorweg: Das NEF ist da und es ist eine NotÄRZTIN dabei.

Diese hat es sogar mit ihrer Überzeugungskunst geschafft dass, unsere Patientin sich immerhin den O2-Sensor aufsetzen lässt: 95%.
leider hatte auch diese dann keinen Erfolg mehr sie zu weiteren Maßnahmen/Untersuchungen zu überreden.

Erklärst du sie in diesem Zustand als unzurechungsfähig? (höllische Angst/Schock etc.)
Unsere Patientin wiegt augenscheinlich ~60 Kilo.