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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Regelung des kassenärztlichen Notdienstes



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Gallilei
18.09.2014, 20:01
Ich habe eine Frage zu obigem Thema: Wie ist der KV-Dienst bei Euch in den Kreisen geregelt? Zu welchen Zeiten wird er gestellt an den verschiedenen Wochentagen, gibt es fachspezifische Dienste oder machen auch Dermatologen und Gynnies den allgemeinmedizinschen Dienst mit, gibt es Notfallpraxen oder läuft das jeweils in der entsprechenden Praxis des Diensthabenden? Ich las letztens einen Bericht, dass nun auch Labormediziner etc. wieder (waren wohl befreit bisher) z.B. an diesen Diensten teilnehmen müssen, was ich relativ schwachsinnig finde.

DrSkywalker
18.09.2014, 20:08
Ich habe eine Frage zu obigem Thema: Wie ist der KV-Dienst bei Euch in den Kreisen geregelt? Zu welchen Zeiten wird er gestellt an den verschiedenen Wochentagen, gibt es fachspezifische Dienste oder machen auch Dermatologen und Gynnies den allgemeinmedizinschen Dienst mit, gibt es Notfallpraxen oder läuft das jeweils in der entsprechenden Praxis des Diensthabenden? Ich las letztens einen Bericht, dass nun auch Labormediziner etc. wieder (waren wohl befreit bisher) z.B. an diesen Diensten teilnehmen müssen, was ich relativ schwachsinnig finde.

Ich finde das gar nciht schwachsinning, jeder KV-Arzt muss sich da beteiligen. Wer es mangels Kompetenz nicht kann, darf die Dienste gerne gegen Bares abgeben, es soll Assis geben, die sich hier ein gutes Zubrot verdienen... :-stud

Die Regelungen sind aber sehr verschieden, welcher KV-Bereich interessiert dich denn?

P.S.: Manch ein Radiologe zahlt viiiel Geld, dass er nicht Hausbesuche im Notdienst fahren muss....

Gallilei
18.09.2014, 20:15
Hm, das Argument, er könne ja gerne Geld dafür zahlen, wenn er nicht kompetent genug sei, finde ich schwierig. Denn wie soll ein Dermatologe so etwas leisten? Dass gerne bevorzugt von Internisten so tolle Sprüche wie "Die haben doch auch mal Medizin studiert" kommen, finde ich herablassend (ohne Dir das jetzt unterstellen zu wollen). Denn ärztliches Handeln lernt man ja schließlich erst im Beruf und nicht während des Studiums. Naja, abgesehen davon interessiert mich kein spezieller Bezirk, ich würde gerne verschiedene Modelle kennenlernen, denn anscheinend gibt es da, wie ich bei einem Gespräch neulich feststellte, teilweise gravierende Unterschiede.

Trojan
18.09.2014, 20:45
Hier ist es so, dass man Sitzdienst und Fahrdienst unterscheidet. Sitzdienst bedeutet, dass man sich während der Dienstzeit in der von der KV eingerichteten Notdienstpraxis aufhält und die Pat dorthin kommen. Fahrdienst ist, wie der Name sagt: man wartet im Dienstzimmer oder Hotel, bis ein Hausbesuch angefordert und man vom Fahrer abgeholt wird. Die Notdienstpraxen sind zentral in der Kreisstadt, auch das Dienstzimmer für den Fahrdienst. Den 7 Tage ununterbrochen dauernden Dienst, bei dem die Pat an der eigenen Praxis klingeln, gibt es hier nicht mehr.

Nurbanu
18.09.2014, 21:14
Mi + Fr Nachmittag und am WE in einem bestimmten Zeitraum in einer KV-Praxis für den gesamten Landkreis. Und leider sitzt da auch ein Gynnie -.-

lala
19.09.2014, 20:07
Hm, das Argument, er könne ja gerne Geld dafür zahlen, wenn er nicht kompetent genug sei, finde ich schwierig. Denn wie soll ein Dermatologe so etwas leisten? Dass gerne bevorzugt von Internisten so tolle Sprüche wie "Die haben doch auch mal Medizin studiert" kommen, finde ich herablassend (ohne Dir das jetzt unterstellen zu wollen).

Genau - und außerdem ist ein Grund, sich niederzulassen, dass man diese Sch..s-Dienste nachts und an WE nicht mehr machen will :-peng

DrSkywalker
19.09.2014, 22:00
Wer kann es denn dann? Allgemeinmediziner ja, Internisten auch, Chirurgen wohl auch, Urologen naja, Kinderärzte eher ja, Neurologen ein bisschen, Dermatologen eher nicht (Dermatologe ist griechisch für "Fake Doctor?), Pathologen äh nein, usw....

Im Endeffekt müssen sich alle Ärzte mit KV-Sitz beteiligen, entweder aktiv oder eben finanziell. Das ist mehr als fair.

Paracelsus
04.02.2016, 10:35
In meinem Landkreis hier in Niedersachsen sind, soweit ich informiert bin, nur Augenärzte und Kinderärzte vom allgemeinen KV-Dienst befreit, haben aber einen eigenen fachspezifischen Bereitschaftsdienst, den sie absolvieren müssen. Ich finde es auch gut, dass jede Fachgruppe Dienste machen muss. Das Argument der fachlichen Nichteignung halte ich in diesem Zusammenhang für schwach. Ich als Internist muss im Dienst ja auch gelegentlich psychiatrische Notfälle behandeln, für die ich nicht ausgebildet bin. Man darf ja nicht vergessen, dass es ein Notdienst ist ! Detaillierte Fachkenntnis ist hier auch nicht gefragt ! Es geht um die Abwendung eines gefährlichen Verlaufes, und studiert hat jeder Arzt und sollte auch in der Lage sein, eine vitale Bedrohung zu erkennen und im Zweifelsfalle eine Klinikeinweisung zu veranlassen.

Gruß Paracelsus

P.S. Labormediziner und Radiologen haben zudem meist ohnehin das nötige Kleingeld, um sich problemlos freikaufen zu können !

Mano
01.07.2016, 09:35
Es geht um die Abwendung eines gefährlichen Verlaufes, und studiert hat jeder Arzt und sollte auch in der Lage sein, eine vitale Bedrohung zu erkennen und im Zweifelsfalle eine Klinikeinweisung zu veranlassen.


Eben - und genau deshalb halte ich eigentlich nur Allgemeinmediziner dafür für geeignet (und ich gehöre nicht dazu). Natürlich kann ich auch als Gynäkologe oder Labormediziner Hausbesuche fahren. Mit etwas gutem Willem kann ich auch den Herzinfarkt erstversorgen, mit einer Reanimation beginnen und den Ileus schmerztherapieren und einweisen. Aber die meisten Fälle sind doch wesentlich weniger eindeutig - d.h. ein verantwortungsvoller Arzt wird, da er vieles eben nciht zuordnen kann, sehr viele Patienten unnötigerweise einweisen. Also Patienten die von einem erfahrenem Allgemeinmediziner problemlos zu Hause belassen worden wären, werden dann eben doch in die Klinik gebracht, verbrauchen dort erneut Resourcen, werden vom Innere-Assi im ersten Jahr "vorsichtshalber" stationär aufgenommen und erstmalig am Montag fachärztlich gesehen (ist ja kein Notfall, stabiles Beschwerdebild, regelmäßige Überwachung ist sichergestellt). Zu diesem Zeitpunkt lagen sie dann aber u.U. drei Tage in der Klinik, haben unmengen an Kosten verursacht ohne das sie in irgendeiner Weise davon profitiert hätten.

Evil
01.07.2016, 14:03
Also sollen sämtliche KV-Dienste von Allgemeinmedizinern geschultert werden, während sich sämtliche anderen niedergelassenen Fachgruppen ein schönes dienstfreies Leben machen, ohne dafür auch nur einen Cent zu zahlen?
Wäre es nicht sinnvoller, sich als Niedergelassener grundsätzlich genügend medizinische Fachkenntnis anzueignen, um selber fit genug für den Notfalldienst zu sein?

Muriel
02.07.2016, 20:32
Nöö. Ich bin sehr froh um unseren fachspezifischen Notdienst und sähe mich nicht mal ansatzweise in der Lage, einen allgemeinmedizinischen zu meistern. Und nein, ich schäme mich keineswegs dafür. Man kann nicht auf der einen Seite immer Uniabgänger belächeln, weil sie ja nix können und das Arztsein erst mal im Arbeitsalltag lernen müssen, weil die Uni nur ein bisschen Theorie spendiert und sonst sehr wenig. Dann aber verlangen, dass jeder Arzt jedweder Fachrichtung selbstverständlich jedes allgemeinmedizinischen Krankheitsbild vernünftig zu versorgen hat, selbst wenn die Inhalte der Facharztausbildung rein gar nichts damit zu tun haben.

annekii
02.07.2016, 23:10
Wir machen zum Glück kinderärztlichen Notdienst. Ich hätte echt Schiss vor dem allgemeinen Notdienst.

mainzer
02.07.2016, 23:14
Wir machen zum Glück kinderärztlichen Notdienst. Ich hätte echt Schiss vor dem allgemeinen Notdienst.

witzig..wäre bei mir grad andersrum ;-)))

Brutus
03.07.2016, 07:49
Also sollen sämtliche KV-Dienste von Allgemeinmedizinern geschultert werden, während sich sämtliche anderen niedergelassenen Fachgruppen ein schönes dienstfreies Leben machen, ohne dafür auch nur einen Cent zu zahlen?
JA!

Wäre es nicht sinnvoller, sich als Niedergelassener grundsätzlich genügend medizinische Fachkenntnis anzueignen, um selber fit genug für den Notfalldienst zu sein?
NEIN!

:-)) :D :-)

Mano
03.07.2016, 10:37
Der Patient hat das Anrecht auf eine Versorgung auf Facharztniveau. Und die kann nur mit entsprechender Erfahrung erfolgen - nicht mit gutem Willen und drei Abendkursen.
Alles andere führt entweder zu einer Patientengefährdung (Patient wird leichtsinnigerweise nicht stationär eingewiesen) oder hoffentlich deutlich wahrscheinlicher zu einer Übertriagierung bei der viele Patienten unnötigerweise in der Klinik landen. Dann brauche ich aber keinen ärztlichen Notdienst...
Finanzierung ist eine andere Frage...

Evil
03.07.2016, 12:14
Man kann es auch übertreiben. Jetzt tut mal nicht so, als wäre das Differenzieren von einfachen Krankheitsbildern (Bronchitis, Zystitis, Lumbago) zu potentiell gefährlichen (Pneumonie, Pyelonphritis) so schwierig, nur weil Ihr keinen Bock habt, Dienste zu schieben. Und ja, das kann man durchaus mit ein paar Kursen lernen, wenn man nicht völlig desinteressiert ist und alles aus dem Studium vergessen hat.

Mit der Begründung dürften dann nämlich auch ausschließlich Anästhesisten und vielleicht Internisten Notarztdienste machen.

Private Pyle
03.07.2016, 12:25
Mit der Begründung dürften dann nämlich auch ausschließlich Anästhesisten und vielleicht Internisten Notarztdienste machen.

Das wäre vielleicht gar nicht die schlechteste Idee. Die anderen Fachrichtungen haben mich, abgesehen von zwei Chirurgen, nicht wirklich überzeugt.

tarumo
03.07.2016, 13:50
Ich bin ein bißchen enttäuscht, daß die ewige Schönrederei aus dem Assistenzarztforum auch im FA-Thread zu finden ist.
Einfach mal ein paar Punkte wertfrei in den Raum gestellt:
1) Indikation. Welche Indikationen gibt es, die einen zeitnahen HB rechtfertigen, andererseits aber einen Anruf beim Rettungdienst und eine fachgerechte (!) stationäre Abklärung von vorneherein ausschließen, und nicht in den Pflegebereich fallen? Mir fällt keine ein. Auch hier hilft ein Blick über die Grenzen. In den anderen zivilisierten Staaten gibt es so ein Notdienstunwesen nicht und wer doch mal einen Hausbesuch oder Hotelbesuch braucht, der muß richtig tief in die Tasche greifen. Das hilft manchmal ungemein bzgl. der gefühlten Dringlichkeit. Letztendlich ist das ein Relikt aus der Zeit, als der Arzt das einzige Auto im Dorf hatte, und dient der Bespaßung des Wahlvolks auf Kosten der Ärzte.
2) Zwang. Ich glaube, daß ist das, was am meisten stört. In der Marktwirtschaft gibt es ein Mittel gegen Not und Mangel, das heißt Geld. Oder machen Schlüsseldienste und Klempner auch Zwangdienste für lau, via Handwerkskammer? Daß sich die verantwortlichen KV-Fürsten vom ND haben befreien lassen, spricht auch für sich. Letztendlich schafft genau der Zwang die Probleme, weil die Leute, die sich das fachlich nicht zutrauen, eben antanzen müssen (und es hat auch nicht jeder Geld zum Freikaufen..)
3) Was noch gar nicht erwähnt wurde: kassenarztrechtlich sind bekanntlich Behandlungen außerhalb des eigenen Fachgebietes unzulässig. Und im eigenen Gebiet logischerweise auf FA-Standard. Allerdings nur bis ca 18h und am Wochenende. Da ist man dann sogar dazu verpflichtet, fachfremd und ohne FA-Standard zu behandeln...
Vielleicht kann mir das einer der Befürworter mal erklären? Ich versteh´s nicht.
Ich denke, die Diskussion kann man 1:1 auf das Thema "Fachfremde Dienste im KH" übertragen, die wir mal hatten. Und genausowenig, wie ich im KH mal eben die Pädiatrie oder die Uro im Dienst abdecke, damit die Verwaltung nen Arzt sparen kann, sollte man das im KV-Dienst akzeptieren. Ich denke, den Befürwortern hier geht es insgeheim oder unterbewusst nur drum, andere Leute mit in den Sumpf zu ziehen, in dem man selber schon steckt. Ansonsten sollen die Dienstbefürworter gerne jede Menge Dienste für lau machen und es den anderen KollegInnen freistellen, ob sie sich an so einem Unfug beteiligen wollen. Wer sich für die Allgemeinheit sinnvoll engagieren will, kann auch in die Freiwillige Feuerwehr eintreten.

Evil
03.07.2016, 20:33
Ok, für eine Aufhebung des Dienstzwanges bin ich immer zu haben.
Ich wehre mich nur dagegen, daß ausschließlich Allgemeinmediziner für KV-Dienste herangezogen werden sollen. Wenn schon Verpflichtung, dann alle oder keiner.

Sebastian1
03.07.2016, 21:04
Ich fände ein Modell gut, bei dem es halt stationäre Einrichtungen gibt, ob jetzt Krankenhaus oder Notdienstpraxis, wo die Leute dann hin müssten. Die anteilig eher wenigen Fälle, die aufgrund von Pflegebedürftigkeit dann so nicht versorgt werden können, deckt man auch schon heute anteilig über den Rettungsdienst mit ab.
Ich bin recht rigoros geworden, Leute an Ambulanzen und auch KV-Dienst zu verweisen, wenn sie offenbar die Differenzierung zwischen "Notruf", "dringlich" und "hat Zeit" nicht verstanden haben.
Was man selbst als Notarzt erlebt (Evil, das wirst du genauso erlebt haben), das geht teilweise auf keine Kuhhaut mehr, wofür da mit Blaulicht durch den Straßenverkehr gegurkt wird. Und auch wenn ich meine Augen-KV-dienstende Frau betrachte, da melden sich auch genug Leute, die genausogut zu den regulären Sprechzeiten hätten kommen können (vor- oder nachher), ohne dass das dem Laien zuviel abverlangt wäre.

Alles, was ans Portemonaie des Patienten geht, sehe ich kritisch. Es wird dennoch immer diejenigen geben, die die 112 als Quasitaxi missbrauchen und bei denen eh nix zu holen ist. Dafür ist die Message fatal - "wenn's doch nicht so schlimm war, wird's teuer" - dann trifft man nämlich genau die falschen: Alte, einkommensschwache Leute, die WIRKLICH Hilfe benötigen und sich nicht mehr trauen anzurufen aus Angst vor den Kosten. Ich fürchte, die Idioten muss das System mittragen, jedenfalls fällt mir keine 100% probate Lösung ein.