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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blutkulturen abnehmen



el suenio
22.10.2014, 15:44
Ich muss jetzt mal ganz dumme Fragen stellen, aber ich hab echt keine Ahnung und man liest verschiedenes. Ich hab heute das erste Mal Blutkulturen abgenommen. Da auch schon die erste Frage: Ist das so üblich, dass man das als Schwester macht? Ich kenne das nicht so, normalerweise macht das bei uns im KH ein Arzt. Aber hey, bei mir auf Station ist alles anders, wir nehmen das gesamte Blut ab, legen die Flexülen, stechen die Blutkonserven an und müssen eben auch die Blutkulturen abnehmen. Das waren bisher alles Dinge, um die sich ein Arzt gekümmert hat. Okay, mir ist es egal, aber mich würde das mal interessieren, wie es bei anderen ist.
So und dann die Fragen zu den Blutkulturen.
Wann werden die denn abgenommen? Bei Temp.>38,5°C oder auch, wenn der Pat. gerade gar kein Fieber hat, aber ein begründeter Verdacht auf eine Infektion besteht? Auf jeden Fall ja schon mal vor Beginn der Antibiose, aber das ist klar.
Nun zur Durchführung...
Man muss zuerst in die anaerobe Flasche und danach in die aerobe Flasche einspritzen und warum genau? Dann würde ich gern noch wissen wollen, ob in die aerobe Flasche Luft eingespritzt werden muss? Bzw. ob ich beim anaeroben Fläschchen die Spritze zwingend entlüften muss.
Warum nimmt man eigentlich immer zwei BK's ab? Also insgesamt 4 Flaschen. Mir wurde gesagt, ich kann z.B. den linken und den rechten Arm nehmen oder aber auch den ZVK und eine periphere Vene. Die Keime müssten sich mit dem Blutstrom doch recht gleichmäßig verteilen oder nicht? Kann ich denn auch versuchen, über eine liegende Flexüle was zu kriegen?
Fragen über Fragen, ich würde mich über eine Antwort freuen :-)

Miss_H
22.10.2014, 16:09
So und dann die Fragen zu den Blutkulturen.
Wann werden die denn abgenommen? Bei Temp.>38,5°C oder auch, wenn der Pat. gerade gar kein Fieber hat, aber ein begründeter Verdacht auf eine Infektion besteht? Auf jeden Fall ja schon mal vor Beginn der Antibiose, aber das ist klar.
Man kann jederzeit Blutkulturen abnehmen, Fieber muss der Patient nicht haben. Meistens nimmt man ja bei Verdacht auf eine Infektion Blut ab. Meistens ergibt sich der Verdacht halt aus erhöhter Temperatur oder Anstieg der Entzündungsparameter.


Man muss zuerst in die anaerobe Flasche und danach in die aerobe Flasche einspritzen und warum genau? Dann würde ich gern noch wissen wollen, ob in die aerobe Flasche Luft eingespritzt werden muss? Bzw. ob ich beim anaeroben Fläschchen die Spritze zwingend entlüften muss.
Da bin ich nur zu Hälfte sicher. Ich kenne es das man je eine eigene Spritze für die verschiedene Flasche hat. Du musst auf jeden Fall keine Luft in die Flaschen spritzen, da ist alles schon drin. Entlüften der Spritzen ist bei beiden Flaschen sinnvoll. Ich glaube vorallem bezüglich der Kontamination (da bin ich aber nicht ganz sicher).


Warum nimmt man eigentlich immer zwei BK's ab? Also insgesamt 4 Flaschen. Mir wurde gesagt, ich kann z.B. den linken und den rechten Arm nehmen oder aber auch den ZVK und eine periphere Vene. Die Keime müssten sich mit dem Blutstrom doch recht gleichmäßig verteilen oder nicht? Kann ich denn auch versuchen, über eine liegende Flexüle was zu kriegen?
Die Anzahl der Blutkulturen ist abhängig von den Standards in der Klinik. In der Uni heißt es am Besten wären 6 Flaschen (je 3 aerobe/anaerobe). Das liegt daran, dass sich trotz Bakterien im Blut diese nicht mit 100%iger Sicherheit anzüchten lassen. Und je mehr zu abnimmst umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du den Erreger findest.
Theoretisch kann man über jeden Zugang die Blutkulturen abnehmen. Man sollte theoretisch aber nochmal neu stechen und das unter möglichst sterilen Bedingungen (wird in der Praxis aber nicht immer/selten gemacht). Wenn du Blutkulturen aus schon liegenden Zugängen nimmst, dann kannst du auch nur an der Spitze des Zugangs Bakterien haben, die aber nicht wirklich systemisch sind.

Ich hoffe ich konnte schonmal ein bisschen helfen und habe nicht zu viel Quatsch erzählt.

Gesocks
22.10.2014, 16:27
Abnahme bei einsetzendem Fieber ist zwecks Abnahmezeitpunktes bei maximaler Bakteriämie fein, kann man sich im Einzelfall überlegen, ob es darauf ankommt.
Anaerob zuerst beimpfen ergibt Sinn, wenn man mit Spritze abnimmt; unterm Spritzenkolben wird im letzten Schluck Blut vielleicht ein bisschen Luft sein. Benutzt man dieses komische Special-System, das man ans Butterfly konnektieren kann, ergibt aerob zuerst mehr Sinn, weil der Schlauch ja auf jeden Luft enthält (- gesetzt den Fall, ich habe das System überhaupt verstanden, finde es nämlich richtig lästig :-)))
Diese BacTec-Flaschen werden im Labor belüftet. Es gibt wohl aber Systeme (hat mir jedenfalls eine Assistenzärztin erzählt), die man selbst belüften soll.

Über Gefäßkatheter abzunehmen ergibt nur bei V.a. Katheterinfektion Sinn, und auch dann nur, wenn man gleichzeitig noch woanders frisch punktiert. Viele Gefäßkatheter sind "irgendwie" besiedelt. Und mehrere Paare nimmt man ab, weil man mit höherem Blutvolumen grundsätzlich Sensitivität und Spezifität der BK-Diagnostik steigert, eine Infektion besser von einer Kontamination während der Entnahme unterscheiden kann und bei einigen Fragestellungen (z.B. V.a. katheterassoziierte Sepsis) der Vergleich der Zeitpunkte des Erregernachweises nach Beginn der Bebrütung den Verdacht erhärtet.

Miss_H
22.10.2014, 16:34
Abnahme bei einsetzendem Fieber ist zwecks Abnahmezeitpunktes bei maximaler Bakteriämie fein, kann man sich im Einzelfall überlegen, ob es darauf ankommt.
Das stimmt so wohl nicht. "Selbst" Wikipedia sagt:

Die wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Bakteriämie ist unmittelbar vor einer Schüttelfrostattacke am größten, das Auftreten von Schüttelfrost lässt sich jedoch nicht vorhersagen. Entgegen früherer Lehrmeinung ist es auch aus diesem Grund nicht sinnvoll, die Entnahme der Blutkulturen von einer bestimmten Körpertemperatur abhängig zu machen.

WackenDoc
22.10.2014, 16:38
Wenn ich den Verdacht auf Katheterinfektion habe, kommt der raus und die spitze wird eingeschickt. Die BK braucht ja immerhin etwas Zeit und wäre doof, wenn man die vermutete Infektionsquelle drin lassen würde.
Also für die BK extra stechen. Wir haben dafür übrigens immer "normale" Kanülen und keine Butterflys genommen- aber keine Ahnung warum.
Und dann für jedes Flaschenpärchen extra stechen. Wenn man bei einer Abnahme eine Kontamination hat, hat man die evtl.bei der 2. nicht.
Wenn man zwei Pärchen beimpft, kann man die Sensitivität steigern.

In meinem Haus hat das aber auch immer der Arzt gemacht. Aber eigentlich gibt es nicht wirklich einen Grund dafür. Sinnigerweise macht man es eh zu zweit.

el suenio
22.10.2014, 18:49
Vielen Dank für die Erklärungen!

Man kann jederzeit Blutkulturen abnehmen, Fieber muss der Patient nicht haben. Meistens nimmt man ja bei Verdacht auf eine Infektion Blut ab. Meistens ergibt sich der Verdacht halt aus erhöhter Temperatur oder Anstieg der Entzündungsparameter.
Okay, ich weiß nur, dass bei uns die Anordnung immer hieß: Bei Temperaturen > 38,5°C --> Blutkulturen abnehmen (lassen). Ich sollte heute aber BK's bei einem Pat. abnehmen, der aktuell keine febrilen Temperaturen hatte. Aber gut zu wissen, dass es tatsächlich egal ist, irgendwie auch einleuchtend.

Benutzt man dieses komische Special-System, das man ans Butterfly konnektieren kann, ergibt aerob zuerst mehr Sinn, weil der Schlauch ja auf jeden Luft enthält
Nee, das haben wir nicht. Ich hab es mit einer Butterfly und zwei 10ml-Spritzen abgenommen. Irgendwie nicht so mein Ding, weil ich normalerweise den Adapter inkl. Röhrchen schon vor'm Punktieren verbinde. Irgendwie brauch ich dann noch 'ne Hand mehr, wenn ich das umstecken muss. Oder sollte man lieber gleich eine 20ml Spritze nehmen und den Inhalt aufteilen?

Und dann für jedes Flaschenpärchen extra stechen. Wenn man bei einer Abnahme eine Kontamination hat, hat man die evtl.bei der 2. nicht.
Wenn man zwei Pärchen beimpft, kann man die Sensitivität steigern.
Aha, das ist gut zu wissen. Fand es nur eigenartig, dass man da jedesmal vier solche Flaschen füllen muss. Ist ja doch irgendwie ziemlich umständlich. Und noch schlimmer, wenn es sogar 6 sein sollen :eek:

In meinem Haus hat das aber auch immer der Arzt gemacht. Aber eigentlich gibt es nicht wirklich einen Grund dafür. Sinnigerweise macht man es eh zu zweit.
Wir waren auch zu zweit, aber nur, weil ich es noch nie gemacht hab. Ich hab alles abgenommen und mir wurde dabei erklärt, was ich wie zu machen habe :-)) Normalerweise muss ich das dann schon alleine machen.
Klar, gibt es keinen Begründung dafür, dass es ein Arzt machen muss. Aber den gibt es bei den Flexülen auch nicht und trotzdem macht das normalerweise keine Schwester. Zumindest nicht standardmäßig, außer in der Notaufnahme o.ä.. Ich bin jetzt auch nicht wirklich böse drüber, nur, das beweist mal wieder meine Theorie dieser ganzen Station ;-)

Rico
22.10.2014, 19:49
Ich hab es mit einer Butterfly und zwei 10ml-Spritzen abgenommen. Irgendwie nicht so mein Ding, weil ich normalerweise den Adapter inkl. Röhrchen schon vor'm Punktieren verbinde. Irgendwie brauch ich dann noch 'ne Hand mehr, wenn ich das umstecken muss. Oder sollte man lieber gleich eine 20ml Spritze nehmen und den Inhalt aufteilen?Ich stecke auf die Spritzen immer einen Adapter Luer-auf-Monovette (der rechts im Bild), dann kann ich die ganz normal wie ein BE-Röhrchen an den Butterfly-Adapter konnektieren. Außerdem sind die dann luft- und keimdicht verschlossen bis ich beimpfe.
Ich nehme aus Handling-Gründen zwei Zehnerspritzen, die lassen sich einfach besser aufziehen als ne 20er, da muss man immer ziehen wie ein Ochse.

Zu zweit hab ich das nich nie gemacht außer beim Teaching - die Schwestern könnt ich dafür wohl nicht motivieren. Muss ja schon Port-, Pleura- und Aszites-Punktionen teilweise alleine machen... :-nix

][truba][
22.10.2014, 19:50
Ich hatte da letztens eine Fortbildung.
Da hieß es "bei Fieber oder Verdacht auf eine Infektion". Sprich, du kannst bei Fieber abnehmen, musst aber nicht bis zu diesem warten. Hier hieß es, mindestens 2, besser 3 Päärchen (=6 Flaschen).

][truba][
22.10.2014, 19:52
Was meinst du mit Port Punktionen? Den Port anstechen?

el suenio
22.10.2014, 20:08
Ich stecke auf die Spritzen immer einen Adapter Luer-auf-Monovette (der rechts im Bild), dann kann ich die ganz normal wie ein BE-Röhrchen an den Butterfly-Adapter konnektieren. Außerdem sind die dann luft- und keimdicht verschlossen bis ich beimpfe.
DAS ist natürlich wirklich cool, aber ich glaub, so was haben wir gar nicht:-nix Das wär was für mich und ich könnte mein System problemlos beibehalten. Aber muss auch so irgendwie gehen.

die Schwestern könnt ich dafür wohl nicht motivieren. Muss ja schon Port-, Pleura- und Aszites-Punktionen teilweise alleine machen...
Schön wär es ja, wenn bei uns ein Arzt überhaupt mal was alleine machen würde...Vor allem soll ich dann mitgehen und hab erst recht keine Ahnung. Bei uns geht für jede Handlung eine Schwester mit, aber so wirklich normal finde ich das auch nicht. Klar, will man nicht alles alleine machen, aber irgendwie gibt es eigentlich auch genug ärztliches Personal. Bei mir kommt ja auch keiner mit, wenn ich 'nen Patienten waschen muss :-))

Rico
22.10.2014, 20:13
[truba][;1788007']Was meinst du mit Port Punktionen? Den Port anstechen?Ja. Einbauen tu ich den nicht selber. ;-)

PrinzessinAmygdala
22.10.2014, 23:29
Also bei uns in der Dialyse nehmen wir in der Regel die BKs ab. Macht ja auch Sinn, wenn wir eh schon punktieren und Co. Kenne das auch, dass schon bei Infektionsverdacht abgenommen wird unabhängig, ob Fieber oder nicht. Nur wird der Katheter nicht direkt gezogen, sondern nur mit ABs erstmal gearbeitet. Schließlich sind die Katheter bei dialysepflichtigen Menschen ziemlich wichtig, solange kein ausgereifter Shunt zur Verfügung steht.

Dummie
23.10.2014, 17:16
Bei uns haben die Ärzte die Portpunktion übernommen. Es sei denn, jemand hat eine spezielle Weiterbildung dafür gemacht. Dann wurde das auch von der Pflege übernommen.

Miss
23.10.2014, 17:27
Man soll die Blutkulturflaschen aber beide nicht belüften. (ein anaerobes und ein aerobes Blutkulturflaschenpärchen nennt sich zusammen *eine* Blutkultur -übrigens)

Miss
23.10.2014, 17:30
Und bei uns ist es auch usus bei V.a. Sepsis o.ä. zeitnah den Katheter zu entfernen (falls vorhanden). Falls erforderlich Neuanlage und darüber (da ja auch steril gelegt -idealerweise ;-)) dann Abnahme einer Blutkultur.

Macht Ihr das eigentlich mit sterilen Handschuhen?

Miss_H
23.10.2014, 17:39
Macht Ihr das eigentlich mit sterilen Handschuhen?

Auf der Intensiv auf der ich Famu gemacht habe ja.

Kandra
23.10.2014, 17:52
Die Blutkultur abnehmen? Nein, das mache ich mit normalen Handschuhen. Ich berühre ja mit den Handschuhen auch nichts was irgendwie kontaminationsgefährdet wäre. (Die Vene muss man halt vor dem Desinfizieren tasten ;) )

Miss
23.10.2014, 18:04
Ok. Ich habs früher nämlich auch mit sterilen Handschuhen gemacht, jetzt aber auch nicht mehr. Klar, reichlich und gründlich desinfizieren, aber dann tuns m.M. nach wirklich auch.
Wollte nur mal hören.

WackenDoc
23.10.2014, 18:07
Ich seh da auch keinen Grund für und hab auch mit normalen Handschuhen abgenommen.
Wenn man sich etwas konzentriert und gut vorbereitet hat, fasst man ja nirgendwo hin, wo es steril bleiben muss.
Nur halt dran denken, dass man nach dem Desinfizieren nicht mehr nach der Vene tastet (ok, sollte man auch so nicht, aber bei BK wirklich nicht).

Und immer dran denken- beim beimpfen der Flaschen nicht zu sehr drücken. Ist ne ziemliche Sauerei, wenn die Spritze von der Kanüle diskonnektiert, während man ordentlich drückt.

Was das Belüften angeht- einfach nachlesen, was der Hersteller dazu sagt, sonst das Labor fragen.

JJ*
01.11.2014, 07:55
Ich "durfte" mich auf der Intensiv wo ich famuliert habe sogar jedes mal analog zur Arterienanlage zusätzlich zu den sterilen Handschuhen noch mit Mundschutz und OP-Haube bewaffnen...