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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ungeeignet für das Studium? Mein Traum bricht ein...



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FoxYx
27.10.2014, 22:31
Guten Abend.

Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich diesen Thread (der eigentlich ein "Mir selbst offen gestehen dass was im Busch ist) eröffnen soll oder nicht.

Ich habe dieses Jahr Abitur gemacht und einen Medizinstudienplatz ergattern können. Ich weiß, dass dafür viele ihre linke Hand geben würden! Aber nun überlege ich, abzubrechen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schwach bin. Ich fühle mich im Moment in einem dunklen Loch und habe Angst...

Seit dem der Präparierkurs begonnen hat bin ich mir extrem meiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Diese Leere, das Nichts - genauso, wie meine Präpleiche. Man ist ein kaltes Stück Fleisch und der Funke, der einem Leben eingehaucht hat, ist für immer verloschen.
Ich bin nicht religiös - ich denke, dass es danach vorbei ist. Schwarz. Leere. Nichts.

Und das ist mir in den letzten Tagen so krass bewusst geworden! Es gibt 10000x Krankheitsbilder, an denen ich bald sterben könnte. So vieles, was wir noch nicht behandeln können und vielleicht auch nie werden. So viele Mechanismen, die wir nicht verstehen. Ich könnte überfahren werden und nie wieder aufwachen. Und dieser Gedanke macht mich fertig. Ich weiß nicht, wie ich bitte ein Studium, in dem der Tod so präsent ist, aushalten soll.
Die theoretische Seite macht mir immer noch einen Heidenspaß (Zellbio, Chemie, ...) aber sobald ich daran denke, dass auch ich verwundbar bin, wird mir flau im Magen und ich frage mich nach dem Sinn, noch 6 Jahre zu studieren und dann im Krankenhaus - DEM Ort des Todes - zu arbeiten.

Ich gestehe mir gerade hiermit eine Niederlage ein. Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll. Die ganze Oberstufe habe ich auf den Medizin NC ausgerichtet, das war mein Ziel. Nun bin ich hier und merke, dass ich zu schwach dafür bin. Dass ich nicht genug Abstand nehmen kann, um dies als meine Lebensaufgabe anzunehmen. Man lernt einfach, dass der menschliche Körper eine unfassbar komplexe, aber unperfekte Maschine ist. Es kann so viel schiefgehen... und das macht mich echt fertig. Ist es in dieser Situation überhaupt ratsam, weiterzumachen?

Es wird ja nicht leichter. In der Klinik hat man Fächer, in denen es ja beinahe NUR um den Tod geht. Die Arbeit im Krankenhaus, noch mehr. Ich denke, ich bin zu schwach dafür.

Doch was soll ich nun anfangen? Meine Mutter rät mir zu einem Biostudium - da geht man das Thema theoretisch an (mag ich ja!) und ist nicht so mit dem Tode konfrontiert. Mein Vater meint, eine komplette Richtungsänderung wäre wohl am besten für meine Psyche. Ich selbst habe keine Ahnung, keine Perspektiven, fühle mich bedrückt und leer.
Hat jemand von euch schon mal davon gehört? Es tut mir Leid euch so zuheulen zu müssen, nur ist im Moment meine Welt am Einstürzen. Und dass, obwohl ich dankbar sein kann, gesund zu sein. Das ist whol das, was ich bisher am Meisten gelernt habe.

Danke auch an euch & ich hoffe, ihr könnt euch etwas reinversetzen und mir Ratschläge geben. Bin für alles offen.

EVT
27.10.2014, 22:48
Ach, so früh würde ich niemals entscheiden, ein Studium abzubrechen.
An den Präpkurs und den Rest gewöhnt man sich auch.

Später in der Klinik wirst du auch sehen, was man alles überleben und wie viel die Medizin schon kann. ;-)
Du lernst ja auch, wie du gewisse Sachen vermeiden und dein Risiko reduzieren kannst.

Es geht auch nicht in allen Fachrichtungen immer nur um den Tod. Es sterben ja auch nicht alle Patienten im Krankenhaus.
Aber klar, Leute sterben, man selber auch irgendwann. Aber da kann man sich auch ohne Medizinstudium Gedanken drum machen.

mary-09
27.10.2014, 23:03
Hallo,
ich würde mir das glaube ich nochmal genau überlegen an deiner Stelle. Klar, der Präpkurs war irgendwo eine krasse Angelegenheit und ich kann mich auch noch sehr genau dran erinneren, wie ich mich da die ersten Male gefühlt habe und welche Gedanken einem da durch den Kopf gehen. Bei mir ist das jetzt 4 Jahre her. Vielleicht kommt deine aktuelle Verunsicherung auch nur daher, dass das im Moment einfach alles noch ungewohnt und bisschen viel ist?

Hast du dir vorher auch schonmal solche Gedanken gemacht? Vom Auto überfahren werden oder an einer schlimmen Krankheit sterben kannst du genauso gut als Biologie-Studentin.
Ich denke du siehst das alles ein bisschen zu düster. Im Krankenhaus wird nicht nur gestorben. Klar auch das, aber da werden auch Menschen wieder gesund und es werden sogar Menschen geboren. Es kann also genauso ein Ort sein, an dem neues Leben das Licht der Welt erblickt, wenn ich das jetzt mal so doof schreiben darf ;). Und wie man sich von schlimmen Patienten-Schicksalen professionell "abgrenzen" kann, lernt man eigentlich mit der Zeit. Alles immer direkt an sich rankommen zu lassen, kann wohl auf Dauer nicht gut funktionieren.

Ich denke, niemand der das Studium hinter sich hat, ist für jedes mögliche Fachgebiet in der Medizin geeignet. Für mich persönlich gibts auch genügend Fächer, bei denen ich sage: "Niemals! Kann ich nicht und will ich nicht.", aber es gibt auch einige ganz tolle, auf die ich mich in der Uni freue, auf die ich mich im PJ freue und auch auf später. Kann mir kaum vorstellen, dass da für dich nichts dabei sein wird.

Meiner Meinung nach solltest du jetzt zumindest auf keinen Fall vorschnell dieses Studium abbrechen. Du hast doch wahrscheinlich grad mal 2-3 Wochen hinter dir, kommst frisch von der Schule, stehst wahrscheinlich zum ersten Mal so richtig auf eigenen Beinen und es ist ein komplett neuer Lebensabschnitt. Bis zum Sommersemester müsstest du ja sowieso warten, bis du was anderes studieren kannst und dieses 1. Semester würde ich an deiner Stelle echt fertig machen und gucken, wie sich das entwickelt. Es sei denn, das geht psychisch einfach gar nicht, aber das kannst nur du wirklich beurteilen.
Für mich klingt das jetzt zumindest im Moment am ehesten so, als wärst du mit deinem neuen Lebensabschnitt einfach ein bisschen "überfordert", was ich in deiner Situation völlig normal finde.
Gib dir einfach noch ein bisschen Zeit und schau, wie es sich entwickelt (wäre mein Tipp). :)

FoxYx
27.10.2014, 23:14
Vielen Dank für die Antworten schonmal! Ich weiß es zu schätzen, dass ihr mich zuhört.



Hast du dir vorher auch schonmal solche Gedanken gemacht? Vom Auto überfahren werden oder an einer schlimmen Krankheit sterben kannst du genauso gut als Biologie-Studentin.


Ja, solche Gedanken hatte ich schonmal in der Pubertät verstärkt. Hat sich dann erledigt, weil man an die Freunde, Schule, Liebe :-blush und solche Sachen gedacht hat, an die tolle Zukunft, sich auf die Uni gefreut hat, ...
Daraus kam auch ein bisschen der Wunsch Medizin. Weil man in der Medizin eben auch was machen kann! Ich fand die ganze Sache z.B. Neurophysiologie extrem spannend in der Schule. Ich bin da richtig aufgegangen, auch, als och gelesen habe, was so alles im Labor ausprobiert werden kann an Zellen etc.

Nicht alle, die überfahren werden müssen sterben, da, wie du schon sagtest, die Ärzte im Krankenhaus viel unternehmen können. Das war auch eine Motivation als blauäugiger Abiturient. Alles war schön glänzend, klar, den Tod gibt es, aber er schien so weit weg. Momentan sehe ich nur die "Gefahr". Ich wundere mich teilweise in der Straßenbahn, wie so viele von den Leuten am Leben sein können... ich sehe z.B. Übergewicht, Risiko, Risiko, Risiko. =(
Jemand raucht - ich denke mir, "wie können die nur die Gesundheit wegwerfen? Manche haben keine Wahl!"
Verfall & Degeneration scheinen so verbreitet, keine Ahnung, warum mir das so auffällt und dass so trifft gerade! Im Sommer waren mir solche Gedanken fremd.

Ziemlich obsessiv das Ganze. Ich weiß. Deshalb habe ich mich nun getraut, es wenigstens auszusprechen...
Das mit dem Sommersemester hast du gut erkannt. Ich habe mir versprochen, mindestens 2014 durchzuhalten.

Reisende
27.10.2014, 23:37
Hallo!

Ich denke, du bist nicht ungeeignet für’s Medizinstudium – schließlich hast du schon bewiesen, dass du die Intelligenz und den Ehrgeiz dafür hast.

Was du gerade durchmachst, passiert so ziemlich jedem Medizinstudenten einmal (auch wenn es manche niemals zugeben würden): du leidest quasi an einer dem Medstudium assoziierten Hypochondrie. :-D

Während meiner Zeit im Seziersaal war das zwar eigentlich noch bei keinem ein Problem… schließlich war es viel aufregender, eine „eigene“ Leiche zu haben und gegenüber Außenstehenden auch noch behaupten zu können, man würde täglich in einem Raum mit 65 Leichen „arbeiten“ – die haben vielleicht Augen gemacht! :-))

So richtig schlimm wurde es bei mir erst, als Pathologie am Stundenplan stand.
Man ist im dortigen Sezier- bzw. Obduktionsraum, hat 10 Leichen vor sich liegen, von denen 8 an coronaren Komplikationen verstorben sind. Früher oder später hat man da unweigerlich das Gefühl, man selbst wäre dann der nächste und wird nach einem Zuviel an Kaffee oder Red Bull ganz panisch, weil man ein coronares Ereignis fürchtet.

Einer der Lehrenden erzählte einmal auch von seiner Studienzeit. Auch bei ihm und einigen Kollegen war die Hypochondrie ordentlich ausgeprägt. Sogar so sehr, dass alle fünf eines Tages im Krankenhaus vorstellig wurden – Eigendiagnose: Verdacht auf Nierenkarzinom.
Und warum? Einfach weil der Patho-Prof in der Vorlesung erzählt hat, dass ein Nierenkarzinom KEINE Symptome macht… erst dann, wenn es zu spät ist.

Wie du siehst, bist du auf keinen Fall alleine. Ich denke mir, du hast dich in deinem bis jetzt noch kurzen Leben einfach noch nicht genug bzw. nachdrücklich mit „Sterben“ und „Tod“ auseinander gesetzt – das ist in der Regel für jemanden Anfang 20 auch recht unüblich.

Spätestens wenn du dann aber auf die 30 zu gehst, wird sich vieles in deinen Ansichten/ Meinungen/ Ängsten relativiert haben – du wirst viel abgeklärter sein und bspw. die Tatsache, dass du morgen sterben könntest, einfach hinnehmen können. Ebenso, dass Patienten sterben – im OP manchmal auch direkt unter deiner Hand.


LG

Dummie
28.10.2014, 01:58
Hey,

ich finde es sehr gut, dass du darüber mit deiner Famile und uns so offen sprechen kannst. Das ist für deine eigene psychische Gesundheit sehr wichtig und du solltest dir das unbedingt bewahren.

Wenn du Objektiv an die Sache ran gehst, dann wirst du feststellen, dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass du in nächster Zeit an einem deiner Krankheitsbilder erkranken wirst. Selbiges trifft ebenfalls auf deine anderen Sorgen zu.

Letztendlich handelt es sich beim Rauchen, usw. auch nur um Risikofaktoren. Hier sind wir erneut bei der Wahrscheinlichkeit. Es macht es einfach nur wahrscheinlicher. Ansonsten ist jeder für seine eigene Gesundheit verantwortlich. Da würde ich gar keine Gedanken verschwenden.

Ansonsten war das für dich wohl erst mal alles ziemlich viel. Verarbeite das erst mal und zieh daraus keine voreiligen Entschlüsse.

LG

Bonnerin
28.10.2014, 06:37
Hi,
hast du mal überlegt, dich vllt. mit dem Problem auch an deine Fachschaft zu wenden? Bei uns hat die Fachschaft nämlich eine "offene Gesprächsrunde zum Präp-Kurs" organisiert, zusammen mit einem evangelischen Pfarrer. Auch wenn ich nicht da gewesen bin, glaube ich, dass sowas für dich vllt auch hilfreich sein könnte.

Du machst dir auch ein bisschen zu viele Gedanken, finde ich. Darf ich fragen, ob du schon das KPP gemacht hast? Denn in meinen 3 Monaten ist eine Patientin gestorben, aber zahllose konnten gesund entlassen werden!

Nur deshalb das Studium schmeißen wäre meiner Meinung nach eine schlechte Idee, denn nach 1 Semester kann man das schlecht beurteilen.

Sticks
28.10.2014, 06:39
Auch wenn ich als Ehemaliger Wartezeitler zunächst die Augen verdreht habe, habe ich entschlossen doch noch was freundliches zu schreiben.

Auch mir wurde an einem Nachmittag allein mit 30 Leichen im Präppsaal klar wie sterblich ich bin. Ich teilte uns im Kurs immer in zwei Geuppen ein. Die lebenden und die, welche tot sind. Wir haben Anatomie gelernt, sie waren tot und lagen rum. Keine der Gruppen war besser, nur anders. Auch mir wurde klar, dass ich irgendwann so ähnlich aussehen würde, oder das einer meiner Familie auch mal dort liegen könnte.
Ich habe diese Erkenntnis wahrgenommen und mich ein Stück reifer und durch das Studium gewachsener gefühlt. Medizin ist nicht immer der Ponyhof wie er morgens im Ersten gezeigt wird. Ein schlechtes Arbeitsklima kann genau so hart sein. Aber es geht auch nicht immer nur um Leben und Tod.

Wie es sich anhört hast du gerade erst angefangen. Warte mal noch ein paar Wochen ab. Du scheinst sehr jung zu sein, vll brauchst du etwas mehr Zeit und eine genauere Vorstellung von einem klinischen Alltag. Vielleicht hilft das Pflegepraktikum.

konstantin
28.10.2014, 07:30
The präpleiche is the one with the disease!

lemonfridge
28.10.2014, 09:38
Ich schätze, du solltest das ganze Fach Medizin nicht als Fach, das sich mit dem Tod beschäftigt, ansehen, sondern vielmehr als Fach, dass sich mit der Heilung beschäftigt. In der Regel versucht der Mediziner ja diesen Tod zu verhindern. Die Sterblichkeit der Menschen sollte ein Thema für dich nicht nur als Mediziner sein, sondern generell als Mensch, wie manche schon sagten. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit einer Präpleiche vor der Nase einem schon komisch wird, aber im Endeffekt ist es ein Forschungsobjekt. Wie du sagtest, ein Fleischhaufen. Und meiner Überzeugung nach sind wir auch nicht mehr. Das, was uns ausmacht, ist nicht das Fleisch, sondern das, was dahinter steckte das Menschliche/Seele/wie auch immer du es nennen magst. Dieser Teil von uns verlässt uns nur beim Tod, wodurch nur noch ein Fleischhaufen bleibt. Ich bin nicht religiös, glaube auch an kein Leben nach dem Tod, aber dieses Konzept von Fleisch/dem Körper/der Maschine, die wir zum Leben nutzen und dem Menschlichen, was eben dahinter steckt, ist mein Weg, um mit der Sterblichkeit umzugehen. Gib nicht so schnell auf, du bist sicher nicht der erste dem komisch wird in den ersten präpkursen! Man kann sich an so gut wie an alles gewöhnen und evtl findest du ja auch Interesse daran? Und wenn nicht gibt es noch zig Bereiche in der Medizin, in denen der Tod nicht so präsent ist.
Edit: PS: ich habe meine erste Leiche im Pflegepraktikum gesehen und mit nem Pfleger in den Leichenkeller gebracht. Und ich dachte wirklich, dass es mich mehr berühren/schockieren würde. Aber ich hatte auch sehr viel Zeit, der Pfleger war da sehr rücksichtsvoll. Und wir haben die Leiche nicht präpariert. Aber vielleicht hilft es dir trotzdem, solche Erfahrungen in einem Pflegepraktikum in den kommenden Semesterferien zu machen? Du musst es ja eh machen und so findest du vielleicht die Zeit dich damit auseinander zu setzen! Du machst das schon.
Lg Lemonfridge

PrinzessinAmygdala
28.10.2014, 15:01
Ich hatte zwar noch keinen Präpkurs, aber schon meine Erfahrungen mit Toten gemacht. Kann mir durchaus vorstellen, dass es ein mulmiges Gefühl hinterlässt. Hatte dasselbe mit schweren Pflegefällen. Das ist mein persönlicher Horror, wenn ich mir meine Großeltern und Eltern so vorstelle. Man muss sich am besten einfach mal mit seinen Ängsten auseinandersetzen. Vorher verdrängt man diese unschönen Dinge immer und dann wird man plötzlich damit konfrontiert. Aber es gehört zum Leben dazu. Als ich deinen Text gelesen habe, musste ich irgendwie an Körperwelten denken. Dort sind ja auch zig Leichen ausgestellt, aber der Schwerpunkt liegt nicht darauf den Tod und die Vergänglichkeit darzustellen, sondern die Faszination und Wunder des menschlichen Lebens. Es ist also auch immer eine Betrachtungsweise. Wünsche dir noch viel Erfolg und eine wohlüberlegte Entscheidung ;-)

Flemingulus
28.10.2014, 15:27
Ich fand den Präpkurs voll ätzend und stehe der tieferen Sinnhaftigkeit von Tod, Leid und körperlichem Verfall doch auch eher skeptisch gegenüber. Im Ganzen fand ich das Studium aber super (nachdem die Anatomie glücklich und mit Glück überstanden war :-D ) und bin höchst zufrieden mit meinem aktuellen Job ohne Patientenkontakt. Mein bescheidener Beitrag zur empirischen Beweisführung, dass Freude am Leichenpräppen oder Lust auf Krankenhausluft keine notwendigen Voraussetzungen fürs Medizinstudium und die Zeit danach sind. :-)

tortet
28.10.2014, 18:11
Magst Du verraten, in welchem Bereich Du tätig bist? (sry die Neugierde)

Muriel
28.10.2014, 18:18
Er ist Pharmakologe. Und auch ich fand den Präpkurs nicht nur völlig sinnlos, weil ich da nur wertvolle Lernzeit vergeudet habe, die ich am Schreibtisch oder an Plastinaten meilenweit besser hätte nutzen können, ich fand ihn auch zum kotzen, habe jede einzelne Minute dessen gehasst und musste mich auch sehr abgrenzen, um das Hineinschneiden in totes Fleisch nicht überfordernd zu finden. Dennoch habe ich ihn überlebt und bin sehr glücklich mit meinem jetzigen Beruf. Wobei ich auch froh bin, eine Fachrichtung zu machen, die nicht andauernd mit furchtbar viel Leid konfrontiert wird.

tortet
28.10.2014, 18:23
Sehr schönes Fach.
Hatte auch so meine Probleme mit dem Präpkurs und der Anatomie. Man liebt das entweder oder man hasst es, so scheint es. Gottseidank gibt es Fächer wie Pharma und Biochemie.

WackenDoc
28.10.2014, 18:30
Den einen trifft das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit plötzlicher und heftiger, den andern weniger. Aber eigentlich trifft es jeden früher oder später.
Die Frage ist, wie du jetzt damit umgehst. Auch wenn du das Medizinstudium schmeisst, wirst du vor der Thematik nicht davon laufen können.

Einen guten Vorschlag fand ich das Gespräch mit dem Uni/Krankenhauspfarrer- da kann man auch hin, wenn man nicht besonders gläubig ist. Oder auch die psychologische Beratungsstelle.
Evtl. gibt es bei dir an der Uni auch einen entsprechenden Gesprächskreis. Oder du findest Komilitonen, mit denen du dich darüber austauschen kannst.
Evtl. gibt es auch Angebote in anderen Fachrichtungen.

Dem Präpkurs fand ich auch fürchterlich. Aber weniger wegen den Leichen, sondern wegen dem für mich recht sinnlosen freipräparieren der Strukturen in einem völlig fehlklimatisierten Raum. Ich glaub, heutzutage gibt es bessere didaktische Möglichkeiten.

Mietzekatze
28.10.2014, 19:13
Hallo Du!

Ich kann Deine Sorge auch gut nachvollziehen, auch wenn es bei mir nicht so die Angst vor dem Tod an sich ist, sondern eher die Angst vor den ganzen Krankheiten, die man so haben und kriegen kann. Ich denke, das geht fast allen Medizinstudenten früher oder später so. Ich sag immer, das Wichtigste für einen Medizinstudenten ist ein verständnisvoller Hausarzt :-)).

Ich muss mir allerdings auch immer wieder selber sagen, dass Seltenes selten ist und Häufiges häufig und dass man natürlich bei den Kursen (v.a. direkt in den Unikliniken) auch immer viele haarige Fälle (auch junger Leute) zu sehen bekommt, dass diese Fälle aber auch teilweise aus ganz Deutschland (und teilweise auch Ausland) kommen und nicht plötzlich 20 Ewingsarkome in Deinem Nachbardorf auftreten ;-).
Was ich andererseits aber auch im Studium gelernt habe und was mich sehr beruhigt hat, ist, wie viele Krankheiten man heilen kann bzw. das Leben gut verlängern kann, von denen ich vorher irgendwie ganz andere - gruselige - Vorstellungen hatte (schönes ungesundes Laien-Halbwissen).
Und die beste Erfahrung des Studiums, wenngleich auch vielleicht die härteste, war ein Tag auf der Palliativstation. Ich stand völlig neben mir und hatte mehr Last mit mir selbst als mit den Patienten. ABER - im Nachhinein bin ich sehr dankbar für die Erfahrung, weil ich gesehen habe, wie das Ende des Lebens auch aussehen kann, wenn man es erstmal schafft, auf eine solche Station (oder in ein Hospiz) zu kommen. Das beruhigt mich immer noch sehr und macht mir die Gedanken an das Ende des Lebens um ein Vielfaches leichter.

Wenn Medizin Dein Traumfach ist, gib noch nicht auf! Krankenhaus ist nicht der Ort des Todes. Natürlich gehört der Tod dazu, aber die meisten Patienten gehen doch auf eigenen Füßen wieder raus. Hast Du schon Praktika im Krankenhaus gemacht? Sonst mach das, bevor Du aufgibst. Guck Dir mehrere Fachgebiete an, Du musst ja nicht gleich mit der Kinder-Onkologie anfangen. Bei uns im Fachbereich Medizin gibt es auch psychologische Hilfe für solche (und natürlich auch alle anderen) Probleme. Vielleicht kannst Du bei Euch auch solche Hilfe finden.

Alles Gute! Ich drück die Daumen!

Arrhytmicin
31.10.2014, 18:37
Hallo lieber TE!
Du hast Recht, es gibt viele ernsthafte Krankheiten, viele Risikofaktoren, Menschen erkranken schwer, Menschen sterben - und sie werden geheilt! Oder ihr Leiden gelindert, ihr Leben so lebenswert wie möglich gemacht. Ihnen werden Schmerzen genommen und Schwindel und übelkeit und Ängste. Und warum? Weil sie sich in die Hände von Ärzten begeben. Du beschäftigst dich doch als mediziner vor allem damit, wie man Krankheiten verhindert und heilt! Der Tod ist leider Bestandteil deiner beruflichen Tätigkeit, aber er ist Bestandteil eines jeden Lebens. Sicher mag es dich jetzt depressiv machen, dir deiner eigenen Sterblichkeit so bewusst zu sein, aber man gewöhnt sich an den Umgang mit dem Tod!

Und dann noch ein kleiner Denkanstoß: nimm dir mal alle 200 Passagiere aus einem Zug. Wieviele von denen werden wohl ernsthaft krank sein? Vielleicht nur ein kleiner Prozentsatz.
Nun schau dir die gesamte patietenschaft einer internistischen Station an. Wieviele werden wohl hier ernsthaft erkrankt sein? Wohl der Großteil.
Und das musst du dir bewusst machen. Du arbeitest dann tagtäglich mit dem kleinen Anteil der Bevölkerung zusammen, der ernsthaft krank ist. Da kann man leicht hypochondrisch werden und denken, jeder im eigenen Umfeld und man selbst MUSS doch "irgendwas haben". Wahrscheinlich ist es nicht so. Und das zu erkennen, dazu braucht es einfach ein paar Jahre und du solltest dir dafür länger Zeit geben als 3 Wochen medizinstudium!

Ich hoffe, du machst weiter! Tausch dich vielleicht auch mal mit deinen Kommilitonen aus! Viele die cool tun, sind vielleicht auch offen gegenüber einem Gespräch, in dem sie ihre Gefühle bezüglich dem Umgang mit verstorbenen und den Leichen schildern können.

Alles Gute für dich!

jvc
04.12.2014, 23:36
hi
ich wol

EVT
05.12.2014, 00:56
Ja? Sprich dich aus. ;-)