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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Artikel zum Ärztemangel



Sebastian1
30.08.2003, 12:05
Für viele sicher keine neuen Informationen, aber dennoch interessant:

http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,263644,00.html

harlekyn
31.08.2003, 10:19
..mehr kann man dazu nicht sagen. Es sit wie überall in der Wirtschaft: ausbilden will keiner, aber beschweren das es keinen Nachwuchs gibt, tun sie sich alle! Bei einer solchen Entwicklung erscheint einem der Abbau von Medizinstudienplätzen ziemlich absurt.
Auch das Problem des Mangels an Aiplern und die Tatsache, dass viele Mediziner nicht mehr Patientenbezogen arbeiten, ist haugemacht. Jahrelang wurden sie durch Schichtdienst und unmögliche bezahlung "ausgelutscht" und jetzt wundern sich auf einmal alle, dass sich sowas bis zu den Studenten runter spricht und dann von denen natürlich niemand Lust hat, sich soetwas an zutun.
Im Gespräch mit Hausärzten erfährt man auch sehr schnell, warum geade dieser Berufszweig so unattraktiv sein muß. Meine Ansicht nach ein noch höheres Maß an Papierkram, dauernd Ärger mit den Krankenkassen, schlechte Bezahlung usw.
Durch die neue Regelnung der Arbeitszeit wird die Spanne zwischen Angebot und Nachfrage an Mediziner enorm vergrößern und der Mangl an Hausärzten wird sich meiner Ansicht nach noch weit mehr verschlimmern.
Es bleibt nur die geringe Hoffnung, dass die Politik dieser Entwicklung noch rechtzeitig beginnt gegen zusteuern!
:-meinung

Rugger
01.09.2003, 11:15
... zu den Ausbildungskosten...

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kostet die Medizinerausbildung pro Person und Jahr 28000€ (!). Die Quelle findet ihr hier. (http://www.spiegel.de/unispiegel/geld/0,1518,263275,00.html)
Teilweise ganz schön erbärmlich, was einem dafür teilweise geboten wird... und das die Klinikflucht keinen Anlass für echte Reformen bietet, verwundert einen schon...

Rugger

Ps. Übrigens, da wir gerade dabei sind:
"Wir haben in Deutschland eine lupenreine Zwei-Klassen-Medizin, die den Wohlhabenden, also den privat Versicherten, nützt. Das ist mehr als ungerecht. Die Gesellschaft bildet auf Allgemeinkosten die Top-Mediziner aus, stellt ihnen Top-Kliniken zur Verfügung, aber diese Mediziner behandeln dann fast ausschließlich Privatpatienten, während jene, die dieses System finanzieren, oft von übermüdeten und überlasteten Ärzten behandelt werden."
Zitat von Karl Lauterbach, Professor in Köln und Mitglied der Rürup- Komission. Das Interview im Original und in voller Länge findet ihr hier. (http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/magazin/index.html?id=511805&nv=ma_ct)
Der Mann hat recht, finde ich...

airmaria
01.09.2003, 19:21
Original geschrieben von Rugger
"Wir haben in Deutschland eine lupenreine Zwei-Klassen-Medizin, die den Wohlhabenden, also den privat Versicherten, nützt. Das ist mehr als ungerecht."

Jo, jeder der das abstreitet war noch nie beim Arzt oder im Krankenhaus... oder lügt!

"Mary" airmaria

harlekyn
01.09.2003, 23:44
Zwei Klassenmedizin sit etwas, was sich meiner Ansicht nach nicht vermeiden läßt. Jeder der Geld hat, wird sich auch immer ein bißchen mehr "leisten" können!
Diese Tatsache würde sich auch net ändern, wenn man, wie in andren Ländern, einfach nur eine, gesetzliche, Krankenkasse hätte.
So wäre aber zumindest für jeden die Versorgung garantiert und wer dem Arzt eben einen 1000 Euro Schein zustecken kann bekommt halt sein Einzelzimmer, mit Blick aufs Meer, Chefarztbehandlung und eigener Krankenschwester.
DAfür werden aber alle mit dem Versorgt was sie brauchen und es gibt keine 100 Krankenkassen mehr, die 20 Milliarden in ihre Verwaltung stecken müßen.

Heinz Wäscher
02.09.2003, 09:55
Wir haben hier keine 2-Klassenmedizin, sie besteht aus mehreren Klassen

a) Sozialamt bezahlt Behandlungen
b) "normaler" Kassenpatient (hier ist auch je nach Krankenkasse zu differenzieren, welche Leistungen zB abgelehnt werden zB AHB etc)
c) Kassenpatient mit Zusatzversicherung (zB für 2-Bettzimmer ohne Chefarzt)
d) 3.-Klasse-Privatpatient (2-Bettzimmer ohne Chef)
e) 2.-Klasse-Privatpatient (2-Bettzimmer mit Chef)
f) 1.-Klasse-Privatpatient (1-Bettzimmer mit Chef)
g) 1.-Klasse-Premiumprivatpatient (großes 1-Bettzimmer mit Chef)

h) Selbstzahler (zB Scheich <-- kein Witz!)

ob eine Privatversicherung so ein Vorteil ist, sei mal dahingestellt,
die Betreuung erfolgt durch wenige Ärzte (CA und evtl OA), das hat den Nachteil, daß der kollegiale Austausch fehlt (aber Chefärzte machen ja eh nie Fehler :-)) )

Privatversicherte bekommen oftmals Diagnoseverfahren nahegelegt, die eigentlich nicht dringend erforderlich wären, nur damit man diese abrechnen kann (oder warum muß eine 96jährige präfinale PrivatPat auf Teufel komm raus coloskopiert werden, wenn sie mit der Einweisungsdiagnose apoplektischer Insult kommt?)

Rugger
05.09.2003, 17:41
Original geschrieben von Heinz Wäscher
ob eine Privatversicherung so ein Vorteil ist, sei mal dahingestelltWer daran noch Zweifel hat, der sollte sich mal diesen Artikel zu Gemüte führen:
Kassenversicherte: Patienten zweiter Klasse (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,264072,00.html), mal wieder bei Spiegel Online (http://www.spiegel.de).

Heinz hat natürlich recht, daß es bei Privatpatienten hin- und wieder zu unsinnigen Untersuchungen kommt, aber das wird bei mündigen Patienten nicht allzu oft vorkommen - und überhaupt: lieber einmal zu viel untersucht, als einmal zu wenig...

Übrigens: ich habe heute genau die im obigen Artikel aufgeführte Erfahrung machen müssen: ich wollte mich in der hiesigen Kopfklinik nach der Möglichkeit einer Weisheitszahnextraktion erkundigen, und die erste Frage war: "Privat oder Kasse". Zuerst musste ich lachen, dann wurde ich aber eher sauer, als ich erfuhr, das die in frühestens zwei Wochen von statten gehen würde. Als Privater wäre ich mit Sicherheit früher drangekommen! Ganz schön ungerecht, das ein in großen Zügen von der Allgemeinheit finanziertes Gesundheitssystem manche (zumeist eh' schon Privelegierte) bevorzugt! Das kann imho eigentlich nicht sein!

Rugger

Rugger
10.09.2003, 11:33
Ich setze mal meine Artikelserie fort:
wie es unter Umständen auch anders (und besser) gehen kann, zeigen die Niederlande. Den Artikel dazu findet ihr hier (http://www.stern.de/politik/deutschland/index.html?eid=512425&id=512375&nv=ex_rt) (Ausnahmsweise mal aus dem Stern ;-) ).

Rugger

milz
10.09.2003, 12:13
Die NL haben in vielen Bereichen die Nase vorn.
Weitere Bsp.:

Arbeitslosigkeit (ältere Zahlen):
"... Deutschland lag mit 8,1 Prozent im März 2002 zwar etwas unter dem Durchschnitt, aber dennoch war dies die vierthöchste Quote unter den EU-Staaten. Am schlechtesten schnitt Spanien ab mit einer Arbeitslosigkeit von 12,9 Prozent. Die Quote für die Niederlande, die im Februar mit 2,4 Prozent den besten Wert hatten, war für März noch nicht verfügbar. ..."
http://www.n-tv.de/3008715.html

Bildungspolitik:
"Auch kann man den Pisa-Exekutoren harsche Kritik nicht ersparen. In der Teilnehmer-Liste der Studie fehlen ausgerechnet die Niederlande. Dort werden schon lange Qualitätssicherung und national verbindliche Leistungsstandards durchgesetzt. Die Tests am Ende der Grundschulzeit und beim Übergang von der Sekundarstufe I zur Sekundarstufe II werden von einem zentralen Institut durchgeführt."
http://www.welt.de/daten/2001/12/11/1211ku301583.htx

Und eher am Rande bemerkt:
Patientenversorgung mit Cannabis auf Rezept:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID2201002_TYP6_THE_NAVSPM1_REF1,00.html

Natürlich hat ein derart kleines Land eine höhere Flexibilität bei der Umsetzung nationaler Programme und die Rahmenbedingungen sind nicht in jedem Land gleich.
Trotzdem stellt sich die Frage, warum sich an denen nicht öfters mal ein Beispiel genommen wird!?

Lion
10.09.2003, 16:50
Natürlich gibt es auch in der medizinischen Versorgung mehrere Klassen.
Aber ist es in anderen Bereichen nicht auch so? Wer bereit ist mehr Geld auszugeben kann auch mehr erwarten. Teile der Medizin sind nunmal Luxus und das finde ich auch richtig so. Einerseits sich über die Beiträge beklagen, andererseits aber sämtliche Leistungen einfordern.

Woher kommt eigentlich diese Selbstverständlichkeit. Wenn ich mein Auto zur Reparatut wegbringe mecker ich doch auch nicht rum weil es die Autoversicherung nicht übernimmt. Das Beispiel mit dem holländischen Arzt finde ich sehr gut. Aber welcher Patient würde sich schon sagen lassen:"Sie bekommen nichts von mir, machen Sie mehr Sport oder schlafen Sie mal aus".

Aber ich möchte jetzt nicht wieder eine Grundsatzdiskussion über die "wenigen gut gestellten reichen" und die "armen vernachlässigten" Menschen starten. Ist nur meine Meinung.

Dr. Hyde
10.09.2003, 17:25
Zwei-Klassen-Medizin:

Lauterbach hat unrecht: Es ist vielfach umgekehrt. Die Situation in vielen Praxen ist mittlerweile so, dass die Privaten die Kassenpatienten mitfinanzieren. Ohne die lukrative Versorgung von Privaten müßten viele Ärzte, die gewissenhaft und ehrlich arbeiten, schließen. Bei einem Kleinkind zB eine Otitis zu diagnostizieren und zu therapieren bringt bei einem Kassenpatienten ca. 2 Euro, je nach aktuellem Punktwert (kein Witz!!). Bei einem Privaten kann zusätzlich zu dieser "Konsultationsgebühr" (bei wdh. Vorstellung in einem Quartal GOÄ Ziff. 2) noch eine "symptombezogene Untersuchung mindestens eines Organsystems" (Ziff. 5) und die Pauschale K1 (Kinder unter 4 Jahre) abgerechnet werden. Außerdem multipliziert mit 1,8-3,5.

Allgemein gilt doch: Für gutes Geld gibt´s gute Leistung. Es ist ja nicht so, dass die Privatversicherungen einfach alles vorne und hinten reinschieben, ihre Versicherten zahlen ja auch erheblich mehr Beiträge.

Gruß
Hyde