PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die alte Leier, welcher Facharzt für mich?



Seiten : [1] 2

Black Mamba
03.11.2014, 20:51
Ich weiß, solche Themen gibt es hier schon zu genüge aber ich weiß gerade einfach nicht weiter. Mein Examen habe ich im Frühjahr gemacht und ich muss jetzt endlich mal mit dem Arbeiten anfangen. Leider brennt mein Herz nicht für den einen Facharzt.

Es war eigentlich schon immer so, dass ich vieles in der Medizin interessant fand aber es war nie ein Fach dabei, das mich so richtig vom Hocker gerissen hat. Immerhin habe ich es geschafft schon einige Fächer auszuschließen (schlechte Arbeitsbedingungen, Unvereinbarkeit mit späterer Familie, keine Begabung). Übrig geblieben sind jetzt immer noch folgende Fächer: Neurologie, Dermatologie, Psychiatrie, Radiologie und Pädiatrie.

In der Neurologie habe ich im Studium die meisten Erfahrungen dank Famulatur und PJ gesammelt, ich finde das Fach auch sehr interessant nur kann ich mir nicht wirklich vorstellen mich später als Neurologe in der Praxis niederzulassen. Die Arbeitsbedingungen fand ich teilweise auch nicht so doll (viele Überstunden, stressig...)Ich weiß einfach nicht, ob ich das für den Rest meines Lebens machen möchte.

Die Derma finde ich auch interessant und könnte mir sehr gut vorstellen einmal eine Praxis zu haben, nur sieht der Stellenmarkt für die Derma extrem bescheiden aus. Zudem habe ich keine Praktika vorzuweisen.

In der Radio habe ich immerhin zwei Famulaturen gemacht und fand es vom fachlichen her okay. Der große Vorteil sind hier die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsweise- ich arbeite gerne im Stillen vor mich hin. Auch stört mich der geringe Patientenkontakt ganz und gar nicht.

Die Psychiatrie fand ich schon in der Vorklinik interessant, das hatte sich dann aber irgendwie verlaufen, sodass ich nie ein Praktikum dort absolviert habe. Jetzt bei der Stellensuche ist mir aufgefallen, dass einem Psych-Stellen förmlich hinterher geschmissen werden und daher bin ich jetzt am Überlegen erstmal dort anzufangen. Allerdings habe ich momentan keine Ahnung von der Psych und stelle es mir schwer vor dort förmlich als kompletter Neuling einzusteigen.

Das selbe gilt auch für die Pädiatrie, die mir erst eine Freundin schmackhaft gemacht hat, die seit kurzem dort arbeitet. Im Studium habe ich mich nie wirklich ernsthaft mit der Päd auseinandergesetzt, habe keine Famulatur gemacht etc. Jetzt denke ich, das könnte doch was für mich sein, stelle mir aber sehr schwer vor dort ohne Erfahrung einfach so anzufangen. Kinder sind ja doch anders als Erwachsene und ich habe auch keine weiteren Erfahrungen im Umgang mit Kindern.

Was mir wichtig ist: gute Arbeitszeiten, freundliche Stimmung auf Station, flache Hierarchien, Vereinbarkeit mit Familie

Und noch ganz allgemein gefragt: Wie wahrscheinlich ist es eine Stelle für eine FA-Ausbildung zu bekommen, bei der man keine Famulatur/kein PJ-Tertial/Promotion gemacht hat?

Helft mir!

Feuerblick
03.11.2014, 21:29
Was du nicht vergessen solltest: Egal, für was du dich entscheidest. Diese Entscheidung ist nicht in Stein gemeißelt und Fachrichtungswechsel sind möglich und hätten als allerschlimmsten Nachteil die Zeitverschwendung, falls sich die Zeit im ersten oder zweiten Fach nicht fürs letztendliche "Facharzt-Fach" anrechnen lässt... Du musst dich also gar nicht jetzt festlegen. Geh nach Interesse oder bewirb dich in allen Fachrichtungen, die dir gefallen und fang da an, wo deine Ansprüche am besten erfüllt werden. Und wenn das Fach dir dann doch nicht gefällt - weitersuchen!

WackenDoc
03.11.2014, 21:46
Was genau verstehst du unter flachen Hierarchien?

Black Mamba
03.11.2014, 22:04
@WackenDoc
Jetzt mal etwas überspitzt gesagt: ich möchte keinen dieser cholerischen Chefärzte, die meinen sie könnten ihre Assistenzen wie Untergebene behandeln. Ich möchte Oberärzte, die sich Zeit für die Weiterbildung nehmen und mit denen man sich auf Augenhöhe unterhalten kann. Ich will einfach ein freundliches, lockeres Klima auf Station.
Ich weiß, dass das nicht wirklich am Fach festzumachen ist, wollte es aber dennoch nicht unerwähnt lassen. Man hört ja oft, dass es auf der Päd. eher freundlich zugeht...mal als Bsp. Ist natürlich alles Hören-Sagen, da ich selber nie auf der Päd war.

Kackbratze
03.11.2014, 22:12
Ich hab gehört in der Unfallchirurgie sollen alle total nett sein. Hab da auch nie gearbeitet, aber nur so als Bsp.

Miss_Verständnis
03.11.2014, 22:26
Wo haste das denn gehört, dass es in der Pädiatrie freundlich zugeht?
Ich kenne mind. 2 Leute, die nach ihrem PJ in der Päd total frustriert nach einem anderen Fach gesucht haben.. das lag vor allem am Klima der Klinik..

Speranza100
04.11.2014, 06:28
Hej
ich wollte mich mal kurz zu Wort melden: ich habe mich die ersten 1,5 Berufsjahre auch nicht mit Ruhm bekleckert im Sinne von straight DEN Facharzt anstreben, unsere Stellensituation ist zumindest so entspannt, das man sich gut auch einen Wechsel oder zwei leisten kann, und selbst wenn es dann immer noch nicht passt weiter sucht. Jede Erfahrung ist was wert, das zumindest habe ich gemerkt, und egal in welchem Fach ich bisher gearbeitet habe, hat es mir im nächsten etwas gebracht und den Horizont erweitert - und man bleibt flexibel.... natürlich "muss man auch an den Lebenslauf denken", jedoch habe ich in Vorstellungsgesprächen immer sehr genau benennen können, warum jetzt so und nicht anders und dann war das Thema abgehaktt, ich muss aber dazu sagen, dass ich auch örtlich flexibel war und bin und mich nicht in DEN Lieblingsgegenden beworben habe (wobei eine Stelle auch in HH war). für das Selbstwertgefühl ist es manchmal etwas merkwürdig, ich "beneide" auch meine Kommilitonen, die sofort an der ersten Stelle blieben und wussten was sie wollten. Aber wir haben so viele Berufsjahre vor uns, mach dich frei davon, immer im selben Fach arbeiten zu müssen. Du kannst auch zwei oder drei Fachärzte machen ;)
Nur mal so als Denkanstoß, denn mir ging es sehr ähnlich (und geht es immer noch...) Lernen tust du überall was, und Erfahrung bringt dir alles. Egal ob persönlich oder fachlich. ich merke z.B. das ich mich mittlerweile super schnell in Teams einfinden kann, weil ich es "geübt" habe.... hat alles Vor- und Nachteile... Viele Grüße

WackenDoc
04.11.2014, 07:14
Vorsicht mit sog. flachen Hierarchien- dahinter kann eine Führungsschwäche stecken, die mehr Probleme macht als ein strafferer Führungsstil.
Ein autoritärer Führungsstil bedeutet im Gegenzug nicht automatisch einen cholerischen Chef.

Auf einer Augenhöhe mit den OÄ als Jungassistent? Ähm nein. Respektvoller Umgang ja- auf Augenhöhe wirst du nicht sein mal davon abgesehen halte ich das auch nicht für sinnvoll.

Black Mamba
04.11.2014, 07:46
@Miss_Verständnis: Die besagte Freundin von mir, die sowohl ihr PJ in der Päd gemacht hat als auch jetzt dort arbeitet (anderes KH) findet, dass die Stimmung in der Päd eine andere ist als bspw. in der Inneren.
Mir ist klar, dass das alles persönliche Erfahrungen sind und es natürlich nicht überall so ist. Das ist halt ihr Eindruck und ich wollte mal horchen ob ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht hat.

Black Mamba
04.11.2014, 07:53
Vorsicht mit sog. flachen Hierarchien- dahinter kann eine Führungsschwäche stecken, die mehr Probleme macht als ein strafferer Führungsstil.
Ein autoritärer Führungsstil bedeutet im Gegenzug nicht automatisch einen cholerischen Chef.

Auf einer Augenhöhe mit den OÄ als Jungassistent? Ähm nein. Respektvoller Umgang ja- auf Augenhöhe wirst du nicht sein mal davon abgesehen halte ich das auch nicht für sinnvoll.

Du hast mich erwischt, "auf einer Augenhöhe" war doof formuliert. Klaro bin ich fachlich und erfahrungstechnisch nicht mit dem OA auf Augenhöhe aber menschlich doch schon. Damit meinte ich den, wie du sagst, respektvollen Umgang.

Black Mamba
04.11.2014, 08:00
@Feuerblick & @Speranza100

Danke für eure Meinungen, damit nehmt ihr mir auch ein bisschen die Illusion vom "perfekten" FA, den man straight durchzieht (okay, war mir klar, dass das nicht so wird). Trotzdem neidisch bin ich schon auf meine Kommilitonen, die schon mehrere Semester vor dem Examen wussten, was sie machen wollen (oder spätestens jetzt) und jetzt glücklich in ihrem Fach sind. Mich fragen immer alle, was ich denn nu machen möchte und ich komm mir immer ziemlich blöd vor, wenn ich da keine eindeutigen Antworten geben kann.


Ich hab gehört in der Unfallchirurgie sollen alle total nett sein. Hab da auch nie gearbeitet, aber nur so als Bsp.
Na dann ab in die Unfallchirurgie!
Nee quatsch, für Chirurgie bin ich null begabt aber ich weiß, was du sagen willst ;)

Mano
04.11.2014, 08:54
Wenn ich deine Liste so lesen, dann spricht gegen Derma nur die schlechte Stellensituation, oder? Dann bewirb dich doch erstmal dort und wenn es nicht klappt hast du immer noch gegnügend Alternativen zur Auswahl.
Ansonsten gibt es zwischen den von dir genannten Fächern ja auch eine Reihe Überschneidungen, die vielleicht als Fernziel interessant wären: Neuropädiatrie, Neuroradiologie, Kinderpsychologie und Neurologie/ Psychiatrie verlangen eh ein Fremdjahr im jeweils anderen Fach.

Achja: Fehlende Erfahrung in den jeweiligen Fächern würde ich nicht als Ausschlusskritereium nehmen. Ist sicher nicht verkehrt, wenn man Famulatur/ PJ dort gemacht hat - aber die Arbeit als Assistetent ist eben doch eine vollkommen andere, als als Student, da machen 2-3 Monate Praktikumserfahrungen am Ende nicht wirklich einen Unterschied.

Feuerblick
04.11.2014, 16:19
Vorsicht mit sog. flachen Hierarchien- dahinter kann eine Führungsschwäche stecken, die mehr Probleme macht als ein strafferer Führungsstil.
Ein autoritärer Führungsstil bedeutet im Gegenzug nicht automatisch einen cholerischen Chef.

Auf einer Augenhöhe mit den OÄ als Jungassistent? Ähm nein. Respektvoller Umgang ja- auf Augenhöhe wirst du nicht sein mal davon abgesehen halte ich das auch nicht für sinnvoll.
Danke dafür! Viele der heutigen Chefärzte stehen total auf flache Hierarchien, haben dann aber auch nicht den A**** in der Hose, einfach mal Dinge zu entscheiden... :-nix Ergo: Ich hab viel lieber autoritäre Chefs als Weicheier, die von allen liebgehabt werden wollen ;-)

@Mamba: Selbst ich, die ich eigentlich schon vor dem Studium wusste, welches Fach ich machen möchte, habe einen fachlichen Umweg gemacht und auch im eigenen Fach noch mehrfach die Stelle gewechselt. Man lernt immer was dazu!

WackenDoc
04.11.2014, 16:53
"Flache Hierarchie" hat übrigens einen bösen kleinen Stiefbruder- die Respektlosigkeit.

Eilika
04.11.2014, 17:14
Naja. Kann man so ja aber auch nicht verallgemeinern! Ich habe immer das Gefühl, dass die Hierarchien in der Schweiz eher flach sind. Dennoch habe ich Respekt vor Vhaf, leitenden Ärzten und Oberärzten. Den habe ich auch, wenn ich sie hier (fast alle) duze und mich bei allen auch traue, meine Meinung und meinen Standpunkt zu vertreten. Andersrum fühle ich mich von meinen Vorgesetzten auch respektiert, meine Meinung ist wichtig und ich bin nicht nur Assistent xy, sondern eben ein Teil des Teams...

Christoph_A
05.11.2014, 12:08
Naja, aber ein Du ist ja noch kein Teil einer flachen Hierarchie. War in D auch mit allen außer dem CA, inklusive leitendem OA per Du, würde aber die Hierarchie in meiner alten Klinik als nicht unbedingt flach bezeichnen.
Und daß man jedem im Team, auch der Pflege oder dem Fahrdienst, Respekt entgegenbringt, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Trotzdem kann ich Wacken nur Recht geben, es ist einfach unmöglich, als Jungassi mit dem OA auf einer Stufe stehen zu wollen, da fehlen Lichtjahre an Kompetenz und Erfahrung. Und auch das ist eine Frage des Respekts, die eigene Position im Team anzuerkennen und nicht irgendwelche übertriebenen Ansprüche in den Raum zu pusten.
Und es muß für alle im Team klar erkennbar sein, wer der Boss ist, frei nach dem alten Schafkopfprinzip "Ober sticht Unter".

Black Mamba
05.11.2014, 14:18
Hängt euch doch bitte nicht an diesen einen Begriff auf. Ich bin ja schon zurückgerudert und ehrlich gesagt, habe ich den so aus einer existierenden Stellenanzeige übernommen. Wie gesagt, ich weiß, dass ich als Assi mit dem OA fachlich überhaupt nicht auf einer Ebene stehen kann und würde mir das auch niemals einbilden. Es ging mir nur um den menschlichen Umgang miteinander. Es war doof formuliert. Punkt.
Würde mich stattdessen über eure Erfahrungsberichte zur FA-Wahl/-Entscheidung freuen.

SusiSorgenlos
05.11.2014, 15:15
Ich finde das Klima, flache Hierarchien kann man nicht unbedingt am Fach fest machen, das hängt von der Klinik bzw. Abteilung ab. Ich finde Neurologie nicht unbedingt familienfreundlich und Pädiatrie in der Klinik auch nicht. In der Psychatrie bekommt man die Stellen hinterher geschmissen, aber da ist wohl auch der Personalmangel gross, was die Arbeitsbecingungen dann wieder verschlechtert. Von der Psychatrie kann man natürlich gut in die Neurologie wechseln bzw. Man braucht eh ein Psychatriejahr. Dermatologie habe ich keine Erfahrungen, Tadiologie auch nicht. Aber 1 Jahr Derma oder Radiologie schadet auf jeden Fall nicht. Bist du denn örtlich gebunden? Sonst such dir doch einfach verschiedene Stellen raus und bewirb dich, schau dir die Abteilungen an, hospitiere und fang dort an, wo es dir gefällt.

Relaxometrie
05.11.2014, 15:22
Psychiatrie schreibt man mit zwei "i" :-)

unstet
07.11.2014, 22:05
Hallo,

Ich finde jetzt nicht dass ein gutes Stellenangebot die Arbeitsbedingungen verschlechtert...im Gegenteil: dann bist du eher im Vorteil was deine Forderungen betrifft. Natürlich, die Sache mit den flachen Hierarchien ist irgendwo auch Glückssache...deswegen hospitier doch bei der Klinik, die dich interessiert und rede mit den dortigen Assis.

Zur Psychiatrie: wenn das Einzige das dich davon abhält fehlende Praktika sind, dann sei beruhigt: es geht auch ohne. Das Fachvokabular eignet man sich schnell an. Viel wichtiger ist eher die Frage: möchtest du nun lieber allein für dich arbeiten, wenig Patientenkontakt und möglichst wenig Querelen: dann ist Radio eher für dich geeignet als Psychiatrie. Dort hast du halt viel Kontakt zu Patienten, manchmal mehr als du möchstest ;) Für dich diese Eingangsfrage klarzustellen ist denke ich am wichtigsten, vor allem da du sagst es interessiert dich seit der Vorklinik. Überleg was dich daran interessiert und orientier dich ein wenig an der Stellenlage. Denn wie schon vorher gesagt: ein Fachwechsel ist keine Schande!
Viel Glück bei der Entscheidung!