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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich habe bei Pflege geholfen ?!



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Nnoitra
08.11.2014, 00:16
Ich habe mich jetzt mal hier angemeldet um das Thema anzuschneiden, obwohl hier im Forum schon so einige Stunden verbracht habe :-). Zuerst mal zu mir: Vorm Studium hab ich einige Jahre als Krankenpfleger gearbeitet.

Ich war heute bei einem Patienten im Zimmer und wollte danach in die Pause gehen. Als ich dann fertig mit dem Gespräch war meinte der Patient er müsse noch dringend auf die Toilette. Ich hab ihn dann schnell aus dem Bett geholt und auf einen Toilettenstuhl gebracht. Ich bin dann in die Pause und hab schnell noch im Schwesternzimmer bescheid gesagt, dass Patient XY aufm Stuhl sitzt. Die Schwestern haben mich dann 2-3 Sekunden sehr verwundert angeschaut und dann ok gesagt.

Also Moral der Geschicht:
Ist das so unnormal , dass man da mal schnell in der Pflege hilft wenn man grade Zeit hat oder mache ich das jetzt nur weil ich den "Pflegebackground" hab? Ich bin mir auch nie zu fein mal ein Bett zu machen, wenns grade passt.

Kackbratze
08.11.2014, 00:29
Habe heute im OP instrumentiert. Und?

Wenn "die amorphe Masse" Pflege dich danach anfängt auszunutzen, mach es nicht wieder.
Fertig, aus.

Ansonsten hast Du doch nix falsch gemacht, oder?

Nurbanu
08.11.2014, 00:50
Kommt auf den Charakter an. Wenn ich bei meinem Nebenjob dem ärztlichen Dienst unterstellt bin, gebe den Patienten zu trinken, hole Dinge aus dem Kleiderschrank und öffne/schließe das Fenster, wenn sie mich darum bitten. Ist zwar nicht mein Job und ich habe auch nicht in der Pflege gearbeitet, bis auf das KPP, weiß aber, dass die Schwestern viel zu tun haben und der Patient unnötig lange warten müsste. Wenn ich schnell und unkompliziert helfen kann, mache ich das. Für mich ist das auch eine Frage der Menschlichkeit. Ich würde nicht anfangen, Betten zu beziehen o. ä., aber Dinge, die nicht warten können, würde ich machen.
Nur wie Bratze geschrieben hat, nicht ausarten lassen, dass dich Schwestern ausnutzen. Wenn eine Schwester da ist, kann sie das machen. Genauso zur Klingel laufen. Oder Betten beziehen!

Fr.Pelz
08.11.2014, 08:32
Nö das finde ich auch ganz normal, mal kurz zu helfen -gerade wenns um die Ausscheidungen geht tun mir die Patienten manchmal sehr leid, die lange auf die Schwester warten müssen, weil die nunmal unterbesetzt sind. Andererseits sind wir Ärzte auch chronisch unterbesetzt, deswegen kann man das nicht regelmäßig machen - aber wenn es sich aus der Situation ergibt, klar. Finde ich auch nur menschlich. Ich bring auch öfter das abgenommene Blut ins Labor, wenns auf meinem Weg liegt oder bringe den Schwestern ihre Post aus dem Sekretariat mit. Dafür kopieren mir die Schwestern manchmal was oder heften die Akten (ist bei uns eigentlich Arztaufgabe). Alles eine Frage des Arbeitsklimas.

smanpodg
08.11.2014, 11:47
Ich mache alles, bis auf die Grundpflege. Aber nur, weil es zu viel Zeit kostet. Der Chef hat es dann verboten "Sie sind Ärzte, sowas will ich hier nicht sehen." Ich machs trotzdem, weil ich mir keinen Zacken aus der Krone breche. Nur, solange es meine Zeit zulässt und ich meinen Kram fertigbekomm.... Ausgenutzt hab ich mich noch nie gefühlt und ich weiß, könnten die Schwestern mir bei meinem Mist was helfen, würden die das genau so tun. Außerdem öffnet es Tür und Tor auf der Station ;) Mir werden Brötchen geschmiert, Mittag wird mir gekocht und für den Spätdienst bekomm ich was aufgehoben, damit "der Jung was zum Essen hat".
Das gefällt mir wiederum und das bisserl Pflege ist dafür doch gut zu machen :)

WackenDoc
08.11.2014, 11:57
Ich würde es nicht machen und finde es auch nicht gut.
Habt ihr mit eurer ärztlichen Arbeit so wenig zu tun, dass ihr auch noch die Aufgaben der Pflege übernehmen könnt?
Ich sprech jetzt nicht davon, mal nem Patienten ein Glas Wasser einzuschenken oder was mitzunehmen wenn es eh auf dem Weg liegt.

Aber Betten machen? Patienten auf den Toilettenstuhl setzen? Das geht in meinen Augen zu weit.

Und schon mal überlegt, wie das versicherungstechnisch ist, wenn euch oder dem Patienten dabei was passiert?

unstet
08.11.2014, 14:20
Ich würde es nicht machen und finde es auch nicht gut.


Aber Betten machen? Patienten auf den Toilettenstuhl setzen? Das geht in meinen Augen zu weit.

Und schon mal überlegt, wie das versicherungstechnisch ist, wenn euch oder dem Patienten dabei was passiert?

Wie z.B.? Beim Pinkeln vom Toilettenstuhl fallen? Oder sich in einem ärztlich bezogenen Betttuch verwickeln? :-))

Joa, ich hätte jetzt auch nicht die Zeit oder die Ambition ein Patientenbett zu beziehen...aber mal eine Flasche Wasser reichen, einen beratungsresistenten Patienten zum EKG zu transportieren oder eine i.m. Injektion setzen mach ich auch mal (letzteres weil ich es spätestens als Niedergelassene oder in einem Notfall eh selber machen muss, ansonsten ist das Pflegeaufgabe). Mehr aber auch nicht, Medikamente austeilen höchstens wenn die Pflege mal akut überlastet und unterbesetzt ist und nur eine FSJlerin verzweifelt mit ner Schachtel in der Hand rumsteht. :)

Stephan0815
08.11.2014, 14:39
Denke auch, daß das eher situationsbezogen ist. Jemanden schnell mal auf den Toilettenstuhl zu setzen, ist vom Zeitaufwand her wohl meist tolerabel, insbesondere bei starker Dringlichkeit beim Patienten. Vorausgesetzt man muss jetzt nicht irgendwo auf Station nach eben diesem Stuhl suchen - in dem Fall wäre zeitlich optimaler wohl die Pflegekraft zu kontaktieren, die auch weiß, wo der Stuhl steht.
Bett neu zu beziehen ist 1. meistens nicht so dringlich, 2. vom Zeitaufwand, sofern man die Materalien erstmal suchen muss, eher nicht drin.
Und warum nicht einen Patienten im Rollstuhl zur Diagnostik kutschieren, wenn man eh grad auf dem Weg dorthin ist? Aber klar sollte auch sein, daß es sich hierbei um Gefälligkeiten meinerseits handelt, eine Erwartungshandlung mir gegenüber, fände ich völlig deplaziert.

Peter_1
08.11.2014, 15:17
Ist das so unnormal , dass man da mal schnell in der Pflege hilft wenn man grade Zeit hat oder mache ich das jetzt nur weil ich den "Pflegebackground" hab? Ich bin mir auch nie zu fein mal ein Bett zu machen, wenns grade passt.

Bin mal gespannt wie viele User daraufhin jetzt antworten:
"ich helfe der Pflege nie, ich bin Akademiker, mit dem niederen Gesocks will ich nix zu schaffen haben". :-))

Wie viele User werden wohl antworten:
"oft mache ich während des Blutabnehmens schon mal die komplette Unterbodenwäsche, ich bin mir doch nicht zu fein für so was, wir sind doch alle ein Team und so..., ausserdem habe ich ja selber mal in der Krankenpflege gearbeitet...." to be continued... :-))

Ich wette jetzt schon mal: 1:10 mindestens :knuddel:

lottisworld
08.11.2014, 16:02
Klar helfe ich, wenn die Situation es erlaubt/erfordert. Finde ich selbstverständlich. Ausnutzen lassen mach ich aber nicht, hab ich auch damals in der Pflege so gehandhabt und bin gut damit gefahren.

smanpodg
08.11.2014, 19:02
Also, ich meine natürlich nicht, dass ich da erstmal nachsehe, ob pfelgerisch alles passt... Ich meinte das, wenn eben was akut ist. Toilette, mal ne Infusion bereiten, anhängen, wechseln (Was eh eigentlich delegierte Arbeit ist ;)) und eben auch ins Isozimmer wenn ich da eh ne Portnadel lege, das Frühstück mitnehmen, der betagten Dame schnell das Bröcteh zurechtmache, wenn ich eh drin bin. Dann visitiere ich gleich mit, erledigt und aus. Aber wie gesagt, wenn was zu schwer ist (heben, tragen) bin ich mir als Akademiker auch nie zu fein, anzupacken... Warum auch nicht?

papiertiger
10.11.2014, 09:07
Ich habe tatsächlich in meiner ersten Famulatur mal ziemlichen Ärger mit den Ärzten auf der Station, der ich zugeteilt war, bekommen, weil ich es mir erlaubt habe, einen Patienten, bei dem ich ein EKG schreiben sollte, selbst im Rollstuhl mit in den Funktionsbereich (war auf dem selben Stockwerk, nur zwei Flure weiter) zu nehmen, da ich mich ja eh von Station dorthin bewegen musste um das EKG zu schreiben und es recht zweckdienlich fand, den Patienten direkt mitzunehmen ;-)

Das Problem war allerdings, dass die Situation dort in der Vergangenheit insofern eskaliert war, dass aus solchen kleinen Gefälligkeiten einen völlig überzogene Erwartungshaltung der Pflege erwachsen ist. Gegen die konnten sich dann gerade die jüngeren Assistenten nur sehr schwer zur Wehr setzten. PJler und Famulanten wurde grundsätzlich komplett von der Pflege vereinnahmt und kamen (lt Erzählungen) vor lauter "Gefälligkeiten" gar nicht mehr zu irgendwas anderem.

Vor diesem Hintergrund konnte ich die Haltung des dortigen ärztlichen Teams zwar durchaus nachvollziehen, schade fand ich das aber dennoch. Die Leute waren da offenkundig in eine Situation geraten war, in der sie sich nicht anders als durch völlige Verweigerung zu helfen wussten. Hat dem Klima nicht gut getan. Ob man das auch anders lösen oder klären hätte können möchte ich mir nach nur 4 Wochen dort nicht anmaßen zu beurteilen.

WackenDoc
10.11.2014, 10:04
Was ich mit versicherungstechnischen Problemen gemeint habe- ein Patient, der auf einen Toilettenstuhl angewiesen ist, ist normalerweise nur eingeschränkt mobil. Jetzt stelle man sich vor, ein Arzt hilft dem Patienten, beide rutschen dabei weg und brechen sich was. Ihr glaubt doch nicht, dass da irgendjemand hinter euch steht. Und was meint ihr, was los ist, wenn dann auch noch der Chef im Vorfeld solche Maßnahmen durch ärztliches Personal verboten hat.

Eine Pause dient der Erholung und dem Sammeln von Kräften für den weiteren Dienst da sollte man nicht noch Aufgaben von anderen Berufsgruppen übernehmen.

McBeal
10.11.2014, 10:21
Es kommt immer drauf an. Komplette Grundpflege mache ich auch nicht und beziehe auch keine Betten. Aber selbstverständlich wickle ich auf Neo die Kinder auch, wenn ich eine Untersuchung oder ein Sono mache und sie dafür ausziehe und wenn ich gerade Leerlauf habe und es voll ist, helfe ich selbstverständlich auch beim Füttern mit, damit die Babys nicht so lange schreien müssen. Dafür übernehmen dann wiederum aber auch die Schwestern wieder Tätigkeiten, die woanders die Ärzte machen und natürlich gebe ich nur eine Flasche o.ä, wenn ich sonst meine Aufgaben erledigt habe.

LG
AllY

Christoph_A
10.11.2014, 11:03
Betten machen, Häufchen wegräumen, Urinflaschen leeren, aufs Klo bringen => No gos. Das ist pflegerische Tätigkeit und geht dich als Arzt 0,0 an. Machst es einmal, wirst gern und oft vereinnahmt und irgendwann erwarten die es dann von Dir.
Lagern helfen, randalierenden Patienten einfangen, mal ein Glas Wasser einschenken, Fenster öffnen, Glotze ausschalten => gerne, das gehört zu einem funktionierenden Team dazu in meinen Augen.
Dennoch muß man, gerade als Jungassi, eine klare Trennlinie zwischen sich und dem Pflegepersonal ziehen, sonst kann es schnell passieren, daß man ausgenutzt wird.

Weißes_Rössel
10.11.2014, 20:08
Ich helfe auch gerne mal bei pflegerischen Sachen mit. Wenn ich neben dem Patienten stehe, kann ich ihm auch gerne mal sein Becherchen mit nem neuen Getränk füllen. Ich hab das früher auch gar nicht so eng gesehen. Allerdings ist es mittlerweile bei uns im Haus so, dass die Pflege chronisch unterbesetzt ist und wir als "hilfsbereite" Ärzte diese von der PDL tolerierten Lücken schließen, indem wir z.B. nachts helfen, Betten zu schieben, weil die Schwestern auf den Stationen alleine sind, nicht weg können und es nachts keinen Patiententransport gibt usw. Geholfen ist dann auf langer Sicht auch niemandem,außer vielleicht der Verwaltung, weil die mal wieder ne Stelle in der Pflege streichen konnten. :-nix

Nurbanu
10.11.2014, 20:21
Dann bleiben nachts die Betten wo sie sind. So einfach.

*milkakuh*
10.11.2014, 20:25
Dann bleiben nachts die Betten wo sie sind. So einfach.

...und was machst du mit dem Patienten, der mit V.a. Lungenembolie dringend ins CT muss? Liegen lassen, weil die Verwaltung nachts keinen Transportdienst bezahlt? :-keks

Brutus
10.11.2014, 20:53
Die Patienten, mit denen ICH ins CT fahre, sind eh beatmet oder kurz davor, von daher bin ich da sowieso mit dabei. ;-)
Ansonsten bin ich da pragmatisch (außer bei Tiernahrung)... :-))
Wenn ich Nachts im OP bin und der Patient geht hinterher nicht auf die ITS, dann kann ich natürlich im AWR noch eine halbe Stunde warten, bis die Stationsnachtschwester ihre Runde gemacht hat und dann die Zeit findet, den Patienten im AWR abzuholen. Oder aber ich fahre den Patienten eben selbst hoch und stelle ihn vor die Kanzel. Dann braucht die Schwester nicht runter, und ich kann schneller wieder nach Hause. :-nix
Tagsüber wissen die aber auch, dass das nicht passieren wird. Und wenn es mal länger dauert... gibts ein Snickers. Ich bin eh bis 16 Uhr da. Und wenn die Station nicht liefert / abholt, dann können sie das gerne mit dem Operateur ausdiskutieren, ich lehne mich da entspannt zurück. Ist seine Station. ;-)
Ansonsten breche ich mir wohl keinen Zacken aus der Krone, wenn ich mal eine Flasche Mineralwasser anreiche, ein Fenster aufmache oder beim Aufstehen helfe. Und wenn man lieb fragt, dann kann man entweder lieb ablehnen oder eben schnell ein bißchen helfen...

Nurbanu
10.11.2014, 20:54
Die Schwestern kreativ werden lassen. In dem KH, in dem ich mein KPP absolviert habe, gab es auch nur eine Nachtschwester. Aber auf einer Etage sind mehrere Stationen, also musste eine Schwester zeitweilig zwei Stationen betreuen.