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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zahnmedizin in München?



Philipp...
11.11.2014, 23:30
Hallo!
Ich habe eine ziemlich schwierige Entscheidung zu treffen, und würde mich über eventuelle Anregungen und Denkanstöße eurerseits sehr freuen.
Nun: Ich habe mein Abi 2013 mit 1,3 in Bayern gemacht. Dann nahm ich mir ein Jahr Zeit, um einige meinenr Träume zu verwirklichen (Freiwilligenarbeit in Nepal, Bergsteigen in Pakistan, Backpacking in Südostasien). Zudem machte ich in diesem freien Jahr zwei Pflegepraktika im Krankenhaus, nach welchen ich mir absolut sicher war, dass ich meine Zukunft in diesem Betätigungsfeld sehe. Blöd nur, dass ich mich zum Bewerbungszeitpunkt, um ganz ehrlich zu sein, viel zu wenig über das Medizinauswahlverfahren informiert habe. Somit bewarb ich mich zu voreilig, kurz bevor ich nach Pakistan aufbrach, für das Humanmedizinstudium in München, Regensburg und Würzburg. Die Vorjahresergebnisse überflog ich eigentlich nur mit der Einstellung: "Wird schon irgendwie übers Nachrückverfahren klappen."
Ich meldete mich trotzdem zum TMS an, den ich aber aufgrund mangelnder Vorbereitung und einer viel zu lockeren Einstellung ("Ist ja nur ein Logiktest, da kann ich eh nicht groß drauf lernen…") ziemlich schlecht machte: Prozentrangwert 55.
Als ich das Ergebnis erhielt, war mir dann doch klar, dass es äußerst knapp werden kann. Doch als Altabiturient war es nun schon zu spät die angegeben Universitäten zu ändern. Somit bewarb ich mich ohne jeglichen Bonus (außer zwei Wartesemester, die ja nicht wirklich etwas ändern) bei den drei bayerischen Unis.
Als Optimist und bestärkt durch das gute Zureden meiner Freunde, die schon in München Humanmedizin studieren und mich bereits zu einigen Vorlesungen mitnahmen ("In meim Semester sans mit 1,3 nu locker reikemma."), begab ich mich schon einmal auf Wohnungssuche in München. Denn im Falle einer Zulassung am 24.09.14 hätte Ich genau 5 Tage bis zum Studienbeginn gehabt. Da müsste man schon großes Glück haben, dass man noch so kurzfristig eine preiswerte Bleibe findet.
Immerhin klappte es mit der Wohnung recht schnell, doch zwei Wochen später kam der Ablehnungsbescheid.

Ich bewarb mich dann noch am selben Tag für den Bundesfreiwilligendienst in diversen Münchner Einrichtungen. Und somit assistiere ich nun seit dem 01.Oktober Menschen mit Behinderung in deren Studium, Beruf oder Schule. Das macht mir unglaublich viel Spaß und man lernt nebenbei schon den Studienalltag und die Stadt München kennen!
Dennoch freue ich mich nach einer derartig langen Lernpause total aufs Studium, weshalb ich unbedingt zum Sommersemester beginnen möchte.
Doch sehen meine Chancen für Humanmedizin nicht allzu gut aus.
Ich bin am Überlegen, ob ich das Risiko auf mich nehme und mich in Tübingen, Würzburg, Mainz, Köln, Gießen und Erlangen für das Humanmedizinstudium bewerbe.
Jedoch ist es im Hinblick auf die Ergebnisse des letzten Sommersemesters äußerst riskant und mein Bundesfreiwilligendienst wird nicht anerkannt, da die 6 Monate bis zum Bewerbungsschluss abgeschlossen sein müssen. Ich werde jedoch erst Ende März fertig.
Nun kam mir die Idee mit Zahnmedizin. Ich bin sehr interessiert, doch habe ich noch ein viel zu ungenaues Bild von diesem Beruf. Bisher musste mein Zahnarzt bei mir nicht allzu viel machen...Also spiele Ich mit dem Gedanken ein Praktikum bei einem befreundeten Zahnarzt zu machen. Falls es mir gefällt, könnte ich mich für Zahnmedizin in meiner Traumstadt München zum Sommersemester bewerben.

Falls mir dann das Zahnmedizinstudium gefällt, und ich mir ganz sicher bin, dass ich es der Humanmedizin vorziehe, bleibe ich dabei. Falls es genau der gegenteilige Fall ist, kann ich mich zum Wintersemester nochmal für Humanmedizin bewerben. Und dann mit einer taktisch klügeren Bewerbung, wo die Chancen nicht ganz so schlecht aussehen.
Zudem könnte ich dann noch zusätzlich den Test in Österreich mitmachen. Da ich ohnehin aus der Grenzregion bei Salzburg stamme, wäre das fahrtechnisch sehr praktisch.

Letztlich sei noch erwähnt, dass ich sehr viel beim Klettern, Eisklettern und Skitourengehen in den Bergen unterwegs bin, weshalb ich auch unbedingt in München studieren will. Dort habe ich bereits einen großen Freundeskreis und eigentlich eine tolle Wohnung. Beides könnte ich nur schweren Herzens vernachlässigen/aufgeben. Ihr braucht mich jetzt auch nicht mit Kommentare überhäufen, dass ich im Arztberuf oder im Studium sowieso wenig Freizeit hab und deshalb die Nähe zu den Bergen zu vernachlässigen ist usw… Im Moment ist es mir eben sehr wichtig, und ich bin mir sicher, dass ich immer Zeit finden werde meine Leidenschaft auszuüben.
Dennoch würde ich im Falle eines Wechsels von Zahnmedizin auf Humanmedizin natürlich in Kauf nehmen in einer ganz anderen deutschen Stadt zu studieren. (Greifswald, Bochum, Homburg…)

Nun meine Fragen:

Liege ich richtig mit der Annahme, dass meine Chancen auf einen Zahnmedizin-Studienplatz in München gut aussehen?

Wie ist der Ruf der Universität bei Zahnmedizin? Herrscht ein gutes Lernklima? (Vielleicht kann jemand aus persönlicher Erfahrung berichten.) Würdet ihr mir raten an einer anderen Universität zu studieren?

Wie viel Geld muss ich bereits im ersten Zahnmedizinsemester für Materialien ausgeben?
Und wie leicht wäre es, diese mit möglichst wenig Verlust nach einem Semester wieder zu verkaufen?

Helfen mir eventuelle Scheine aus dem ersten Zahnmedizinsemester bei einem Wechsel zu Humanmedizin?

Wie sehen die Jobaussichten für Zahnmediziner oder Oralchirurgen aus?
Es geht mir vorrangig nicht darum viel Geld zu verdienen, sondern Menschen zu helfen und sinnvolle Arbeit zu leisten. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es in Zukunft auch einen Bedarf an Zahnärzten gibt.

Versteht mich bitte nicht falsch. Für mich stellt das Zahnmedizinstudium keinen Notnagel dar. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich dies schlichtweg nicht beurteilen, da ich noch ein viel zu ungenaues Berufsbild habe, und wirklich nicht weiß, mit was man als Zahnarzt tagtäglich konfrontiert wird. Bei mir persönlich musste er bis auf ein einziges Mal Bohren noch nicht wirklich viel machen, weshalb ich auch nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann. In den Arbeitsalltag vieler Humanmediziner dagegen, hatte ich bereits Einblick.
Ich ziehe diese Möglichkeit sowieso nur in Betracht, wenn mir das Praktikum gefällt und ich es mir wirklich genauso gut vorstellen kann wie das Humanmedizinstudium.

Vielen Dank im Voraus für eure Antworten.

Mit freundlichen Grüßen
Philipp

davo
12.11.2014, 07:45
Ob Human- oder Zahnmedizin, diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Aber ich persönlich würde NIE wegen 1-2 Semester "Wartezeit" oder wegen eines anderen Studienortes von meiner Fachpreferenz abweichen. Schon alleine die Tatsache, dass du freimütig zugibst, vom Berufsbild des Zahnarztes keine Ahnung zu haben, aber dennoch bereit wärst, Zahnmedizin zu studieren, zeigt irgendwie, dass du dir über deine Ziele noch nicht so ganz im Klaren bist. Was sind schon 1-2 Semester "Wartezeit" im Vergleich zu 40 Jahren Berufsleben?

Hast du dir schon deine Punkte für Gießen ausgerechnet? Mit 1,3 solltest du da eigentlich auch zum Sommersemester gute Chancen auf einen Humanmedizin-Platz haben, besonders falls du Naturwissenschaften im Abitur hast. Und es studiert sich hier sehr gut :-)) Zum Wintersemester kannst du, wenn du beispielsweise Halle und Homburg inkludierst, die Wahrscheinlichkeit einen Humanmedizin-Platz zu bekommen mit 1,3 ja ziemlich nahe gegen 1 rücken.

EVT
12.11.2014, 15:04
Ich bin auch aus Münster weg, weil ich lieber Human- als Zahnmedizin machen wollte. Die Stadt hat mir auch sehr gut gefallen, ich hatte viele Freunde, ne schöne Wohnung.. Aber das ist doch kein Grund, nicht seinen Traumstudiengang zu machen. Das Studium ist irgendwann zuende und dann musst du noch lange arbeiten.

Ich würde mich zum SS in Berlin für Humanmedizin bewerben und ordentlich auf den Ham-Nat lernen. Bei den anderen Unis mit einem NC von 1.3 könntest du auch noch Glück haben, aber weiß man ja nicht, ich würde es probieren.
Vielleicht kannst du ja irgendwann wieder nach München oder woanders in Bayern hintauschen, wenn die Unis das erlauben.

Du würdest ziemlich sicher einen Zahnmedizinplatz in München bekommen. Ob die Scheine in München äquivalent sind, müsstest du herausfinden. Aber du müsstest auch genügend sammeln können und dann noch einen Platz zum höheren Semester bekommen. Ich nehme mal an, du willst dann auch in München bleiben? Das ist schon ein ziemlich riskanter Plan.
Zum WS würdest du bestimmt irgendwo einen Humanmedizinplatz bekommen.
In Salzburg gibt es nur die private Uni, das weißt du schon, oder? ;-)

baugruen
12.11.2014, 16:19
Wie ist der Ruf der Universität bei Zahnmedizin? Herrscht ein gutes Lernklima? (Vielleicht kann jemand aus persönlicher Erfahrung berichten.) Würdet ihr mir raten an einer anderen Universität zu studieren?

den "ruf" einer uni in zahnmedizin würde ich nicht überbewerten. ist nicht so, dass du an einer uni viel schlechter ausgebildet wirst, als an einer anderen. und da sich die zahnmedizin auf min. 4 kliniken aufteilt (kons, prothetik, kfo, mkg) kann es auch gut sein, dass ein bereich an einer bestimmten uni einen super ruf hat und tatsächlich tolle lehre macht, aber eine andere klinik halt einfach "schrott" ist.


Wie viel Geld muss ich bereits im ersten Zahnmedizinsemester für Materialien ausgeben?
Und wie leicht wäre es, diese mit möglichst wenig Verlust nach einem Semester wieder zu verkaufen?
kann dir nur ein münchener student beantworten. den kram wirst du sicher leicht wieder los, allerdings musst du natürlich
verlust hinnehmen.


Wie sehen die Jobaussichten für Zahnmediziner oder Oralchirurgen aus?
Es geht mir vorrangig nicht darum viel Geld zu verdienen, sondern Menschen zu helfen und sinnvolle Arbeit zu leisten. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es in Zukunft auch einen Bedarf an Zahnärzten gibt.

arbeitslosigkeit ist irgendwo bei 3 % oder so. insgesamt ganz gute aussichten, würde ich sagen. gibt natürlich auch immer schwarzmaler.

was ich dir raten würde: mach das praktikum beim zahnarzt, von dem du gesprochen hast.
man kann dinge auch ewig "zerdenken" und sich einen detaillierten plan für den rest des lebens schmieden. oder man macht es einfach. ich meine, man sollte auch mal sachen ausprobieren. und wenn es dir nicht gefällt - so what - dann hörst du eben wieder auf.

Philipp...
13.11.2014, 22:16
Vielen Dank für eure Antworten und Einschätzungen.

@davo:

Ich habe bereits meine Punktezahl für Gießen ausgerechnet, doch leider wird es im Hinblick auf das diesjährige WS-Auswahlverfahren nicht ausreichen. Dass mir die Entscheidung letztlich keiner abnehmen kann, ist mir natürlich bewusst.

@EVT:

Ja, da geb ich dir recht. Wenn mir mein Praktikum beim Zahnarzt nicht gefällt, und somit absolut nichts mehr anderes als Humanmedizin für mich infrage kommt, werde ich natürlich Prioritäten setzen und einen Studienplatz in einer anderen Stadt wahrnehmen. Dennoch denke Ich, dass nichts dagegen spricht wenigstens ein Praktikum zu machen. Auch wenn es mir letztlich nur vor Augen führt, dass es keine Alternative zur Humanmedizin gibt.
Dass es in Salzburg nur die private Paracelsus gibt, ist mir bekannt. Trotzdem wäre die Fahrt von meinem Heimatort nach Innsbruck, im Vergleich zur Distanz zu Greifswald oder Bochum, ein Katzensprung. Das meinte Ich damit.

Das mit dem eventuellen Wechsel nach dem ersten Semester hab ich vielleicht falsch erklärt. Denn Ich würde mich in diesem Fall fürs WS 2015/16 zum ersten Semester an einer Universität (z.B. Halle) bewerben. Also nicht in München bleiben. Humanmedizin in München kann ich ja zumindest bis zum Physikum vergessen.

@baugruen:

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke genauso. Probieren geht über Studieren und schaden kann so ein Praktikum ja nie.
Und wenn Ich mich dafür begeistern kann, such ich wie empfohlen Auskunft bei einem Münchner Studenten.
Zum "Ruf" einer Uni: Ich meine damit vermutlich mehr das Lernklima dort. Eigentlich stellte Ich mir diese Frage nur, weil mir neulich eine Zahnmedizinstudentin in einer Bar vom Studium in München abriet, da es anscheinend keinen richtigen Campus gibt und das Lernklima total schlecht ist. Mir ist jedoch bewusst, dass solche Einschätzungen meist sehr subjektiv sind...

Gruß
Philipp

baugruen
15.11.2014, 09:19
Zahnmedizinstudentin in einer Bar vom Studium in München abriet, da es anscheinend keinen richtigen Campus gibt und das Lernklima total schlecht ist.
ah, okay.
Das mit den campus-unis ist so eine sache. ich hab die vorklinik auch an einer campus-uni gemacht mit gelegentlichem pendeln zur uni-klinik, was 20 minuten fußweg waren. fand ich super, ist halt richtiges studentenleben gewesen.
in der klinik ist es dann so gewesen, dass man die meiste zeit sowieso nur in der zahnklinik war, bei uns sind einige dozenten (pharma, chirurgie) auch zu uns in die zahnklinik gekommen für ihre vorlesungen. eine berlinerin hat mir mal erzählt, dass sie viel zeit in öffentlichen verkehrsmitteln verbringt, weil die institute, zu denen sie muss, teilweise über die ganze stadt verstreut sind.
zum thema lernklima: ich glaube, das hängt ganz stark von den leuten ab, mit denen du im semester bist, das kann man nicht allgemein sagen. insgesamt fand ich es aber immer okay. in der regel ist der zahni-studiengang ja sehr klein, weshalb man sich nach einiger zeit sehr gut kennenlernt und in der klinik auch sehr viel zeit miteinander verbringt. man läuft kaum gefahr, zu vereinsamen.
im gegenteil, viele, mit denen ich rede, sind froh, wenn sie abends nach hause kommen und mal ihre ruhe haben und keine menschen um sich herum ;-)