PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zu viel gewollt?



KirstenP
17.11.2014, 09:36
So richtig weiß ich nicht, was ich mir erhoffe, dies hier zu schreiben, aber vielleicht hat ja jemand ein offenes Ohr. Ich habe von jeher zu den Menschen gehört, die zwar mit Einsatz aber dennoch ohne allzu große Anstrengung Ziele ganz gut erreicht haben. Klassenbeste ohne Aufwand und entsprechendes Abi, sofortiger Studienplatz, in der Vorklinik gut mitgekommen, gutes Physikum mit überschaubarem Aufwand, Freude bisher in der Klinik und eine interessante Doktorarbeit seit einigen Monaten. Es hat mir immer alles Spaß gemacht, mich mit der Doppelbelastung Diss (Labor ca 25h/Woche plus Pflichtveranstaltungen) nicht wirklich überfordert gefühlt. Aber seit diesem Semester geht nichts mehr, und so genau weiß ich nicht, warum :-( ich fühle mich nur noch kaputt, es macht trotz weiter vorhandener Interessen kaum noch Spaß, ich bin andauernd krank mit Erkältungen etc. Habe ich einfach zu viel gewollt und überheblicherweise gedacht, ich schaffe das alles schon? Dadurch, dass bisher immer alles geklappt hatte, kann ich mir unheimlich schwer nur "Niederlagen" eingestehen. Ich weiß, dass es keine Schande ist, ein oder auch mehr Semester dranzuhängen, auch ohne Diss nebenbei. Aber der Gedanke, mir dies endgültig einzugestehen, dass es für mich der beste Weg wäre, ist schrecklich gerade :-((

Danke fürs Zuhören!

Zanza
17.11.2014, 10:23
Hey,
fühl dich erstmal gedrückt! Ich glaube ja, dass es ganz normal ist, sich ab und an so zu fühlen, wenn man so viel macht... Bei mir war es im vergangenen Jahr öfter so, dass ich das Gefühlt hatte, mir wächst das alles über den Kopf, bei mir war es da die Doppelbelastung Studium und sehr zeitaufwändiges ehrenamtliches Engagement, für das ich auch noch oft deutschlandweit unterwegs war, plus Beziehung plus Doktorarbeit, für die ich zwar nicht aktiv viel gemacht habe, die aber trotzdem die ganze Zeit im Hintergrund mit rumgeschwirrt ist.
Mir hat es dann geholfen, einfach mal ein, zwei Wochen alle Termine abzusagen, die nicht unbedingt sein mussten, das Engagement in der Uni runterzufahren und zu Hause zu chillen (und damit meine ich wirklich chillen, auf dem Sofa sitzen und Serien gucken und solche Sachen ;) ). Hatte zum einen den Vorteil, dass ich mal runtergekommen bin von vorher 180 und auch gemerkt habe, dass die Welt nicht untergeht, wenn ich mal zu ein paar Terminen nicht selber gehe. Ich hab jetzt nach dem StEx übrigens auch noch ein Semester drangehängt, in dem ich meine Doktorarbeit zu Ende bringen will (zumindest so, dass ich einen ersten Entwurf fertig habe ;)) und ins Ausland gehe.
Ich weiß nicht, ob du das so auf dich übertragen kannst, vielleicht wäre es aber mal einen Versuch wert (je nach Pflichtveranstaltungsdichte vielleicht auch verbunden mit räumlichem Abstand, zu den Eltern fahren oder mit irgendwem ein paar Tage wegfahren oder sowas).
Abgesehen davon finde ich es absolut berechtigt, für eine anspruchsvolle experimentelle Doktorarbeit, wie das bei dir ja klingt, ein Semester frei zu nehmen! Ich bin mir auch relativ sicher, dass dir da später niemand einen Strick draus drehen wird - "Frau P., wieso haben Sie denn ein Semester länger studiert?" "Ich habe eine experimentelle Doktorarbeit zum Thema XY gemacht." "Ach, das ist ja spannend, erzählen Sie mehr." oder so ähnlich ;)

Nessiemoo
17.11.2014, 11:52
Bin auch andauern krank dieses Semester, alles hängt und eine Erkältung geht ins andere rüber. Aber jetzt ist schon fast alles wieder vorbei, udn die Motivation ist langsam wieder da...

Es wird alles, und Körper braucht auch mal Pause und das wird eben manchmal so gezeigt. da muss man 1-2 Monate eben zwangspause machen, und wenn da was nicht klappt (Shlechte Note, nicht zum Kongress gefahren usw), dann ist es halt so.

Also nur Mut, es hängt ja auch von den Fächern ab, die man gerade hat, und von den fiesen Viren die momentan rumfliegen :)

papiertiger
17.11.2014, 13:00
Ich denke, Du hast die Situation selber schon ganz gut erfasst und damit die Lösung greifbar.

Manchmal muss man einfach Tempo rausnehmen. Habe mich Anfang des Jahres auch - zunächst mit viel schlechtem Gewissen - dazu entschieden, nicht im Frühjahr Examen zu machen und versuchen Diss, Paper, Nebenjob, Sport, Familie etc. gleichzeitig zu jonglieren sondern mich erstmal noch ein halbes Jahr aufs Labor zu konzentrieren und dann mit hoffentlich abgeschlossener Versuchsphase in die Examensvorbereitung zu gehen. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen und es war auch in der Folge immer wieder mit "hättest Du doch.." - Gedankenspielen verbunden, aber jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass es die richtige und beste Entscheidung war. Hat ohne Zweifel dem Examensergebnis, der Qualität der Diss und vor allem meiner längerfristigen körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit gut getan.

Nur wenn gerade alle möglichen Leute mit denen ich angefangen habe zu studieren ihre Approbationsurkunden auf Fressebuch rumzeigen zwickt es ein bisschen, weil ich dank mittlerweile zwei Freisemestern dann jetzt gerade erstmal ins PJ gehe ;-)
(das erste Freisemester war weniger eine bewusste Entscheidung, das hatte ich zunächst im Rahmen eines Ortswechsels unter der Prämisse in Kauf genommen dass ich es bis zum Examen wieder aufholen könnte, was dann aber durch krankheitsbedingte Fehltermine und diverse sture Menschen in der Dekanatsverwaltung doch nicht ganz so funktioniert hat ;-) )

KirstenP
17.11.2014, 13:47
Vielen Dank für Eure lieben Antworten, ich weiß das sehr schätzen. Ja, Du hast Recht, papiertiger. Die Lösung ist eigentlich offensichtlich, ich muss sie "nur" akzeptieren, und damit habe ich tatsächlich ein Problem. Aber mir ist klar, dass mich falscher Stolz hier nicht weiterbringt, sondern mir ganz im Gegenteil nur schaden würde. Morgen treffe ich mich mit meinem Betreuer im Labor, um gemeinsam abzustecken, was wirklich unbedingt jetzt laufen muss, und was auch Zeit bis Februar hat. Mein Plan wäre dann nämlich der, dieses Semester in Ruhe hinter mich zu bringen und dann eines auszusetzen. Das habe ich mir jetzt im Laufe des Vormittags so überlegt und ich muss die Gespräche dazu auch jetzt führen, denn ansonsten fange ich wahrscheinlich doch wieder an zu zweifeln und zu denken, ich müsse mich nur einfach mal zusammenreißen...

KirstenP
20.11.2014, 20:00
So, ich hatte jetzt vorgestern das Gespräch mit meinem Betreuer und es war leider nicht so wie erhofft. Er hat mir klar gemacht, dass ich mir da jetzt keine Pause können kann, da das jetzt durchgezogen werden muss. Mein eigentlicher Plan, die Diss bis Februar ruhen zu lassen, bis dahin die Klausuren relativ in Ruhe zu machen und dann ein Freisemester zu nehmen, platzt damit also. Entweder ich ziehe die Doppelbelastung jetzt durch bis zu Semesterende oder ich lasse das Semester jetzt sausen. Alles doof :-(

ehemaliger User_25062015
20.11.2014, 20:04
Wo ist denn der Unterschied, wenn du ein Semester frei machst wegen Diss oder ein Semester frei wegen Uni? Is doch gehüpft wie gesprungen. Statt jetzt die Diss bis Februar brach liegen zu lassen, lässt du halt jetzt einfach die Kurse/Klausuren dieses Semesters außen vor.

KirstenP
20.11.2014, 20:27
Naja, für mich das schon einen Unterschied. Jetzt hänge ich schon drin und müsste dann Fehlversuche in Kauf nehmen, hätte zudem schon Zeit vergrößert. Von Anfang an ein Freisemester zu nehmen, ohne Kurse zu belegen, wäre da etwas Anderes.

ehemaliger User_25062015
20.11.2014, 20:31
Das dürfte doch kein Problem sein, wenn du mit dem Dekanat redest und denen schilderst was Sache ist.

KirstenP
20.11.2014, 20:34
Hm, auf die Idee wäre ich jetzt nicht gekommen. Ich kann ja nicht da auftauchen und sagen "Hey, mir wird das alles zu viel. Kann ich bitte von den Kursen zurück treten?" Nee, mal im Ernst, geht das?

ehemaliger User_25062015
20.11.2014, 20:35
Ja doch klar..wäre mein erster Weg gewesen.^^

KirstenP
20.11.2014, 20:37
Hm ok, na dann danke für den Hinweis! Ich werde es versuchen :-)

Zanza
20.11.2014, 20:38
Wir können dir da jetzt natürlich keine Garantie geben, aber in den allermeisten Studiendekanaten sitzen doch sehr menschliche Menschen, die mit sich reden lassen! Ich würde mir da bei der entsprechenden Person einen Termin geben lassen und die Situation erklären, wahrscheinlich bist du ja auch nicht die erste, der es mal irgendwann so gegangen ist. Dann gemeinsam nach einer Lösung suchen, vielleicht haben die ja auch noch andere Vorschläge :) Ich drück die Daumen.

edit: Sanguis war schneller ;)

KirstenP
20.11.2014, 20:41
Ich hatte halt immer gedacht, man müsse sich ganz oder gar nicht entscheiden sozusagen und könne mittendrin nicht einfach zurück treten. Aber versuchen werde ich es jetzt auf jeden Fall!

Darla
20.11.2014, 22:59
Kommt ja auch drauf an, ob du ein Frei- oder ein Urlaubssemester willst...

Für letzteres gibt es Regeln... weiß aber nicht, ob die an allen Unis gleich sind (wahrscheinlich eher nicht), wann man das beantragen muss usw.
Wenn du "nur" ein Freisemester willst... schau mal in die LVO, ob du für die Teilnahme an den Klausuren nicht in den Pflichtkursen anwesend gewesen sein musst... oder bei uns musste man sich für die separat anmelden... ohne Anmeldung keine Klausur und somit bei Nichtantreten auch keinen Fehlversuch.
In der Vorklinik hatte ich damals auch einen Kurs "abgebrochen", indem ich einfach nicht mehr hin gegangen bin und hab den dann erst im folgenden Semester gemacht. Somit gab es für die Klausur, die ich nicht mitgeschrieben habe auch keinen Fehlversuch...

KirstenP
25.11.2014, 20:21
Neueste Info: ich muss das mit jedem Institut einzeln abklären, ob ich "einfach so" aussteigen kann oder ob ich Pech habe und dann ein Fehlversuch draus wird. Ich glaube mittlerweile, dass einfaches Durchziehen des Ganzen weniger Stress verursacht als diese Rennerei :-nix

Medi Freak
25.11.2014, 23:02
quatsch..kannst doch anrufen und ggf. per post das ganze erledigen oder nicht?

KirstenP
09.12.2014, 10:40
Falls es noch jemanden interessiert: ich mache jetzt tatsächlich fast nur Doktorarbeit, bei zwei Kursen durfte ich nicht von der Klausur und den Pflichtterminen zurücktreten. Ich gehe also brav hin und werde ein Wochenende Lernzeit investieren. Wenn das dann reicht, ist gut, ansonsten werde ich wie viele andere auch feststellen, dass durchfallen irgendwo doch nicht so weh tut, wie ich immer dachte. Also ich hoffe, dass ich das dann auch so entspannt sehe. Im Moment bin ich jedenfalls positiv von mir überrascht, dass ich so locker damit umgehe. Wahrscheinlich war es gut, mal auf den Boden geholt zu werden...

][truba][
09.12.2014, 14:05
Klingt sehr gut! Und wie gesagt, durchfallen ist nicht schlimm. Macht man noch mal und gut ist!

Alles Gute!