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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : quid faciam?



lemonsoda
01.09.2003, 12:30
Ich hab überlegt, in welchem forum ich posten soll, hab mich dann für allgemeines entschieden, da ich denk ich eher "studierten" Rat brauche als euphorische oder enttäuschte Studienbewerber...

Ich hab grade erfahren, dass ich meinen Studienplatz habe, auch an der Uni, die ich angegeben hatte. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die letzten Tage auf eine Absage gehofft hatte, das hätte mir die Entscheidung abgenommen...

Von vorne: Ich war mir eigentlich die ganze Zeit sicher, dass ich Medizin studieren will, hab während der Oberstufe gezielt drauf hingearbeitet. Weil die Studieninhalte einfach geau das sind, was ich wissen möchte udn wo ich weiss, das kann ich mir in den Kopf hämmern und oft sogar noch Spass dabei haben. Allerdings war ich mir auch fast die ganze Zeit sicher, dass ich kein Arzt werden will... Als es zum letzten Sommersemester ernst wurde hab ich mit der Begründung gekniffen, dass ich doch mit meinem Freund zusammenbleiben will, und hab den Platz den ich hatte nicht angenommen. Als es dann jetzt auf den 15. Juli zuging hab ich mir überlegt:o.k. Soda, was kannst du, wodrin bist du gut, was möchtest du gerne tun und wie kommst du am einfachsten, schnellsten und sichersten dazu eben das zu tun. Das Ergebniss war, dass ich mich für BWL beworben hab. Weil ich wahnsinnig gerne organisiere (Partys, Sommerfeste, Weihnachtsfeier, etc.) und das auch wirklich gut kann, und es ausserdem liebe, vor Gruppen zu reden. Ich bin gut darin, zu recherchieren und komplizierte Sachverhalte auf die Zielgruppe angepasst darzulegen. Und ich dachte, dass es da das beste wäre BWL zu studieren und nach (nur 4 Jahren studium) im Event- oder Medienbereich zu arbeiten. Meine Eltern waren von der Entscheidung ganz begeistert, da auch sie denken, dass auf dem Gebiet meine Stärken liegen, und ausserdem die Ausbildung schneller geht.

Ich allerdings hab dann nach dem 15. Juli doch Zweifel bekommen, da ich fachlich an BWL so überhaupt kein Interesse habe. Während ich stundenlang (im moment natürlich nur populärwissenschaftliche) Texte über Schizophrenie lesen kann und super fasziniert bin, lässt mich das Nash-Gleichgewicht absolut kalt... Als dann der Korrekturbogen von der ZVS kam war ich superaufgeregt und konnte das ganze Wochenende nicht schlafen, weil ich nicht sicher war, ob man auch den Studienwunsch ändern kann. Man konnte und am Montag drauf hab ich dann den korrigierten Bogen gleich weggeschickt... Mit dem Plan, Lehramt für Wirtschaft und Englisch zu studieren, sollte ich einen Ablehnungsentscheid erhalten, um dann meinen Plan bzüglich Medien zu verfolgen. Letzte Woche bin ich zu meinen Eltern gefahren, um zu "beichten" dass ich mich doch für Medizin beworben habe, hab es aber nicht geschaft, da sie die ganze Zeit gesagt haben, wie froh sie sind, dass ich von dieser Idee abgekommen bin...

Ich hab einfach so Angst, mich 6 Jahre lang an eine Stadt zu binden (Uniwechsel sind ja wohl recht schwer in Medizin), meine Eltern zu enttäuschen, erst mit 28 mit meinem Studium fertig zu sein, und später dann vielleicht nich meine Talente einsetzen zu können.

Andererseits kann ich mir wirklich nur schwer vorstellen, dass mich ein anderes Fach ähnlich begeistert (ausser vielleicht alte Philologien, aber man will ja auch noch einen Job finden..) und ausserdem will ich einfach glauben, dass mir trotzdem nach dem Studium die Möglichkeiten offen stehen, im Medienbereich oder ähnlichem zu arbeiten.

So, wenn sich wirklich jemand durch mein ellenlanges Posting gekämft hat, kann sie/er mir ja vielleicht schreiben, was ich machen soll... War ein Scherz, aber die ein oder andere Meinung wär schon schön, da von meinen Freunden echt k e i n e r mehr lust hat, über meine beruflichen Pläne zu reden... Was ich nach all dem hin- und her auch keinem übel nehmen kann ;-)

Liebe Grüße
Soda

Faust601
01.09.2003, 12:57
Für mich ist der wesentliche Punkt, dass du schreibst, dass dich die Medizin einfach unheimlich interessiert und du denkst, dass es dir Freude machen wird, dir den Stoff anzueignen.
Dann solltest du das auch tun! Denn dir muss klar sein, dass wohl kein Studium, völlig egal in welchem Fach, einfach ist. Sonst müsste man sich vorher ja auch nicht erst dafür qualifizieren.
Und wenn du dann nämlich ein Fach studierst, das dich eigentlich nicht die Bohne interessiert, dann wirst du wahrscheinlich schnell verzweifeln. Wenn dagegen das Wissen, das du dir aneignest, genau das ist, was du schon immer wissen wolltest, dann wird dir das auch eine Befriedigung vermitteln. Und gleichzeitig wirst du quasi automatisch auch erfolgreicher sind.
Natürlich dauert das Medizinstudium (mindestens) 6 Jahre, aber lieber 6 Jahre Spaß haben am Lernen als 4 Jahre Dauerfrust.
Und anschließend stehen dir dann immer noch zahlreiche Möglichkeiten offen. Es ist ja durchaus nicht jeder Mediziner als Arzt tätig.
Ein einfaches Beispiel wäre ja z.B. als Journalist für medizinische Themen. Du schreibst ja, dass du komplizierte Sachverhalte anderen gut vermitteln kannst.
Aber da gibt es ja noch viel mehr Möglichkeiten...

Phage
01.09.2003, 18:31
Du solltest wirklich UNBEDINGT das tun, woran DU SPASS hast!!!

Die Entscheidung für einen Beruf resp. für eine Richtung ist nicht einfach, aber du solltest dich nicht von materiellen/finanziellen (soweit möglich) oder populären Meinungen leiten lassen, sondern nur von deinen Wünschen. Es geht schließlich nicht nur um die Studienzeit, sondern ein bischen auch um den Rest deines Lebens.

Andererseits bedeutet die Entscheidung für die Medizin - wie oben erwähnt - nicht gleich, dass du Arzt werden musst (na ja, du BIST dann schon Arzt, aber musst ja nicht als solcher praktizieren). Es gibt tausende anderer Möglichkeiten überall auf der Welt, und insofern bist du mit Medizin sehr wenig festgelegt.

Was den Studienort angeht: So schwierig ist der Studienplatztausch dann auch wieder nicht. Es gibt durchaus die Möglichkeit bei Wunsch einen Wechsel zu initiieren. Abgesehen davon hast du in der Medizin wie in fast keinem anderen Fach die einzigartige Möglichkeit, während deines ganzen Studiums Praktika und Famulaturen AUF DER GANZEN WELT durchzuführen. Auch das Praktische Jahr kann man fast ÜBERALL machen. Und das teilweise ohne Schwierigkeiten und mit mäßigem finanziellen Aufwand.

Desweiteren: Es ist nicht ungewöhnlich, nach ein paar Semestern noch einmal das Studienfach zu wechseln. Nicht, dass ich dies hier unbedingt empfehlen möchte, aber: Solltest du nach ein paar Semestern feststellen, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, ist noch nicht alles verloren... (das machen mehr, als du wahrscheinlich denkst!)

Also: Lasse dich von deinen Wünschen leiten, und mache das, woran du Spaß hast. Die Entscheidung kann dir keiner abnehmen, daher musst du zu dir selber stehen. Sonst ärgerst du dich hinterher über dich selbst...

Viel Glück! :-top

Lava
01.09.2003, 18:42
Meine Eltern waren auch nicht so begeistert von der Idee, dass ich Medizin studieren will, weil das Studium so lange dauert. Aber mittlerweile denke ich, dass sie schon irgendwo stolz auf mich sind. Also mach dir mal wegen deiner Eltern keine Sorgen ;-)

CLAUDILY
01.09.2003, 20:16
meine eltern wollten auch nicht wirklich, dass ich medizin studiere.
sie hätten es lieber gesehen, wenn ich jura studiert hätte.
:-blush
trotzdem meinten sie, dass sie meinen wunsch dennoch finanziell unterstützen werden. :-)

schau mal: deine eltern können dir doch net wirklich den berufswunsch " vorschreiben". du alleine musst dich wohl fühlen.
warum traust du dich denn net es ihnen zu sagen? die zeit der immatrikulation rückt auch näher. ich denke schon, dass man das in einem vernünftigen gespräch unter 6 augen klären kann.
das wird schon ( ging bei mir auch) :-top

Sidewinder
01.09.2003, 23:20
Also ich sage ganz entschieden: Mach, was DIR Spaß macht, was DU machen willst und wobei DU dich wohl fühlst!
Immerhin legt das Studium ja schon so ungefähr fest, was du in deinem späteren Leben mal machen wirst und das sollte DIR Spaß machen und deine Eltern sollten es akzeptieren!
Aber ich denke mal, wenn du mit ihnen redest, dann verstehen sie es auch und das Medizinstudium ist echt ein ganz tolles Studium!

Wünsche dir ganz viel Glück!

Sebastian

ashara
02.09.2003, 11:21
Wenn Dir die Medizin am Herzen liegt, entscheide Dich für Medizin. Du kannst ja u.U. nachher immer noch eine organisatorische Tätigkeit in dem Bereich ausführen, wenn Du in Richtung Pflegemangement gehst z.B.

Ich habe damals auf meine Eltern gehört und Jura studiert anstatt Geisteswissenschaften mit dem Erfolg, dass ich nach meinem Studium die totale Lebenskrise bekommen habe, weil ich einfach nicht als Juristin arbeiten wollte.
Im Herbst beginne ich nun endlich mit meinem Sprachstudium, den Umweg hätte ich mir echt sparen können.

Ich kann Dir nur sagen, hör auf Dein Herz!

airmaria
02.09.2003, 12:26
Original geschrieben von Janine
Meine Eltern waren auch nicht so begeistert von der Idee, dass ich Medizin studieren will, weil das Studium so lange dauert. Aber mittlerweile denke ich, dass sie schon irgendwo stolz auf mich sind.

Jaja, das komische Elternphänomen: entweder sie treiben ihre Kinder ständig an und wollen, dass sie etwas erreichen, wozu sie nicht in der Lage sind... oder sie haben Angst, dass sie den Kleinen zuviel zumuten.

Meine Eltern meinten damals ich wär zu blöd - ähhh faul - das Abitur zu machen und wollten mich lieber nach der 10. in eine vernünftige Lehre schicken.
Also hat der gute Junge nach einer handvoll Fünfen zum Halbjahreszeugnis ein wenig Gas gegeben um die 10. Klasse dann gerade noch so zu schaffen.
Bis zum Abitur (3,3) gab es dann noch die kontroversen Diskussionen bezügleich meines Schrauberhobbys: wie kannst Du nur so ein kaputtes Auto kaufen (selbstfinanziert durch Ferienjobs!), so etwas unvernünftiges... blablabla.... und als es nach einem halben Jahr Restaurationszeit fertig war: da rannte der stolze Papa durch die Gegend und erzählte allen, die es nicht wissen wollten, dass sein Junge das alles selbst gemacht hat.

Anschließend Abitur und nun? Nein, alle drei Kinder könnten nicht studieren, das würden sie finanziell nicht unterstützen können... für mich sei eine Lehre doch viel besser.
Kurzerhand überlegt, 15 Monate BW standen an... warum nicht gleich 12 Jahre mit Studium (natürlich war die Entscheidung nicht ganz sooo einfach...)?
Für diese Entscheidung erntete ich dann glatt Beifall: erstens würde ich da endlich mal ordentlich erzogen und zweitens kostete ich so null Geld.
Für mich aber war das Schönste: vollkommene elterliche Unabhängigkeit!

Plötzlich gab es dann nach in wundersamer Weise überstandenem Studium die Möglichkeit um 3 Jahre zu verkürzen... und was will der blöde Junge? Klar, nochmal studieren, weil es so schön war. Heftigste Diskussionen: Junge, wirst du denn nie erwachsen... soetwas Unvernünftiges... wie kann man eine gesicherte Stellung so leichtfertig aufgeben... usw.. usw...
Und nun? ... der Junge hat inzwischen das Studium auch hinter sich gebracht und was machen die Eltern? Sie laufen überall rum und erzählen jed... ... ...

Was lernen wir daraus? Entscheide nicht nach dem Kopf oder dem Verstand, höre nicht auf deine Eltern... Just do it!

"Mary" airmaria

lemonsoda
02.09.2003, 13:05
Erstmal danke für die doch ermunterneden Antworten. Ich bin mir heute auch schon viel sicherer als gestern, dass es so gut ist, dass ich mich nächste Woche einschreibe und dann für 6 Jahre Medizinstudentin bin, viele schöne Praktika im in- und Ausland mache und all die interessanten Dinge lerne.

Ach Mist, wenn da nur meine Eltern nicht wären, die denken immer noch ich krieg ende der Woche ne Zusage für BWL in Köln und ich fühl mich soooo ******** deswegen. Aber ich konnte ihnen vorher nix sagen, weil ich ja doch Wirtschaft gemacht hätte, hätte ich für medizin ne Absage bekommen, und 2 mal hin und her hätten sie echt mal gar nicht ausgehalten...

Klar, in spätestens ein paar monaten werden sie es überwunden haben, hoffe ich. Und ich hoffe, dass sie mich weiterhin finanzieren (da bin ich mir nämlich echt nicht so ganz sicher..)

Naja, irgendwie krieg ich das schon hin, hab ich bisher immer.

(@mary: mein Abitur hab ich mir auch hart erkämpfen müssen, da meine Eltern (obwohl beide Lehrer) fest der Ansicht sind, dass man das gar nicht braucht..., habs dann mit 1.4 geschafft, und denke trotzdem, dass es ihnen anders lieber gewesen wäre...)

Liebe Grüße
Soda

capucine
02.09.2003, 14:27
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Mein Vater (alter Radiologe, der lieber Jura studiert hätte) hat mir jahrelang davon abgeráten medizin zu machen.
hab es dann trotzdem gemacht, da meine eltern dann schon geschieden waren und ich mich freier fühlte, als wenn er noch zu hause gesessen hätte...

dann durfte ich mir die letzten fünf jahre jede zweite dritte woche anhören, dass es doch völlig aussichtslos ist medizin zu studieren, diese arbeitszeiten, das wenige geld, kein arbeitsplatz, 1/4 stellen, drittmittelfinanzierung blablabla...das war manchmal ganz schön nervig.
ich habe dann auf durchzug geschaltet und nicht auf tolle kommentare wie "warum hast du bloß nicht Jura studiert?" reagiert. :-(

Und nun plötzlich nach all den jahren, man höre und staune , da überschlägt sich mein vater vor freude, dass ich jetzt das zweite staatsexamen gemacht habe, ist ganz der stolze vater, seine tochter....blabla...

ich dachte, ich fasse es nicht! er hat mir tatsächlich auch zum ersten mal in der vorbereitungszeit geholfen (hat sich vorher NIE dafür interessiert) und ist mit mir die Radio Schwarze Reihe durchgegangen und hat mir jedes Radiobild erklärt.
Unglaublich!!!!

Ich sage nur: Mach das, was DU willst und nicht die anderen!! :-top

Auch ich habe manchmal gezweifelt an meinem studium, weil ich auch gerne und gut sachen organisiere, ein talent für das erklären komplizierter zusammenhänge habe und medien management auch toll finde.
machmal ist da auch der kleine stich , wenn jdm mir erzählt, das er genau das macht, aber andererseits bin ich voll zufrieden mit dem studium, habe viele spannende und interessante sachen gelernt, ein tolles auslandsjahr in paris, wo ich fachlich irre viel gelernt habe, famulaturen,die super waren und ich mache mein pj in havanna und freu mich schon total auf diese neue herausforderung. :-)

wenn ich an das alles denke, dann weiss ich , dass ich bwl immer noch genauso unspannend wie am anfang finde , jura nicht riechen kann und Medizin die richtige entscheidung war!

Liebe Grüße und mach dir ein tolles stuium. das ist die beste Zeit!!! :-)

lemonsoda
02.09.2003, 17:32
@capucine

das mit den kleinen Stichen kenne ich ziemlich gut. Aber weißt du was mir eben eingefallen ist? Michael Verhoeven z. B. is auch Arzt, und wenn man ein bisschen sucht, findet man wahrscheinlich noch den ein oder anderen Arzt in der Branche.

Also, nach dem Medizinstudium auf nach Hollywood oder sonstwo hin...

(und ich angel mir dann Ethan Hawke, der is wieder zu haben, stand in der Bild ;-) )

Shutt
02.09.2003, 21:09
ich schliess mich meinen Vorrednern an, was ich noch hinzufügen wollte:

Lass um gottes willen die Finger von BWL, wenn Dich das nicht interessiert, ich habs auch durchgemacht und sowas ist das Allerletzte.

lemonsoda
19.09.2003, 10:02
huhu...

ich habs geschafft...
Eltern wissen bescheid und sind eigentlich auch ganz froh (ich hatte Glück, und am Tag bevor ich mit der Wahrheit rausgerückt bin, verbreiteten sämtliche Medien, dass wegen des EuGH-Urteils so viele Ärzte eingestellt werden müssen, und Eltern beruhigt sowas ja schon... ;-) )
Ich hab übrigens meiner Mum diesen Thread verlinkt gemailt, da ich
1. meine Situation ausführlicher mündlich nie hätte ausdrücken können (ohne mich zu verhalspeln oder unterbrochen zu werden ;-) ) und
2. es auch ganz gut fand, dass sie eure Antworten mal lesen.

Ich glaub die Idee war ganz gut, manchmal glaubt man anderen (unabhängigen) eben eher als der eigenen, nicht grade entscheidungsfreudigen, Tochter....

Danke nochmal für die Entscheidungshilfen, ich bin jetzt eingeschrieben, hab seit gestern ne Wohnung und warte gaaaaanz ungeduldig auf den 13. Oktober.

LG
Soda

Lava
19.09.2003, 10:07
Na dann wünsche ich dir viel Glück, Spaß und Erfolg beim Studium! :-)