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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gluten-Unverträglichkeit - gibt's das?



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hiddl
05.12.2014, 12:37
Eine Frage vielleicht vor allem an die Internisten und die Pädiater unter Euch:
Ich weiß, was eine Zöliakie ist, aber gibt es dieses "Mein Kind verträgt kein Gluten und darum bekommt es nur Dinkelbrot" wirklich? Oder ist das alternativmedizinischer Hokuspokus?

Findet sich hier gehäuft und mir kommt's komisch vor,,,

Rico
05.12.2014, 12:53
Das ist in dem von Dir geschilderten Fall ja eine meist selbstgestellte, gelegentlich auch beim Heilpraktiker ausgependelte Modediagnose. Hat ja den nicht zu vernachlässigenden tertiären Krankheitsgewinn, dass es eine sozial anerkannte Form der Einschränkung des Speiseplans ist. Wer also seine Kinder gerne vom vermeintlich ungesunden Weizen fernhalten möchte und nicht jedes Mal mit anderen Eltern, der Erzieherin, etc... diskutieren will, der fährt mit einer Glutenunverträglichkeit gut.

Eine echte Zöliakie ist ja echt selten.

Relaxometrie
05.12.2014, 12:59
Aber man muß sich ja nicht auf das Auspendeln der Diagnose verlassen, sondern hat mit der Bestimmung von Transglutaminase- und Endomysium-Antikörpern und einer Dünndarmbiopsie doch verlässliche Parameter zur Hand, um eine handfeste Diagnose zu stellen.

Rico
05.12.2014, 13:24
Dünndarmbiopsie! Erst Narkose mit dem Zeug, das Michael Jackson umgebracht hat und dann noch ein Loch im Darm? Kannst Du voll vergessen, dann lieber glutenfrei ernähren ohne gesicherte Diagnose...

Relaxometrie
05.12.2014, 13:31
dann lieber glutenfrei ernähren ohne gesicherte Diagnose...
Was ja in der Tat, wenn eine glutenfreie Ernährung wirklich zu einer objektiven Symptomverbesserung führt, nicht unbedingt schlecht ist.
Dennoch ein Feld für viel Hokuspokus :-nix

MissGarfield83
05.12.2014, 13:51
Nunja laut Leitlinie reichen ja die Transglutaminase/ Endomysium AK mittlerweile zur Diagnose - Stufenbiopsie nicht mehr notwendig.

hiddl
05.12.2014, 14:52
Naja, Zöliakie haben die Kinder sicher nicht, an die ich denke, dann dürften sie ja auch keinen Dinkel essen.
Ne, ich meine eher so ein diffuses "nicht so gut vertragen, der Heilpraktiker sagt...". Ein Kind im Kindergarten hat nach einer solchen Diagnose sogar ein Attest für den Kindergarten von der Kinderärztin bekommen (in unserem Kindergarten wird nur auf ärztlich bescheinigte Nahrungsmittelunverträglichkeiten Rücksicht genommen, warum wohl...), daraufhin wurde ich mir unsicher, ob da nicht doch was dran ist. Aber wahrscheinlich spielte da die Angst, drei privat versicherte Kinder zu verlieren, eine Rolle ;-).
Aber ich werde Diskussionen vermeiden, das ist wahrscheinlich ein ähnlich heikles Thema wie das Impfen.

Kackbratze
05.12.2014, 15:32
Das ist es, je nach Tagesform gehe ich da manchmal sogar drauf ein....nur des Spasses Willen.

Echte Sprue-Patienten gehen mit ihrer Einschränkung ganz anders um als die tertiären Krankheitsgewinner.

Eilika
05.12.2014, 16:22
Und Dinkel hat jede Menge Gluten drin ;-)

Kackbratze
05.12.2014, 16:53
Ja, aber Anders!

ninakatharina
05.12.2014, 17:48
Gesunde Ernährung für Kinder finde ich ja gut, bei uns wirds auch keine weissen Brötchen mit Nutella zum Frühstück geben, wenns mal irgendwann soweit ist... Aber verzieht man seine Kinder nich mit so nen heilpraktikerqequatsche zu überprotegierten Hypochondern?

Nurbanu
05.12.2014, 17:54
Gesunde Ernährung geht auch ohne Verbote und mit kleinen Sünden. Es darf nur nicht überhand nehmen, dass z.B. die Kinder nur helle Brötchen kennen und deren Mittagessen nur aus Fischstäbchen, Nudeln, Pommes, Pizza und Burgern besteht - was ich genauso schlimm finde wie die Kinder von Ököfamilien, bei denen die Süßigkeiten bei Alnatura gekauft werden und bei Aldi nur Bio in den Einkaufswagen kommt.

Kandra
05.12.2014, 18:00
und deren Mittagessen nur aus Fischstächen, Nudeln, Pommes, Pizza und Burgern besteht.

Aber die sind doch BIO!! Die müssen gesund sein!!
;)

Healix
05.12.2014, 18:43
Es gibt in letzter Zeit immer mal wieder paper über non-Zöliakie Weizen- oder Glutenunverträglichkeit. Ein Beispiel:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2861251/
Die klassische Weizenallergie, gegen Pollen oder Mehl, gibts natürlich auch.
Und die Diagnose einer Zöliakie ist laut Leitlinie nur für pädiatrische Patienten, nur in Ausnahmefällen, und nur bei klassischer Serologie möglich - aber das trifft in manchen Patientengruppen bestimmt auf 90% der Kinder zu ;)

hiddl
05.12.2014, 19:50
Ähh, also bei uns gibt es durchaus weiße (Weizen! ) Brötchen mit Nutella zum Frühstück (Sonntag ist Nutella-Tag :-) ), ich kann daran nix schlimmes finden. Auch Fischstäbchen wurden schon gesichtet. Ich bin ja ein Freund des Mittelweges, nicht nur bei Ernährungsthemen.

@Healix: Aber das sind ja dann allergische Reaktionen, oder? Die Beschwerden, an die ich so denke, sind alle eher diffus (schmächtiges Kind, Erbrechen beim Auto fahren, Hyperaktivität...).

Healix
06.12.2014, 12:33
Ah, das klingt eindeutig nach Kryptopyrrolurie. Da muss man den Malvenfaktor bestimmen lassen! Sofort!
http://www.kpu-berlin.de/Kryptopyrrolurie.html

Andi G. Schütze
06.12.2014, 16:40
Naja, wahrscheinlich gibt es das schon, nur nicht bei allen, die behaupten, dass zu haben. Die ganze Geschichte läuft unter dem Label Non-celiac wheat/gluten sensitivity. Trotzdem ist diese Entität nicht gut verstanden, ggf sind auch schlecht-absorbierbare, kurzkettige Kohlenhydrate eher der Auslöser bzw Confounder (werden häufig bei glutenfreier Diät ja ebenso vermieden). Hier eine schöne kleine Arbeit zu dem Thema, prominent in Gastroenterology publiziert:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23648697

ninakatharina
07.12.2014, 13:19
Ähh, also bei uns gibt es durchaus weiße (Weizen! ) Brötchen mit Nutella zum Frühstück (Sonntag ist Nutella-Tag :-) ), ich kann daran nix schlimmes finden. Auch Fischstäbchen wurden schon gesichtet. Ich bin ja ein Freund des Mittelweges, nicht nur bei Ernährungsthemen.


Ist zwar so halb offtopic, aber (dem richtigen verständnis halber): gegen mal mit nutella etc gibt es ja auch gar nix einzuwenden, aber ich finde man muss es den Kindern ja nicht per se anbieten ;)

Rico
07.12.2014, 15:46
Kommt auf Deine Erziehungsphilosophie an.
Du kannst natürlich versuchen alles "schlechte" vom Kind fernzuhalten, aber das klappt halt nur bis zu einem gewissen Grad. Spätestens wenn sie es bei anderen Kindern sehen, dann hast Du die Diskussion.
Du kannst auch Dinge, die es nicht jeden Tag gibt als etwas besonderes einführen, damit die Kinder ein Gefühl dafür entwickeln, dass das eben kein Nahrungsmittel wie Gurken und Paprika ist. Und wenn Sonntag Nutella-Tag ist, dann ist auch klar, dass Montag bis Samstag Kein-Nutella-Tag ist und die Kinder wissen woran sie sind - und irgendwann verliert es dann auch den Zauber der "verbotenen Frucht."

Grombühlerin
07.12.2014, 20:02
So seltsame Pseudo-Allergien sind hier auf dem Dorf nicht so verbreitet, aber vereinzelt gibt es sie schon. Allerding essen die wenigsten Kinder im Kindergarten zu Mittag, so dass das nicht unbedingt auffällt. Habe aber auch mal versehentlich (da unwissend) einem Ei-Allergie-Kind einen Kuchen mit Ei gegeben....naja, ist nix passiert.

Hier wird allerdings oft bei Kaffeeklatsch-Treffen extra ein Dinkelkuchen für die Kinder gebacken (den meine dann nicht essen). Da frag ich mich schon, ob der wirklich so viel gesünder ist. (Und wenn dem so wäre, warum er dann nicht auch für die Erwachsenen angeboten wird :-)).

Bei uns ist übrigens auch Sonntag Nutella-Tag!