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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arztberuf - wirklich so stressig?



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lina6666
30.12.2014, 19:48
Hallo zusammen;

Ich studiere zurzeit BWL im 3. Semester, leider merke ich (trotz meiner guten Studienleistung) dass mich das Studium nicht erfüllt..

ich überlege daher zur Zahn-/Medizin zu wechseln... Leider weiß ich nicht ob der Arztberuf wirklich das richtige ist.. ich habe zwei Praktika in der Schulzeit gemacht.. einmal in einer Augenarztpraxis und einmal im Krankenhaus..Das Praktikum in einer Augenarztpraxis hat mir gut gefallen ... das im Krankenhaus eher nicht.. ich habe viele genervte und sehr gestresste Ärzte getroffen .. und auch empfinde ich einen gewissen ekel bei z.B. Kot etc. (Blut kann ich sehen, leider konnte ich nicht bei einer OP dabei sein)..

ich habe etwas in foren recherchiert.. viele schreiben von 24 h - Dienst, bzw. inoffiziell sogar länger.. ich bin eigentlich ein Mensch der öfters müde ist (aufgrund von Schilddrüse), auch habe ich einen sehr empfindlichen Schlafrythmus.. dies habe ich beim Praktikum auch gemerkt, als ich früh - und spätdienst hatte.

Das studium an sich würde mich sehr intressieren, da ich bio, chemie und physik mag! - Vor allem Bio habe ich in der Schule geliebt.

Das Problem ist, dass mich der arztberuf abschreckt, vor allem Ekel und die schlechten Arbeitsbedingungen und auch das Gehalt.. ich möchte später auch etwas Freizeit haben, auch für meine Familie etc. , außerdem weiß ich nicht, ob ich jede Woche einmal einen 24 h dienst schieben kann...
ich höre immer davon wie unzufrieden ärzte mit ihren Beruf sind, dass sie viel zu viel arbeiten müssen und dafür wenig geld bekommen und keine Zeit für Freunde und Familie haben.
Andererseits würde mich das Studium intressieren, ich wollte eigentlich immer Medizin studieren, bis zu dem Pflegepraktikum.. (wobei ich auch sagen muss, dass ich nicht gut da ran geführt worden bin, ich habe eher die "drecksarbeit" der Krankenschwestern gemacht)

wie sind eure Erfahrungen ? Seid ihr zufrieden mit eurer Arbeit und auch mit work-life-balance?
Würdet ihr mir von einen Medizin studium abraten?
Andrerseits überlege ich Zahnmedizin zu machen, da dort die Arbeitsbedingungen humaner sind, allerdings müsste man dort eine Praxis eröffnen ! :S

Feuerblick
30.12.2014, 19:54
Hast du denn auch schon in DIESEM Forum recherchiert? Hier gibt es nun wirklich viele, viele, viele Threads, die sich mit der Arbeitsbelastung, mit Dienstmodellen und mit allgemeiner Zufriedenheit mit dem Beruf beschäftigen. Falls die Suchfunktion gerade ein bisschen hängen sollte, schau dir einfach mal die diversen Unterforen an.
Kurze Antwort: Ja, der Beruf ist stressig. Ja, du musst unter Umständen einmal pro Woche und öfter Dienste machen. Die gibt es als 24-Stunden-Dienste, als Schichtdienste und auch in anderen Formen. Freizeit hast du in der Regel schon, musst aber damit rechnen, immer mal wieder Einladungen oder Treffen mit den Worten "Da habe ich Dienst" ablehnen zu müssen. Die Bezahlung findest du, wenn du die Tarifverträge für Ärzte googelst (z.B. der Marburger Bund bietet entsprechende Tabellen). Zum Nettogehalt musst du aber noch das Geld für die Dienste hinzurechnen. Reich wirst du vermutlich als angestellter Assistenzarzt nicht, aber "schlecht" ist die Bezahlung nun wirklich auch nicht :-nix
Und was den Ekel angeht: Du musst ja keine Fachrichtung machen, in der du ständig mit den Dingen in Berührung kommst, die ich ekeln ;-)

lina6666
30.12.2014, 19:59
Hallo,
ich habe darüber gelesen, dass viele unzufrieden sein soll, vor allem hat mich der Post auch sehr schockiert und demotiviert, ich wusste gar nicht, dass es wirklich SO schlimm ist, allerdings weiß ich nicht ob es noch aktuell ist, da der post 2006 war :/

http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=30688

Gehalt ist wenn man sich anschaut eigentlich okay, aber im Vergleich zur Wochenstundenzahl, die ja meist bei 60/70 Stunden sind, nicht okay.. ich weiß natürlich nicht ob 60/70 Stunden die Regel sind, oder eher ausnahme? :)
Wird's später als Facharzt besser?

Feuerblick
30.12.2014, 20:06
Ähm... lies dich bitte mal durch dieses Forum. Irgendwo muss übrigens auch ein Thread existieren, in dem Assistenzärzte unterschiedlicher Fachrichtungen ihren Alltag beschreiben.
Die 60 Stunden sind übrigens MIT Diensten... normalerweise hat man eine 40- oder 42-Stundenwoche ;-)
Wie "schlimm" es wirklich ist, hängt von Fachrichtung, Klinik, Chef etc. ab. Ich persönlich (Augenheilkunde, zwei unterschiedliche Uni-Kliniken) hatte wenig Überstunden, 4-6 Dienste (24 Stunden) im Monat, davon ein bis zwei Dienste an Wochenendtagen (Freitag, Samstag, Sonntag), am Folgetag dienstfrei und auch nicht mehr Stress als in so manch anderem Beruf. Kommt also immer drauf an, wo man arbeitet... und ob man sich alles gefallen lässt... Pauschal kann man das nicht sagen.
Als Facharzt in einer Praxis kann es entspannter sein, muss aber nicht. In der Klinik bleibts gleich...

EDIT: Hah! Gefunden! http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?t=64019

EKT
30.12.2014, 20:43
und auch empfinde ich einen gewissen ekel bei z.B. Kot etc.


ich bin eigentlich ein Mensch der öfters müde ist (aufgrund von Schilddrüse), auch habe ich einen sehr empfindlichen Schlafrythmus.. dies habe ich beim Praktikum auch gemerkt, als ich früh - und spätdienst hatte.


Das Problem ist, dass mich der arztberuf abschreckt, vor allem Ekel und die schlechten Arbeitsbedingungen und auch das Gehalt.. außerdem weiß ich nicht, ob ich jede Woche einmal einen 24 h dienst schieben kann...


ich höre immer davon wie unzufrieden ärzte mit ihren Beruf sind, dass sie viel zu viel arbeiten müssen und dafür wenig geld bekommen und keine Zeit für Freunde und Familie haben.


und auch mit work-life-balance?

Alles Argumente gegen den Arztberuf.


Würdet ihr mir von einen Medizin studium abraten?

Ja!

IlkaT
30.12.2014, 21:51
Ich glaube, man sollte sich überlegen, bei was man Kompromisse eingehen möchte und was einem wichtig ist.
Ich habe (im nun 2. Jahr) z.B. deutlich mehr mit Diensten auf dem Konto. Einen Stundenlohn von 2,xx€ habe ich definitiv nicht. Eine 60 Stunden woche (incl Diensten) halte ich für eher wenig (aber durchaus machbar) und mehr als 98 hatte ich noch nie. Ich kann von meinem Gehalt eine 3köpfige Familie gut ernähren.
Es besteht ja auch immer die Möglichkeit sich eine Teilzeitstelle zu suchen um garantierte Wochenstunden zu haben.
Mir macht der Beruf Freude, daher schrecken mich die Wochenstunden weniger ab, als wenn ich die als Sachverständiger für irgendwas verbringen müsste (und bei mir bestimmt auch alle BWL Berufe)

erdbeertoertchen
30.12.2014, 22:33
Das studium an sich würde mich sehr intressieren, da ich bio, chemie und physik mag! - Vor allem Bio habe ich in der Schule geliebt.

Bio, Chemie und Physik wird in der Vorklinik meist alle drei Fächer in einem Semester durchgemacht, interesse daran ist gut, aber nicht ausschlaggebend fürs Studium.
Wenn du Bio gemocht hast, wäre dann nicht Biologie etwas für dich? Bzw. was schreckt dich daran ab?

haemo
31.12.2014, 08:21
Das sehe ich auch so.
Dir sollte nicht das Studium Spaß machen (by the way, den größten Stress ever hatte ich im Studium (Vorklinik) mit den ganzen Prüfungen, da macht dann gar nix mehr so richtig "Spaß" ...), sondern der Job, der danach kommt!
Wenn du nur was suchst, womit du dein Geld verdienen kannst, ist Medizin sicherlich nicht der leichteste Weg, ein bisschen Leidenschaft für den Job schadet nicht ...
Vielleicht solltest du mal Biomedizin/Molekularmedizin in Betracht ziehen.

test
31.12.2014, 08:38
Bio, Chemie und Physik wird in der Vorklinik meist alle drei Fächer in einem Semester durchgemacht, interesse daran ist gut, aber nicht ausschlaggebend fürs Studium.
Wenn du Bio gemocht hast, wäre dann nicht Biologie etwas für dich? Bzw. was schreckt dich daran ab?

An Bio würde mich die Aussicht ggf. bei DM an der Kasse zu sitzen oder als Vertreter Klinken zu putzen abschrecken. ;-) Abgesehen davon hat Interesse an Bio in der Schule auch so viel mit der Realität eines Biologen zu tuen wie mit der eines Arztes. ;-) Es sei denn man würde Lehrer, dann sind die Jobaussichten natürlich wieder besser. Aber wenn du ernsthaft Biologie als Alternative zur Humanmedizin vorschlägst, hast du keine gute Vorstellung von den Jobaussichten und GEhaltsperspektiven in der Biologie. ;-) Und ein 40-60H Job mit ca. dem halben ARztgehalt wird dem Threadersteller wohl kaum gefallen. ;-)

Colourful
31.12.2014, 09:25
Hey!

So, ich finde jetzt nicht, dass der Arztberuf schlecht ist. :-)
Ich bin mit meiner Arbeit sehr zufrieden, finde, dass die Arbeit mit den Patienten Spaß macht und sinnvoll ist. Work-Life-Balance ist auch in Ordnung, klar machen wir auch mal Überstunden und die Dienste nerven auch teilweise, aber so schlimm sind die meisten 24h Dienste bei uns nicht und mir persönlich macht es auch Spaß mit der Pflege gut zusammenarbeiten (was man im Dienst zwangsläufig muss/tun sollte), sodass das gar nicht so wild ist. Machen allerdings auch nur 2-3 Dienste im Monat. Sonst? Bezahlung? Also für einen Berufsanfänger (bin jetzt ein Jahr dabei) finde ich die Bezahlung schon gut, du hast in kaum einem Beruf ein so hohes Durchschnittsniveau wie bei den Ärzten, wobei du nicht *reich* wirst. Und von der Belastbarbeit... Na ja, ich würde jetzt auch sagen, dass ich eher so moderat belastbar bin, ich schaffe es aber auch noch genügend zu schlafen und 5-7 Mal Sport die Woche zu machen, Freunde zu treffen und regelmäßig meine Familie (600km entfernt) zu sehen. Also ich sehe da jetzt nicht so das Problem.

erdbeertoertchen
31.12.2014, 10:07
An Bio würde mich die Aussicht ggf. bei DM an der Kasse zu sitzen oder als Vertreter Klinken zu putzen abschrecken. ;-) Abgesehen davon hat Interesse an Bio in der Schule auch so viel mit der Realität eines Biologen zu tuen wie mit der eines Arztes. ;-) Es sei denn man würde Lehrer, dann sind die Jobaussichten natürlich wieder besser. Aber wenn du ernsthaft Biologie als Alternative zur Humanmedizin vorschlägst, hast du keine gute Vorstellung von den Jobaussichten und GEhaltsperspektiven in der Biologie. ;-) Und ein 40-60H Job mit ca. dem halben ARztgehalt wird dem Threadersteller wohl kaum gefallen. ;-)
nö, ich schlage nicht Bio als Alternative vor,, die Jobaussichten sind eher mau, sondern ich frag mich halt unabhängig von der Threadstellerin, warum man Medizin studieren möchte, wenn man naturwissenschaftlich interessiert ist?
Es gibt auch andere Fächer in denen Naturwissenschaften vorkommen, Pharmazie, Molekulare Medizin und eben Bio, Physik, Chemie, warum Humanmedizin?
Interesse für den späteren Beruf beginnt nunmal in der Schule, man kann in den eventuell späteren Bereich reinschnuppern, sich überlegen, wäre das etwas für mich, was ist mir später wichtig?

test
31.12.2014, 13:05
Also ich kenne unglaublich viele, die genau aus diesem Grund (Interesse an Naturwissenschaften) Medizin studiert haben inklusive mir selber. Ich höre diesen Grund auch sehr häufig in Bewerbungsgesprächen von frischen Absolventen, warum sie ursprünglich das Studium aufgenommen haben. Viel im Studium und auch in der Medizin ist doch heutzutage naturwissenschaftlich geprägt, guckt man sich die ganze Physiologie, Pharmakologie und Pathophysiologie an. Insofern finde ich (und anscheinend nicht nur ich) es nicht abwegig bei Interesse an NAturwissenschaften auch Medizin in Erwägung zu ziehen. Das Medizinstudium ist ja noch (und hoffentlich bleibt es auch so) keine rein Praxis bezogene Ausbildung zum praktizierenden Arzt sondern beinhaltet wissenschaftliche Grundlagen und praktische Ausbildung. Guckt man sich die Forschung in der Humanmedizin an so ist auch diese außerordentlich naturwissenschaftlich und auch von Grundlagenforschung geprägt.

Aus dem ersten Beitrag habe ich entnommen, dass der Erstellerin die "Work-Life-Salary" Balance wichtig ist. Guckt man sich jetzt an, bei welchem der genannten Studiengänge mit naturwissenschaftlichem Bezug die "Work-Life-Salary" Balance am "besten" ist, so würde ich sagen, dass die Humanmedizin mit Abstand die besten Möglichkeiten bietet hier unterschiedlichste Balancen zu realisieren. ;-) In keinem der anderen Fächern hat man ein derarbt breites Spektrum an Berufsmöglichkeiten je nach spezifischem Interesse und, wenn man vorwiegend den Blick auf Life und Salary legt, gibt es auch da Möglichkeiten sich gut auf zu stellen.

Ich habe das Gefühl, dass die Threaderstellerin sich vielleicht mal etwas hier durch die FOren lesen sollte um zu sehen, dass es durchaus Ärzte gibt, die mit ihrem Beruf zufrieden sind. Das ganze ist aber wahnsinnig individuell. Es gibt ja auch Menschen, die mit Hartz IV zufrieden sind genauso wie es welche gibt, die mit einer 5 köpfigen Familie mit einem Brutto Einkommen von 3000€ zufrieden sind wie es auch Singles geben wird, die mit einem Brutto Gehalt von 9000€/Monat noch nicht zufrieden sind. Das ganze ist also wahnsinnig individuell. Genauso ist die Wahrnehmung von Arbeitsbelastung und Stress sehr individuell und nicht vorhersagbar. Daher kann die Entscheidung, was für einen selber das Richtige ist, niemand abnehmen und beantworten. Ich glaube auch, dass es nicht wenige Menschen gibt, die egal, was sie gemacht hätten in Ihrem Leben, immer unzufrieden sein werden und andere eben immer zufrieden. ;-) Ist also auch Einstellungssache.

Was mir immer wieder auffällt sind die völlig realitätsfremden Vorstellungen von Arbeitszeiten und Gehältern in den verschiedensten Branchen (nicht nur MEdizin), ich kann daher nur empfehlen auch mal mit nahen Bekannte, Eltern usw. tatsächlich mal darüber zu reden, was diese denn konkret in welchen Berufen mit welcher ARbeitsbelastung verdienen. In vielen Fällen ist dann die Verwunderung groß, wie niedrig doch die Gehälter in vielen Bereichen sind und auch dort wird nicht wenig gearbeitet und je nach Empfinden ist die ARbeit auch nicht stressfrei. ;-) Guckt man sich dann die Tariftabellen von Ärzten an und sieht in Statistiken, dass ein Facharzt im Schnitt ca. 80 - 85 000€ und ein Oberarzt ca. 110 000€ Brutto-Jahresgehalt hat, bemerkt manch einer, dass das gar nicht so wenig ist. Zum Vergleich das durchschnittliches Jahresbruttogehalt beträgt in Deutschland ca. 41 000€, das von den viel zitierten IT-Spezialisten bei ca. 60-65 000 €.

Ich würde daher in Vorbereitung einer Entscheidung sehr empfehlen sich auf stichfeste Informationen zu berufen und diese versuchen einzuholen anstatt sich leichtgläubig von irgendwelchen Gerüchten oder Hörensagen verunsichern zu lassen.

Die Entscheidung, was für einen selber nun das Richtige ist, kann einem aber niemand abnehmen und man selber wird es ehrlicherweise auch erst sicher wissen, wenn man dann im Beruf steht. Da hilft auch kein Praktikum vor dem Studium oder sonst was. Ich glaube, dass ich niemals das Studium angefangen hätte, hätte ich vor dem Studium ein PFlegepraktikum gemacht und b;n trotzdem jetzt sehr zufrieden als praktizierender ARzt. ;-)

EVT
31.12.2014, 13:34
ich bin eigentlich ein Mensch der öfters müde ist (aufgrund von Schilddrüse), auch habe ich einen sehr empfindlichen Schlafrythmus.. dies habe ich beim Praktikum auch gemerkt, als ich früh - und spätdienst hatte.

Naja, vielleicht dauert es noch ein bisschen, bis deine Schilddrüse richtig eingestellt ist. Oder vielleicht hast du Eisenmangel etc.

Bekommst du denn sofort einen Studienplatz mit deinem Abi?
Wenn du keine Lust aufs Krankenhaus hast, musst du dir eben eine Fachrichtung suchen, die du gut ambulant machen kannst. Dann musst du nur die Mindestzeit der Weiterbildung im Krankenhaus absolvieren, ist auch mein Plan. ;-)
Aber willst du nicht in eine Praxis oder warum stört dich das bei Zahnmedizin so?

Bio, Molekulare Medizin etc. haben sehr, sehr schlechte Berufsaussichten, das kann man keinem empfehlen.
Als BWLer muss man auch gut sein, damit man viel verdient und ob man dann weniger arbeitet als ein Arzt, bezweifel ich auch, siehe Unternehmensberater z.B.

Miss_H
31.12.2014, 14:30
Also mit naturwissenschaftlichem Erststudium kann ich meist nur müde über die wissenschaftliche Ausbildung im Humanmedizinstudium lächeln. Ich finde das nicht vergleichbar. Ich musste in 4,5 Jahren Medizinstudium noch nie etwas kritisch diskutieren, in einem echten naturwissenschaftlichen Studium undenkbar.

EKT
31.12.2014, 14:34
wie es auch Singles geben wird, die mit einem Brutto Gehalt von 9000€/Monat noch nicht zufrieden sind.

Exakt. Deshalb mache ich zusätzlich Honorardienste.:-top

.Jordan.
31.12.2014, 16:41
Also ich kenne unglaublich viele, die genau aus diesem Grund (Interesse an Naturwissenschaften) Medizin studiert haben inklusive mir selber. Ich höre diesen Grund auch sehr häufig in Bewerbungsgesprächen von frischen Absolventen, warum sie ursprünglich das Studium aufgenommen haben. Viel im Studium und auch in der Medizin ist doch heutzutage naturwissenschaftlich geprägt, guckt man sich die ganze Physiologie, Pharmakologie und Pathophysiologie an. Insofern finde ich (und anscheinend nicht nur ich) es nicht abwegig bei Interesse an NAturwissenschaften auch Medizin in Erwägung zu ziehen. Das Medizinstudium ist ja noch (und hoffentlich bleibt es auch so) keine rein Praxis bezogene Ausbildung zum praktizierenden Arzt sondern beinhaltet wissenschaftliche Grundlagen und praktische Ausbildung. Guckt man sich die Forschung in der Humanmedizin an so ist auch diese außerordentlich naturwissenschaftlich und auch von Grundlagenforschung geprägt.


Eben.

Was mir immer wieder auffällt: Es wird oft so getan als könne man sowohl im Studium als auch danach nur einen bestimmten Weg beschreiten. Und das ist definitiv nicht so! So wie man im Studium wirklich naturwissenschaftlich tätig werden und mit anderen Wissenschaftlern arbeiten kann, so muss man später auch nicht unbedingt zig Dienste machen, auf ein Privatleben verzichten, das dann der Klinik und dem Wohl der Patienten geopfert wird, oder ständig mit Fäkalien hantieren.
Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten und man kann durchaus Medizin studieren, wenn man eher Interesse am Studium und weniger am Klinikalltag hat.

Nur wird man eben um einiges nicht herum kommen, sei es auch nur im Studium- Müdigkeit, früh aufstehen, gegen den eigenen biologischen Rhythmus kämpfen, mit Blut, Kot, Urin etc. arbeiten usw. Die Frage ist, wie behindernd es tatsächlich ist, bzw. inwiefern man sich dadurch kämpfen möchte. Die wenigsten haben wohl Spaß an der Arbeit mit Kot etc.

Daher sollte man sich entsprechend dem, was man anstrebt (persönlich, finanziell etc.), gut überlegen, ob Medizin der richtige Ansatz ist, oder ob man dasselbe nicht auch anders erreichen kann. Insbesondere wenn man die lange Zeit, die Energie und die Kosten berücksichtigt, gibt es teilweise ja kürzere oder erfüllendere Wege. Man sollte sich jedenfalls nicht vom Ruf, den das Medizinstudium hat, blenden lassen.

test
31.12.2014, 17:11
Also mit naturwissenschaftlichem Erststudium kann ich meist nur müde über die wissenschaftliche Ausbildung im Humanmedizinstudium lächeln. Ich finde das nicht vergleichbar. Ich musste in 4,5 Jahren Medizinstudium noch nie etwas kritisch diskutieren, in einem echten naturwissenschaftlichen Studium undenkbar.

Puh, da frage ich mich aber, ob die kritische DIskussion in einem "echten" naturwissenschaftlichen Studium wirklich fruchtet und Kernkompetenz ist? Wenn ich mir viele Absolventen von "echten" naturwissenschaftlichen Studiengängen angucke, merke ich davon nicht wirklich viel in der breiten Masse. Ist mir ehrlich gesagt auch nicht als Kernbestandteil von den meisten aus ihrem Studium berichtet worden.
Welcher Prozentsatz der Absolventen aus den "life science" Studiengängen braucht denn wirklich kritische DIskussion, wenn man darunter etwas versteht, dass einem ein Stück weit zu selbständigem wissenschaftlichen ARbeiten verhelfen soll? Promovieren tuen noch einige (nicht die Mehrheit würde ich schätzen), kritische Diskussion, eigene Projektentwicklung mag es ein Stück weit dabei geben. Bei denjenigen, die das ganze nur für den TItel machen um in die Industrie abzuziehen passiert es oft eher weniger. Die allerwenigsten Absolventen aus diesen Fächern habilitieren schlussendlich und streben eine akademische Karriere an und es sind damit die allerwenigsten aus diesen Studiengängen, die am ENde tatsächlich "frei forschend" tätig sind. Der Rest geht z.B. direkt nach dem Studium in MTA/BTA Tätigkeiten in die Industrie oder nach der Promotion den selben Weg, dann evtl. eher als Schreibtischtäter, in schlechteren Fällen im Marketing oder in der Kundenbetreuung. Kritische DIskussion in diesen Bereichen als Kernkompetenz? ;-)

Guckt man sich an, wer in leitenden Positionen tatsächlich in der Forschung tätig ist, sind das im Bereich der life sciences Absolventen verschiedenster Studiengänge (Humanmedizin, Tiermedizin, Physik, Chemie, BIologie, alles mögliche) und das ist auch gut so (der Anteil an Humanmedizinern ist jedoch nicht sehr gering, so dass es schon möglich zu sein scheint nach diesem Studium in der Forschung erfolgreich zu sein). Einen Studiengang, der einen zum kritisch denkenden selbständigen Wissenschaftler macht, gibt es nicht. Das muß man ein Stück weit in sich haben und das entwickelt sich im LAuf der Zeit, wenn man sich dafür interessiert und das verfolgt. Aber als geplanter Studiengang geht das nicht. Es gibt keinen Studiengang aus dem am Ende zu 50% Universitätsprofessoren rauskommen, wie auch? Es ist ein Studium. Nur die erste Stufe auf einer langen Leiter. ;-)

An der Universität an der ich studiert habe, gab es übrigens freiwillig besuchbare Journal Clubs, die Humanmediziner gemeinsam mit Studenten aus dem Bereich life sciences besucht haben. Auch in Graduiertenkollegs, die MEdizinern offen stehen, sollte theoretische Ausbildung in diese Richtung möglich sein.
Mediziner sind sehr stark den schulischen Charakter des Studiums gewohnt. Eigentlich sollte (meiner Meinung nach) man aber die Freiräume, die man hat, auch nutzen um sich auch in den Bereichen zu entwickeln, die einen interessieren und liegen. Auch die Richtung in die man sich später entwickelt ist nicht festgelegt. Woher kommen sonst die ganzen Mediziner, die Max Planck Institutsdirektoren geworden sind? Genauso, wie nicht jeder Humanmediziner am Ende des Studiums ein Brugada Syndrom im EKG erkennen wird und Kardiologe wird ist nicht jeder in der Lage hinterher in die Forschung zu gehen und Max Planck Institutsdirektor zu werden. Aber beides ist möglich. Mit einem anderen Studium nicht. ;-)

Fr.Pelz
31.12.2014, 17:26
Die wenigsten haben wohl Spaß an der Arbeit mit Kot etc.


Wo ist Bratzes Signatur, wenn man sie mal braucht?

anignu
31.12.2014, 21:32
Guckt man sich dann die Tariftabellen von Ärzten an und sieht in Statistiken, dass ein Facharzt im Schnitt ca. 80 - 85 000€ und ein Oberarzt ca. 110 000€ Brutto-Jahresgehalt hat, bemerkt manch einer, dass das gar nicht so wenig ist. Zum Vergleich das durchschnittliches Jahresbruttogehalt beträgt in Deutschland ca. 41 000€, das von den viel zitierten IT-Spezialisten bei ca. 60-65 000 €.
Bei den Jahresdurchschnittsgehältern ja auch schon die Überstunden, Rufbereitschaften und Dienste dabei, streich die mal raus, dann wirds schon deutlich weniger. Bei mir machen die Dienste ungefähr ein Viertel vom Gehalt aus, zieh das mal von deinen 80.000 Euro ab. Dann beschreibst du nur Fachärzte und Oberärzte, also alles erfahrene Leute und vergleichst das mit IT-Spezialisten wo vermutlich der unerfahrene frisch von der Uni mit reingerechnet wird...
Meiner Meinung nach verdient man in der IT-Branche und bei den Maschbauern bei gleicher Erfahrung in Jahren ungefähr genausoviel wie ein Arzt ohne Dienste. Zumindest kann ich das von meinen Spezln her ziemlich sagen. Mit Diensten verdien ich mehr, aber ich würd lieber auf die Dienste verzichten...

Und was mir am Allermeisten auffällt wenn ich meine Arbeit mit der meines Vaters vergleiche (der ist IT-Spezialist):
1. die Verantwortung die ich als Assistenzarzt schon hab
2. wie unglaublich einfach mein Vater einfach mal später kommen oder früher gehen kann in der Arbeit.
Vor allem letzteres finde ich bei uns im Beruf manchmal schon sehr schade. Ich mein da ist mal vormittags irgendwas interessantes und mein Vater kann hingehen und geht halt erst mittags in die Arbeit. Oder am frühen Nachmittag haben wir als Kinder irgendwas gehabt und mein Vater war da. Klar musste auch er seine Arbeit tun. Aber wann und wie diesbezüglich war er einfach viel freier. Das geht in der Klinik nur sehr schwierig. Und vor allem in meinem Bereich in der Chirurgie kann es abends auch mal kurz länger dauern...

Das muss einem halt einfach klar sein wenn man Medizin machen will.

(warum ich nicht auch IT-Spezialist geworden bin? weil ich die Arbeit zu sinnlos finde. man geht abends heim und was hat man getan? eine Zeile Code gelöscht und damit einen Fehler behoben. Wow. Leistung eines Tages: eine Zeile gelöscht. Sinn des Lebens? Nicht erfüllt. Bei meinem Beruf geh ich zwar manchmal auch ziemlich gestresst heim, aber oft auch einfach zufrieden wieder jemandem geholfen zu haben!)

Ich will mich nicht beschweren. Wie gesagt, dadurch verdien ich ja mehr und da bei uns jede Minute gestempelt wird hab ich auch mal Tage frei, auch wenn ich mir die nicht so genau raussuchen kann. Also verschenkt ist meine Arbeitszeit nie. Aber man ist halt nicht so flexibel.

lina6666
31.12.2014, 22:09
[QUOTE=EVT;1806557]Naja, vielleicht dauert es noch ein bisschen, bis deine Schilddrüse richtig eingestellt ist. Oder vielleicht hast du Eisenmangel etc.

Bekommst du denn sofort einen Studienplatz mit deinem Abi?
Wenn du keine Lust aufs Krankenhaus hast, musst du dir eben eine Fachrichtung suchen, die du gut ambulant machen kannst. Dann musst du nur die Mindestzeit der Weiterbildung im Krankenhaus absolvieren, ist auch mein Plan. ;-)
Aber willst du nicht in eine Praxis oder warum stört dich das bei Zahnmedizin so?

/QUOTE]

Bekomme nur einen Studienplatz in ZM, könnte aber wenn alles gut klappt noch zu HM wechseln :)