PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinisches Marihuana



KalleTheDog
04.01.2015, 20:04
Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und möchte direkt mit einem oftmals sehr polarisierendem Thema kollektiven Austausch anregen. Wir sind alle junge Mediziner und stehen eventuell einem Wandel gegenüber was den Einsatz bis jetzt noch als Betäubungsmittel geltender Substanzen angeht. Ich beobachte die Thematik schon eine ganze Weile und habe zwei Konsumenten (auf Rezept!) in meinem nahen Bekanntenkreis, die ihre Krankheiten mit medizinischen Cannabis therapieren.

Wie ist Eure Meinung zum bisherigen und möglichen medizinischen Einsatz dieser umstrittenen Pflanze? Habt ihr womöglich selbst Erfahrungen gemacht?

Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.

annekii
04.01.2015, 22:20
Bei was wird es eingesetzt in deinem Bekanntenkreis?

Ich kenne den Einsatz zur Behandlung von Spastik, nachdem Baclofen, Tetrazepam, Tolperison, Clobazam und Botox nicht oder nicht mehr wirksam waren oder nicht tolerierbare Nebenwirkungen aufwiesen oder die Zulassung ruhegelassen wird (*heul dem Tetrazepam nach*)

Meine Meinung: es ist kein Allheilmittel, wie es manchmal angepriesen wird, aber es ist im Rahmen von komplexen Therapien bei Spastik, Epilepsie und Schmerzen ein Medikament, das ausprobiert werden kann, nicht anders als die anderen Medikamente auch alle.

KalleTheDog
06.01.2015, 16:37
Hallo Annekii,

es wird einmal bei einem ADHS Patienten eingesetzt. ( Da er neben ADHS unter Bluthochdruck leidet waren Amphetamin-Derivate contrainduziert und nach kurzer Zeit alle Standardbehandlungen "austherapiert". Beim zweiten Fall handelt es sich um eine MS-Patienten. Der ADHS Patient erhält medizinisches Marihuana und inhaliert dieses mittels Verdampfer während die zweite Nichtraucherin ist und das Kraut in Form von Dronabinol-Tropfen zu sich nimmt. Beide schwören auf "IHRE" Therapie.

Mich interessiert das ganze deshalb so sehr, weil eine Legalisierung in den Medien immer häufiger diskutiert wird und ich mich Frage ob Humanmediziner sich damit auseinandersetzen? Leider gibt es keine Studien dazu (zumindest keine seriösen!).

Woran liegt das?

Lava
06.01.2015, 16:51
Mich würden die Indikationen dazu auch mal interessieren. Im Studium war THC als Therapie nie ein Thema, ind en USA scheint es ja sehr großzügig eingesetzt zu werden. Was kann das Zeug tatsächlich?

annekii
06.01.2015, 20:24
In der Kinderpalliativmedizin kommt es vor, z.B. im Buch von Zernikow. Aber ich habe nur wenige Publikationen mit immer derselben Dosis, dass man sich fragt, ob alle voneinander oder von einem abschreiben.

Brutus
06.01.2015, 20:36
ich bin neu hier und möchte direkt mit einem oftmals sehr polarisierendem Thema kollektiven Austausch anregen. Wir sind alle junge Mediziner und stehen eventuell einem Wandel gegenüber was den Einsatz bis jetzt noch als Betäubungsmittel geltender Substanzen angeht. Ich beobachte die Thematik schon eine ganze Weile und habe zwei Konsumenten (auf Rezept!) in meinem nahen Bekanntenkreis, die ihre Krankheiten mit medizinischen Cannabis therapieren.
Ich verstehe nur gerade nicht, was Du mit diesem Post "erreichen" willst. Welchen Wandel meinst Du? Dass u.U. Cannabis legalisiert werden könnte? Wie Du richtig geschrieben hast, ist es ja jetzt bereits möglich, Cannabis zu verschreiben in den engen Grenzen der Indikationen und auf einem BTM-Rezept. Und? Das ist bei Fentanyl oder Morphin genauso. :-nix
Insonfern verstehe ich Deine Intention nicht wirklich...


Wie ist Eure Meinung zum bisherigen und möglichen medizinischen Einsatz dieser umstrittenen Pflanze? Habt ihr womöglich selbst Erfahrungen gemacht?
Aha! Von hier riecht der Iltis. ;-)
Ich würde mal sagen, dass Cannabis, wenn die Indikation und vor allem die immer gleiche Konzentration vorausgesetzt stimmt, es die gleichen Möglichkeiten wie Fentanyl, Morphin, Palladon und wiesiealleheißen haben... Nur genau da liegt das Problem. Zuerst gibt es zuwenig Studien, die Wirkkonzentrationen variieren zu stark (gerade wenn es um die Legalisierung geht, dürfte da das größte Problem liegen).
Und nein, keinerlei illegale Erfahrung mit Cannabis bisher. Aber Piritramid ist ein geiles Zeuch! ;-)

Sebastian1
06.01.2015, 20:36
In der Intensivmedizin setzen wir Dronabinol bein Inappetenz und Kachexie im Rahmen onkologischer Grunderkrankungen mit subjektiv als gut empfundener Wirksamkeit ein.
Was mich bei der Debatte manchmal leider stört ist die Tatsache, dass sie manchmal von Leuten zugunsten einer Legalisierung befeuert werden zu scheint, die weniger ein Interesse an der medizinischen Verwendung zu haben scheinen... Eine Legalisierung von Cannabis als Rauschmittel sollte aber ganz unabhängig von der medizinischen Verwendbarkeit stehen.


Aber Piritramid ist ein geiles Zeuch! ;-)

Ich hab davon nur gekotzt wie ein Fischreiher, was nach Geburt eines Nierensteines nur mäßig amüsant ist.

Lava
08.01.2015, 16:11
Ich hab davon nur gekotzt wie ein Fischreiher, was nach Geburt eines Nierensteines nur mäßig amüsant ist.

Aber das ist ein wirklich sehr schönes Bild :-))

Muriel
08.01.2015, 16:32
Weniger schön war die gelbwachsige schwankende Gestalt, die ich seinerzeit abholen durfte. Aber beeindruckend :-D

KalleTheDog
09.01.2015, 19:28
Meine Intention ist die, dass ich bei einem der beiden betroffenen Bekannten eine Ausgabe des "GROW-Magazins" in die Hände bekommen habe in dem sehr breit gefächert der historische Einsatz und die aktuellen Erfahrungen diskutiert wurden. Dabei kam es immer wieder zur Sprache, dass Ärzte "sich scheuen" würden die Produkte zu verschreiben. Des Weiteren wurden die Nebenwirkungen denen der kommerziellen und zugelassen Therapeutika gegenüber gestellt und ich frage mich ob das eine Art "schön reden" war, weil es sich bei den Lesern der Zeitschrift wahrscheinlich überwiegend um illegale Konsumenten handelt oder ob es tatsächlich möglich wäre mit einem Naturprodukt, das weniger UAW's verursacht und dabei noch "glücklich und entspannt" macht alternativ zu behandeln. So wie viele Ärzte mit Homöopathischer Therapie manches Leid zu behandeln versuchen, könnte doch auch hier gerade in der ADHS Therapie ein Versuch gewagt werden bevor auf Amphetamin-Derivate zurückgegriffen wird. Dabei stelle ich die genaue Diagnostik von ADHS in Frage. Aber ich muss gestehen, dass ich auch bei dieser Krankheit noch nicht ganz verstanden habe in wie weit die Medikamente da wirklich wirken. In meinen Augen wird da nur die Leistungsfähigkeit gefördert.

Da stinkt der Iltis? (Versteh ich nicht)