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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hormonelle Kontrazeptiva - Medikamenteninteraktionen



DoctorNew
13.01.2015, 15:50
Gerade beim Verschreiben von Antibiotika, aber auch bei anderen Medikamenten fragen gerade junge Patientinnen häufig nach möglichen Interaktionen mit hormonellen Kontrazeptiva. Auch wenn bei klassischen Antibiotika (ohne CYP3A4 Induktion) die Interaktion mit hormonellen Kontrazeptiva (außer bei Auftreten von Erbrechen/Durchfall) ja maximal durch Einzelfälle und theoretische Überlegungen (verminderte Aktivität der Darmflora = verringerte Aktivierung von EE im Darm) belegt ist, wird generell empfohlen (zur Sicherheit) den Patientinnen zu raten, während der Antibiotikatherapie und 7 Tage darüber hinaus zusätzlich mit einer Barrieremethode zu verhüten.

Beim Rifampicin, dass ja zusätzlich (bzw. eher hauptsächlich) über Induktion von CYP3A4 mit der Pille wechselwirkt, wird abweichend aufgrund der potenziell lange andauernden Enzyminduktion eine zusätzliche Verhütung mit einer Barrieremethode für 28 Tage nach Beendigung der Einnahme empfohlen.

Nun gibt es ja auch andere Medikamente, bei denen man eine Enzyminduktion vermutet bzw. bewiesen hat. Beispiele wären beispielsweise Barbiturate, Antiepileptika oder auch (wenn auch umstritten) Johanniskraut. Auch bei dem in der Therapie des unkomplizierten HWI eingesetzte Nitrofuantion wird (laut Fachinformation) eine Enzyminduktion (und damit Wechselwirkung mit hormonellen Kontrazeptiva) vermutet. Nun stellt sich mir die Frage, welche Empfehlungen es hier für die Dauer der zusätzliche Verhütung aktuell gegeben werden bzw. wie lange bei genannten Medikamenten die Enzyminduktion andauert?

Bestimmte hormonellen Kontrazeptiva enthalten ja gar kein EE mehr, sondern enthalten nur ein Gestagen. Beispiele wären Minipillen oder die Cerazette. Während sich beispielsweise in der Fachinformation der Cerazette vergleichbare Passagen zur Antibiotikainteraktion wie bei gewöhnlichen Pillen finden, ließt man teilweise in Expertenartikeln, dass bei rein Gestagen basierten hormonellen Kontrazeptiva eine Wechselwirkung (außer über Enzyminduktion bei Rifampicin oder Durchfall/Erbrechen im Allgemeinen) mit Antibiotika eigentlich nicht möglich ist, da Gestagene keiner Aktivierung durch die mikrobielle Darmflora benötigen. Wie haltet ihr es hier Patientinnen gegenüber mit der Empfehlungen zur Notwendigkeit zusätzlicher Barrieremethoden?