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doktormatte
15.01.2015, 22:34
Ich bin sehr interessiert zu erfahren, was junge Menschen dazu motiviert, Medizin zu studieren. Ich selber bin grade mit dem Studium fertig geworden und habe es damals angefangen, da ich ein gutes Abitur hatte und keinerlei einseitige Interessen, die man in einem konkreten Job hätte anwenden können (d.h. ich war sehr gut in Sprachen, Naturwissenschaften und Mathe und habe mich eigtl. für alles interessiert). Außerdem hatten mir sehr viele Leute mein Leben lang eingetrichtert, was ich doch für ein guter Arzt werden würde. Auch hatte ich keinerlei wirkliche Vorstellung davon, was Ingenieure oder Physiker eigentlich den ganzen Tag machen und bildete mir ein, die Dankbarkeit und Menschlichkeit, die man im Arztberuf erfährt bzw. praktiziert, seien etwas ganz Besonderes und eine Quelle nie versiegenden Glücks. Ein weiterer Punkt war sicherlich, dass ich keine Lust hatte während des Studiums zu networken und mich um prestigeträchtige Praktika zu kümmern, sondern plante, mich im Anschluss ans Studium möglichst unkompliziert in ein gemachtes Nest aus gutem Gehalt und gesellschaftlicher Anerkennung zu setzen. Ich habe gleich nach dem Abi angefangen und das Ding auch in Regelstudienzeit durchgezogen. Während meines dritten Studienjahres hatte ich viel mit Mathematikern und Ingenieuren zu tun und merkte nach und nach, um wie viele Größenordnungen komplexer und IQ-lastiger der Stoff war, mit dem sie sich Tag für Tag auseinandersetzten und bekam dadurch einen neuen Blickwinkel auf mein eigenes Studium. Hier ein paar der desillusionierenden Gedanken, die mich seit geraumer Zeit täglich heimsuchen und die man als potenzieller zukünftiger Medizinstudent evtl. in Betracht ziehen sollte:
1. Außer vllt. der Doktorarbeit kaum individuelle Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Studiums. D.h. es werden hier standardisierte Lehrpläne durchgezogen, Interessen abseits der Medizin (z.B. Mathe, Technik, BWL, Schreiben) kann man, wenn man nicht grade nebenbei zusätzliche universitäre Kurse belegen will, aus akademischer / professioneller Sicht knicken. Fertige Mediziner ohne klinische Erfahrung bedienen eine sehr enge Nische (Versorgung von Kranken) und sind abseits der Klinik für den Arbeitsmarkt weitestgehend uninteressant. Die Arbeitgeber wissen nämlich:
2. Als Mediziner lernt man (in der Uni) nur eines: Fakten. Am Ende kann man zwar einfache klinische Fälle analysieren und eine Diagnose stellen bzw. Wirkmechanismen von Medikamenten herbeten, jedoch fehlt quasi jegliche Schulung des Abstraktionsvermögens sowie weitestgehend des analytischen Denkens. Sobald man beginnt, sich mit der Komplexität mathematischer Modelle oder Software auseinanderzusetzen, merkt man, dass die Ansprüche an das Denkvermögen, die an Studenten der Medizin gestellt werden (und später auch größtenteils die Ärzte) durch einen relativ unkompliziertes Computerprogramm bedient werden könnten. Brainpower bzw. Durchdringung von Komplexität ist in diesem Studium und Beruf völlig nebensächlich (oder wie ein Herzchirurg einst zu mir meinte: "Jeder Idiot kann Arzt werden, es gibt aber auch Berufe, für die man intelligent sein muss."). Intellektuell ist das Studium wirklich sehr frustrierend, es bestand bei mir aus vielfachem halb abwesenden Lesen und anschließendem Ausspucken der Fakten in lächerlichen MC-Klausuren.
3. Menschlich gesehen ist der Job ganz ok, jedoch ist man in der Pflege viel näher an den Patienten. Auch ist es ein wenig frustrierend, wie viele (dumme) Menschen quasi selbst Schuld sind an ihrem Gesundheitszustand. Jedoch glaube ich nicht, dass man als Arzt in irgendeinem Maße etwas "Wichtigeres" oder "Menschlicheres" tut als in anderen Jobs. Man ist ein Leistungsträger in einem extrem rigiden, sehr stark durch Lobby und Big Business (Versicherungen, Pharma) beeinflussten System. Individueller Handlungsspielraum liegt fast bei null (Leitlinien!). Man klappert seine Patienten ab und bemüht sich, den privaten die möglichst teuren Prozeduren anzudrehen und ansonsten den Patientendurchsatz so hoch wie möglich zu halten, oft auch auf Kosten der Patientengesundheit. Ein Lehrer oder Hochschulprofessor trägt da imho eine ganz andere menschliche Verantwortung.
4. Militärisch amutende Hierarchien im Krankenhaus, schlechtes Verhältnis zur Pflege, Nachtarbeit.
5. Eine Titelpolitik, deren Lächerlichkeit ihresgleichen sucht. Eine medizinische Doktorarbeit ist vergleichbar mit einer etwas anspruchstvolleren Bachelorarbeit (ich spreche aus Erfahrung), in der Klinik werden irgendwelchen fortgeschrittenen Metzgern, die den ganzen Tag im OP verbringen, Habilitationen hinterhergeschmissen für Arbeit, die andere geleistet haben. Wer fleißig "forscht", darf sich dann irgendwann Professor schimpfen und hat gute Aussichten auf eine Chefposition. Mit medizinischer Expertise hat dies oftmals überhaupt nichts zu tun, eher mit einem guten Sinn für Opportunismus. Wenn alles gut läuft, darf ich mich mit Mitte 26 "Doktor der Medizin" nennen. Das ist wirklich ein schlechter Witz und dient vermutlich hauptsächlich der Täuschung des Pöbels, da Ärzte ohne Titel ja zu nichts taugen.
6. Viele Medizinstudenten (und auch fertige Mediziner) sind charakterlose Streber und Fachidioten und glauben tatsächlich, Medizin sei eine sehr anspruchsvolle Disziplin. (Gibt es in sämtlichen anderen Fächern sicherlich auch). Es ist schon frappierend, wie viele Prozesse beispielsweise im Krankenhaus man mit ein bisschen mehr Verständnis für komplexe Systeme und ein wenig mehr Mut zur Innovation und Abschaffung rigider, völlig veralteter Vorgaben um Einiges beschleunigen könnte.


Wenn man wirklich etwas "bewegen" oder "ändern" möchte bzw. nach echten intellektuellen Herausforderungen und Neuerungen sucht, die vielleicht der Menschheit etwas bringen könnten, sollte man sich die Sache mit dem Medizinstudium zwei Mal überlegen. Man wird hier zu einem kleinen, fleißigen, unkreativen Arbeitstier herangezüchtet, dass nach sechs Jahren staatlich authorisiert über zu erbringende Leistungen aus dem Katalog der Versicherer entscheiden darf, mehr nicht.
Sicherlich werden Menschen, die für Großes bestimmt sind auch irgendwann Großes tun, es gibt jedoch bestimmt einfachere Wege zu diesem Ziel als das ach so heldenhafte Medizinertum. Bevor Ihr anfangt es zu studieren, geht bitte sicher, dass Ihr es auch wirklich wollt und ob euch eure (vermutlich bei vielen weit über dem Durchschnitt liegenden) kognitiven Fähigkeiten nicht zu schade dafür sind.

Xy
15.01.2015, 22:44
Vielleicht sollte doch die Voraussetzung zu einem Studium eine Ausbildung sein. Dann gäbe es nicht dieses Problem , fremd von der Arbeitswelt zu sein und gleich eine Führungsposition zu übernehmen

Solara
15.01.2015, 22:50
Ich bin immer wieder hellauf begeistert, wie frische Absolventen ohne jegliche Berufserfahrung als Arzt oder in irgendeinem anderen Beruf so genau Bescheid wissen - hört sich auch hier nur nachgeplapperten Studentenwissen an.

Wenn dir der Ingenieur soviel erstrebenswerter erscheint, weil ja so viel mehr Gestaltungsfreiheit etc angesagt ist - studiere es doch als Zweitstudium. Und kognitiv sind die ja auch alle soviel geforderter ... sehe ich im Freundeskreis immer wieder ;-)

doktormatte
15.01.2015, 23:17
Ich bin immer wieder hellauf begeistert, wie frische Absolventen ohne jegliche Berufserfahrung als Arzt oder in irgendeinem anderen Beruf so genau Bescheid wissen - hört sich auch hier nur nachgeplapperten Studentenwissen an.

Wenn dir der Ingenieur soviel erstrebenswerter erscheint, weil ja so viel mehr Gestaltungsfreiheit etc angesagt ist - studiere es doch als Zweitstudium. Und kognitiv sind die ja auch alle soviel geforderter ... sehe ich im Freundeskreis immer wieder ;-)

Ist vermutlich ein Missverständnis. Ich bin mir schon sehr im Klaren darüber, dass die meisten wirklichen Jobs aus rein intellektueller bzw. kreativer Sicht nicht sonderlich anspruchsvoll sind. Es geht ja bei den meisten im Endeffekt um irgendeine monotone Geldscheffelei, da ist der Arztjob aufgrund des Menschenkontakts vermutlich noch einer der abwechslungsreicheren Jobs. Vielmehr ging es mir um das Skillset, welches im Studium selbst vermittelt wird. Und das ist bei einem Medizinstudium (ein dickes Buch im Kopf abspeichern und einigermaßen eine Vene punktieren) nicht mit dem intellektuellen Anspruch anderer Fächer vergleichbar. Kannst ja mal versuchen, ein HöMa-Skript wie ein Medizin-Skript zu lesen, viel Erfolg dabei. Dementsprechend wird man auch vom Arbeitsmarkt eingestuft.
Und ja, ich beginne demnächst ein Zweitstudium der Informatik und suche nach Teilzeitjobs, um mir dieses Vorhaben zu finanzieren. Der Haken: Auf dem Brainpower-Arbeitsmarkt gibt es für Ärzte ohne Berufserfahrung fast keine Jobs, schon gar nicht in Teilzeit. Daher dieser leichte bittere Beigeschmack in meinen Posts.

ehemaliger User_25062015
15.01.2015, 23:24
Vielleicht sollte doch die Voraussetzung zu einem Studium eine Ausbildung sein. Dann gäbe es nicht dieses Problem , fremd von der Arbeitswelt zu sein und gleich eine Führungsposition zu übernehmen

Oh ja..das wär richtig geil so viele Leute zu ner Ausbildung zu zwingen in nem Beruf, in dem sie danach nie arbeiten werden...meine Güte, das Leben ist kein Ponyhof..

Solara
15.01.2015, 23:50
Hättest du dir halt vorher Gedanken drüber machen sollen, was du willst und nicht nur wegen eines Abischnittes Medizin studieren sollen.
Dann hoffen wir mal, dass die Informatik dich so sehr befriedigt und nicht auch da das böse Erwachen kommt.
In höheren Alter ist das alles nicht so der Brüller, egal ob da Maschinenbau oder Informatik oder sonstwas studiert würde, alle sind in der Realität und beim Geldverdienen angekommen.

HöMa Skripte lese ich nicht, warum auch, interessiert mich nicht. Gibt es genügend andere, die das interessiert und die das studieren. Jeder findet seine Nische, irgendwann.
Informatikskripte habe ich mir tatsächlich angetan ;-), interessiert mich aber auch nicht, warum also Zeit damit verschwenden.

Dafür macht mir der Job erstaunlicherweise immer noch Spaß, ist nicht stupide, sondern abwechslungsreich - Entscheidungsfreiheit habe ich auch, andrehen muss ich auch keinem was.

Jetzt könnte man immer noch sagen, Studium ist reines Auswendiglernen und MC. Selbst wenn: Studium ist 6 Jahre, arbeiten ist vierzig Jahre. Da liegt mein Augenmerk dann doch auf der Zeit nach dem Studium.

Glomerulum
15.01.2015, 23:58
Mh ist das jetzt wirklich ne Neuigkeit, dass es im Medizinstudium in erster Linie um's Auswendig lernen geht?
Es hilft schon, sich im Voraus über das Studium und seine Anforderungen sowie den späteren Beruf zu informieren, aber das sollte eig selbstverständlich sein...
Ich studiere ja (noch) nicht, aber ich kann mir schwerlich vorstellen, dass ich mich dabei intellektuell unterfordert fühlen werde. Gründe fürs Studium / den Arztberuf sind für mich in erster Linie Interesse an und Faszination von den Studieninhalten, die Abwechslung im Alltag und der Patientenkontakt. Es geht mir dabei nicht darum "Großes zu tun" oder mich auf einem intellektuell besonders hohen Niveau zu bewegen / meinen IQ am gewinnbringendsten zu nutzen. Wenn man derartige Vorstellungen von Studium und Beruf hat, ist man bei Medizin wohl tatsächlich nicht richtig. Wobei man ja auch hier in die Forschung gehen kann oder sehe ich das falsch?
(wie gesagt, ich spreche auch nur von meinen Vorstellungen vom Studium anhand dessen was befreundete / bekannte Medizinstudenten bzw. Ärzte mir so erzählt haben (; Korrigiert mich wenn ich falsch liege...)

Sternchenhase
16.01.2015, 00:39
Also ich habe gerade erst mit dem Studium angefangen und bin deswegen auch nicht gerade die Quelle der Weisheit, aber ich habe mein Studium in (mehr oder weniger, so ganz weiß man es ja immer erst, wenn man mittendrin steckt) vollem Bewusstsein angefangen, was da auf mich zukommt.
Warum ich Ärztin werden will: natürlich der naturwissenschatliche-soziale Aspekt (so auch bei den meisten um mich rum :) ), zudem habe ich mich bei einem meiner Arztpraktika in einen sehr speziellen Bereich verliebt.
Warum ich das Studium mag (ausgenommen sind Lernmasse, Stress und Druck, aber das war ja vorher klar): Es ist einfach alles dabei. Von Naturwissenschaften über Ethik, Geschichte, Gesellschaftswissenschaft und ein bisschen Sprache (wer möchte). Und mit halbherzigem Angucken der Fakten und ein bisschen MC würde ich vermutlich nicht durch die Prüfungen kommen. Langweilen werde ich mich jedenfalls nicht ;-).
Auch auch dem Studium hätte man noch ein paar andere Möglichkeiten als in der Patientenversorgung zu arbeiten, aber über dieses Thema gibt es ja schon Bücher.
Was du beschreibst, sind meiner Meinung nach völlig überzogene Erwartungen an das Medizinstudium und den Beruf. Von den wirklich vielen Leuten, die ich hier kennengelernt habe, ist niemand mit diesen Erwartungen an den Beruf ins Studium gegangen. Gut möglich, dass es die Ausnahmen gibt, aber die Regel ist es nicht.

doktormatte
16.01.2015, 01:00
In höheren Alter ist das alles nicht so der Brüller, egal ob da Maschinenbau oder Informatik oder sonstwas studiert würde, alle sind in der Realität und beim Geldverdienen angekommen.

HöMa Skripte lese ich nicht, warum auch, interessiert mich nicht. Gibt es genügend andere, die das interessiert und die das studieren. Jeder findet seine Nische, irgendwann.
Informatikskripte habe ich mir tatsächlich angetan ;-), interessiert mich aber auch nicht, warum also Zeit damit verschwenden.


Bedeutet Realität für dich, seine Lebenszeit mit Mitte/Ende 20 gegen Geld einzutauschen? Ist ein Bachelor mit Ende 20 etwa "unseriös"?
Vllt sollte man mal die extreme (und stetig wachsende) Relevanz von Software (und Hardware) in Betracht ziehen, bevor man sagt, dass sie für sich persönlich irrelevant ist. Nicht umsonst wird momentan überlegt, umfangreichere Pflichtmodule in Bioinformatik in das Medizin-Curriculum einzuführen. Es ist völlig egal, ob es interessiert. Wären mehr Leute in (technikfernen) Berufen zu mehr Abstraktion fähig, könnten wir viele Prozesse mit weniger Widerstand vereinfachen. Aber nein, der Arzt weiß ja ganz genau, dass digitale Übermittlung von Patientendaten nicht sicher ist (hat er sich schonmal mit Datenverschlüsselung auseinandergesetzt?) Wer weiß, vllt. gibt es den Arztberuf wie wir ihn kennen in 15 Jahren gar nicht mehr, und die meisten anderen Jobs von heute auch nicht. Ich bin ein großer Fan des technischen Fortschritts und bin mir ziemlich sicher, dass die Horizonte vieler Leute in dieser Hinsicht ein wenig erweitert werden müssten.


Es geht mir dabei nicht darum "Großes zu tun" oder mich auf einem intellektuell besonders hohen Niveau zu bewegen / meinen IQ am gewinnbringendsten zu nutzen.
Also willst du lieber Mittelmäßiges tun und dich auf intellektuell mittlerem Niveau bewegen? Du sollst deinen IQ nicht am gewinnbringendsten nutzen, sondern mit deinem IQ der Menschheit helfen.


Es ist einfach alles dabei. Von Naturwissenschaften über Ethik, Geschichte, Gesellschaftswissenschaft und ein bisschen Sprache (wer möchte).
Am Anfang ist ein wenig Naturwissenschaft dabei, d.h. Physik auf Mittelstufenniveau, dann noch Chemie und Biochemie. Das war's dann aber auch mit den etwas komplexeren Wissenschaften, und ab dem 3.Sem. (bei uns damals) kommt nur noch Symptome blabla Diagnostik blabla Therapie. Und nur noch MC. Viel Spaß dir dabei :)

ehemaliger User_25062015
16.01.2015, 01:27
Was genau willst du denn jetzt eigentlich mit deinem Beitrag bewirken? Anderen das Studium (über das sie sich im Gegensatz zu dir informiert haben) madig machen? Ja das Studium ist machmal scheiße. Aber eben auch Mittel zum Zweck. Am Ende steht ein Beruf auf den sich die meisten wohl freuen werden, bzw von dem sich die meisten wohl vorstellen können ihn ne recht lange Weile ausüben zu können. Also ka was du hier jetzt genau möchtest.

doktormatte
16.01.2015, 01:38
Was genau willst du denn jetzt eigentlich mit deinem Beitrag bewirken? Anderen das Studium (über das sie sich im Gegensatz zu dir informiert haben) madig machen?

Zur Reflexion anregen. Eine Diskussion führen. Intelligente Menschen vom Arztberuf abbringen (ich weiß, das wird mir vermutlich nicht gelingen).
Hauptsächlich aber Leuten mein Weltbild aufdrängen und versuchen zu vermitteln, dass bestimmte Berufe zu viel verblendete Anerkennung bekommen, während die wirklichen Wissenschaften, die die Entwicklung der Menschheit antreiben, nicht genügend gewürdigt werden.

ehemaliger User_25062015
16.01.2015, 01:42
Leuten sein Weltbild aufdrängen ist auch furchtbar intelligent :'D Haaachja immer wieder geil dieses Forum..

doktormatte
16.01.2015, 01:55
Leuten sein Weltbild aufdrängen ist auch furchtbar intelligent :'D Haaachja immer wieder geil dieses Forum..

Du sagst es. Ne, aber vllt. findet sich ja wirklich jemand unter den Besuchern dieses Threads, dem es ähnlich geht wie mir damals und dem mein Gehate vllt. auf neue Gedanken bringt. Außerdem propagiere ich sehr gerne die wachsende Bedeutung von IT in der Medizin :)
Hier was Inspirierendes zum Lesen: http://spectrum.ieee.org/biomedical

Coxy-Baby
16.01.2015, 04:23
Intelligente Menschen vom Arztberuf abbringen (ich weiß, das wird mir vermutlich nicht gelingen).

Du bist bestenfalls frischapprobiert bzw wartest gerade auf deine Approbation und hast bis jetzt genau 0 Tage als Arzt gearbeitet ,wenn man deine anderen Beiträge liest (Prüfarzt und Blutspende) hast du auch nicht vor das zu ändern. Was weißt du also über die Arbeit eines Arztes?
Ansonsten lange Beiträge mit wenig Substanz...und das Thema Datenverschlüsselung/IT und eGK lassen wir mal lieber ganz...da kommen scheinbar nur Floskeln und du solltest mehr reflektieren... (was nützt die geilste Verschlüsselung wenn 2 Layer drunter die Sicherheitslücke liegt, die seit 8 Monaten bekannt ist aber noch nicht gepatcht wurde? wieso sollen Ärzte jetzt bei den Patienten die Stammdaten überprüfen und aktualisieren?)

Absolute Arrhythmie
16.01.2015, 06:37
tl; dr

*gähn*
So viel Gesprächsbedarf, so wenig Inhalt...

Bonnerin
16.01.2015, 07:40
Ich weiß nicht, ob ich bei Deinem Beitrag anfangen zu lachen oder an die Decke gehen sollte.

Nimm es bitte nicht persönlich, aber Du wirkst auf mich einfach wie jemand, der keine Zeit/Lust hatte, sich in der Schule mit dem Leben nach dem Abitur zu beschäftigen.

Du sagst selbst, dass Du keine Ahnung von der Realität eines Lebens als Maschi oder Physiker hast, aber dem hätte man ja abhelfen können. Es gibt genug Veranstaltungen/Messen, zu denen man hingehen und sich informieren kann. Auch die Schulen sagen eigentlich nichts, wenn man mal zum Tag der offenen Tür an einer Uni bzw. zur Studienberatung geht.

Da liegt für mich eigentlich auch der Grund für Deine anderen Beschwerden: Nachtarbeit? Das System im Krankenhaus? Um das zu erfahren muss man eigentlich nur mal google fragen. Und bitte versuch nicht, irgendwem weiß machen zu wollen, die freie Marktwirtschaft sei gerechter, das ist sie nicht. Die Pflege hat mehr Patientenkontakt? Das erfährt man in jedem Pflegepraktikum innerhalb der ersten 3 Tage.

Das Studium beschränkt sich auf das Lernen von Fakten und bietet wenig Raum für Entfaltung? Medizin ist ein Staatsexamensstudiengang, nicht die von der Politik hochgelobte Bachelor/Master-Entfaltung.

Wenn Dir das Studium so "unterfordernd" vorkam, was hat Dich denn davon abgehalten, parallel dazu Physik zu studieren? Oder nach dem Physikum aufzuhören?

Es gibt nicht nur Menschen mit gutem Abitur, die wegen des guten Abiturs Medizin studieren. Es gibt tatsächlich auch Schüler, die ein gutes Abitur machen WOLLEN gerade weil sie Medizin unbedingt studieren möchten. Und die meisten davon haben ein sehr gutes Bild von dem, was auf sie zukommt - auch, wenn die Eltern keine Ärzte sind. Natürlich brauchen wir gute Physiker und Ingenieure, aber wir brauchen auch gute Ärzte.

Ich hoffe, für Dein Zweitstudium hast Du Dich etwas besser informiert und Spaß daran.

StuartProwerFaktor
16.01.2015, 10:42
Ich glaube ich kann deine Motivation verstehen hier so zu schreiben. Bei mir war es auch eine gewisse Odyssey bis zum Zweitstudium Medizin (was ich bisher nie bereut habe). Ich würde jedoch zu gänzlich anderen Schlüssen kommen:

1) Gerade wir Mediziner sind, was das Studium angeht überaus priviligiert. So haben wir ein Studium, was allein von der Präsenzzeit durchaus überschaubar ist (sofern man nicht in jede Vorlesung geht). Somit hat man Zeit, was alles andere als selbstverständlich ist (ich spreche da aus Erfahrung) noch im Sinne des Wortes zu studieren und nicht einfach nur grob reflektierte Inhalte dumm wiederzukäuen (das Problem ist, da gebe ich dir Recht, dass dieses oberflächliche Lernen leider funktioniert).
2) Außerdem halte ich das Medizinstudium für überaus vielseitig und sehr interessant, da über Grundlagen wie Physiologie und Biochemie, anwendungsbezogene Fächer aus der Klinik und sogar Phsychologie viel vermittelt wird und zT auch auf durchaus gutem Niveau.
3) Zum Thema Technik kann ich mich nur begrenzt äußern da mich technisch andere Dinge interessieren: Eine gewisse Automatisierungswelle wird sicher kommen (zB Bildanalyse i.d. Radiologie) und die Ärzteschaft wird sich da sicher auch mit einigem beschäftigen müssen. Aber wir müssen die Sachen ja nur als Anwender verstehen, was interessiert es mich wie genau eine Software funktioniert (vom Code her) oder wie ein Prozessor physikalisch funktioniert ... verschwendete Zeit, außer es interessiert einen tatsächlich.
Das Heil in der Technik zu suchen finde ich allerdings eher etwas kurios, da die wachsende Anzahl von Leuten die einen an der Klatsche haben und die ganzen ADHS-Kinder sicher zu einem gewissen Teil der Technisierung des Alltags und der Arbeitswelt (bzw deren Umgestaltung) geschuldet sind ... aber das ist ein anderes Thema.
4) Klar ist die Titelpolitik in der Medizin lächerlich - wobei es sicher hier auch mal ab und an gute Doktorarbeiten geht. Aber ums mal ganz pragmatisch zu sagen: "Nem geschenkten Gaul schau ich nicht ins Maul" ... solltest du mal (wie ich) eine gewisse Zeit an einem naturwissenschaftlichen Institut mit einer "echten" Promotion und im Umkreis von Deutschlands "Bildungselite" verbracht haben, wirst du sehr schnell die Option zu schätzen wissen dir einen Titel zu erschleichen, anstatt sich 4-6 Jahre lang für Dumm verkaufen zu lassen (bei TVL13/2 = 1200Netto). Im Anbetracht der Masse an Wissen ist der Beitrag beider Promotionsformen zu den Sorgen der Welt bestenfalls atomistisch ...
Wobei ich natürlich schon mehr Respekt vor einer Physikpromotion habe ... keine Frage.
5) Fakten vs. Logik: Der Konflikt, der insbesondere von Chemikern ja gerne geschürt wird, finde ich mehr als lächerlich. Faktenwissen ist genau so wichtig wie Logik. Fakten lernen heißt ja nicht einfach nur Fakten zu lernen und fertig (auch wenns einige so betreiben) sondern diese auch sinnvoll zu verknüpfen. Und an dieser Stelle muss man sich auch vor keinem selbst ernannten Gauss verstecken ... ich finde es immer sehr eindrucksvoll gute Ärzte bei der Arbeit zu sehen, die schnell und effizient Probleme lösen, da sie Fakten sinnvoll kombinieren können.
Aber ich gebe dir hier schon teilweise Recht, mathematische Abstraktion hat schon etwas sehr faszinierendes, ich würde aber nie auf die Idee kommen dies als höher wertig zu betrachten: Eine Gesellschaft kann halt auch nicht nur vom Dichten und Denken leben ...
6) Die meisten meiner Mitstudenten empfinde ich eigentlich als sehr korrekt - allerdings hast du so unrecht leider nicht. Es gibt zum Teil schon eine lächerliche Tendenz sich was aufs Studium einzubilden. Und auch da hast du sicher recht, so schwer ist das Studium nicht, dass diese Einstellung gerechtfertigt ist (Organklausur aus 80% Altfragen mit 5% Durchfallquote als Beispiel) - sofern eine solche Einstellung überhaupt gerechtfertigt sein kann.
7) Ich denke das Privileg (?) die Welt zu verändern, aufgrund ihres "Genius", haben nur wenige Menschen und dies ist dann vielleicht auch einfach nur Zufall / Glück. Aber ich habe schon den Eindruck, dass man gerade als Arzt schon viel bewegen kann, denn deine gute oder halt auch weniger gute Arbeit entscheidet ja durchaus über den Verlauf individueller Schicksale.

Arrhytmicin
16.01.2015, 10:43
Das kommt halt bei raus, wenn die persönliche logische Konsequenz aus einem sehr guten Abischnitt derjenige Studiengang ist, der die schärfsten Zulassungsbedingungen hat und sich der größten Beliebtheit erfreut. Hättest doch abbrechen können. Es gibt durchaus Leute, die sich von dem Studium nicht unterfordert fühlen und später gerne und mit Herz und Seele als Arzt arbeiten. Ich schätze 80% aller Erstsemester haben sich vorher besser informiert als du. Für die anderen war einfach die Vorstellung, als Weißkittel über weite Krankenhausflure zu schreiten geil.
Herzlich willkommen jedenfalls in der Realität, ich hoffe du findest noch eine berufliche Tätigkeit, die deinem hohen IQ gerecht wird und wendest dich anderen Dingen zu, als hier als superschlaues frustriertes Greenhorn ohne auch nur einen Tag Berufserfahrung anderen das Studium vermiesen zu wollen.

Glomerulum
16.01.2015, 11:38
Also willst du lieber Mittelmäßiges tun und dich auf intellektuell mittlerem Niveau bewegen? Du sollst deinen IQ nicht am gewinnbringendsten nutzen, sondern mit deinem IQ der Menschheit helfen.


Ja ich will mich dann tatsächlich lieber auf intellektuell mittelmäßigem Niveau bewegen, wie du es ausdrückst. Einfach deshalb weil es mir in erster Linie darum geht Ärztin zu werden. Und ich bin mir der vielen Nachteile dieses Berufs durchaus bewusst und dennoch mag ich nichts anderes machen.

Ich finde du wirkst ein bisschen arg frustriert von der Medizin. Ich deute deine Aussage hier mal so, dass man als Arzt der Menschheit nicht "wirklich" helfen könne, aber so ist es nun auch wieder nicht! Wenn ich einem Kranken durch richtige Diagnosestellung und Therapiemaßnahmen zu einem angenehmeren Leben oder gar zum Überleben bringen kann, dann ist das doch etwas! Klar gibt es auch Fehlentscheidungen / hoffnungslose Fälle / Pat die ihre Krankheit selbst verschuldet haben und beratungsrenitent sind... Aber in jedem Beruf gibt es Hindernisse und negative Seiten und man zweifelt manchmal am Sinn und Zweck des Ganzen.

Ich versteh schon was du mit deinem Posting erreichen willst. Und wenn jemand der ähnlich falsche Vorstellungen davon hat wie du dadurch vom Studium abgebracht wird, is ja gut. Aber du solltest nich gleich die Absichten jedes Medizinstudenten hinterfragen, denn nicht jedem geht es wie dir. Ich könnte z.B. mit Informatik, Physik, ... generell nem reinen Naturwissenschaftsstudium ... nichts anfangen. Und darüber sollte sich halt jeder im Voraus Gedanken machen.

cavalorn
16.01.2015, 13:11
Doktormatte, ich bin ganz bei dir!
Ich denke, dein Herzchirurg hat schon recht.
Es wird ganz klar, dass dir das Abstrakte fehlt, das logische Denken. Medizin ist nur aufwändig, sonst nichts. Vom Anspruch her kann es mit den Naturwissenschaften beispielsweise nicht mithalten.
Ich find manche Fächer noch interessant, das wars dann aber auch. Ich denke, die meisten fangen mit Medizin an um Prestige zu bekommen. Das fängt schon im ersten Semester an und hört niemals auf. Natürlich gibt es auch Studenten, die andere Gründe haben. Den Menschen helfen oder einen sicheren Job in Aussicht zu haben.