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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kardiologie - nur wo?



The Odor
18.01.2015, 12:10
Liebes Forum,

ich habe gerade mein Staatsexamen abgelegt und möchte mich demnächst auf eine Assistenzarztstelle in der Kardiologie bewerben. Da ich jedoch noch ziemlich ratlos bezüglich des Klinikums bin, möchte ich euch fragen, ob ihr Erfahrungsberichte oder Ratschläge habt.

Ich habe Spaß an der Lehre und möchte on the long run auch forschen und für eine Weile in den USA arbeiten, deshalb würde ich gerne an einem Uniklinikum anfangen.

Habt ihr vielleicht selbst Erfahrungen mit kardiologischen Stationen an Unikliniken? Und wo sind derzeit die besten Forschungsstandorte? Wisst ihr etwas zu den deutschen Herzzentren in Leipzig, München und Berlin? Oder zur Charité? In habe in Frankfurt am Main studiert, die Assistenten hier sind meist recht unzufrieden und die kardiologische Forschung hier scheint auf dem absteigenden Ast zu sein.

Ich wäre um jegliche Erfahrungen und Ratschläge dankbar!

Lizard King
18.01.2015, 17:07
Ich meld mich mal hier zu Wort, mach ich ja selten genug. ;)

Ich bin selbst in der Kardio, seit ca. 1,5 Jahren, Spitzenversorger in NRW.

Ich hatte mich mal an der Uni Freiburg umgeschaut wegen einer Stelle in der Kardio dort, war als Student eh da unterwegs, wenn auch nie in der Inneren, soll heißen, ich hab keine Erfahrungen aus erster Hand. Hab aber einen Assistenten und einen OA da mal halbwegs ausführlich ausgequetscht. In Freiburg scheint man auf Forschung viel Wert zu legen, teilweise auch experimentelle Geschichten. Angeblich sei das Dienstsystem so aufgebaut, dass man meist 2 Wochen durch arbeiten würde (vermutlich im Schichtsystem, weiß ich aber nicht genau), und dann eine Woche frei hätte, in der aber dringlichst erwartet würde, dass man im Labor ist und forscht.

Von den Arbeitsbedingungen her war das, was der Assi erzählt hat, etwas durchwachsen, ein paar Studenten bzw. PJler, die ich gefragt habe, meinten, dort sei das Leben ziemlich hart. Ich hab mich da dann nicht beworben, weil ich keine Forschung machen wollte, aber vielleicht kannst du dir das mal anschauen, vielleicht ist es ja was für dich.

Andi01
19.01.2015, 11:15
Moin!
In Lübeck an der Uni gibts seit kurzem nen neuen Chef in der Kardio, der scheint großen Wert auf Forschung zu legen. Hat kurz nach seinem Beginn ne Mail an alle rausgehauen, wo er um eine Auflistung aller bisher erlangter wissenschaftlicher Leistungen bat. (gibt viele Wege, sich beliebt zu machen...) Aktuell ist es so, dass es wohl wöchentlich Fortbildungen gibt, wo man die neuesten Studien vortragen muss und darüber ne SOP für die Klinik schreiben soll...andere Masochisten bevorzugen lieber Herrn K. in Heidelberg, wo gerne auch schon mal 4 Monatsverträge rausgehauen wurden...Mal im Ernst: wenn Du in die Kardio willst, würde ich Dir dringend empfehlen, an ein mittelgroßes Haus zu gehen und dort mindestens 2,3 Jahre mal richtige Medizin zu machen. Am Anfang bist Du genügend damit beschäftigt, Station, Notaufnahme und Dienste zu managen, Dich zu organisieren und zu sehen, dass Du die Basics wie EKG, Ergo, Echo lernst. Das ist unter deutschen Ausbildungsverhältnissen sowieso überall ein Problem und an Unis sicher nicht weniger. Wenn Du dann immer noch Lust auf Forschung hast, dann gibts dann immer noch Möglichkeiten, zu wechseln. An der Uni musst Du damit rechnen, dass Du einige Zeit länger brauchst, um an die "begehrten" Funktionen wie Schrittmacher, Koro zu kommen...oft nur über die Gunst eines Chef oder Oberarztes..
Wenn Du noch ein paar Städte hören willst: ich habe nen Freund in Aachen, der ist recht zufrieden mit dem Chef und den Bedingungen. Am DHZ in Berlin gibts seit kurzem nen neuen Chef, da muss man wohl mal abwarten, was das wird...
Viel Erfolg!

Lava
19.01.2015, 15:52
Ich habe in Freiburg studiert und meine Doktorarbeit in der Kardio gemacht. Die haben da schon ein paar tolle Arbeitsgruppen, die auch gut publizieren. Mein damaliger Betreuer ist inzwischen Prof. und OA in der Kardio dort :-)

The Odor
20.01.2015, 13:48
Hey Leute, vielen Dank für eure Antworten, das war doch schonmal sehr hilfreich!
Die Entscheidung zwischen Uniklinikum und peripherem Haus ist natürlich nicht so einfach und mir ist durchaus bewusst, dass man an einem kleinen Haus oft schneller in die Funktionsabteilungen rotiert und die Arbeitszeiten humaner sind.
Dennoch möchte ich an einem Uniklinikum arbeiten. Erstens wegen der Forschung, für welche ich zwar nicht im ersten Assistenzarztjahr, aber hoffentlich danach etwas Zeit haben werde. Zweitens wegen der Lehre. Drittens wegen des Patientenspektrums.
Derzeit schwanke ich - auch da ich auf jeden Fall in einer Großstadt wohnen möchte - am ehesten zwischen Frankfurt, München und Leipzig.
Nach wie vor bin ich aber über jeden Erfahrungsbericht dankbar!
Cheerio.

Kaas
20.01.2015, 14:33
Im Herrzentrum Leipzig wird man was das Arbeitspensum angeht laut Aussagen mehrerer Assistenzärzte richtig durchgenudelt. Dafür kann man wohl aber auch eine Menge lernen. Forschen wird auch gerne gesehen, ob man da realistisch noch Zeit zu findet wage ich zu bezweifeln. Ein Bekannter von mir ist da Assistenzarzt, der hat auch ohne Forschen mehr als genug um die Ohren. Witzigerweise war oben genannter Chefarzt der Uni-Kardiologie Lübeck übrigens vorher Oberarzt am Herzzentrum Leipzig.