Lymphangiome
21.01.2015, 12:18
Hi an Alle,
ich bin neu auf dieses Forum gestoßen und schreibe einfach mal um ggf. Erfahrungen auszutauschen etc.
Ich habe nun 3 Jahre an einem kleineren universitären Haus in der Radiologie gearbeitet, dort Sono, Röntgen, CT und bisschen Interventionen und MR gelernt. Zudem habe ich etwas Forschung gemacht, eher mit mäßigem Elan und Erfolg.
Vor 2 Monaten habe ich jedoch gekündigt und erstmal eine längere Reise unternommen. Die Gründe für die Kündigung waren vielfältig, zu nennen sind jedoch dass mir bei der Arbeit als Radiologe die zwischenmenschliche Kommunikation gefehlt hat und das Fach doch Techniklastiger ist als ich zuvor erwartete. Ich merkte dass mich beispielsweise die technischen Grundlagen des MR null interessierten, ich mich jedoch in die Pathophysiologie von Erkrankungen tief eindenken konnte.
Zudem war meine Erfahrung auch dass die Radiologie, zumindest bei Standarduntersuchungen immer mehr zum Bilderdienstleister wird, die Befundarbeit wird von den Klinikern meist überhaupt nicht mehr wahrgenommen, die Befunde werden nicht gelesen. Dies kann natürlich auch dem hohen Spezialisierungsdrang der Medizin entsprechen, ich verstehe ja auch dass ein Schulterchirurg kein radiologischen Befund eines Schulter MR brauch, ich befürchte jedoch dass diese Entwicklung sich die nächsten Jahre beschleunigen wird, denn wer die Patienten hat hat die Macht und es ist zu einer gewissen Hinsicht auch verständlich dass die jeweiligen Kliniker Ihr Spezialgebiet umfassend selbst diagnostisch abdecken wollen. Ergo glaube ich dass die Radiologie 20-30 goldene Jahre hatte, die Zukunft jedoch unklar ist. Bei interventionellen Verfahren hat die Rückholaktionen insbesondere in den Gefäßinterventionen dramatisch zugenommen, kaum ein neu berufener gefäßchirurgischer Chefarzt unterschreibt ohne eigener Angiosuite... Safe bleiben kurzfristig wohl nur die onkologischen Interventionen, wobei auch hier ein "endovaskulärer Chirurg" oder selbst Kardiologe argumentieren kann, dass er natürlich auch Leberarterien oder Nierenarterien sondieren und behandeln kann.
Ein weiterer Punkt war bei mir die Desillusion über die Forschung, durch die Habilordnungen geht es lediglich um einen Wettbewerb de Anzahl an Papern, wie diese entstehen und was diese beinhalten ist oft erschreckend und teils auch unethisch wenn man die Hintergründe kennt, in jedem Fall jedoch zu einem großen Anteil völlig irrelevant für die Patienten. O Ton eines Oberarztes: "Wir machen keine Forschung wir produzieren Impact Punkte".
Nun lange Rede kurzer Sinn habe ich gekündigt und war erst mal weg. Da ich wie dargelegt viel über meine Situation nach gedacht habe, bin ich dahin gekommen, dass ich vielleicht einfach etwas ganz konträres machen werde, in diesem Fall die Allgemeinmedizin.
Bestimmt werden viele nun lachen und denken von der Radiologie in die Allgemeinmedizin ist ja völlig abwegig. Allerdings hoffe ich dort evtl. mehr soziale Interaktion, weniger Technik und weniger Ellenbogenkämpfe wie in der Radiologie einer Universitätsklinik.
Ich würde mich gerne mit weiteren "Quereinsteigern" in die Allgemeinmedizin austauschen. Gibt es hier jemanden der einen ähnlichen Weg gegangen ist? Evtl vielleicht von solch einem patientenfernen Fach wie der Radiologie in die AM? Wie seht Ihr solch strukturierte Weiterbildungen die es in den meisten Bundesländern nun gibt? Meint Ihr dass ich meine Radiologie Erfahrung irgendwie noch positiv verwenden kann? Gibt es erfahrunggemäß realistische Chancen einen Teil der Radiologie Jahre anrechnen zu lassen? Zumindest sonographieren kann ich ja ganz gut... Evtl. werde ich später auch noch meinen Radiologie Facharzt fertig machen, da mir da ja auch nicht mehr viel fehlt, ich hatte nur aktuell sowas von genug von der technischen Medizin. Es wäre interessant ob andere Assistenten aus den technikaffinen, diagnostischen Fächern ähnlich denken oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben; bzw. meine Denke verstehen können.
Freue mich über Kommentare, danke!!!
ich bin neu auf dieses Forum gestoßen und schreibe einfach mal um ggf. Erfahrungen auszutauschen etc.
Ich habe nun 3 Jahre an einem kleineren universitären Haus in der Radiologie gearbeitet, dort Sono, Röntgen, CT und bisschen Interventionen und MR gelernt. Zudem habe ich etwas Forschung gemacht, eher mit mäßigem Elan und Erfolg.
Vor 2 Monaten habe ich jedoch gekündigt und erstmal eine längere Reise unternommen. Die Gründe für die Kündigung waren vielfältig, zu nennen sind jedoch dass mir bei der Arbeit als Radiologe die zwischenmenschliche Kommunikation gefehlt hat und das Fach doch Techniklastiger ist als ich zuvor erwartete. Ich merkte dass mich beispielsweise die technischen Grundlagen des MR null interessierten, ich mich jedoch in die Pathophysiologie von Erkrankungen tief eindenken konnte.
Zudem war meine Erfahrung auch dass die Radiologie, zumindest bei Standarduntersuchungen immer mehr zum Bilderdienstleister wird, die Befundarbeit wird von den Klinikern meist überhaupt nicht mehr wahrgenommen, die Befunde werden nicht gelesen. Dies kann natürlich auch dem hohen Spezialisierungsdrang der Medizin entsprechen, ich verstehe ja auch dass ein Schulterchirurg kein radiologischen Befund eines Schulter MR brauch, ich befürchte jedoch dass diese Entwicklung sich die nächsten Jahre beschleunigen wird, denn wer die Patienten hat hat die Macht und es ist zu einer gewissen Hinsicht auch verständlich dass die jeweiligen Kliniker Ihr Spezialgebiet umfassend selbst diagnostisch abdecken wollen. Ergo glaube ich dass die Radiologie 20-30 goldene Jahre hatte, die Zukunft jedoch unklar ist. Bei interventionellen Verfahren hat die Rückholaktionen insbesondere in den Gefäßinterventionen dramatisch zugenommen, kaum ein neu berufener gefäßchirurgischer Chefarzt unterschreibt ohne eigener Angiosuite... Safe bleiben kurzfristig wohl nur die onkologischen Interventionen, wobei auch hier ein "endovaskulärer Chirurg" oder selbst Kardiologe argumentieren kann, dass er natürlich auch Leberarterien oder Nierenarterien sondieren und behandeln kann.
Ein weiterer Punkt war bei mir die Desillusion über die Forschung, durch die Habilordnungen geht es lediglich um einen Wettbewerb de Anzahl an Papern, wie diese entstehen und was diese beinhalten ist oft erschreckend und teils auch unethisch wenn man die Hintergründe kennt, in jedem Fall jedoch zu einem großen Anteil völlig irrelevant für die Patienten. O Ton eines Oberarztes: "Wir machen keine Forschung wir produzieren Impact Punkte".
Nun lange Rede kurzer Sinn habe ich gekündigt und war erst mal weg. Da ich wie dargelegt viel über meine Situation nach gedacht habe, bin ich dahin gekommen, dass ich vielleicht einfach etwas ganz konträres machen werde, in diesem Fall die Allgemeinmedizin.
Bestimmt werden viele nun lachen und denken von der Radiologie in die Allgemeinmedizin ist ja völlig abwegig. Allerdings hoffe ich dort evtl. mehr soziale Interaktion, weniger Technik und weniger Ellenbogenkämpfe wie in der Radiologie einer Universitätsklinik.
Ich würde mich gerne mit weiteren "Quereinsteigern" in die Allgemeinmedizin austauschen. Gibt es hier jemanden der einen ähnlichen Weg gegangen ist? Evtl vielleicht von solch einem patientenfernen Fach wie der Radiologie in die AM? Wie seht Ihr solch strukturierte Weiterbildungen die es in den meisten Bundesländern nun gibt? Meint Ihr dass ich meine Radiologie Erfahrung irgendwie noch positiv verwenden kann? Gibt es erfahrunggemäß realistische Chancen einen Teil der Radiologie Jahre anrechnen zu lassen? Zumindest sonographieren kann ich ja ganz gut... Evtl. werde ich später auch noch meinen Radiologie Facharzt fertig machen, da mir da ja auch nicht mehr viel fehlt, ich hatte nur aktuell sowas von genug von der technischen Medizin. Es wäre interessant ob andere Assistenten aus den technikaffinen, diagnostischen Fächern ähnlich denken oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben; bzw. meine Denke verstehen können.
Freue mich über Kommentare, danke!!!