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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Attest für den Nachtdienst



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BullaBulla
23.01.2015, 22:50
Hallo,

bei uns hat ein Kollege neu angefangen, der erzählte, dass an seinem alten Haus relativ viele Kollegen durch ein Attest vom (Nacht)Dienst befreit waren. Mir war sowas völlig neu.. weiß jemand, wer so ein Attest ausstellt? Der Hausarzt? Der Amtsarzt? Und welche Gründe gibt es für so ein Attest? Und wie ist das, was die Anrechnung der WB-Zeit angeht.. meine mal gehört zu haben, dass Dienste obligater Bestandteil der WB sind - was ist, wenn man keine Dienste macht?

Brauche zwar aktuell noch kein Attest, würde mich aber trotzdem mal interessieren, wie sowas abläuft..

Danke für Antworten..

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24.01.2015, 08:33
Ich exponiere mich mal:
In den wenigsten Fällen berechtigt, meist extrem unkollegiales Verhalten!
Was ich als Dienstplaner schon an "Begründungen" lesen durfte *kotz*

BullaBulla
24.01.2015, 09:58
Wer hat denn sowas ausgestellt? Und wer entscheidet, ob sowas angenommen wird? Was für Begründungen hast du denn zu lesen bekommen?

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 11:10
Ganz ehrlich? Ich würde mir lieber heute als morgen so ein Attest holen, weil durch den Nachtdienst mein Hypertonus richtig scheiße und unberechenbar ist! Ich bekomme den durch den gestörten Schlaf manchmal kaum unter Kontrolle....

Also bevor man sowas als unkollegial abtut, erstmal nachdenken, ob da nicht vielleicht auch wirklich was hinterstecken könnte. Ich für meinen Teil möchte mir nicht meine eigene Gesundheit vollends ruinieren, damit ich anderer Leute Gesundheit fördere oder wieder ins Lot bringe. Ist man als Arzt weniger wert? :-(

Und nicht alle Assistenten sind junge Hüpfer, die das mal eben so wegstecken.

Trianna
24.01.2015, 11:41
Er schreibt ja "in den wenigsten Fällen". Kann mir schon vorstellen, dass das sehr viel an deutlich schlechter begründbarem Zeug kommt..

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 11:46
Mag sein, aber dass dann auch direkt die Wörter "extrem unkollegial" kommen... glaub mal, dass es auch sonst ebenso bezeichnet würde. Da sind wir doch jetzt mal bitte alle ehrlich!

smanpodg
24.01.2015, 12:16
Ganz ehrlich? Ich würde mir lieber heute als morgen so ein Attest holen, weil durch den Nachtdienst mein Hypertonus richtig scheiße und unberechenbar ist! Ich bekomme den durch den gestörten Schlaf manchmal kaum unter Kontrolle....
Und nicht alle Assistenten sind junge Hüpfer, die das mal eben so wegstecken.

Der Betriebsarzt kann so ein Attest, nach Abklärung durch einen FA ggf., ausstellen. Der schlecht einstellbare Hypertonus ist ein Grund der dabei auch anerkannt wird, weil es medizinisch Nachweisbar ist. Selbst bei Normotonikern gerät mit dem Schichtdienst alles durcheinander, bei Hypertonikern erst recht. ich empfehle Dir, das mit deinem Betriebsarzt mal abzusprechen.

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 12:20
Weißte, wir hatten das Thema mal vor einiger Zeit, als ne Kollegin massiv mit nem Hypertonus zu kämpfen hatte und sich die Medis wie Bonbons einwarf, was aber nix half. Es kam dann heraus, dass sie was Organisches hat.

Na, was kam da an Sprüchen? "Was soll man dann noch mit ihr anfangen, wenn sie keine Dienste mehr machen kann?" Und natürlich auch der Spruch, dass es total unkollegial sei....

Und da fragt man sich allen Ernstes, wieso das so selten so gemacht wird? Wer will sich schon dermaßen isolieren in einer Abteilung und den Groll der Kollegen UND der Vorgesetzten zuziehen. Denn sind wir mal ehrlich, die Dienste müssen irgendwie abgedeckt werden. Und wer wird die aller Wahrscheinlichkeit übernehmen? Rrrriiiiiischtisch, die Kollegen....

Muriel
24.01.2015, 12:22
Alles in allem eine beschissene Situation. In einem Jahr könntest du doch rein theoretisch in eine Praxis wechseln, oder?

smanpodg
24.01.2015, 12:25
Daisy, Arbeit macht Arbeit. Sonst hiess es Freizeit ;) Die Arbeit wird auch nicht weniger, weil soviel Dreck nebenher gemacht werden muss...

Ich bin auch Hypertoniker, auch nicht mehr der Jüngste. Ne Nacht Bereitschaft macht mich schon völlig dürr. Wenn es nicht mehr geht, dann werde ich zum BArzt gehen und mir so ein Attest holen. Früh und Spätdienst kann man ja weitermachen. Irgendwie lässt sich die Arbeit immer verteilen :) Ausserdem fehlen an manchen Häusern öfter tagsüber Kollegen in den Schichten als nachts ;)

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 12:25
Könnte ich, ja. Aber ich muss ja noch bissl was praktisch erlernen. Wie sagte mein OA vor ein paar Tagen noch? "Sie sind jetzt gerade im 4. Jahr angekommen, nicht wahr? Aber eigentlich sind Sie erst im 1. Jahr"

Doch, ich sehe es immer wieder, dass Weiterbildung auf hohem Niveau betrieben wird, tagtäglich...... :-kotz. Spardrang/-zwang der Verwaltung lässt grüßen. Super :-top

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 12:27
Früh und Spätdienst kann man ja weitermachen. Irgendwie lässt sich die Arbeit immer verteilen :) Ausserdem fehlen an manchen Häusern öfter tagsüber Kollegen in den Schichten als nachts ;)
Wir haben aber keinen Schichtdienst ;-). Wir hätten gerne einen Anwesenheitsdienst, aber auch den haben wir bisher nicht. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ;-).

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24.01.2015, 12:29
2 Beispiele:
"Immer" Migräne im Nachtdienst. Ich habe auch mal Migräne mit Übelkeiten etc, das volle Programm halt. Aber pauschal Migräne durch Dienste zu triggern und am WE aber Konzerte am Abend besuchen zu können - weiß nicht...
Weitere Variante: Baby/Kleinkind (>1J) schlafe nicht Nachts, sei alles so anstrengend... (Man wohnt in nem Schloss und hat ne Nanny). Und der Mann habe so viel zu tun.

Ich entscheide das ja nicht, gewundert habe ich mich aber schon.

Gott sei dank ist das jetzt anders...

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 12:33
Ach, und die Nanny steht nachts auf? Die Mutter möchte ich sehen, die da nachts nicht aufsteht, wenn das Kind brüllt...
Und dass Migräne durch einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus gerne gehäuft auftritt, ist doch auch nix Neues.

Neeee, ich maße mir nicht an, über die Gründe von Kollegen zu urteilen. Und es soll auch manchmal die Psyche sein, die es einfach nicht schafft, den "Regeln" gerecht zu werden.

Ach ja, und was ist jetzt anders? Mussten die Kollegen gehen?

Dr. Jekyll
24.01.2015, 12:53
Weißte, wir hatten das Thema mal vor einiger Zeit, als ne Kollegin massiv mit nem Hypertonus zu kämpfen hatte und sich die Medis wie Bonbons einwarf, was aber nix half. Es kam dann heraus, dass sie was Organisches hat.

Na, was kam da an Sprüchen? "Was soll man dann noch mit ihr anfangen, wenn sie keine Dienste mehr machen kann?" Und natürlich auch der Spruch, dass es total unkollegial sei....

Und da fragt man sich allen Ernstes, wieso das so selten so gemacht wird? Wer will sich schon dermaßen isolieren in einer Abteilung und den Groll der Kollegen UND der Vorgesetzten zuziehen. Denn sind wir mal ehrlich, die Dienste müssen irgendwie abgedeckt werden. Und wer wird die aller Wahrscheinlichkeit übernehmen? Rrrriiiiiischtisch, die Kollegen....

Es gibt den Witz mit dem Asylanten, dem Bild-Zeitungsleser und dem Milliardär.

Es liegen 12 Keks in der Schale. Der Milliardär nimmt sich 11 und sagt zum Bildzeitungsleser: "Guck, der Asylant will dir den
letzten Keks wegnehmen".

Und genau so ist es bei diesen ganzen "unkollegialen" Sachen
auch. Das System ist Mist. (Und wird nicht mal gut bezahlt. Das wäre auch ne Möglichkeit).
Die Kollegen machen sich gegenseitig zum Sündenbock.
Ist ja auch einfacher, als das System zu ändern. Solange
der Privatpool für den Chef läuft, wird es keine Veränderung geben. Und wenn sich die Kollegen untereinander aufreiben,
umso besser.

Ich habe vollstes Verständnis für Daisy. Die Leute sollen ALLE
notwendigen Maßnahmen des Arbeitsschutzes ergreifen, solange bis es spritzt. Nur so kann sich was ändern.

Das ist wie beim Rettungsschwimmen. Wenn der Retter nicht
als erstes auf sich selbst Acht gibt, ertrinken am Ende beide.

Gehts mir gut, gehts meinen Patienten auch gut. Das ist mein Motto. Oder möchte jemand vom migränegeplagten Arzt in der
24igsten Stunde seines Dienstes einen Bypass gelegt kriegen?

Autolyse
24.01.2015, 13:10
[...]
Ach ja, und was ist jetzt anders? Mussten die Kollegen gehen?
Das dürfte seit BAG 637/13 (http://juris.bundesarbeitsgericht.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bag&Art=pm&Datum=2014&anz=16&pos=0&nr=17427&linked=urt) faktisch unmöglich sein.

Hoppla-Daisy
24.01.2015, 13:17
Naja, FAKTISCH unmöglich heißt ja nicht tatsächlich unmöglich ;-). Da gibt es noch die fiese Methode des Mobbings, die in solchen Fällen ganz gerne angewendet wird. Und dem beizukommen oder das nachzuweisen, ist auch nicht so ganz einfach. Also bevor man nur noch Spießrutenlaufen mitmacht, geht man doch dann eher "freiwillig", meinste nicht?

Moorhühnchen
24.01.2015, 13:31
Habe mich letztes Jahr für 3 Monate vom Dienstbetrieb befreien lassen. War auch dringend nötig, sonst hätt's wahrscheinlich Ende des Jahres gekracht.
Die Kollegen waren natürlich nicht begeistert, aber was soll's? Wenn ich schon Medikamente nehmen muß und deswegen nicht autofahren darf, dann kann ich erst recht keine Dienste machen!!

Ich bin froh, daß ich das jetzt erstmal hinter mir gelassen habe, aber es war eine völlig richtige Entscheidung! Auch wenn mein Chef mir gedroht hat, es könne "negative Folgen" für mich haben.
Deswegen ist er jetzt auch nicht mehr mein Chef.... :-))

Muriel
24.01.2015, 13:38
Eine ehemalige Kollegin hat wirklich nach oder noch während jeder einzelnen Nachtdienstwoche einen fieberhaften Infekt bekommen, der sie für mindestens eine komplette Woche ins Aus befördert hat. Geschickter wäre es sicherlich gewesen, sie von den Nachtdiensten zu befreien und sie stattdessen z.B. Spätdienste machen zu lassen. Ich hatte es sogar überlegt, ihr dies anzubieten, da ich selber aber eine absolute Schlaflegasthenikerin bin, die in keinem einzelnen Nachtdienst auch nur eine Minute geschlafen hat und auch tagsüber maximal mit Mühe und Not zwei bis drei hinbekommt, egal wie fertig ich bin, habe ich es gelassen. Mir ging es schon scheiße genug.

Dr. Jekyll
24.01.2015, 14:36
Auch wenn mein Chef mir gedroht hat, es könne "negative Folgen" für mich haben.
Deswegen ist er jetzt auch nicht mehr mein Chef.... :-))

"Der Rechtsweg steht ihnen jederzeit offen, Chef. Und mir auch."

Und dann sind diese dümmlichen Drohungen schnell vom Tisch.
Der Chef weiß, dass er mit heruntergelassener Hose droht und
das Recht auf eurer Seite steht.

Wenn man sauber Arbeitsbelastungen und alles andere dokumentiert und rechtmässig bei Krankheit zu Hause bleibt,
können sie einem wenig. Und falls doch, sollte man halt einfach gehen.

Die ganzen Urteile zu "fairer" Arbeit existieren bereits. Es fehlt
nur der Mut zur Dokumentation.

"Wie, Arbeitszeiten werden nicht systematisch erfasst?" und dann bewirbt man sich eben woanders. Gar nicht erst auf faule Kompromisse einlassen.