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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : wann ist es sinnvoll die Dr.arbeit anzufangen?



Louise
04.09.2003, 11:18
Hallo,

mich würde mal interessieren, wann es sinnvoll ist eine Dr.arbeit zu beginnen.
und noch was, dauert eine statistische länger als eine experimentelle Dr.arbeit?
fragen über fragen, wäre dankbar für Antworten

airmaria
04.09.2003, 11:51
Ich halte nach alter AO einen Anfang nach dem 1 Staatsexamen für die beste zeitliche Orientierung, nach neuer AO kann man dann schon direkt nach dem Physikum besser loslegen.

Zeitaufwand von wenig nach viel (natürlich nur im Mittel, Ausnahmen selbstverständlich möglich):

statistisch (ca 4 mon) < klinisch (ca 1 Jahr) < experimentell (ca 2 Jahre)

Die Zeitangaben in Klammern sind von mir grob über den Daumen geschlagen und geben in etwa den nötigen Zeitbedarf an, wenn man sich ranhält und keine besonderen Vorkommnisse auftreten.

"Mary" airmaria

Pünktchen
04.09.2003, 11:57
Hi Louise :-)

Also i.d.R. dauern die experimentellen Dr.Arbeiten am längsten, sind meist auch am zeitaufwändigsten, aber bekommen auch bessere Noten am Schluss....achja und wenn du Interesse an deiner Arbeit zeigst und einen guten Dr.Vater hast, dann hast du Chancen auf nen guten Platz in der Forschung, darfst auf Kongressen deine Arbeit vorstellen (nicht nur im Inland).

Achja....aber dat kann ein hartes Brot sein, wenn es nicht so klappt wie man sich das vorstellt....

Mit ner Experimentellen würde ich nach dem Physikum anfangen, falls es schief gehen sollte (was ich nicht hoffe), hast du halt die Chance noch ne andere anzufangen...


Gruß
pünktchen:-)

Phage
05.09.2003, 13:36
Noch ein paar Tips am Rande:

Doktorarbeiten dauern in der Regel immer länger, als man plant, und sowieso immer länger, als der Doktorvater sagt (außer natürlich, er ist GAAAANZ ehrlich). Es ist ja oft nicht mit der Auswertung, den Experimenten oder den Untersuchungen getan, sondern die Arbeit muss auch noch geschrieben werden.

Den besten Zeitpunkt kannst nur du selber bestimmen. Theoretisch kann man bereits im 1.Semester mit seiner Arbeit anfangen, oder gar erst nach Ende des Studiums. Je nach dem, wie dein Stundenplan aussieht, ob du Freisemester oder Auslandsfamulaturen einplanst, spezielle Ambitionen hast, dich in einem Fachbereich zu etablieren (durch die Doktorarbeit kann man ja entsprechende Kontakte knüpfen), ist die Zeitwahl unterschiedlich.

Meiner Erfahrung nach ist es nicht verkehrt, eher früh mit der Arbeit anzufangen. Da es sich meist um ein mindestens ein bis zweijähriges Vorhaben handelt (inklusive Schreiben), wird dieser Prozess sowieso durch Famulaturen oder Examen oder anderes unterbrochen, und das ist nicht schlimm, solange man sich darauf einstellt.

Der einzige Fehler ist m.E. zu glauben, dass man ein Semester vor dem 2.Stex schnell noch eine statistische Arbeit abliefern kann, und die dann während des PJ schreibt, oder so was ähnliches. Das klappt eigentlich nie.

Das war jetzt zwar alles nicht wirklich konkret... aber es ist halt wirklich von vielen Rahmenbedingungen abhängig. Man muss daran denken, das in fast allen anderen Studiengängen eine Doktorarbeit drei oder mehr Jahre VOLLZEIT-Beschäftigung bedeutet. Da gibt es für eine Freizeit-Nacht-und Nebel-Lari-Fari-Mediziner-Doktorarbeit, so toll und experimentell sie auch sein mag, keine allgemeine Weisheit.

Doktor_No
05.09.2003, 15:24
"Man muss daran denken, das in fast allen anderen Studiengängen eine Doktorarbeit drei oder mehr Jahre VOLLZEIT-Beschäftigung bedeutet. Da gibt es für eine Freizeit-Nacht-und Nebel-Lari-Fari-Mediziner-Doktorarbeit, so toll und experimentell sie auch sein mag, keine allgemeine Weisheit."


die sind, im gegensatz zu hum.-med.-arbeiten, in der regel allerdings auch bezahlt! das kannst du natürlich auch haben, über ein graduiertenkolleg u.ä., heißt aber ein/mehrere semester aussetzen...
ich denke allerdings auch, daß sich eine"freizeit-nacht-und-nebel-lari-fari-mediziner-doktorarbeit" doch von einer "tollen experimentellen" unterscheidet ;-)

Phage
05.09.2003, 15:36
....ja,ja,ja, das war mir klar, das da noch was kommt. ;-)

Ich bin auch stolz auf meine experimentelle Doktorarbeit, habe ich doch viel Zeit und Mühe hineingesteckt. Und ich denke auch, dass manchmal sogar was wertvolleres bei einer Medizinerarbeit rauskommen kann, als bei einer Doktorarbeit über die Landschaftsarchitektur der Jungsteinzeit. (Aber bitte bitte liebe Studenten der Kunstgeschichte und deren Anhänger, nicht gleich wieder Proteste schreiben, war nicht böse gemeint.... :-blush )

Aber die Frage war ja, wann eine Doktorarbeit in der Medizin sinnvoll ist. Und ich denke, dass recht bekannt ist, dass einem bei einer Mediziner-Diss fast alles passieren kann. Von jahrelangem dahinexperimentieren, frustranem Streit mit dem Doktorvater, über die schnelle und unkomplizierte Abhandlung einer perfekten experimentellen Diss ist da alles drin. Daher kommt es halt wirklich auf die Umstände an, unter denen man arbeitet, wann was wie sinnvoll ist.

Und mal ehrlich, auch wenn ich - im übrigen mich einschließend - die Medizinerdoktorarbeit etwas lächerlich mache: Es gibt fast kein anderes Fach, in dem es MÖGLICH ist, in 4 Monaten zu promovieren.

(Und die Bezahlung von Doktorandenstellen in anderen Fächern ist teilweise ebenso lächerlich, wie das AiP-Gehalt, bei gleichfalls inhumanen Arbeitsbedingungen. Da möchte ich nicht tauschen....)

Aber du hast natürlich recht, auch wir können hochwertige Arbeiten abliefern. Manchmal.... :-D

Doktor_No
05.09.2003, 16:17
@phage: fühlte mich nicht angegriffen, wollte dich auch nicht diskreditieren! keine frage, daß man mit junk-arbeiten in nullkommanix promovieren kann ist ein witz! respekt allen, die sich mit einer experimentellen arbeit beschäftigen und da eine menge investieren (kann allerdings glaubhaft versichern, daß man auch da viiiiiieeeeel glück haben kann ;-)!).
die frage ist aber meines erachtens nach "warum überhaupt promotion?" ich denke, daß es legitim ist, wenn jemand,der nicht forschen will und in die klinik/praxis zu gehen gedenkt sich für eine weniger aufwendige statistische arbeit bzw. studie entscheidet. denn die patienten interessiert es doch in der mehrzahl wenig, wie der "doktor" zu seinen beiden buchstaben auf dem kittel gekommen ist, aber daß sie/er promoviert sind wird meist doch erwartet, oder?! und solange es eben so ist, daß hum.-med.-studenten dazu mißbraucht werden die drecksarbeit für habilitanten zu erledigen, wird sich an der wertigkeit unserer dr.-arbeiten im vergleich zu anderen fachbereichen wohl auch nix ändern! find ich schade, denn die guten arbeiten werden so oft unterbewertet, und mist wird doch mehr als genug publiziert! "publish or perish!" freu mich über feedback!!

Doktor_No
05.09.2003, 16:23
@phage :das wichtigste zuletzt: GLÜCKWUNSCH ZUM STEX!!! :-top

Phage
06.09.2003, 14:24
...tja, warum überhaupt die Promotion?

Nun, zum einen denke ich, dass es einen gewissen Einsatz und Arbeitswillen beweist (wie auch in anderen Studiengängen, wo der Dr. nicht wirklich wichtig ist).
Damit trägt die Diss zur "Selektion" von hochwertigen arbeitseifrigen und engagierten Mitarbeitern bei, wenn mal Überschuss an Arbeitswütigen da ist (vielleicht nicht gerade heutzutage...)

Zum Vergleich: Das Abitur ist ja auch lediglich ein Selektionswerkzeug, ebenso der NC. Genauso wie die Diss sagen alle diese Parameter eigentlich nichts über die Güte eines Arbeitnehmers in seinem Job aus, aber etwas über seinen Fleiß und seinen Einsatz, am System entlang zu arbeiten.

In der Medizin ist das Promotionssystem halt im Vergleich zu anderen Studiengängen wesentlich ungerechter und fehlerhaft, aber prinzipiell nicht ganz verkehrt. Es kann einem die Möglichkeit geben, noch mal etwas anderes zu machen, außer nur auswendigzulernen.
Aber ich stimme zu: Eine Reform wäre dringend nötig.
Die Abschaffung jedoch nicht.