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tiw28
30.01.2015, 17:24
Vertragsverhandlungen Innere Med, erste Stelle mittelgroßes kirchliches Haus (WestDE)


Hallo,

ich bin vergangene Woche nach einem kurzen Anruf in oben genantem Haus unverzüglich zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden... Sagen wir so, vermutlich aufgrund meiner tadellosen Deutschkenntnisse waren die Herrschaften überaus interessiert an mir. ;)
So habe ich nun seit ein paar Tagen meinen ersten Vertrag hier liegen (Arbeitsbeginn allerdinngs erst in ein paar Monaten); es scheint sich um einen Standardvertrag für Berufseinsteiger zu handeln (befristet bis zum FA, 6 Monate Probezeit, erste Gehaltsstufe....)

Gibt es Erfahrungen, Argumente ob man nachverhandeln sollte/kann??
(ZB. höhere Gehaltseinstufung)

:-peng

DrSkywalker
30.01.2015, 17:44
Vertragsverhandlungen Innere Med, erste Stelle mittelgroßes kirchliches Haus (WestDE)


Hallo,

ich bin vergangene Woche nach einem kurzen Anruf in oben genantem Haus unverzüglich zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden... Sagen wir so, vermutlich aufgrund meiner tadellosen Deutschkenntnisse waren die Herrschaften überaus interessiert an mir. ;)
So habe ich nun seit ein paar Tagen meinen ersten Vertrag hier liegen (Arbeitsbeginn allerdinngs erst in ein paar Monaten); es scheint sich um einen Standardvertrag für Berufseinsteiger zu handeln (befristet bis zum FA, 6 Monate Probezeit, erste Gehaltsstufe....)

Gibt es Erfahrungen, Argumente ob man nachverhandeln sollte/kann??
(ZB. höhere Gehaltseinstufung)

:-peng

Mehr Gehalt als Berufsanfänger...damit machst du dich gleich unmöglich bei allen, die davon Wind bekommen. Du kannst nichts und vielleicht bist du auch eine Null, das weiß man immer erst nacher...

Dann eher über die Fortbildungsschiene, Garantierte Fortb.Tage, eignes Budget, Garantierte Rotationen, sowas.

Eiko1986
30.01.2015, 20:22
ich persönlich würde es auch etws versteckter formulieren, bspw. nach Beteiligung Umzugskosten fragen oder wie beim vorredner, oder auch Antrittsbonus oder sowas.....letztlich siegt wohl dreistigkeit.

Dr. Jekyll
31.01.2015, 12:35
ein Honorararzt verdient 80-100€ die Stunde. Und dann soll es "böse" sein wenn man um 400€ im Monat mehr bittet?

Wenn die Klinik aus Verzweiflung Honorarärzte einstellt, würde ich eiskalt pokern.

Manche trauen sich nicht zu verhandeln, dann soll das bitteschön auch kein anderer kriegen.


Wenn ich mir angucke wie Personalvermittler mit simplem weiterleiten einer Bewerbung 3 Monatsgehälter
kassieren, ziehen die das Geld aus dem System, aber doch nicht wenn der kleine Assistenz
mit ner 70 Stundenwoche um ein paar Mark mehr bittet. Ist ja nicht so, dass diese paar Mark
beim Patienten fehlen. Das Geld was wirklich fehlt, versiegt doch nicht bei den Assistenzärzten.

Das Geld versiegt bei Privatliquidationen, Pharmaindustrie und der ganzen Honorararzt/Headhunterschiene.

Thomas24
31.01.2015, 12:45
Hat der TE irgendwo erwähnt, dass seine Klinik auf Honorarärzte angewiesen ist?
Mal abgesehen davon, dass Honorarärzte im Regelfall FA mit mehrjähriger Berufserfahrung sind- und kein Noob frisch von der Uni, in den man erstmal erstmal drei- sechs Monate Einarbeitungszeit investieren muss, bis zur ersten Dienstfähigkeit- Äpfel und Birnen, du verstehst?;-)

Dr. Jekyll
31.01.2015, 13:15
@thomas: ich danke dir für deine Altklugheit. Jetzt sehe ich endlich klarer, dank dir. Honorarärzte haben Berufserfahrung und Birnen sind
Obst. Die Verwirrung lichtet sich und der Horizont erscheint jetzt klarer. Nochmals tausend Dank.

Die Honorarärzte in unserer Klinik verdienen das Fünffache eines Assistenzarztes und kriegen ohne mit der Wimper zu zucken
Überstunden bezahlt. Berufserfahrung hin oder her. Auch ein Honorararzt hat nur 2 Arme und schafft NICHT das fünffache eines
Assistenten. Und der Threadstarter verlangt vielleicht umgerechnet einen Euro mehr pro Stunde. Das soll ihm nicht vergönnt
sein, an einem vielleicht unbeliebten Haus?

Am Ende werden wir alle aus dem gleichen Pool bezahlt. Den Einnahmen der Krankenkassen.

Unsere Gesundheitsversorgung wird immer mehr den Gesetzen des Marktes angepasst und als
Rädchen in diesem System soll ich immer "sozialistischer" agieren?
Angebot und Nachfrage. Und es herrscht große Nachfrage nach Ärzten. Warum soll man das nicht nutzen?
Weil sich ein anderer Kollege nicht getraut hat?

Thomas24
31.01.2015, 13:27
Es steht jedem frei, sich seine Vertragsbedingungen so zu gestalten, wie er möchte. Nur sind die Chancen, dass ein Berufsanfänger ohne jegliche klinische Erfahrung damit sehr erfolgreich sein wird, eher überschaubar.

@Jekyll: na dann wäre es doch eine Option für dich, zu kündigen und deinem Chef grosszügierweise anzubieten, den gleichen Job auf Honorarbasis weiterzumachen. Und als Freundschaftspreis nur den dreifachen Stundensatz wie bisher zu verlangen. Win- Win...;-)

Dr. Jekyll
31.01.2015, 13:45
Leider nicht. Ich bin zu schlau und zu talentiert für Innere. Ich mach Pädiatrie. ;-)

Ich meinte die Honorarärzte der Inneren bei uns.

Dem einem ist es nicht vergönnt 500€ mehr zu haben (Brutto!) und der andere kriegt 20 Riesen in den Rachen geschmissen.
Und beide sind am Ende des Tages kaputt oder schlagen sich die Nächte in der gleichen Notaufnahme um die Ohren.

Als Chef würde ich freiwillig damit werben 50% mehr Lohn zu zahlen als alle meine Konkurrenten.
Die Leute ackern dann freiwillig und klaglos mehr (hey welcher Arbeitgeber bietet 50% mehr Lohn?)
und ich spare immer noch Geld im Vergleich zum Honorararztmodell.

Nachwuchssorgen hätte ich auch keine und ich kann meine Leute langfristig im Team halten. Und allen scheint die Sonne aus dem Hintern.
Anstelle dessen wird ein extrem ungleiches Honorararzt-Modell praktiziert.

Knugs
31.01.2015, 17:59
Leider nicht. Ich bin zu schlau und zu talentiert für Innere. Ich mach Pädiatrie. ;-)

Ich meinte die Honorarärzte der Inneren bei uns.

Dem einem ist es nicht vergönnt 500€ mehr zu haben (Brutto!) und der andere kriegt 20 Riesen in den Rachen geschmissen.
Und beide sind am Ende des Tages kaputt oder schlagen sich die Nächte in der gleichen Notaufnahme um die Ohren.

Als Chef würde ich freiwillig damit werben 50% mehr Lohn zu zahlen als alle meine Konkurrenten.
Die Leute ackern dann freiwillig und klaglos mehr (hey welcher Arbeitgeber bietet 50% mehr Lohn?)
und ich spare immer noch Geld im Vergleich zum Honorararztmodell.

Nachwuchssorgen hätte ich auch keine und ich kann meine Leute langfristig im Team halten. Und allen scheint die Sonne aus dem Hintern.
Anstelle dessen wird ein extrem ungleiches Honorararzt-Modell praktiziert.

Ist das ueberhaupt moeglich? Vielleicht muss sich der Chef nach den Tabellen richten und darf nicht mehr bieten?

Shizr
31.01.2015, 18:28
Ist das ueberhaupt moeglich? Vielleicht muss sich der Chef nach den Tabellen richten und darf nicht mehr bieten?
Man darf selbstverständlich jederzeit übertariflich zahlen. Wieso auch nicht?


Niemand zwingt die Kliniken dazu, sich nach TV-Ä / AVR zu richten.
Es ist halt größtenteils ausgeschlossen, dass man mit schlechteren Verträgen überhaupt noch Leute kriegt.

Wenn man aber übertariflich zahlt - und das darf man -, wer will einem das verbieten?
Vertragsfreiheit und so.
Man kann ja z.B. auch vereinbaren, dass man als Facharzt schon eine Gehaltsstufe höher einsteigt. Alles möglich. Es fehlt nur am Willen.

EKT
31.01.2015, 19:03
Anstelle dessen wird ein extrem ungleiches Honorararzt-Modell praktiziert.

Praktiziert wird genau das, was der Markt hergibt. Aus irgendeinem Grunde wird dein Modell nicht angewandt, irgendetwas muß also dagegen sprechen......

tiw28
31.01.2015, 20:17
Mal noch ne andere Frage: Weiß jemand wie man mal eben Einsicht in die "Richtlinien für Arbeitsverträge in den Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes (AVR)" nehmen kann?
In meinem Arbeitsvertrag finden die viele Verweise hierauf, aber finden kann ich diese Richtlinie mit Hilfe von Onkel Google leider nicht :/

LasseReinböng
31.01.2015, 22:55
Was ist eigentlich mit Poolbeteiligung ? An welchen Kliniken gibt es die denn noch ? Ein Kollege von mir ist an ein anderes Haus mit Poolbeteiligung gewechselt, nach seiner Aussage hat er jetzt dadurch gut 1000 Euro netto mehr im Monat auf dem Konto, das ist natürlich ein Wort, insgesamt scheint eine Beteiligung der Assistenten aber sehr selten zu sein, oder ?

Knugs
01.02.2015, 00:28
Praktiziert wird genau das, was der Markt hergibt. Aus irgendeinem Grunde wird dein Modell nicht angewandt, irgendetwas muß also dagegen sprechen......

Interessant auch das in der UK das Honorarztsystem (locum) viel laenger und staerker als in Deutschland verbreitet ist obwohl man hier nichts von Aerztemangel hoert. (Wahrscheinlich aber auch weil es sowas wie Niederlassung nicht gibt).

Als Chef wuerde ich direkt uebertariflich bezahlen wenn eine gefaerhliche personalluecke entsteht (falls wirklich moeglich) anstatt 50k fuer honoraraerzte im jahr auszugeben.:-nix

dmtec
02.02.2015, 17:58
Kommt wohl wirklich auch auf die Stadt/Fachrichtung an. In beliebten Großstädten bist du beliebig austauschbar.
Ansonsten würde ich auch sagen, Dreistigkeit siegt. Viele Tarifverträge sehen auch vor, eine Tarifstufe zu überspringen um Personal zu binden.

Ich würde gerne mal hören ob es jemand geschafft hat, dem Chef beim Vorstellungsgespräch so etwas zu entlocken. Ich würde tendentiell mich lieber 1x blamieren und dann jeden Monat am Ende auf dem Konto die Entschädigung dafür kriegen.

Strodti
02.02.2015, 18:26
Ich kenne nur solche Vereinbarungen wie "80%-Stelle, jeden Freitag garantiert frei, keine Dienste in den ersten drei Monaten Übernahme von Notarztkurs, Sonokurs und Rö-Fachkunde". Überspringen von Tarifstufen habe ich zumindest noch nicht mitbekommen. Sollte es jemand geschafft haben, dann wird sie/er das wohl für sich behalten um keinen Neid der Kollegen auf sich zu ziehen.

JJ*
02.02.2015, 19:32
In meinem Arbeitsvertrag finden die viele Verweise hierauf, aber finden kann ich diese Richtlinie mit Hilfe von Onkel Google leider nicht :/Suche nach "AVR Caritas", erster Link? :-oopss
http://www.schiering.org/arhilfen/gesetz/avr/avr.htm

tiw28
02.02.2015, 19:34
Suche nach "AVR Caritas", erster Link? :-oopss
http://www.schiering.org/arhilfen/gesetz/avr/avr.htm

:-dance Hatte es zwischenzeitlich dann auch gefunden ;)
aber danke!

UweWoellner
02.02.2015, 21:02
Tiw28 ist offensichtlich in einer guten Verhandlungsposition. Mal ehrlich, wer in so einer Situation nicht nachverhandelt ist doch dumm. Ich finde es auch durchaus legitim nach einem höheren Einstiegsgehalt zu fragen. Es gibt Argenturen die Ärzte aus der ganzen Welt an deutsche Krankenhäuser vermitteln. In einigen Regionen und Fachrichtungen hat man als deutscher Uni-Absolvent heutzutagen einen entsprechenden "Marktwert". ;-)

anignu
02.02.2015, 22:36
Probieren kann man es ja mal...
ich lebe in einer Gegend in der man um einen Job eher froh sein muss. Auf Bewerbungen bekommt man oft einfach mal gar keine Antwort... da würde ich es eher nicht probieren.

Wäre halt spannend. Ich weiß auch von einigen Reha-Kliniken die extrem Probleme haben ihre Stellen zu besetzen, da gäbe es sicherlich auch Potential. Oder in ländlichen Regionen.