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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : der Weg von der Praxis in die Klinik



matyldaa
02.02.2015, 15:50
Hallo alle zusammen,

man hört immer wieder, dass der Weg von der Praxis in die Klinik schwer ist, und dass man unbedingt erstmal im Krankenhaus anfangen soll zu arbeiten. Kann mir jemand sagen warum eigentlich? :-??? Nach einer mehrjährigen Arbeit in einer Praxis bringt man doch viel Erfahrung mit, warum soll das vom Nachteil sein? Die einzige Erklärung wäre für mich die Tatsache, dass der Gehalt mit den Weiterbildungsjahren ansteigt, dass heißt, für die Klinik ist es teurer jemanden mit z.B. 3 Jahren Praxiserfahrung anzustellen als jemanden, der direkt nach dem Studium kommt. Aber so richtig kann ich das ganze Thema nicht nachvollziehen..... Habt ihr euch mit diesem Thema auch auseinandergesetzt? Ich wäre Euch für Eure Hilfe sehr dankbar!


lg

Peter_1
03.02.2015, 12:27
Mit dem Gehalt hat das eher wenig zu tun. In einer Praxis sieht man in der Regel (kommt natürlich aufs Fach drauf an) viele blande Befunde, wenig schwere Verläufe usw.. In der Klinik hat man zudem meist zusätzliche diagnostische und therapeutische Möglichkeiten und mehr "Personalpower" (auch zum Teaching). Die Kunst in der Praxis ist oft diejenigen rauszupicken bei denen man ambulant nicht weiter kommt, oder auch die seltene Erkrankung in der Flut er Routine nicht zu übersehen. Die Klinik ist ja oft Sackgasse, d.h. Probleme mit auch schwereren Verläufen sollten dort gelöst werden. Wenn man nun in einer Klinik beginnt so sieht man dort eher schwerere Verläufe und auch mal seltenere Dinge als in einer Praxis. Man bekommt also meist eine ganz gute Grundlage um auch ungewöhnliches sowohl zu sehen, als auch zu behandeln (und manchmal je nach Spezialisierung auch einen falschen Eindruck davon was wirklich häufig und was selten ist). Dafür hat man aber auf der anderen Seite oft keinerlei große Erfahrungen mit der Langzeittherapie, oder eben gewöhnlicheren Verläufen, oder aber teilweise sieht man in der Klinik manche Dinge einfach auch so gut wie nie, die ambulant aber häufig anzutreffen sind. Es sind also zu gewissen Anteilen schon veschiedene Welten mit je nach Fach größeren, oder kleineren Schnittmengen. In vielen Fächern ist es sinnig erstmal Erfahrung mit gefährlicheren, oder selteneren Verläufen zu bekommen um dann in der Praxis eben diese Dinge nicht zu übersehen.
Es ist aber sicher auch möglich den umgekehrten Weg zu gehen.

Corinna
04.02.2015, 11:07
und rein praktisch... wird man wohl nach den freiheiten in der praxis die arbeitsbedingungen in der klinik nur noch schwer ertragen. bzw hält man es in der klinik halt aus, solange man noch nicht selbst erlebt hat, wie gut es in der praxis sein kann, oder? ich kenne jedenfalls niemanden, der nochmal aus der praxis in die klinik wollte. natürlich hängt das auch mit den planungen zusammen, und ist es einfach halt bisher immer so usus gewesen. wenn man sich drauf einstellt, kann man es sicher auch andersrum machen.

Muriel
04.02.2015, 12:21
So furchtbar verteufeln würde ich aber nicht die Kliniksarbeit an sich. Und ich bin bekennende Praxisliebhaberin und Niewiederzurückwollende. Aber ohne die Arbeit in der Klinik zu kennen, kann man keine gute ambulante Medizin machen. Es ist anders, sowohl vom Spektrum als auch von den Ansichten, was geht und was nicht als auch von der Arbeitsweise (was muss und was kann man machen, wie schnell hat man eine fachfremde Meinung etc). Und eine Sache gibt es tatsächlich, die ich ein wenig vermisse in der Praxis. Und das sind die Kollegen anderer Fachrichtungen, wenn man mal eben kurz was nachfragen möchte, egal ob arbeitsbezogen oder auch privat. Das ist mir letzte Woche mal wieder so richtig bewusst geworden, wie wertvoll so etwas ist.

WackenDoc
04.02.2015, 15:05
In einer Praxis ist einfach eine andere Taktung- da will der Patient direkt behandelt werden und dann wieder verschwinden, während man ihn in der Klinik erstmal aufnehmen und mit Routinemaßnahmen beschäftigen kann. In der Zeit kann man nen Kollegen oder den Oberarzt fragen oder mal was nachlesen. Der Patient ist ja ne Weile da.