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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tarifvertrag für Tierärzte??



JazzKo
05.03.2015, 22:39
Interessant:

"Mit der Einführung des Mindestlohnes zum Jahreswechsel sind auch die Gehälter angestellter Tierärzte erneut in die Kritik geraten: In den Tierarztpraxen verdienen viele nicht einmal 8,50 Euro pro Stunde und an manchen Universitäten erhalten Doktoranden sogar nur 10.- Euro im Monat – und das nach fünfeinhalb Jahren Studium. Eine Assistentengewerkschaft soll das ändern. Doch mit wem könnte sie überhaupt einen “Tarifvertrag” aushandeln?…."

Mehr: http://http://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/03/gewerkschaft-fuer-tieraerztliche-praxisassistenten-in-deutschland/

KalleTheDog
05.03.2015, 22:46
Diese Diskussion läuft schon mindestens seit den 90ern, das Sagen darüber hatten aber in Deutschland bisher nie die Anfangsassistenten und das wird sich auch nicht so schnell ändern, da im Endeffekt fast alle Tierärzte in Deutschland nach ein paar Jahren schlechter Bezahlung selbständig werden. Damit wechseln sie dann meist auch sprunghaft ihre Einstellung zu den Gehältern der Assisten und der gesamten Berufsordnung. Dabei sind sie aber oftmals fast unfähig sich angemessen vergüten zu lassen und als Grund höre ich immer wieder: höhere Preise kann ich den Kunden nicht zumuten. Und damit können natürlich auch keine Assistenten angemessen bezahlt werden und so läuft die Spirale weiter…Im Prinzip müssten die AnfangsAssis hier in Deutschland beim Vorstellungsgespräch lediglich mal klare Gehaltsvorstellungen ausformulieren, aber das Thema haben wir ja auch schon zu genüge diskutiert… Mädchen sponsored by daddy zerstören den Markt ^^*gefaelltmirnicht*

Viehdoc
07.03.2015, 11:12
Was ich ganz interessant finde, ist das Modell, das es laut dem Tierarzt, wo ich gerade Praktikum mache, in Schweden gibt, wobei das für die Tierbesitzer richtig krass ist. Da wird wohl sehr viel wert auf Work-Life-Balance gelegt und auf gute Bezahlung. Tja und da gibts halt nen normalen Tagdienst von 8-16 Uhr und ab 16 Uhr zahlt man knallhart den Notdienst und da ist man dann für ne Kolik beim Pferd beim ersten Besuch wohl mal ganz schnell 500€ los mit allem drum und dran. Dafür haben die Tierärzte geregelte Arbeitszeiten und ein angemessenes Gehalt. Die Schattenseite ist: es können sich eigentlich nur noch relativ wohlhabende Leute ein Tier leisten, besonders ein Pferd.

JazzKo
08.03.2015, 01:08
Wenn dann auch nur noch diese Leute ein Tier bzw. ein Pferd besitzen wäre nicht nur den Tierärzten sondern auch vielen vielen Tieren endlich geholfen! Bevor jetzt alles auf mich einprasselt…. jaaaaaa ich möchte auch später Geld verdienen und jaaaaaaa der dumme Tierbesitzer ist es letztendlich, der das große Geld über die Menge seiner Haltungsunfähigkeiten einbringt, aber lieber gesalzene Preise --> Tier als Luxusgut --> weniger arme Seelen in Assi-Haushalten. Die die keine 500 Euro für den Tierarzt aufbringen können, haben gefälligst kein Tier zu halten!!!! Basta!

ehemaliger User_25062015
08.03.2015, 10:12
Bin zwar Humani und hab keine Ahnung vom Veti-Dasein...
Aber..Meinst du das würde sich auch wirklich so durchsetzen?
Die Leute würden sich vermutlich trotzdem Tiere halten und diese aufgrund hoher Behandlungskosten einfach nicht mehr ordentlich tierärztlich behandeln lassen..so zumindest meine Befürchtung

DrJoa
08.03.2015, 11:02
also ich glaube nicht, dass sich das so durchsetzen würde. es gibt ja jetzt schon genug leute, die eigentlich nicht das geld für ein tier haben und es trotzdem halten... ich glaube, dass dann das eintritt, was sanguis befürchtet: die tierärztliche versorgung wird einfach eingeschränkt.
und so mir nichts, dir nichts lässt sich das eh nicht durchsetzen. es hängen viel zu viele arbeitsplätze usw. vom haustiersektor ab, da müsste es dann auch veränderungen im preissegment geben, damit die sich weiterhin tragen, wenns nicht mehr über masse geht.

Elvira93
08.03.2015, 19:40
Naja und dann wird es garantiert auch wieder Tierärzte geben, die den Preis drücken, damit sie mehr zu tun haben... aber irgendwas muss sich halt mal ändern, so gehts ja einfach nicht.

JazzKo
08.03.2015, 20:11
Bin zwar Humani und hab keine Ahnung vom Veti-Dasein...
Aber..Meinst du das würde sich auch wirklich so durchsetzen?
Die Leute würden sich vermutlich trotzdem Tiere halten und diese aufgrund hoher Behandlungskosten einfach nicht mehr ordentlich tierärztlich behandeln lassen..so zumindest meine Befürchtung

Wahrscheinlich hast Du Recht. :-( Es kommt ja bereits jetzt schon oft genug vor, dass die Leute die Kosten für die Grundversorgung wie Impfungen, Entwurmungen, regelmäßige Gesundheitschecks, und so weiter…

Während eines Praktikums im Kleintierbereich gab es eine Situation in der eine Familie mit einem Pudel kam, der vorberichtlich "ein Flohproblem" hatte. Was sich uns dann als Bild bot war zum heulen. Der Hund hatte den kompletten Rücken offen und zum Teil verkrustet, die Krallen waren zum Teil in die Ballen eingewachsen, ein Auge war so entzündet, dass der Hund das Auge kaum öffnen konnte und der alte eingetrocknete Eiter verklebte die gesamte Schnauze des armen Tieres. Die Besitzer zeigten keinerlei Schamempfinden und sahen keine Notwendigkeit darin das Tier zu behandeln. Lediglich etwas gegen die Flöhe "Vielleicht ein Halsband oder was in den Nacken" war ihr Wunsch… einfach nur zum heulen. :-(

Viehdoc
10.03.2015, 20:17
Das traurige ist, dass du als Tierarzt ja keinerlei Einfluss nehmen kannst auf das, was der Besitzer mit seinem Tier tut. Die einzige Chance, die du hast ist, dass du es dem Veterinäramt meldest. Ansonsten hast du keine Rechte.
Das haben sie mir in der Praxis auch gesagt, dass das manchmal zum mäusemelken ist...

JazzKo
10.03.2015, 23:37
Das traurige ist, dass du als Tierarzt ja keinerlei Einfluss nehmen kannst auf das, was der Besitzer mit seinem Tier tut. Die einzige Chance, die du hast ist, dass du es dem Veterinäramt meldest. Ansonsten hast du keine Rechte.
Das haben sie mir in der Praxis auch gesagt, dass das manchmal zum mäusemelken ist...

Also ich denke schon, dass man als Tierarzt mehr machen kann als nur die "Hausmeinung" zu vertreten. Mann kann doch wohl den Besitzern mal sagen: "Hey Ihr Hund ist zu fett, weil SIE zu wenig Bewegung haben" oder "Nein, dem Coco geht es nicht gut, wenn er keine Federn mehr hat und einen Papagei ALLEINE zu halten ist tierschutzwidrig!!".Dieses ganze Arschpinseln geht mir tierisch auf den Zeiger. Da stehst daneben wie ein TA sagt: "Sie können Ihrem Kater alles füttern was er mag!" Waaaaas? Sorry… da hab ich kein Verständnis für. Würde alle TÄ den Besitzern mal klar und deutlich sagen was geht und was nicht, dann würden die Penner vielleicht mal drüber nachdenken. Mein Hausarzt hat mir auch jedes mal klar und deutlich gesagt, dass Rauchen ungesund ist. Nur konnte ich selbst entscheiden was ich meinem Körper antue im Gegensatz zu meinen Haustieren. gnampf...

Elvira93
11.03.2015, 20:10
Naja aber oft wollen die Besitzer es ja auch einfach nicht hören. Und wenn dann der eine Tierarzt blöd wird, gehen sie halt zum nächsten, und zum nächsten und zum nächsten. Im Endeffekt kann man ja nur beraten, aber was die Leute dann zu Hause machen, das kann man weder wirklich beeinflussen noch kontrollieren. Und viel Schwachsinn ziehen sie sich ja auch ausm Internet, die wissen heutzutage ja alles besser als der Tierarzt -.-

davo
12.03.2015, 18:12
Richtig - wer die Besitzer vergrämt, hat schnell eine leere Praxis.

DrJoa
12.03.2015, 20:36
Richtig - wer die Besitzer vergrämt, hat schnell eine leere Praxis.

da muss man halt irgendwie nen mittelweg finden. man kann ja auch nicht immer nur den besitzern nach der nase reden. aber manche leute sind da halt auch echt empfindlich...

KalleTheDog
12.03.2015, 22:59
Richtig - wer die Besitzer vergrämt, hat schnell eine leere Praxis.

Deswegen muss man eben gut sein ^^:rock::rock:

Viehdoc
13.03.2015, 19:51
Also die beiden Tierärzte, bei denen ich grad bin, die haben im Laufe der Zeit alle Kunden, die ihre Tiere schlecht behandeln, aussortiert. Sie sagen halt, dass sie dafür keine Tierärzte geworden sind und dass sie auch so mehr als genug Kunden haben. Klar kann man sich das nur erlauben, wenn die Praxis gut läuft, aber das finde ich super. Kleinigkeiten muss man halt auch mal übersehen können, oft machen die Leute das auch nicht aus Böswilligkeit.

noame
14.03.2015, 09:31
da muss man halt irgendwie nen mittelweg finden. man kann ja auch nicht immer nur den besitzern nach der nase reden. aber manche leute sind da halt auch echt empfindlich...

Genau die Frage stellt sich doch. Möchte ich solche Kunden / Tierbesitzer haben, die das normal finden? Ich würde da durchaus Tacheles reden, und kenne es auch aus unserer Praxis so, das dann auch was gesagt wird. Nicht sofort mit dem Holzhammer, aber deutlich. Gestern grad ganz klar einem vollkommen überforderten Tierhalter gesagt, entweder, die Tiere kommen von den Ketten (weil sie eingewachsen sind, und das nicht heilen kann, wenn sie an den Ketten bleiben), oder das VetAmt kommt, und nimmt die Tiere mit. Wird vermutlich nächste Woche der nächste Schritt sein, ich werde dann noch mal hinterhertelefonieren.


Also die beiden Tierärzte, bei denen ich grad bin, die haben im Laufe der Zeit alle Kunden, die ihre Tiere schlecht behandeln, aussortiert. Sie sagen halt, dass sie dafür keine Tierärzte geworden sind und dass sie auch so mehr als genug Kunden haben. Klar kann man sich das nur erlauben, wenn die Praxis gut läuft, aber das finde ich super. Kleinigkeiten muss man halt auch mal übersehen können, oft machen die Leute das auch nicht aus Böswilligkeit.

Ganz genau. Die, die sowieso kein Schamgefühl und keine Emotion dafür haben, was ihr Tier gerade erleidet, muß ich auch nicht als Kunden haben. Wenn er nen TA findet, der ihm dann tatsächlich nur das Flohmittel für den Nacken gibt, bitte schön. Wenn ich so ein Tier vorgestellt bekommen würde, würde ich auch sagen, entweder, sie stellen mir das Tier in einem Monat noch einmal vor, und es hat sich im Gesamtzustand deutlich gebessert, oder ich schalte eben tatsächlich das VetAmt ein.

Nickel1992
15.03.2015, 09:26
Ich glaube, dass es aber auch einfach genug Tierärzte gibt, die einfach drüber hinweg sehen und sich denken: ein Kunde ist ein Kunde.

Viehdoc
16.03.2015, 14:07
Ich glaube, dass es aber auch einfach genug Tierärzte gibt, die einfach drüber hinweg sehen und sich denken: ein Kunde ist ein Kunde.

ja, davon gibts es wohl tatsächlich einige. Aber ich hoffe sehr, dass ich in meinem praktischen Jahr nicht an solche Leute gerate :/. Für so jemanden könnte ich nicht arbeiten glaub ich...

KalleTheDog
18.03.2015, 22:11
Soviel zum Thema Tarifvertrag… Wenn noch nicht einmal der Mindestlohn eingehalten wird. Schon traurig! Und dafür studiert man dann 11 Semester.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/kleintierklinik-der-lmu-angehende-tieraerzte-mit-zehn-euro-monatslohn-1.2359557