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notsosure
06.03.2015, 16:50
Hallo,

ich studiere Medizin im 3. Semester und bin ziemlich desillusioniert. Ich habe am Studium selbst zwar Spaß und die Prüfungen sind bisher alle gut gelaufen, aber ich finde die Praktika/Hospitationen ziemlich bis sehr frustrierend. Im Krankenhaus ist die Arbeitsatmosphäre oft sehr unangenehm und regelmäßige Streitigkeiten mit Kolleg(inn)en/Pflegekräften etc. scheinen unvermeidlich zu sein. Ich habe so langsam auch den Eindruck, dass die meisten (Assistenz-)ärzte/ärztinnen dauerhaft überarbeitet sind - darunter leidet auch der Patient. Die Niederlassung scheint sich aus gesundheitsökonomischen Gründen nicht mehr zu lohnen und mir wurde schon jetzt davon abgeraten.

Meine zweite Wahl vor Studienbeginn war Jura. Ich habe mich mit den juristischen Grundbegriffen mit Hilfe von Lehrbüchern auseinandergesetzt und musste feststellen, dass mir die Juristirei liegen könnte.

Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Habt ihr vielleicht zu einem anderen Studienfach gewechselt? Und wie sind eure Eindrücke?

Ich wäre für jeden Tipp sehr dankbar.

roxolana
06.03.2015, 16:53
Ich bin von einem anderen Studienfach zu Medizin gewechselt. Das Gute an Medizin ist doch, dass man nach dem Studium so viele Möglichkeiten hat. Wenn du keinen Bock auf Station hast, kannst du immer noch Radiologe, Humangenetiker, Mikrobiologe, Labormediziner etc. pp werden. Schon mal über solche Alternativen nachgedacht?

notsosure
06.03.2015, 17:21
Also, im Labor zu arbeiten wäre auch nicht unbedingt was für mich...

Radiologie käme schon in Frage, dann wäre aber das Krankenhaus als Lebensarbeitsplatz Voraussetzung...

erdbeertoertchen
06.03.2015, 17:27
Und wenn du erstmal als Gasthörer bei Jura die VL besuchst? Bevor du überlegst Medizin abzubrechen?

notsosure
06.03.2015, 17:36
erdbeertoertchen habe ich schon mit ein paar Strafrechtsvorlesungen gemacht. :)

hoppel228
06.03.2015, 17:40
Jura ist so überlaufen und solch starke Konkurrenz schon zw. den Studenten, dass ich es nicht nehmen würde. Die z.T. unschöne Arbeitsatmosphäre im KH ist mir auch aufgefallen. Man muss viell. etwas mehr suchen, aber irgendwo wird man einen angenehmen Praktikums-/ späteren Arbeitsplatz finden.

mary-09
06.03.2015, 18:32
Naja, glaubst du, dass die Arbeitsbedingungen als Jurist so viel besser sind als in der Medizin? Für richtig gute Karrierechancen muss man ja schon fast ein "exorbitantes" Examen hinlegen und wenn man das nicht schafft, dann wird´s oft sehr schwer, sich was vernünftiges aufzubauen.
Ich hab da persönlich keine Erfahrung, aber das ist so das, was ich von einem Freund, der Jura studiert, immer mal so mitbekomme.
In dem Studium werden im Prinzip von Anfang an die Ellenbogen ausgefahren, was später wohl auch nicht so viel besser wird.

Da find ich es in der Medizin schon um einiges entspannter und die Atmosphäre angenehmer (sowohl im Studium als auch in der Klinik). Ist jedenfalls meine Meinung :-)

notsosure
06.03.2015, 19:00
Also, die Herausforderung würde mich nicht unbedingt stören...mich stört eher an der Medizinerkarriere, dass alles so prädefiniert ist (5 Jahre für die Facharztausbildung, dann ein paar Jahre als Facharzt arbeiten, irgendwann vielleicht Oberarzt werden, etc.) Für viele scheint der Aufstieg aber gar nicht attraktiv zu sein... ich habe zumindest den Eindruck, dass immer mehr ewig als Assis arbeiten, vermutlich weil sich mit einer höheren Position das Gehalt nicht so sehr steigert und man nicht unbedingt bessere Arbeitsbedingungen hat, dafür aber mehr Verantwortung. Liege ich da falsch?

Fr.Pelz
06.03.2015, 19:43
Also, die Herausforderung würde mich nicht unbedingt stören...mich stört eher an der Medizinerkarriere, dass alles so prädefiniert ist (5 Jahre für die Facharztausbildung, dann ein paar Jahre als Facharzt arbeiten, irgendwann vielleicht Oberarzt werden, etc.) Für viele scheint der Aufstieg aber gar nicht attraktiv zu sein... ich habe zumindest den Eindruck, dass immer mehr ewig als Assis arbeiten, vermutlich weil sich mit einer höheren Position das Gehalt nicht so sehr steigert und man nicht unbedingt bessere Arbeitsbedingungen hat, dafür aber mehr Verantwortung. Liege ich da falsch?

Ja. Erstens gibt es ihn tatsächlich: der Arbeitsplatz, an dem man sich wohlfühlt. Und er wird häufiger werden, wegen des Ärztemangels.
Zweitens: Altassistenten gab es schon immer und wird es immer geben, der Großteil strebt aber den Facharzt ist. Wenn der Facharzt aber erstmal da ist, können sich die Lebenswege doch stark unterscheiden. Niederlassung, Industrie, Forschung, zweiter Facharzt etc etc

Drittens: zur höheren Position/Gehalt. Der Oberarzt bekommt z.B im TV VKA das Doppelte des Assistenzarztgehalts, hat dazu diverse Zuverdienstmöglichkeiten, CA-Gehalt ist meist Verhandlungssache.
Allerdings wenn man Medizin um des Gehalts willen studiert, hat man evtl tatsächlich falsche Vorstellungen.

EVT
06.03.2015, 19:52
Dass sich die Niederlassung nicht mehr lohnen sollte, sehe ich anders. Dafür muss man schon sehr hohe Vorstellungen haben, die sich auch nicht unbedingt mit Jura erfüllen lassen, mit wenig Arbeitsbelastung schon gar nicht.

notsosure
06.03.2015, 20:15
Fr.Pelz, mir geht es natürlich nicht nur ums Geld.

Ich bringe sehr großes Interesse am Fach und Spaß an der Arbeit mit dem Patienten mit. Allerdings möchte ich den Beruf nicht hauptsächlich aus Idealismus ausüben, weil ich andere Interessen habe und mir einen anderen Werdegang vorstellen bzw. 'leisten' könnte.

Wenn man immer wieder von der 'Ausbeutung junger Ärzte' und dem 'gehenden Nachwuchs' hört, dies dann im Krankenhaus auch so erlebt, macht man sich schon Gedanken.

Verbessert sich mit dem Ärztemangel tatsächlich was an den Arbeitsbedingungen oder ist es eher so, dass die Bedingungen so schlecht sind, dass man den Nachwuchs nicht mehr rekrutieren bzw. behalten kann und sich dadurch der Ärztemangel verstärkt?

EVT
06.03.2015, 22:43
Radiologie käme schon in Frage, dann wäre aber das Krankenhaus als Lebensarbeitsplatz Voraussetzung...

Als Radiologe kannst du doch beides machen, Krankenhaus oder Praxis.

notsosure
07.03.2015, 09:29
Also, die Niedergelassenen die ich kenne haben mir alle eindeutig davon abgeraten, später eine eigene Praxis aufzumachen.

Die Ärzteeltern meiner Kommilitonen haben auch vor, ihre Praxen zu verkaufen und wollen nicht dass ihre Kinder diese übernehmen...

test
07.03.2015, 17:22
Also, die Niedergelassenen die ich kenne haben mir alle eindeutig davon abgeraten, später eine eigene Praxis aufzumachen.

Die Ärzteeltern meiner Kommilitonen haben auch vor, ihre Praxen zu verkaufen und wollen nicht dass ihre Kinder diese übernehmen...

In welchen Fächern und welchen Regionen waren die denn tätig? ;-) Bin neugierig. :-D

Fr.Pelz
07.03.2015, 17:59
Fr.Pelz, mir geht es natürlich nicht nur ums Geld.

Ich bringe sehr großes Interesse am Fach und Spaß an der Arbeit mit dem Patienten mit. Allerdings möchte ich den Beruf nicht hauptsächlich aus Idealismus ausüben, weil ich andere Interessen habe und mir einen anderen Werdegang vorstellen bzw. 'leisten' könnte.

Wenn man immer wieder von der 'Ausbeutung junger Ärzte' und dem 'gehenden Nachwuchs' hört, dies dann im Krankenhaus auch so erlebt, macht man sich schon Gedanken.

Verbessert sich mit dem Ärztemangel tatsächlich was an den Arbeitsbedingungen oder ist es eher so, dass die Bedingungen so schlecht sind, dass man den Nachwuchs nicht mehr rekrutieren bzw. behalten kann und sich dadurch der Ärztemangel verstärkt?

Naja, es gibt ja so eine Tendenz, dass man sich das Schlechte eher merkt, eher bereit ist davon zu erzählen. In manchen Arbeitsplätzen, nicht nur in der Medizin, ist das Klima so, dass es quasi zum guten Ton gehört nur noch zu meckern... und wenn dann auch noch die Medien mitmachen, tritt jeder gerne in die "Es-ist-doch-alles-schei**e"- Falle.
Wie man das rezipiert, ist natürlich auch von einem selbst abhängig. Meiner Meinung nach (und damit meine ich gar nicht dich, auch in meinem letzten Post nicht) jammern z.B. Ärzte, die übers Gehalt meckern, auf hohem Niveau. Die Arbeitsbedingungen sind vielerorts mistig - aber da ist auf jeden Fall eine Veränderung im Kommen. Ärzte sind (von den Großstädten/beliebten Fächern) mal abgesehen Mangelware, dass zumindest die nicht allzu attraktiven Standorte GEZWUNGEN sind, einer Abstimmung mit den Füßen vorzubeugen. Viele Chefs stellen schon Ärzte ein, wenn die Bewerbung in fehlerlosem Deutsch verfasst ist. Wenn man dann noch einigermaßen fleißig ist und daran interessiert, die eigene Arbeit stets zu verbessern, bekommt man oft Anerkennung in Form von Ausbildungsinhalten und Aufstiegsmöglichkeiten.
Zumindest eher als im hart umkämpften Gebiet der Juristerei (werden da nicht eher die Ellenbogen herausgeholt und auch mal mit unfairen Mitteln "gekämpft"? Stell ich mir zumindest so vor, bei dem Konkurrenzdruck. Und das ist doch auch kein schönes Arbeitsklima).

EVT
07.03.2015, 20:13
Also, die Niedergelassenen die ich kenne haben mir alle eindeutig davon abgeraten, später eine eigene Praxis aufzumachen.

Die Ärzteeltern meiner Kommilitonen haben auch vor, ihre Praxen zu verkaufen und wollen nicht dass ihre Kinder diese übernehmen...

Ich bin mir sicher, dass ich genauso viele finden würde, die es weiter empfehlen würden. ;-)

Solara
07.03.2015, 21:00
Strafrecht ist ja jetzt noch interessante Sparte, VL öffentlichesRecht etc dagegen zum Davonlaufen ;-).
Und die Jobaussichten? Vollbefriedigend für Richter/Staatsanwalt muss man erstmal hinkriegen - nicht, dass das nicht machbar ist, aber Glück und außergewöhnliche Einfälle während des Staatsexamens schaden da nicht.
Bessere Arbeitszeiten haben Juristen auch nicht.

Siehst dich denn als Jurist beruflich?

EVT
07.03.2015, 21:10
Wie wäre es, erstmal beides parallel zu studieren? Hat eine Freundin von mir auch gemacht. Dann siehst du, ob dir die Klausuren liegen.

notsosure
07.03.2015, 21:40
Die Niedergelassenen, die ich erwähnt habe, sind ein Zahnarzt, ein Dermatologe und eine Lungenärztin, in Heidelberg und in Saarbrücken.

EVT, beides parallel zu studieren wäre natürlich auch toll, ich wüsste aber nicht, ob das (erstmal rein formal) an meiner Uni machbar wäre. Mit dem Jurazulassungsbescheid habe ich nämlich direkt den Antrag auf UMschreibung zugeschickt bekommen. -.- Dass der Lern- und Arbeitsaufwand dann viel größer wäre ist mir natürlich auch klar, aber die beruflichen Perspektiven dürften attraktiv sein und man muss auch nicht beide Studiengänge in der Regelstudienzeit schaffen bzw. kann eventuell das eine oder andere abbrechen. :D

notsosure
07.03.2015, 21:41
Die Niedergelassenen, die ich erwähnt habe, sind ein Zahnarzt, ein Dermatologe und eine Lungenärztin, in Heidelberg und in Saarbrücken.

EVT, beides parallel zu studieren wäre natürlich auch toll, ich wüsste aber nicht, ob das (erstmal rein formal) an meiner Uni machbar wäre. Mit dem Jurazulassungsbescheid habe ich nämlich direkt den Antrag auf UMschreibung zugeschickt bekommen. -.- Dass der Lern- und Arbeitsaufwand dann viel größer wäre ist mir natürlich auch klar, aber die beruflichen Perspektiven dürften attraktiv sein und man muss auch nicht beide Studiengänge in der Regelstudienzeit schaffen bzw. kann eventuell das eine oder andere abbrechen. :D