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JPT
06.04.2015, 14:15
Hi,
ich mach mir momentan bei der Diskussion um das Versorgungsstärkungsgesetz so meine Gedanken wie das in Zukunft mit der Niederlassung aussieht. Es sollen ja bis zu 25.000 Sitze einfach stillgelegt werden (ok, is ne Schätzung...). Aber klar ist, dass man als Facharzt zukünftig riesen Probleme haben wird aus der Anstellung zu kommen, während die Industrie an den neuen Möglichkeiten verdient... (naja, unter der Hand wird wohl Lauterbach als ehemaliger Vorsitzender der Rhönkliniken schon nen kleinen Bonus bekommen :-Keks ). Wo seht ihr euch in der Zukunft? Glaubt ihr, ihr habt noch Chancen auf ne Gemeinschaftspraxis in der Zukunft?

Ich glaube ja, dass die Gesetzgebung schon das Gesundheitssystem, das wir heute kennen, stark verschlechtern wird, von Terminservicestellen ... noch ganz zu schweigen.
Wo sind denn überhaupt diese "unterversorgten" Gegenden? Angeblich ist ja deutschlandweit Orthopädenüberschuss, Versorgungsmängel kenn ich nur von Hausärzten? Wird man dann als Facharzt in die letzte sächsische Provinz geschickt??? :-???

expecting
06.04.2015, 16:56
Lauterbach hat soweit ich weiß offen gesagt, dass die "Abschaffung der Einzelpraxis" ein großes Ziel von ihm ist. Natürlich sitzt er rein zufällig im Aufsichtsrat der Rhönkliniken.

Wer heutzutage als Niedergelassener arbeitet bzw. sich niederlassen möchte, hat also aktiv den Politapparat gegen sich. Dementsprechend spaßig und konstruktiv gestalten sich Bürokratie, Abrechnung und letztendlich auch der Arbeitsalltag. Der niedergelassene Arzt, der sich Zeit für jeden Patienten nimmt, ist in diesem System nicht gewünscht und praktisch wenig überlebensfähig.

Solange sich das nicht grundsätzlich ändert, wird die Abwanderung deutscher Ärzte (sowohl ins Ausland als auch in patientenferne Betätigungsfelder) weiter zunehmen. Um die armen Patienten, grad auf dem Land, tuts mir Leid :( aber die dürfen sich bei Herrn Lauterbach bedanken.

anignu
06.04.2015, 20:40
Wo sind denn überhaupt diese "unterversorgten" Gegenden? Angeblich ist ja deutschlandweit Orthopädenüberschuss, Versorgungsmängel kenn ich nur von Hausärzten? Wird man dann als Facharzt in die letzte sächsische Provinz geschickt??? :-???
Ich würde mal sagen: überall auf dem Land. In östlichen Bundesländern eher mehr, aber auch im Flächenland Bayern hat man in nördlichen oder nordöstlichen Landkreisen Probleme Praxen verschiedener Fachrichtungen zu besetzen.

Es geht ja nicht nur um Hausärzte. Pädiater sind die Hausärzte des kleinen Mannes! (und der kleinen Frauen, wisst schon was ich mein) Pädiater gibts auch in manchen Gegenden quasi nicht und das ist eine Katastrophe. Oder Augenärzte oder HNOler...
Gibt genug Fachrichtungen, Hausärzte braucht man halt viele...

Meiner Meinung nach hat man heutzutage halt ein paar Probleme mehr die gegen eine Niederlassung sprechen: die technischen Möglichkeiten und Anforderungen der Patienten sind mehr -> höhere Anschaffungskosten, der Verdienst ist eher weniger (netto auf Reallöhne bezogen), die Bürokratie ist höher.
Daher hat man mehr Papierkram und mehr Fixkosten und damit ein höheres Risiko. Daher denke ich dass eine Einzelpraxis eher zurückgeht und sich immer mehr Gemeinschaftspraxen oder MVZ bilden werden. Mit professionellem Praxismanagement, ist inzwischen eine eigene Ausbildung, mit guter Ausstattung, in zentralen gut erreichbaren Lagen. Oder gleich als MVZ dem Krankenhaus angegliedert.

expecting
06.04.2015, 20:55
Wegen dem Mangel: also auch in ziemlich zentralen Gegenden wartet man doch 3+ Monate auf einen Termin bei den meisten Fachärzten. Geht zumindest mir und meinen Bekannten und Familienangehörigen so, zumindest den gesetzlich Versicherten :-D also ich weiß nicht, bin jetzt kein Sozialmedizin-Spezialist, aber wärs nicht schöner, wenns genug Ärzte gäb, dass man eben nur wenige Wochen statt etlicher Monate auf einen Termin warten müsste?

Und wenn man mal beim Arzt ist, gehts eben super schnell. Rack zack, man traut sich kaum eine weitere Frage zu stellen, schnell weiter. Die Patienten fühlen sich dann (teilweise verständlich) nicht gut behandelt, aber genau dieses Prozedere wird eben aktuell von den Krankenkassen gefördert und gefordert! Der Arzt, der sich 20 Minuten Zeit für den Patienten nimmt, wird seine Praxis im Normalfall nicht abbezahlen können.

Also wie gesagt, meiner Meinung nach hakts da hinten und vorne im System. Allein schon die ganze Bürokratie; wenn man da einsparen und die entsprechende Zeit dann tatsächlich für Patientenkontakt einsetzen könnte, wär das für alle Beteiligten (zumindest Arzt und Patient; für manche Politiker und Interessensgruppen offensichtlich nicht) angenehmer und erfüllender.

Thomas24
06.04.2015, 21:10
@Expecting: Hr. Lauterbach gehört dem Rhön Aufsichtsrat nicht mehr an- was an seinen Interessen natürlich erstmal nichts ändert.

Die 3 monatige Wartezeit für GKV Patienten liegt in Metropolregionen sicher nicht darin begründet, dass nicht genügend niedergelassene Ärzte da wären, sondern unter anderem daran, dass das Budget gedeckelt ist (Summe x an Patienten darf pro Quartal abgerechnet werden. Wenn mehr Patienten angesehen werden: Pech gehabt, gibt einen Abschlag auf die Vergütung von teilweise bis zu 90%). Da macht es bei Erreichen der Patientenzahlen erstmal keinen Sinn, noch mehr Patienten anzusehen- Gehälter des Personals, Miete etc. laufen weiter, zusätzliche Umsätze werden aus dem GKV Volumen nicht generiert wegen der o.g. Abschläge. Ergo: entweder Praxisferien am Ende des Quartals einlegen, oder eben Patienten ansehen, die nicht ins gedeckelte Budget fallen (i.e. private oder Selbstzahler).

expecting
06.04.2015, 21:47
Die 3 monatige Wartezeit für GKV Patienten liegt in Metropolregionen sicher nicht darin begründet, dass nicht genügend niedergelassene Ärzte da wären, sondern unter anderem daran, dass das Budget gedeckelt ist (Summe x an Patienten darf pro Quartal abgerechnet werden. Wenn mehr Patienten angesehen werden: Pech gehabt, gibt einen Abschlag auf die Vergütung von teilweise bis zu 90%). Da macht es bei Erreichen der Patientenzahlen erstmal keinen Sinn, noch mehr Patienten anzusehen- Gehälter des Personals, Miete etc. laufen weiter, zusätzliche Umsätze werden aus dem GKV Volumen nicht generiert wegen der o.g. Abschläge. Ergo: entweder Praxisferien am Ende des Quartals einlegen, oder eben Patienten ansehen, die nicht ins gedeckelte Budget fallen (i.e. private oder Selbstzahler).


Ich weiß :) nur wie ist das zu lösen? Die beste Lösung wäre natürlich, wenn diese Budgets verschwinden würden (auch für Medikamente), nur das wird wohl nicht passieren. Mit mehr niedergelassenen Ärzten würden sich die Patienten zumindest mehr verteilen, und die Höchstsumme an Patienten würde nicht oder erst später erreicht. Wobei sich dann natürlich auch mehr Niedergelassene um den selben Gehalts-Topf streiten würden. :-nix


Mein Problem ist: ich würde liebend gerne Landärztin werden. Am allerbesten Doppelfacharzt Pädiatrie und Allgemeinmedizin. Ganze Familen versorgen und betreuen, vom Säugling bis zum Urgroßvater, Hausbesuche machen, und so weiter. Nur, als Tochter eines solchen Landarztes sehe ich leider nicht, dass eine solche Berufswahl in Deutschland heute (geschweige denn in der Zukunft) noch menschenfreundlich und patientenzugewandt durchführbar ist. Ich möchte mir gerne auch mal 20 Minuten für einen Patienten Zeit nehmen können, sei es die Omi mit neu diagnostiziertem Diabetes oder die besorgte Kindsmutter. Aber wie gesagt, damit seh ich mich pleite gehen. Es sei denn, ich hätte einen Privat-Anteil von 20+% :rolleyes: und das ist doch das Perverse: es sollte völlig egal sein, wer wie versichert ist. Ich sollte an jedem Patienten gleich interessiert sein, und mir gleich viel Zeit für ihn nehmen können. Aber das lässt das momenante System nicht zu, und darum kann ich mir immer schwerer vorstellen, mich in Deutschland niederzulassen.

JPT
06.04.2015, 22:13
Ich sollte an jedem Patienten gleich interessiert sein, und mir gleich viel Zeit für ihn nehmen können. Aber das lässt das momenante System nicht zu, und darum kann ich mir immer schwerer vorstellen, mich in Deutschland niederzulassen.

Wie lange sich die PKV noch halten kann, bleibt ohnehin fraglich. Die haben ja nicht nur große finanzielle Probleme, bei der jetzigen GOÄ-Reform merkt man doch, dass sie sich immer mehr dem EBM annähernd. Bleibt nur fraglich, wann die Pauschalisierung auch bei der PKV kommen.
Die Frage ist doch, ob eine Selbstständigkeit da, wo man will, überhaupt noch möglich sein wird?
Klar muss man jetzt in Städten schon Jahre warten, bis ein Sitz frei wird, aber in Zukunft geht das ja nur noch in KonzernMVZs.
Ich persönlich habe mir schon vorgestellt, mal mein eigener Chef zu sein... aber naja dann bleibt wohl nur noch das Ausland als Facharzt :-Dance

FirebirdUSA
06.04.2015, 23:23
Mein Problem ist: ich würde liebend gerne Landärztin werden. Am allerbesten Doppelfacharzt Pädiatrie und Allgemeinmedizin. Ganze Familen versorgen und betreuen, vom Säugling bis zum Urgroßvater

Soviel ich weiß kannst du dich grundsätzlich aber nur in einer Fachrichtung als "Kassenarzt" betätigen, oder gibt es hier inzwischen andere Regelungen?

anignu
07.04.2015, 00:01
Soviel ich weiß kannst du dich grundsätzlich aber nur in einer Fachrichtung als "Kassenarzt" betätigen, oder gibt es hier inzwischen andere Regelungen?
Nein, kenn ich auch so. Bissl pervers das Ganze. Hat mir mal ein Facharzt für Innere und Gastro erzählt dass er als niedergelassener keine Gastroskopien abrechnen darf. Und ich so "wieso das denn?" und er so "weil ich mich als hausärztlicher Internist niedergelassen hab"...

Wobei man sagen muss, dass es vermutlich Zugeständnisse gibt wenn wirklich extremer Mangel herrscht.

Sagen wir mal im tiefsten bayerischen Wald, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, sind 2 Kassensitze einfach nicht zu besetzen die dann noch Allgemeinmedizin und Pädiatrie lauten. Und genau da will unsere "Landärztin vom Säugling bis zur Oma" hin. Ich denke da könnte sogar die KVB eine Ausnahme machen...

Aber natürlich nicht generell! Nur befristet und nicht als Zulassung sondern nur als befristete Ermächtigung und dann gedeckelt. Also wo kämen wir da hin. Kommt eine Ärztin daher und kassiert einfach mal doppelt! Wahnsinn. Und behauptet noch sie würde es "für die Patienten machen" ;-)

Mano
07.04.2015, 09:40
Soweit ich weiß, kann man doch als Allgemeinmediziner auch pädiatrische Patienten abrechnen? Ist doch zum Teil sogar Bestandteil der WBO.

anignu
07.04.2015, 12:01
Das hat mich nun auch interessiert und ich hab mal bei der Kassenärztlichen Vereinigung angerufen...

Verstanden hab ich nicht alles aber immerhin folgende Aussagen:
- "man kann sich nicht aus zwei Kapiteln bedienen"
- "Hausärzte rechnen nach Kapitel 3 und Kinderärzte nach Kapitel 4 des EBM ab"
- "man muss sich entscheiden als was man sich niederlässt"
- "ein Hausarzt kann auch U-Untersuchungen machen, vor allem dann wenn er die Qualifikation hat"
- "ein Kinderarzt darf nur bis 18 behandeln, darüber nur in absoluten Ausnahmefällen wie geistige Retardierung also wenn z.B. ein Arztwechsel dem Kind nicht zuzumuten ist"

Also darf man als Hausarzt auch Kinder behandeln, diese aber nur wie Erwachsene abrechnen und hat dann eben auch die Kassenzulassung "nur" als Hausarzt.
Ob das finanziell einen Unterschied macht nach welchen Nummern man abrechnet hab ich nimmer nachgefragt. Die nette Dame wollte mich schon weiterverbinden zur Niederlassungsberatung doch das wär mir zuviel Input gewesen...

LasseReinböng
07.04.2015, 21:54
Ich persönlich habe mir schon vorgestellt, mal mein eigener Chef zu sein... aber naja dann bleibt wohl nur noch das Ausland als Facharzt :-Dance

Im Ausland dürfte das auch nicht unbedingt leichter sein , es sei denn Allgemeinmedizin ist das Ziel. Der niedergelassene Spezialist um die Ecke ist ein Luxus, den man sich in vielen Ländern nicht leistet, Stichwort doppelte Facharztschiene.

JPT
08.04.2015, 19:50
Im Ausland dürfte das auch nicht unbedingt leichter sein , es sei denn Allgemeinmedizin ist das Ziel. Der niedergelassene Spezialist um die Ecke ist ein Luxus, den man sich in vielen Ländern nicht leistet, Stichwort doppelte Facharztschiene.

@Lasse: Kannst du mir das genauer erklären mit der doppelten Facharztschiene? ich bin da nicht so informiert...

LasseReinböng
08.04.2015, 20:41
@ JPT: doppelte FA-Schiene meint: es gibt sowohl ambulant als auch stationär Spezialisten. Das ist in Europa nicht überall so. Meines Wissens nach ist das in Schweden, Dänemark, Niederlande, Norwegen , UK z.B. gar nicht üblich bis sehr selten..aber auch sonst ist das in anderen Ländern nicht so ausgeprägt wie in Deutschland.

Peter_1
08.04.2015, 21:34
Zukunft der Niederlassung? es kommt halt stark auf das Fach und auf die Gegend an. Generell hat man schon den Eindruck, dass die selbstständig Niedergelassenen zurückgedrängt werden sollen, bzw. der Nachwuchs auch eher keine Selbstständigkeit will (Krankenhausarbeit ist ja auch eher attraktiver geworden, durch die Verbesserungen der Lohn und Arbeitsbedingungen). Ausser den Hausärzten haben zB auch viele niedergelassene Chirurgen Probleme Nachfolger zu finden. In anderen Fächern und in anderen Gebieten muss man jedoch weiterhin Mondpreise als Ablöse zahlen, bzw. es gibt viel Konkurrenz.
Es gibt in wenigen anderen europäischen Ländern die beschriebene doppelte Facharztschiene, vieles was hier bei uns Spezialisten mitbehandeln wird in anderen Ländern von gut ausgebildeten Generalisten gemacht, einen direkten Zugang zB zum Pulmologen beim banalen Atemwegsinfekt, wie hier in Deutschland, ist in anderen Ländern undenkbar.

Zum Verdienst als Hausarzt kann ich was sagen, nämlich: finanziell lohnt sich das schon, es sei denn man verkalkuliert sich bei den Betriebskosten, bei der Ablöse, oder bei der Auswahl des Niederlassungsortes. Der PKV Anteil in der Hausarztmedizin ist ein nettes und lohnendes Beibrot, der Löwenanteil wird zumindest bei mir mit GKV Honorar erwirtschaftet.
Die berühmten Pauschalen werden meiner Ansicht nach auch falsch verstanden, natürlich könnte man sich ärgern wenn ein aufwendiger Patient fünfmal im Quartal kommt, viel Zeit beansprucht und damit "unwirtschaftlich" wird, allerdings hat man auch einige Patienten die nur einmalig 3min Zeit benötigen und streicht für diese eine eigentlich übermässige Pauschale ein, nur tauchen diese Patienten bei manchen (frustrierten) Ärzten nicht im Denken auf.
Pauschalen sind Mischkalkulationen, wenn man nur einzelne Patienten selektiv betrachtet, dann könnte man schlechte Laune bekommen, entscheidend ist jedoch was am Ende des Quartals hinten rauskommt und das sieht zumindest im Durchschnitt und für die meisten Fachgruppen: http://www.kbv.de/html/honorarbericht.php gar nicht so schecht aus. Sicher gab es bestimmt mal bessere Zeiten in der Niederlassung, aber so ganz dramatisch ist die Situation nun auch nicht. Ich habe meine Niedrlassung jedenfalls nicht bereut (aber kann ja noch kommen).

P.S.: Die verlinkten Berichte enthalten quartalsweise Umsatzzahlen, nicht zu verwechseln mit dem reellem Gewinn (der Gewinn lässt sich aber zumindest durchschnittlich abschätzen, dazu gibt es auf den KBV Seiten auch entspr. Infos).

JPT
08.04.2015, 22:25
@Peter: Danke für die Antwort :)

Als Niedergelassener kannst du ja von erster Hand berichten. Als Hausarzt bist du immerhin sehr gefragt aber wie sieht es mit den Fachärzten aus? Ob es sich lohnt, ist eine andere Frage, aber das VSG will diese ambulante Versorgung augenscheinlich abschaffen. Pardon, die "Selbstständigkeit" abschaffen. Ist es nicht politisches Ziel, das man in der Anstellung in kommunalen oder KlinikMVZs landet? Wie siehst du das? Nach all der deutlichen Kritik hälst du die Durchsetzung des Gesetzes für wahrscheinlich?

noch kurz einige Fragen zu deinem Link: S.67 über die Überschüsse der Arztpraxis: was bedeutet hier Überschuss? Das gleiche wie Reinertrag? Bzw. ist davon schon die Schuldentilgung abgezogen und die Rücklagen für Investitionen? Welcher Anteil kommt dann noch durch die PKV hinzu? (Woher kommt dann das Vorurteil: GKV deckt nur die praxiskosten, PKV ist für den Arzt)

Peter_1
09.04.2015, 13:18
aber das VSG will diese ambulante Versorgung augenscheinlich abschaffen
Na, ja ich glaube das ist ein wenig zu stark aufgetragen, trotzdem ist die Zielrichtung klar, nämlich eine Einschränkung der ärztlichen Selbstverwaltung. Ich gaube es wird noch der ein oder andere Punkt im VSG aufgeweicht werden, im akt. Ärzteblatt war dazu ein recht sachlicher Artikel.


Woher kommt dann das Vorurteil: GKV deckt nur die praxiskosten, PKV ist für den Arzt

Der Anteil PKV/GKV ist von Fach zu Fach sicher unterschiedlich und dann nochmals von Paxisstandort zu Praxisstandort und ist auch abhängig von der Praxisphilospohie. Man kann eine Praxis PKV/IGeL orientiert betreiben, dann bleibt irgendwann für GKV Patienten halt keine Zeit, bzw. die bleiben irgendwann weg. Für mich selber kann ich dieses Vorurteil absolut nicht bestätigen, mein Löwenhonoraranteil besteht aus GKV Patienten und ich habe trotzdem ein recht komfortables Einkommen. Es mag sicher auch andere Erfahrungen geben.
Zum Thema Umsatz, PKV Anteil usw. findest Du hier: http://www.kbv.de/html/2121.php anschauliche Erklärungen.
Ansonsten sollten Dir zum Rest vielleicht niedergelassene Ärzte anderer Fachgebiete antworten, ausser den nackten Zahlen der KBV kann ich nur für meine Tätigkeit als Hausarzt sprechen.

tpa
10.04.2015, 05:40
Das hat mich nun auch interessiert und ich hab mal bei der Kassenärztlichen Vereinigung angerufen...

Verstanden hab ich nicht alles aber immerhin folgende Aussagen:
- "man kann sich nicht aus zwei Kapiteln bedienen"
- "Hausärzte rechnen nach Kapitel 3 und Kinderärzte nach Kapitel 4 des EBM ab"
- "man muss sich entscheiden als was man sich niederlässt"
- "ein Hausarzt kann auch U-Untersuchungen machen, vor allem dann wenn er die Qualifikation hat"
- "ein Kinderarzt darf nur bis 18 behandeln, darüber nur in absoluten Ausnahmefällen wie geistige Retardierung also wenn z.B. ein Arztwechsel dem Kind nicht zuzumuten ist"

Also darf man als Hausarzt auch Kinder behandeln, diese aber nur wie Erwachsene abrechnen und hat dann eben auch die Kassenzulassung "nur" als Hausarzt.
Ob das finanziell einen Unterschied macht nach welchen Nummern man abrechnet hab ich nimmer nachgefragt. Die nette Dame wollte mich schon weiterverbinden zur Niederlassungsberatung doch das wär mir zuviel Input gewesen...

Könnte man sich als Kinderarzt mit einem Allgemeinmediziner zusammentun und eine "Familenpraxis" aufmachen? Jeder könnte dann vorrangig sein Fachgebiet behdandeln, den anderen aber durchaus auch mal vertreten. Oder lässt sich das auch nicht abrechnen?

MissGarfield83
10.04.2015, 06:12
Mit 2 KV Sitzen dürfte das sicher kein Problem sein ...

Peter_1
10.04.2015, 06:56
Könnte man sich als Kinderarzt mit einem Allgemeinmediziner zusammentun und eine "Familenpraxis" aufmachen? Jeder könnte dann vorrangig sein Fachgebiet behdandeln, den anderen aber durchaus auch mal vertreten. Oder lässt sich das auch nicht abrechnen?
Man kann auch als Allgemeinmediziner sämtliche U-s machen und Kinder behandeln (und das natürlich auch abrechnen), so man entsprechend qualifiziert ist. Vertretungen sind nur auf eigenem Fachbegiet möglich. "Familienmedizin" ist ein klassisches Gebiet der Allgemeinmedizin. Die Kombi Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde ist als Praxisgemeinschaft aber sicherlich trotzdem eine gute Kombi.