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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin oder Wirtschaft Studium



philip730d
08.04.2015, 13:31
Hallo,
ich bin 16 Jahre alt und mache nächstes Jahr Abitur. Zurzeit mache ich mir Gedanken, was ich später eigentlich mal machen bzw. auch erreichen will. Ich habe schon Praktika im Krankenhaus (Unfall-, Herzchirurgie), in verschiedenen Unternehmen (Sales Abteilung, Unternehmensberatung) und ein Praktikum bei einem Staatsanwalt absolviert. Nun schwanke ich noch zwischen einem Medizinstudium und einem wirtschaftlichen Studium (Internationales Management...). Ich könnte mir vorstellen später in einem Krankenhaus zu arbeiten und dann eine eigene Praxis zu eröffnen. Sollte ich Wirtschaft studieren, möchte ich allerdings auf jeden Fall eine eigene Firma gründen.
Habt ihr Erfahrungen die mir die Entscheidung leichter machen könnten oder war jemand schon in einer ähnlichen Situation?

Ich möchte schon mal vorweg nehmen, dass ich mich für Beide Fächer interessiere. Medizin fachlich mehr, Wirtschaft die Chance ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Danke im Voraus!

Nessiemoo
08.04.2015, 15:01
Hm, ich kenne schon ein paar Ärzte (v.a in Leitungspositionen), die nach Medizinstudium noch ein MBA gemacht haben, oder Gesundheitsökonomie studiert haben. Ich würde sagen es gibt definitiv Wege deine beide Interessen zu verbinden :)

Krötino
08.04.2015, 15:08
Ein weiser Rat, den ich gerne viel früher bekommen hätte (auch wenn er schon abgelutscht ist): Mach das worauf DU selbst mehr Bock hast. Lass dich nicht von Dingen locken wie: Da verdienst du aber hinterher mehr Geld, da ist es einfacher einen job zu bekommen, dieses Studium hat aber mehr Prestige etc. etc! Mach das was du dir vorstellen kannst locker 40 Jahre lang zu tun und dabei Spaß zu haben. Falls du dir beides in der Hinsicht vorstellen kannst, mach eine Pro und Contra Liste für jedes Fach das in Betracht kommt. Am wichtigsten: Lass dein Herz entscheiden. Man kann sehr sehr sehr unglücklich während dem Studium sein wenn man nicht voll dabei ist. (Und im Beruf dann natürlich auch)

ehemaliger User_25062015
08.04.2015, 15:13
Hast du dir die Studieninhalte des Internationalen Managements angeschaut? Ein Freund von mir studiert das, und das was er erzählt klingt für mich stinkend langweilig. Für andere mag es stinkend langweilig sein 6 Jahre lang Dinge auswendig zu lernen (davon lebt dieses Studium hier ja..). Musst dir überlegen was dir mehr liegt...der Umgang mit kranken Menschen, die Arbeitszeiten (die ja durchaus auch bescheiden sein können)...oder das jonglieren mit Zahlen und Unternehmensführung (wobei es bis dahin vermutlich auch ein sehr weiter weg ist..ich hab von dem Zeug echt keine Ahnung).

EVT
08.04.2015, 19:06
Ein Studium alleine reicht ja auch nicht, um erfolgreich eine eigene Firma zu gründen. :-nix

Eine Praxis hingegen könnte man auch als eigenes Unternehmen bezeichnen und wenn dich das Fachliche bei Medizin mehr interessiert...

Arrhythmie
09.04.2015, 09:08
Ich hab beides studiert bzw. studiere nun im Zweitstudium Medizin.

Ich hab Wirtschaft gemacht, weil ich mir Medizin erst nicht zugetraut habe. Aber glücklich gemacht hat es mich nicht. Es hat mich auch nicht unglücklich gemacht ;-) Das Studium an sich war entspannt und hat auch streckenweise Spaß gemacht, vor allem Projekte im Ausland etc... Zwischendurch hatte ich die Gedanken an Medizin immer weggeschoben, aber nach dem Beendigen des Wirtschaftstudiums kam der Punkt an dem ich mich gefragt habe, ob es das nun mit Medizin war. Und mein Herz hat mir gesagt dass ich es unbedingt tun muss. Klingt sehr pathetisch, war aber genau so. Und da ich auch zwischendurch irgendwie immer mit Medizin zu tun hatte, hab ich es dann in Angriff genommen.

Müsste ich es heute entscheiden, würd ich mich gleich trauen und Medizin wählen.

Bin trotzdem froh Wirtschaft gemacht zu haben. Öffnet sich vielleicht die ein oder andere Türe später. Wer weiß.

davo
09.04.2015, 12:38
Ich hab ein VWL-Studium abgeschlossen (bei dem die ersten zwei Jahre damals weitgehend identisch mit dem BWL-Studium waren), kenne viele BWLer und studiere jetzt Medizin, kenn mich mit dem Thema also ganz gut aus.

Grundsätzlich ist es so, dass Wirtschaftsstudien im deutschen Sprachraum, egal wie sie heißen, sich fast immer sehr stark auf "Business Administration" konzentrieren, sprich auf die alltäglichen Probleme die im Betriebsalltag auftreten. Logistikmanagement, Personalmanagement, Marketing-Management, Buchhaltung, Kostenrechnung, Wirtschaftsrecht, usw., usf. Da hat man in der Regel gar nichts oder sehr wenig zum Thema Unternehmensgründung. Natürlich muss man als Unternehmer auch die Grundlagen der o.a. Bereiche beherrschen, aber Unternehmensgründung hat halt auch noch viele zusätzliche, sehr spezialisierte Aspekte, die in existierenden Unternehmen so nicht vorkommen. Das ist sicher ein Teil des Grundes warum BWL-Absolventen in Deutschland nur SEHR selten Unternehmen gründen (und noch viel seltener erfolgreich sind, wenn sie es denn tun).

Die einzige Ausnahme die ich kenne ist der BA Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge an der HWR Berlin (nur als Teilzeitstudium/Abendstudium angeboten), und evtl. auch noch der ganz neue BSc International Business Administration & Entrepreneurship an der Uni Lüneburg (erst ab Herbst angeboten), aber zu dem gibts noch gar keine näheren Infos.

Ich würde, in einem Wirtschaftsumfeld wie Deutschland, grundsätzlich davon ausgehen, dass ich mit einem Wirtschaftsabschluss in einem existierenden Unternehmen arbeiten werde, selbst dann wenn ich zu jener kleinen Minderheit an Studenten gehöre, die gerne ein Unternehmen gründen würden. Alles andere führt IMHO höchstwahrscheinlich zur vorprogrammierten Enttäuschung.

Man ist als niedergelassener Arzt natürlich Unternehmer, mit Angestellten usw., das ist völlig richtig, aber ich vermute mal, dass dem Threadersteller ein größeres Unternehmen vorschwebt als eine Arztpraxis. Außerdem hat man als Arzt im Vergleich halt nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, seinen wirtschaftlichen Erfolg selbst zu beeinflussen, da man so stark rechtlich eingeschränkt ist in Sachen Preisgestaltung, Marketing, Leistungsangebot, usw.

Die beiden Berufsbilder sind halt doch sehr unterschiedlich, als Arzt hat man zwar auch viel Papierkram, aber viel weniger Büroarbeit und Besprechungen als als BWLer. Als BWLer wird der Arbeitsalltag von Büroarbeit und Besprechungen dominiert, das ist als Unternehmer auch nicht anders. Ich würde mich also fragen welcher Beruf dir eher liegt, auch wenn das sicher sehr schwer zu beurteilen ist. Praktika bei niedergelassenen Ärzten zu machen dürfte relativ einfach sein, Praktika bei Unternehmern zu machen dürfte sehr schwer sein, um nicht zu sagen ohne Connections fast unmöglich.

ProximaCentauri
09.04.2015, 17:18
Bei uns im Krankenhaus haben auch diverse Ärzte noch zusätzlich MBAs / andere Wirtschafts-/Managementweiterbildungen erworben und sind jetzt rein im Management tätig. Es gibt ausserdem auch genügend Beispiele von Ärzten, die dann Startupunternehmen für Medizinalprodukte o.ä. gründen. Wenn du eine eigene Firma gründen willst musst du also nicht unbedingt Wirtschaft studieren.

Lava
09.04.2015, 18:25
Sollte man nicht, wenn man ein Unternehmen gründen will, primär erstmal eine Idee haben, was für ein Unternehmen? :-nix "Ich studiere mal Wirtschaft und gründe dann irgendwas" klingt für mich irgendwie komisch.

davo
09.04.2015, 18:32
"Ich studiere mal Wirtschaft und gründe dann irgendwas" klingt für mich irgendwie komisch.

Find ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich glaube ein Unternehmen gründen zu wollen ist oft eher ein tiefsitzender persönlicher Drang, so wie halt manche schon immer Kinder kriegen wollten, und andere nicht. Was das dann für ein Unternehmen ist hängt glaube ich oft eher vom Zufall ab, oder auch von Entwicklungen die man in anderen Ländern beobachtet hat, aber die es bei uns noch nicht gibt.

(Das klingt für Außenstehende vielleicht etwas seltsam, aber unter BWLern gibt es wirklich manche, die so sind. Die wollten schon immer unbedingt ein Unternehmen gründen. Kenne ein paar solcher Leute. Manche haben es schon durchgezogen, andere suchen noch immer nach "DER" Idee.)

Absolute Arrhythmie
09.04.2015, 19:12
Es geht bei "Wirtschaft" ja auch nicht um ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Branche. Da muss man halt was bestimmtes an sich haben, um durchschlagenden Erfiolg zu haben, und das lernt man nicht im Studium. Nicht umsonst gibt es so einige heute ziemlich reiche Unternehmensgrüner, die nie ihr Studium abgeschlossen haben. Man denke zB an Rene Obermann. und solche Leute.

davo
09.04.2015, 19:21
Das stimmt schon, aber grundsätzlich bin ich überzeugt, dass auch solche Leute sich mit Studium leichter getan hätten. Es gibt zwar doch einige erfolgreiche Unternehmer ohne Wirtschaftsstudium, aber in Summe sind es dennoch glaube ich mehr mit.

Absolute Arrhythmie
09.04.2015, 19:24
Ja klar, aber es zeigt halt irgendwie doch, dass es neben den im Studium erlernten Inhalten noch was anderes gibt, was für den Erfolg essentiell ist.
Nenne n wir es mal Talent :-))
Aber ich kenn mich damit nicht aus, ich kenn das nur vom Hörensagen ^^

EVT
09.04.2015, 19:31
Als Arzt könnte man z.B. einen Klinikkonzern gründen. :-D

davo
09.04.2015, 19:33
Ja, sicher sind auch (!) andere Dinge wichtig. Aber reines Talent hilft einem halt nix, wenn man einen Jahresabschluss machen muss. Oder wenn man eine rechtliche Frage hat. Oder wenn man über die Logistik nachdenkt. Es gibt sooo viele Unternehmen mit tollen Ideen die an mangelnder betriebswirtschaftlicher Umsetzung zugrunde gegangen sind. Man kann sich natürlich Betriebswirte mit ins Boot holen, ist auch eine Möglichkeit. Aber gerade als Gründer hätte ich da lieber die Gewissheit auch selbst ein gewisses Grundwissen darüber zu haben, was in meinem werdenden Unternehmen betriebswirtschaftlich so passiert.

davo
09.04.2015, 19:38
Als Arzt könnte man z.B. einen Klinikkonzern gründen. :-D

Das ist in den USA gar nicht so selten. Aber es gibt auch Studienabbrecher die gleich eine private gewinnorientierte medizinische Hochschule gründen, wie Yife Tien :-))

EVT
09.04.2015, 19:44
Gibt es in Deutschland ja auch. ;-)

Die Nachfrage nach Medizinstudienplätzen ist auf jeden Fall da.

davo
09.04.2015, 19:52
Gewinnorientiert ist meines Wissens keine. Nur privat nicht gewinnorientiert.

EVT
09.04.2015, 19:55
Ich meinte die Klinikkonzerne, wie z.B. Helios.

In den USA kann man ja auch höhere Studiengebühren verlangen als hier.

Kretschmann
09.04.2015, 20:09
Medizin bringt Dir, gemessen an der Zeit die du dafür aufwenden musst, nicht ansatzweise so viel für eine Unternehmensgründung, wie 4-6 Jahre Unternehmensberatung, die du stattdessen machen könntest.
Du kannst immer noch Unternehmer als Arzt mit MBA werden aber mir wäre der Weg zu lang.

Um Unternehmer zu werden, brauchst du übrigens nicht mal >die< Idee sondern kannst auch bestehende "Ideen", (die falsch umgesetzt wurden), abkupfern und besser machen. Was heutzutage gang und gäbe ist (mydealz, Zalando etc.)