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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfe :( ! - sehr gutes Staatsexamen / Uni-Karriere trotz schlechtem Physikum?



Devendra
15.04.2015, 21:32
Hallo Leute!
Ich habe nun vor wenigen Wochen mein Physikum mit einer 4 bestanden - ich habe viel zu spät begonnen zu kreuzen, mich dummerweise auch in die Fächer vertieft, die ich ohnehin schon sehr gut konnte und meine "Problemfächer" so lange es ging hinausgezögert - ziemlich idiotisch, ich weiß, ich habe an Tag 2 stets über 90 % gekreuzt, den anderen Tag nicht einmal begonnen zu kreuzen bis wenige Tage vor dem Examen.
Ich wusste, dass ich selbst mit bloßem Raten bei Tag 1 bestehen würde, allerdings mit der besagten Note und habe mir tatsächlich ernsthaft überlegt, absichtlich durchzufallen, denn ich habe mich furchtbar unwohl bei dem Gedanken gefühlt, mit so gravierenden Wissenslücken und einer so schlechten Note in den klinischen Abschnitt einzusteigen.

Allerdings wurde mir ausnahmslos von allen Seiten geraten, unbedingt zu bestehen, die Note sei in jeder Hinsicht vollkommen egal und "etwas" wisse ich ja anscheinend, sonst würde ich nicht bestehen - meine vermeintlichen Lücken könne ich ja dann in der Klinik nachholen.
Ich habe nach dem Rat aller anderen gehandelt, obwohl ich mich selbst nicht wohl dabei gefühlt habe und bin nun in der Klinik - und bin seit dem ununterbrochen voller Sorgen:
Ich ziehe es absolut in Betracht, später an der Universität zu bleiben und eine Art Dozentenjob auszuführen, auch Forschung würde mich sehr reizen, sowie eine experimentelle Doktorarbeit.

Nun habe ich aber die riesige Angst mir all diese Möglichkeiten mit der schlechten Note verbaut zu haben, die ich nicht einmal in Regestudienzeit geschafft habe.
Wie verhält es sich denn in Wirklichkeit? Hat jemand Erfahrungen?
Kann ich mit der schlechten Note trotzdem eine anspruchsvolle Doktorarbeit bekommen?
Und würde mit einem sehr guten HEX diese Note in Vergessenheit geraten?

Ich wäre über sachliche Beiträge extrem dankbar!
Danke im Voraus!

LG

FirebirdUSA
15.04.2015, 21:43
Also ich kenne niemanden der nach seiner Note im Physikum gefragt wurde als er sich um eine Doktorarbeit gekümmert hat. Mach dich nicht verrückt, wenn du tatsächlich Interesse hast geht das alles

Nessiemoo
15.04.2015, 22:37
Hm, ja, kenne auch keinen bei dem es in irgendeiner Weise relevant war.

J.G.
15.04.2015, 23:41
Wir haben einen Professor (gleichzeitig eine ganze Weile Leiter des Studiendekanats), der uns die Hölle heiß gemacht hat mit den Worten 'er nehme niemanden als Assistenzarzt in seiner Pädiatrie, der nicht wenigstens eine 2 im Physikum hatte'. Hinter den Kulissen wird dann klar: Er nimmt vor allem die mit abgeschlossenem Kinderwunsch, die die durch Nebenjobs gezeigt haben, dass sie belastbar sind und die, die versprechen wie die wilden Paper von zweifelhaftem Wert mit seinem Namen drauf zu publizieren.

Bottom line: Niemanden interessiert die Physikumsnote! Bums aus Nikolaus.

Die Stex Note interessiert übrigens auch (fast) nicht.

Also: Tief durchatmen, Wein aufmachen, den Frühling genießen.

Telfast
16.04.2015, 06:57
Ich wurde nach meiner Note gefragt, und die Leute wurden glaube ich auch danach ausgewählt. Ist aber auch um eine relativ leistungsorientierte Forschungsgruppe, die die Doktoranden an die Wissenschaft heranführt und darin ausbildet. Bei den meisten anderen Gruppen wird es sicherlich egal sein.
Wenn du dich für ein Stipedium bewerben willst, würde ich es dann jetzt noch schnell mit der Abi Note tun.

Außer bei diesen Sachen ist es wirklich egal.

Devendra
16.04.2015, 19:55
also erst einmal vielen lieben Dank für die Antworten! :)
Nun bin ich aber etwas verwirrt - warum sagt der Professor das denn, wenn es garnicht stimmt? Zur "Motivation" oder wie? Und wenn es nicht um die Noten geht, wie wird dann entschieden?
Naja, aber ich resümiere jetzt einmal: ich habe vielleicht keine Chance auf einen super elitären Platz in einer exklusiven Forschungsgruppe, aber eine Uni-Karriere (also vlt sogar mal Professor werden?! ) und experimentelle Doktorarbeit geht auch mit einer 4 im Physikum, oder?

Kandra
16.04.2015, 20:15
Und wenn es nicht um die Noten geht, wie wird dann entschieden?


Praktisches Können, Sympathie, Empfehlung von Kollegen, gibt x Möglichkeiten.

Karriere an der Uni machen bedeutet die Bereitschaft zu haben, 10-12h am Tag in der Klinik zu arbeiten und in der Freizeit zu forschen und möglichst viel zu publizieren. Je nach Fach sind auch Ellenbogen nicht schlecht.
Ich kenne bei mir niemanden, der wegen seiner Physikumsnote nicht die gewünschte Doktorarbeit bekommen hätte. Eher haben sich die meisten zB gegen eine experimentelle (ihnen angebotene) Arbeit entschieden, da die Betreuung oft fragwürdig ist und oft mindestens ein Freisemester gefordert wird. Will man also nicht unbedingt zu der oben genannten superelitären Nobelpreisarbeitsgruppe, dann kommt man mit der Bereitschaft zum Freisemester schonmal ziemlich weit. Mich hat bei meiner Suche auch nie einer nach der Physikumsnote gefragt. Bei Famulaturen wollte die bisher auch noch niemand sehen.

Nessiemoo
16.04.2015, 20:15
Also meeeistens kriegt derjenige die Doktorarbeit, die als erster die Gruppe anschreibt. Als zweiter Faktor wird meistens geguckt ob man mit dem Betreuer/ Dr Vater klar kommt. Vorerfahrungen sind sehr nützlich (Forschungspraktika, Wahlfächer, Ausbildungen, Hiwi Jobs). Klar, manche gucken auch auf Noten, aber es hat noch keinen behindert dann irgendwo anders zu suchen.

Ich musste trotz eines recht erfolgreichen Physikums und Forschungspraktika auch ein halbes Jahr lang suchen bis ich was gefunden hab.

Devendra
17.04.2015, 18:28
Ok... dann danke ich euch nochmals, jetzt habe ich wieder Hoffnung! Lief jetzt wirklich nicht besonders bei mir, aber ich hoffe, es kommt letztlich doch auf das Können / Wissen / Motivation und weniger auf diese Note an... Könnte ich denn sowas sagen wie: "Ich hab zwar ne 4, aber ich beherrsche den Stoff mittlerweile / habe den Stoff nachgeholt" oder sowas? Also falls denn danach gefragt / darauf angesprochen werden sollte...(also ich bin tatsächlich dabei, den vernachlässigten Stoff nachzuholen).
Ansonsten bin ich mal gespannt, irgendwas wird sich hoffentlich finden! :)

Gesocks
17.04.2015, 19:11
Ich wurde sowohl fürs Bewerbungsschreiben und Bewerbungsgespräch für eine Dr.-Arbeit mit Stipendium als auch im Gespräch für eine "normale" experimentelle Arbeit aufgefordert, etwas zu meinem Physikum zu erzählen: Bessere Note wäre kein Problem gewesen, mangelnder Fleiß; ein bisschen ärgerlich, weil deutlich unterm Niveau, aber ich hatte besseres zu tun. Zumindest beim Stipendium wurde die Note auch als Auswahlkriterium gewichtet; wie, weiß ich aber nicht näher. Ich habe Zusagen für beides bekommen.

Devendra
17.04.2015, 21:38
ok...und wie ist das mit dem Stipendium?
Darum habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht - ist ein Stipendium zu haben hilfreich bei einer Bewerbung für die Promotion?
Oder inwiefern nützt so ein Stipendium (außer finanziell...)?
Also hab ich auf jeden Fall - trotz maximal schlechter Note - Chancen auf irgendeine experimentelle/ anspruchsvolle Arbeit?
Sorry falls ich mich wiederhole, ich bin zwischendurch wieder so furchtbar unsicher und ängstlich, dass ichs mir damit jetzt verbaut habe...

davo
17.04.2015, 21:49
Du kannst es jetzt eh nicht mehr ändern. Also ist es irgendwie sinnlos, sich jetzt deswegen fertigzumachen.

Trenn
17.04.2015, 22:45
ok...und wie ist das mit dem Stipendium?
Darum habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht - ist ein Stipendium zu haben hilfreich bei einer Bewerbung für die Promotion?
Oder inwiefern nützt so ein Stipendium (außer finanziell...)?
Also hab ich auf jeden Fall - trotz maximal schlechter Note - Chancen auf irgendeine experimentelle/ anspruchsvolle Arbeit?
Sorry falls ich mich wiederhole, ich bin zwischendurch wieder so furchtbar unsicher und ängstlich, dass ichs mir damit jetzt verbaut habe...

Bei 'nen 1,5er Schnitt und besser im Physikum kriegt man eine Einladung, sich für die deutsche Studienstiftung zu bewerben. Das ist ein netter Gimmick für den Lebenslauf, und man kriegt auch dadurch eher Kontakt zu Professoren (viele waren auch irgendwo Stipendiaten).

Ich würde meine Doktorarbeit nicht rein nach den Kriterien anspruchsvoll oder nicht aussuchen, sondern mich primär auf mein Wunschfach hin bewerben. Wenn die Arbeit läppisch und schnell fertig zu stellen war, hat man doch immer noch die Möglichkeit sich bei seinem Doktorvater für Koautorenschaften etc. in weiteren Projekten als kostenlose Arbeitskraft verheizen zu lassen, wenn man unbedingt auf "umfangreiche" Arbeiten steht. Ziel muss es doch sein, erstmal einen Job in eine Uniabteilung zu ergattern, wenn man Karriere machen will. Ob es jetzt über eine Doktorarbeit, Famulatur, PJ oder HiWi-Stelle läuft, ist am Ende doch egal.

GelbeKlamotten
18.04.2015, 12:09
ok...und wie ist das mit dem Stipendium?
Darum habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht - ist ein Stipendium zu haben hilfreich bei einer Bewerbung für die Promotion?
Oder inwiefern nützt so ein Stipendium (außer finanziell...)?
Also hab ich auf jeden Fall - trotz maximal schlechter Note - Chancen auf irgendeine experimentelle/ anspruchsvolle Arbeit?
Sorry falls ich mich wiederhole, ich bin zwischendurch wieder so furchtbar unsicher und ängstlich, dass ichs mir damit jetzt verbaut habe...

ich glaube du überschätzt wie beliebt besonders anspruchsvolle experimentelle doktorarbeiten sind. finden wirst du auf jeden fall eine. der schwierige punkt wird eher sein, dir die rauszufiltern, die tatsächlich auch machbar ist und bei der du nicht nach 3 jahren harter arbeit immer noch ohne konkrete ergebnisse dastehst. die meisten labortätigkeiten, auch bei den "anspruchsvollen" arbeiten, sind ziemlich stupide und in erster linie zeitintensiv. sich um 5 verschiedene zellkulturen kümmern kann jemand mit schlechtem physikum in der Regel genauso gut wie jemand mit gutem Physikum - solange er eben bereit ist, über einen langen zeitraum hinweg 6 nachmittage die woche im labor zu verbringen. das wissen auch die meisten profs, sodass die physikumsnote meistens keine große rolle spielt.

ich hatte ein 1,5er physikum, habe mich mit 6 oder 7 verschiedenen profs weger ner dr-arbeit unterhalten und kein einziger wollte die note wissen. und anfangen können hatte ich wahrscheinlich bei allen.
wichtig ist halt bei experimentellen arbeiten, dass dir klar ist, dass du die angegebene bearbeitungszeit mindestens verdoppeln musst - das ist nicht nur ein gerücht, sondern tatsächlich bei nahezu allen arbeiten der fall, egal wie viel zeit du pro woche im labor verbringst. meine arbeit klang recht übersichtlich, war auf 6-8 Monate ausgelegt, gedauert hat es deutlich über ein jahr, obwohl ich oft bis 12 uhr nachts im labor saß. dass jemand in der veranschlagten zeit fertig geworden ist hab ich noch nie gehört.
und du solltest schauen, möglichst von anfang an ein klares thema festzulegen und darauf fokussiert zu bleiben, sonst verbringst du sehr viel zeit damit, irgendwelche dinge auszuprobieren, die dein betreuer zwar ganz interessant und hilfreich findet, die du aber in deiner arbeit gar nicht verwerten kannst.
sonst wird aus der anspruchsvollen arbeit schneller ein fiasko als man sich das vorher vorstellen kann.

Gesocks
18.04.2015, 13:13
ok...und wie ist das mit dem Stipendium?
Darum habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht - ist ein Stipendium zu haben hilfreich bei einer Bewerbung für die Promotion?
Oder inwiefern nützt so ein Stipendium (außer finanziell...)?
Also hab ich auf jeden Fall - trotz maximal schlechter Note - Chancen auf irgendeine experimentelle/ anspruchsvolle Arbeit?
Sorry falls ich mich wiederhole, ich bin zwischendurch wieder so furchtbar unsicher und ängstlich, dass ichs mir damit jetzt verbaut habe...
Da sind (bei uns) unterschiedliche Träger involviert, dementsprechend unterscheiden sich auch die Pflichtmeetings, sammelbaren Connections usw. Inwieweit, kann ich nicht so genau sagen; ich hab's letztlich nicht angenommen - so lang ich finanziell über die Runden komme bin ich lieber ungebunden :-))
Eine experimentelle Arbeit ohne Stipendium findest du ganz flott, s. Vorpost von GelbeKlamotten.

Medi2009
19.04.2015, 09:42
ich hatte ein 1,5er physikum, habe mich mit 6 oder 7 verschiedenen profs weger ner dr-arbeit unterhalten und kein einziger wollte die note wissen. und anfangen können hatte ich wahrscheinlich bei allen.
wichtig ist halt bei experimentellen arbeiten, dass dir klar ist, dass du die angegebene bearbeitungszeit mindestens verdoppeln musst - das ist nicht nur ein gerücht, sondern tatsächlich bei nahezu allen arbeiten der fall, egal wie viel zeit du pro woche im labor verbringst. meine arbeit klang recht übersichtlich, war auf 6-8 Monate ausgelegt, gedauert hat es deutlich über ein jahr, obwohl ich oft bis 12 uhr nachts im labor saß. dass jemand in der veranschlagten zeit fertig geworden ist hab ich noch nie gehört.
und du solltest schauen, möglichst von anfang an ein klares thema festzulegen und darauf fokussiert zu bleiben, sonst verbringst du sehr viel zeit damit, irgendwelche dinge auszuprobieren, die dein betreuer zwar ganz interessant und hilfreich findet, die du aber in deiner arbeit gar nicht verwerten kannst.
sonst wird aus der anspruchsvollen arbeit schneller ein fiasko als man sich das vorher vorstellen kann.

Genauso isses, die beste (experimentelle) Arbeit ist immer noch die, die auch in angemessener Zeit fertig ist. Wer sich einlullen lässt der hängt im Endeffekt auch nur übermäßig lange im Labor und lässt sich verheizen wie z.B. viele Biologen....
Und wenn man sich wirklich wirklich mit Forschung profilieren will dann sollte man versuchen über die Arbeitsgruppe für ein halbes Jahr ins Ausland zu kommen, vorzugsweise USA (Auch das geht gut mit mit Empfehlungsschrieben vom Prof. und evtl. schon vorhandender Koautorenschaft beim DAAD). Das ist dann wirklich was Wert (Kontakte, weitere Koautorenschaften, neue Arbeitstechniken).

Devendra
19.04.2015, 13:47
ok. vielen dank fuer die hilfreichen antworten!
es war wirklich bescheuert von mir, mich da so wenig zu erkundigen - alle haben immer gesagt, note im physikum wird nie wieder von irgendeiner relevanz sein und darauf hab ich mich dann in letzter minute verlassen, haette sich eben auch echt seltsam angefuehlt da "mit absicht" durchzufallen bzw. zu verschieben obwohl man durchgekommen waere. und jetzt fuehlt es sich seltsam an zu erfahren, dass die note doch irgendwie ne rolle spielen kann. aber ja, mich fertig machen bringt jetzt wirklich nichts. ich versuchs nun besser zu machen. danke nochmal!

Devendra
20.04.2015, 10:12
wobei - ich hätte zu guter Letzt doch noch eine Frage: wie verhält es sich mit einem Stipendium nach dem Staatsexamen? Kann man sich, wenn man dann besonders gut abschneidet, auch für ein solches bewerben? Also zur Förderung von eventueller weiterer Forschungsvorhaben?

Devendra
21.04.2015, 19:22
niemand? :(

Das wäre echt toll, wenn ich wüsste, wohingehend ich mich nun orientieren soll, um noch Chancen auf meinen Wunschberuf zu bekommen und irgendwie finde ich im Netz nichts wirklichklich hilfreiches dazu.

Gesocks
21.04.2015, 19:33
Was ist denn dein Wunschberuf? Arzt - kriegste hin...

Und jetzt mach' dich doch nicht auf irgendwelche Eventualitäten nach dem HEx heiß, sondern such dir einfach eine experimentelle Arbeit, die dir gefällt und bewirb dich auf Stipendien, die dir gefallen. Deinen Stipendiaten-Marktwert wird man nach dem HEx eher an deiner Laborerfahrung und deinem Laborerfolg messen als an deiner Examensnote, schätze ich mal.