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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wir sterben sowieso - weshalb also gesund leben?



anna1708
29.04.2015, 13:45
mal eine fast-philosophische fragestellung:
der vater einer guten freundin von mir ist schwer erkrankt. er ist so ein fall "knapp über fünfzig jahre alt, nie was gehabt, nie geraucht, nur selten mal was getrunken, usw." . vor nem halben jahr dann zum routine-check gewesen, erst hieß es auffälligkeit; ein paar tage später dann die diagnose krebs und den ganzen körper bereits voller metastasen. ihr könnt euch sicher denken, wie die geschichte in absehbarer zeit ausgehen wird.

was ich mich jetzt frage ist, ob dieses ständige auf-sich-achten, diese "nein,danke"-mentalität - ist das wirklich sinnvoll, wenn es trotzdem so schnell vorbei sein kann?
sollten man nicht lieber die zeit, die man hat so nutzen, dass man spaß hat? heißt, trinken, wenn es einem schmeckt, rauchen, wenn man es mag und überhaupt ein bisschen mehr spaß haben, statt zu denken, "das könnte mir jetzt schaden"? früher oder später erwischt es ja doch jeden.
seht ihr das ähnlich?

ehemaliger User_25062015
29.04.2015, 14:34
Pech kann man immer haben. Und wenn Statistiken dies und jenes sagen, tatsächlich ist Pech auch einfach ein Faktor, den man so logischerweise nicht beeinflussen kann. Ich muss das schlechte jedoch nicht herausfordern oder provozieren. In dem von dir geschilderten Fall würden einige wohl sagen "Ja eigentlich müsste man wohl leben wie Sau und alles tun was einem in den Sinn kommt". Andererseits, wenn dann jemand tatsächlich so gelebt hat wie im "Schlaraffenland" werden die meisten wohl sagen "Hätt er mal nicht..".

baugruen
29.04.2015, 15:05
werden die meisten wohl sagen "Hätt er mal nicht..".

das ist ja dann auch immer wieder so eine frage, wie derjenige sein mögliches schicksal dann annimmt. aber das wird schon sehr hypothetisch.
was ich meine ist, dass ich deinen Gedanken, anna unterstütze.

was mir in genau diesem zusammenhang dann zu denken gibt: Papst Johannes Paul II ist genauso alt geworden wie Harald Juhnke...

Evil
29.04.2015, 15:38
Wer in Statistik aufgepasst hat, erkennt das alles als Einzelfälle.
In den meisten Fällen bringt es eben doch was, wenn man auf seine Gesundheit achtet. Die Entscheidung liegt bei jedem einzelnen.

WackenDoc
29.04.2015, 16:12
Gerade wenn man mal im Gesundheitswesen arbeitet, sieht man, dass im Schnitt Menschen früher krank werden und auch eine schlechtere Lebensqualität haben, wenn sie nicht auf ihre Gesundheit achten.

In wie weit man sich dafür dann kasteit und in wie weit man sein Leben genießt, ist jedem selber überlassen.
Und ja, man kann total gesund leben und mit 25 vom Auto überfahren werden. Das ist dann halt einfach Pech.
Schicksal ist eh nen A***loch. Meine Familie hat z.B. immer total Angst, wenn ich in den Einsatz fahre. Bisher ist alles gut gegangen. Dieses Mal ist im gleichen Zeitraum ne Kollegin aus meinem Rettungsdienstbereich mit dem RTW verunglückt und ich bin heil ausm Einsatz wieder gekommen.

Rauchen ist aber z.B. nichts, was ich mit Lebensqualität oder Leben genießen verbinden würde.

davo
29.04.2015, 17:26
Einen plötzlichen Tod wie von dir beschrieben kann jeder erleiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, kann man nicht oder nur wenig beeinflussen - aber die Wahrscheinlichkeit, dass man an anderen Erkrankungen vorzeitig verstirbt, kann man sehr wohl beeinflussen. Außerdem ist, für einen selbst, ja gar nicht der Tod das Schlimmste, sondern eher endloses Leiden. Im Krankenhaus sieht man sehr oft Patienten, die schon seit vielen Jahren eine sehr geringe Lebensqualität haben. Das ist vermutlich noch deutlich schlimmer als ein plötzlicher Tod. Außerdem stellt sich die Frage, ob Dinge, die mit einem Risiko verbunden sind, auch wirklich mit "Spaß" gleichzusetzen sind. Wer übermäßig viel Alkohol braucht, um Spaß zu haben, muss echt ein trauriges Leben führen. Wer Rauchen (eine Suchtkrankheit) mit Genuss gleichsetzt, ebenfalls. Beim ungesunden Essen kann ich so eine Gleichsetzung ja noch am ehesten verstehen.

Man darf halt nicht vergessen, dass man nur das Risiko beeinflussen kann, aber dass es immer Leute geben wird, die Glück haben, oder Leute, die Pech haben. Aber bei den meisten Menschen gibt es halt doch einen Zusammenhang zwischen Lebensstil und Gesundheit im Alter. Wegen der Möglichkeit, Pech oder Glück zu haben, ganz fatalistisch zu denken, und zu sagen, ich pass jetzt gar nicht mehr auf mein Leben auf, ist irgendwie dumm.

anna1708
03.05.2015, 21:40
Pech oder Glück zu haben, ganz fatalistisch zu denken, und zu sagen, ich pass jetzt gar nicht mehr auf mein Leben auf, ist irgendwie dumm.

ja, das ist halt die frage an dem ganzen, ob das nun dumm ist. oder ob sich derjenige, der dann mit 39 Jahren auf dem Sterbebett liegt, sich nicht denkt, es war dumm, das alles nicht getan zu haben.

du magst es vielleicht dumm nennen, aber ich nehme mittlerweile gern und bereitwillig die Zigarette an, die mir ein netter Mensch auf einer Party anbietet, wenn es entsprechend gesellig ist. Statt darüber nachzudenken, was die ganzen Gifte mit meinem Körper anrichten.

Fatalismus ist dabei das richtige Wort, ich bin ein sehr viel mehr fatalistisch denkender Mensch gewordnen

ehemaliger User_25062015
03.05.2015, 22:45
Du vergleichst jetzt aber nicht die "Genusszigarette" auf ner Party (die ich auch nicht als Genuss bezeichnen würde, weil ichs ekelhaft finde, aber manchen schmeckts ja wirklich) einmal im Monat, mit den 40 Zigaretten/d eines Kettenrauchers oder? Dass es darum geht mutwillig seinem Körper einen solchen Schaden zuzufügen, dass der irgendwann zurückschlägt, das war jetzt mein Gedanke. Die Regelmäßigkeit und die Masse an Schädigungen sind ja wohl nicht außer acht zu lassen. Der Körper kann ja durchaus Dinge kompensieren, aber irgendwann eben nicht mehr und dann bekommt der Kettenraucher Krebs, weil er sich mit Teer zugespachtelt hat. Ja, leider aber auch ab und an der 45 jährige, der nie ne Zigarette angerührt hat..weil er Pech hat. Aber wie schon gesagt wurde...nur weil es die Möglichkeit "Glück oder Pech" auch gibt, seinem Körper einen so massiven Schaden absichtlich zuzuführen..ja das nenn ich auch dumm.

Kandra
04.05.2015, 05:53
Ein Arzt von mir hat das mal so formuliert: "Wir müssen versuchen, mit den bestmöglichen Voraussetzungen ins Rennen zu gehen. Und dann schauen wir mal, wie weit wir kommen."

Heerestorte
04.05.2015, 09:12
Ich würde ja gerne mal wissen, wie die Lunge von Helmut Schmidt aussieht.
Der soll ja, hochgerechnet, schon mehr als 1 Million Zigaretten geraucht haben.

Kackbratze
04.05.2015, 10:04
Die Frage ist nicht wie die Lunge aussieht, die Frage ist, wieviel "Lebensqualität" durch die pavk mit Gehstrecke von 5m und den cerebralen Minderperfusionen noch vorliegt....über Politik kann er noch reden, das ist quasi auf Hirnstammebene gespeichert.
Kontinenzleistung? Schuhe zubinden?

WackenDoc
04.05.2015, 14:29
Was die Kippen angeht: Ich kenn keinen COPDler, der nicht raucht oder geraucht hat. Und irgendwie hat eine COPD ziemlich schnell nichts mehr mit Lebensqualität zu tun.

Aber ich seh das noch von einer anderen Seite-Rauchen ist ja mehr Sucht als Genuß (und seltene Zigaretten, Zigarren etc. die man wirklcih genießt bringen ja nicht die riesigen gesundheitlichen Nachteile)

Spannender finde ich eher die Frage bei so Sachen wie Risikosportarten, exotische Urlaube, in meinem Fall Auslandseinsätze und Rettungsdienst etc.

Luciferase
04.05.2015, 16:02
Ich finde den Gedankengang mit dem gesunden Lebenstil hat man oft, nur man könnte ja auch so argumentieren, dass diese Person vllt schön früher erkrankt wäre, wenn er sich nicht so gesund ernährt etc hätte. Vllt hätte er sonst schon 5 Jahre früher die Diagnose gehabt.

Ganz schwachsinning finde ich auch immer die Argumentation von Sportmuffeln, die dann sagen" Person xy hat immer Sport gemacht und ist jetzt auch sterbenskrank". Erstmal sind die ein, oder zwei Persönchen gar nicht repräsentativ und zweitens weiß man ja nie, was noch dahinter steckt bspw. Wenn die Person immer mit ner starken Erkältung Joggen ging o. Ä.
Aber für solche Antisportler ist das immer ne gute Ausrede....

Flemingulus
04.05.2015, 17:13
meine großmutter war berühmt für ihr rezept
der champignons farcis. sie schloß es in
ihr grab. alles was gut ist, sagte sie,
füllt man mit wenig mehr als mit sich selbst.

(Jan Wagner)

anna1708
06.05.2015, 15:35
Du vergleichst jetzt aber nicht die "Genusszigarette" auf ner Party (die ich auch nicht als Genuss bezeichnen würde, weil ichs ekelhaft finde, aber manchen schmeckts ja wirklich) einmal im Monat, mit den 40 Zigaretten/d eines Kettenrauchers oder?

nee nee, genau, wie du sagst. das will ich nicht vergleichen. also versuchen, einen unterschied zwischen genuss und sucht zu ziehen.
wenn es der größte genuss für jemanden ist, abends ein oder zwei zigaretten zu rauchen - warum nicht? ich frag mich eben auch, was dem körper mehr schadet, der verzicht oder der genuss. die zigarette ist ein schlechtes beispiel. eher das glas schnaps am abend...

ehemaliger User_25062015
06.05.2015, 16:50
ich frag mich eben auch, was dem körper mehr schadet, der verzicht oder der genuss.

Der Verzicht soll dem Körper schaden? Weil schädliche Noxen von ihm ferngehalten werden? Das musst du mir erklären.
Wieviel Nikotin/Alkohol zu langfristiger Schädigung führt, weiß ich nicht, da gibts aber sicherlich Statistiken zu.
Zumal ja auch niemand von völliger Abstinenz oder ähnlichem redet. Jedoch haben wir (fast) alle nen gesunden Menschenverstand, der uns eigenlich sagen sollte, ich kann nicht leben wie Sau und dann erwarten, dass mein Körper nicht irgenwann zurückschlägt. Ich sags gerne nochmal, nur weil es die Möglichkeit gibt Pech zu haben, würde ich niemals mutwillig, wissend, dass es ernsthafte Folgen haben kann, meinem Körper einen Schaden zufügen, der ihn in die Knie zwingt. Egal ob Nikotin, Alkohol oder meinetwegen auch Essen.

Relaxometrie
06.05.2015, 19:38
sollten man nicht lieber die zeit, die man hat so nutzen, dass man spaß hat? heißt, trinken, wenn es einem schmeckt, rauchen, wenn man es mag und überhaupt ein bisschen mehr spaß haben, statt zu denken, "das könnte mir jetzt schaden"? früher oder später erwischt es ja doch jeden.
Jeder muß die für sich passende Balance finden zwischen "100% asketisch leben, über jedes Risiko informiert sein und jedes Risiko zwanghaft vermeidend" und "jegliche ungesunde Lebensweise aktiv betreibend, weil man eh stirbt".
Wie meistens liegt das beste Maß wohl irgendwo in der Mitte und man muß die verschiedenen Möglichkeiten, die das Schicksal parat hält, halt nach eigenem Gusto interpretieren.
Nur weil es eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür gibt, aus dem blühenden Leben heraus eine infauste Diagnose zu erhalten, würde ich jedoch nicht einem "mir-ist-alles-egal-ich sauf-mich-kaputt"-Lebensstil frönen.

jan_mediklin
09.05.2015, 09:41
Ich finde den Gedankengang auch ein wenig übertrieben.
Wenn man es nämlich konsequent macht: Wie verhält es sich dann zum Beispiel mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit evtl. unbekannten Partnern? Würdest du hier auch deine Gesundheit riskieren, weil es in dem Moment vielleicht "netter" ist? Natürlich erwischt es früher oder später jeden, aber wenn man etwas dafür tun kann, damit es später als früher passiert, dann mach ich das doch gern :-)