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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hemmung der Na-K-ATPase bei Azidose



Differenzialdiagnose
15.05.2015, 19:17
Hallo!

Entweder stehe ich auf dem Schlauch oder ich finde in den Büchern, die ich bis jetzt durchgeguckt habe keine befriedigende Antwort.

Warum wird bei einer Azidose die Na-K-ATPase gehemmt?

Ich habe vielfach nur in den Büchern gelesen, dass es z.B. bei Hyperkaliämie zur Azidose und dann zur Hemmung der Na-K-ATPase kommt, aber nie über welchen Mechanismus.


Vielen Dank!

ehemaliger User_25062015
15.05.2015, 20:18
Ich versuch mich mal an ner Erklärung...durch eine Hyperkaliämie wird ja der Kalium-Protonen-Antiport vermehrt angeschmissen. Heißt das viele Kalium aus dem EZR strömt in die Zelle, H+ strömen aus der Zelle raus => Azidose. Würde jetzt die Na-K-ATPase auch noch ihren Teil dazu beitragen, dass weiter Kalium in die Zelle befördert wird, dann würden wir der Azidose ja weiter "Nährstoffe" liefern, daher wird diese gehemmt...das wär eine für mich logische Erklärung. Man korrigiere mich gerne, dieses Pumpen-Zeugs war noch nie so wirklich meins.

Differenzialdiagnose
15.05.2015, 21:40
Ich dachte den Kalium-H+-Antiport gäbe es nur in den Belegzellen?

ehemaliger User_25062015
15.05.2015, 22:03
Nö, diesen Mechanismus gibt es durchaus auch in anderen Zellen.

*milkakuh*
16.05.2015, 00:25
Im proximalen Tubulus der Niere wird ein Großteil HCO3- rückresorbiert. Die Rückresorption ist Na+-abhängig und erfolgt mit Hilfe des H+Na+-Antiporters. Ich denke, dass sich damit erklären lässt, weshalb man die Na-K-ATPase bei einer Azidose hemmen kann. Sanguis hat das ja schon schön erklärt.

Absolute Arrhythmie
11.06.2015, 09:45
Ich habe mal ne ähnliche frage:

Ich habe es so verstanden, dass bei einer Azidose vermehrt H+-Ionen aus dem Extrazellulärraum in die Zelle strömen (dem Konzentrationsgefälle folgend). H+ verdrängt K+ am Proteinat und wird so abgepuffert. Trotzdem sinkt der pH-Wert der Zelle (warum?), K+ strömt aus. Bei niedrigem intrazellulärem pH schließen die K+-Kanäle um einen zu hohen Kaliumverlust zu verhindern.
Soweit so gut, aber warum kommt es trotzdem bei einer Azidose zu einer Hyperkaliämie? Und warum sinkt der pH der Zelle, wenn die Protonen doch vom Proteinat gepuffert werden?
Würde mich freuen, wenn mich da jemand erhellen könnte :-)

bipolarbär
11.06.2015, 14:18
Proteinat in der Zelle? Wo erzählt man denn sowas? :-)

Der pH der Zelle bleibt in der Azidose recht stabil aufgrund des Na+/H+ - Antiports. Erst bei höhergradiger Azidose reicht der elektochemische Gradient des Natriums nicht aus, um die Protonen auszutreiben. Wir sprechen hier schon von lebensbedrohlicher Azidose.

Für die Azidose und Hyperkaliämie: 1. einfache Erklärung: Elektroneutralität... H+ rein, K+ raus, hört man sehr oft 2. ausführlicher: die Azidose hemmt im distalen Tubulus die Na/K-ATPase, sodass weniger K+ intrazellulär aufgenommen und dann sezerniert wird. Es ist sicherlich aber nicht der einzige Mechanismus.

Absolute Arrhythmie
11.06.2015, 14:22
Stand im Speckmann, hat mich auch verwirrt... *Kopfkratz*
Also wird im Endeffekt der ganze Mechanismus des Aufrechterhaltens der normalen Verhältnisse einfach ab einer gewissen Azidität außer Kraft gesetzt? Sowas in der Art hatte ich auch schon vermutet :-) Danke für die Erklärung!

*edit: Im Silbernagl steht aber auch, dass intrazelluläre Proteine den intrazellulären pH-Wert puffern. Dann wird das so wohl auch stimmen. Proteinat muss ja nicht Hämoglobin sein ^^

*edit2: meine frage wird im Silbernagl sehr schön beantwortet:
Die Protonen besetzen das Proteinat,wodurch negative Ladungen innerhalb der Zelle wegfallen. Durch diesen Wegfall kann mehr Kalium aus der Zelle hinaus, da sie nicht mehr als Gegenladung benötigt werden. Außerdem werden in allen Zellen die Na-K-ATPasen gehemmt, so dass weniger Kalium in die Zelle ausgenommen wird.
Jetzt hab ichs kapiert :-)

Differenzialdiagnose
13.06.2015, 10:25
Ich habe jetzt noch mal über die Frage nachgedacht und beim Niere-Wiederholen auch überlegt, dass ja die Hemmung der Na/K-ATPase sinnvoll ist.
Bei einer Azidose wird der apikale K/H+-Transporter angeworfen. H+ geht in's Lumen und wird über den Urin ausgeschieden. K+ geht in die Tubuluszelle. Damit das aber noch möglich ist und nicht zuviel K+ in die Zelle kommt und die Triebkraft fehlt, wird basolateral die Na/K-ATPase gehemmt.

Zu simpel gedacht oder OK?

bipolarbär
17.06.2015, 12:08
Klingt stark konstruiert :-) aber wenn es eure Profs sagen, ist es die Offenbarung.

Allgemein, je mehr man sich mit Physio beschäftigt, desto mehr weiß man, dass man nichts weiß...

Differenzialdiagnose
17.06.2015, 15:01
Wieso stark konstruiert?